Mittwoch, 30. August 2006

Entwicklungen in Nahost und der Welt

Israelischer Soldat mit MGManch einer hat darüber sinniert, welchen Sinn eigentlich der Krieg gegen den Libanon oder genauer: gegen die Hisbollah-Milizen und die sie aktiv unterstützenden Zivilisten und deren Infrastrukturen eigentlich hatte. Nicht wenige sind zu der Überzeugung gelangt, dass die Bedrohung durch die Hisbollah zwar durchaus real, aber keinesfalls existenzbedrohend für Israel sein kann. Eine häufig geäußerte Vermutung ging grob in die Richtung einer Vorbereitung für den Krieg gegen den Iran.

Der Telegraph berichtete vor ein paar Tagen davon, dass Israel bereits vor rund zwei Monaten Generalmajor Elyezer Shkedy, Chef der israelischen Luftwaffe, beordert hat, die Vorbereitungen für die Iran-Front zu leiten. Dadurch wird den Spekulationen weiterer Vorschub geleistet, dass sich Israel darauf vorbereitet, mit militärischen Mitteln gegen das Atomprogramm des Iran vorzugehen.

Israel befürchtet, dass der Iran versuchen wird, weitere Zeit zu schinden, um sein Atomprogramm weiter voran zu treiben. Für Israel besteht kein Zweifel daran, dass dieses Programm einzig und allein der Herstellung einer Atombombe dient. Israel betrachtet den Iran deshalb als konkrete Bedrohung für die eigene Existenz, denn eine einzige Atombombe reicht aus, um Israel faktisch zu vernichten. In Militärkreisen wird Israel deshalb auch als "One Bomb Country" bezeichnet.

ExplosionSpezialisten für israelisch-iranische Beziehungen gehen deshalb davon aus, dass Israel sich entweder jetzt darauf einstellt, mit einem atomar bewaffneten Iran zu leben, oder aber militärisch gegen ihn vorzugehen, um das Problem aus der Welt zu schaffen. Die Variante des sich mit dem Anderen arrangierens ist jedoch eher eine vage Hoffnung als eine echte Alternative.

Der künftige Oberbefehlshaber der gegen den Iran kämpfenden Truppen macht aus seiner Überzeugung kein Geheimnis:
"Ahmadinejad versucht mit all seiner Macht nukleare Kapazitäten fertigzustellen. Es gibt keinen Zweifel an seinen Absichten." "Diese nukleare Bewaffnung kann eine existentielle Bedrohung für die Existenz Israels und den Rest der Welt darstellen. Meine Aufgabe besteht darin, unsere Fähigkeiten in jeder Hinsicht zu vergrößern. Je weniger darüber hinaus über dieses Thema gesprochen wird, desto besser."
Vor diesem Hintergrund dürfte der dringende Wunsch Israels nach dauerhafter Stationierung deutscher Soldaten im Grenzgebiet zum Libanon in einem völlig anderen Licht erscheinen. Denn: Wenn es wirklich scheppert da unten - und ich bin mir sicher, dass es da zum Krieg kommt - dann wäre Deutschland plötzlich direkt betroffen und könnte sich nicht herrausreden und gegen die "Koalition der Willigen" opponieren.

Donald RumsfeldPassend dazu berichtet AFP, dass Donald Rumsfeld, Verteidigungsminister der USA, den Kampf gegen den Terror als eine Schlacht gegen einen "neuen Typ von Faschismus" ansieht. Damit ist die argumentative Brücke zwischen der Beteiligung der USA am Zweiten Weltkrieg und den Kriegen im Nahen Osten geschlagen. Der implizierte Vergleich der Region mit dem Europa des Zweiten Weltkriegs ist bestimmt nicht zufällig, siehe oben.

Nach Rumsfelds Ansicht demoralisiert jede Kritik am von der US-Regierung gegen den Terrorismus geführten Krieg die Bevölkerung der USA. Das wiederum könne "das Durchhaltevermögen der freien Gesellschaften schwächen". Mit anderen Worten: Wer die USA in diesem Punkt kritisiert, egal ob berechtigt oder nicht, der ist eine konkrete Bedrohung für die USA und für alle "freien Staaten". Gegen eine solche "clear and present danger" ist die USA natürlich auch schon durch die UN-Charta gezwungen, mit jedem zur Verfügung stehendem Mittel vorzugehen.

(Quelle: AFP, Telegraph)

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