Mittwoch, 23. August 2006

Trau, schau, wem! (2)

Die Medien sind gerne um Schlagzeilen bemüht. Je dramatischer, desto besser. Wenn zum Text auch noch Bild geliefert wird, ist die Wirkung um so effektvoller. Reuters hatte während des letzten Israel-Libanon-Krieges die schmerzhafte Erfahrung machen müssen, dass gerade bei Bildern in der heutigen Zeit gilt, dass man ihnen nicht ohne Kontrolle und Recherche glauben schenken darf.

Web.de präsentiert heute folgendes Bild inkl. Untertitel (Hervorhebungen durch uns):

Angeblich israelische Bomben
Was fällt an diesem Bild auf?

Selbst ohne ein ausgebildeter Militärtechnologe zu sein, müsste man sich fragen, wieso ausgerechnet zwei solche Brummer auf einmal nicht explodieren. Und wie kann eine Bombe dieser Größe, die geschätzt mehrere hundert Kilogramm wiegen müsste, in dieser Haltung so liegen, ohne vom eigenen Gewicht umzukippen? Wo ist der Zünder? Abwurfbomben haben immer Einschraubzünder, die vor dem Einsatz angebracht werden. Bomben und Zünder werden aus Sicherheitsgründen immer getrennt gelagert.

Wenn das Bomben wären, wieso liegen die da so ohne jede Einschlagspur herum, während beide deutlich erkennbare Aufprallspuren an der Spitze aufweisen? Warum sind die Flansche für die Montage am Flugzeug noch dran, wo die doch aerodynamisch vollkommen fehl am Platze sind. Ging es bei Bomben nicht um Präzision? Und haben Bomben nicht große, drehsymetrische Leitwerke? Wieso sind dann hier die hinteren Enden auf beiden Bildern verdeckt? Warum sind die Dinger nicht beschriftet? Alle militärischen Sprengkörper sind deutlich sichtbar beschriftet und haben eindeutige Markierungen, die Fehlbedienung und so weiter verhindern sollen. Fragen über Fragen.

Tatsächlich dürfte es sich hier um leere und deshalb abgeworfene Abwurftanks von Jagdbombern handeln. Die sind normalerweise nicht beschriftet, haben eher rudimentäre und meist nur spiegelsymetrische Leitwerke und die Aufhängevorrichtung bleibt bei einigen Versionen (zB. bei der F16) beim Abwurf am Tank mit dran, damit der Flieger Gewicht spart und die Aerodynamik verbessert wird. Das dürfte auch erklären, warum die beiden Männer in dem Bild so "todesmutig" um die Gerätschaften herumtingeln: Von einem leeren Kerosintank geht ungefähr soviel Gefahrenpotenzial aus, wie von einem geparkten VW Golf.

Was also will die Presse mit diesem Bild erreichen? Bewusste und gezielte Fehlinformation der "dummen Kunden"?

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