Mittwoch, 12. Mai 2010

Einkaufen (10)

[Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Sven "DeichShaf" Wagner]

Zum Behuf der Selbstverpflegung und weil auch einige andere Einkäufe anstanden, begab ich mich kürzlich unter anderem zum örtlichen Kaufmannsladen, um mich dort - einer liebgewonnenen Gewohnheit wegen - mit Nahrungsmitteln einzudecken. Soweit so unspektakulär und für keinen der geneigten Leser hier etwas wirklich Neues oder gar Aufregendes.

Der Ablauf ist eigentlich stets der Selbe: Rein in den Laden, Einkaufswagen für einen Euro heraus zu zerren, lustlos durch die Gänge zuckeln und dabei den Wagen vollpacken und dann an der Kasse stehen, seine Waren aufs Band legen und nach dem Bezahlen den Ort zügig verlassen.

Ich fühlte mich am Sonnabend aber eher an die Erlebnisse unseres Alphatapirs erinnert, als ich in der örtlichen Dependance einer Essener Kaufhauskette war. Nein, nicht weil mich da gleich mehrere Blagen mit Fahrrädern über den Haufen fahren wollten, das war zwar auch interessant aber nicht aufregend. Auch blieben mir Rempeleien mit Einkaufswagen erspart.

Ich hatte Zeit. Also wollte ich mich neben dem üblichen Einkauf auch noch nach anderen Dingen umsehen - etwa ein neues Fahrradtacho, denn der BC504 von Sigma ist nach einmaligem Herunterfallen (mal wieder) kaputt gegangen und beharrte darauf, ersetzt zu werden, auf das er seinen Vorgängern in die ewigen Jagdgründe folgen möge... Und hier ein Tipp Leute: Wenn ihr euch einen Fahrradtacho kaufen wollt, dann gebt um Himmels willen nicht mehr aus, als unbedingt notwendig ist! Die Dinger braucht man offenbar nur schief ansehen und sie gehen kaputt, egal ob die von Sigma oder vom Baumarkt sind. OK, ich will nicht zu weit abschweifen :)

Während ich mich also in der Fahrradabteilung umsah um mir das Angebot verfügbarer Tachos und einiger anderer Zubehörteile zu Gemüte zu führen, wurde ich nacheinander von einer älteren Dame, einem jungen Ehepaar, einem Mittdreißiger und einem Mitarbeiter (!) angesprochen, ob ich wüsste wo dieses oder jenes läge oder was bestimmte Artikel kosten mögen und so weiter.

Ich begann mich schon nach dem zweiten Ansprechen zu wundern, ob ich etwa von den lieben Kollegen in der Firma heimlich ein Blatt Papier auf den Rücken... Aber nein, das wäre ja Unsinn und aus dem Kindesalter sind wir da eigentlich alle raus. Ich war geneigt, die Rolle, die mir aufgezwungen wurde, mitzuspielen. Aber nach meinen Regeln. Der Mittdreißiger sprach mich an und ich drehte mich betont langsam zu ihm herum und musterte ihn sehr lange und ausgiebig von oben bis unten. Es entspann sich folgender kurzer Dialog:

Ich: "Entschuldigung, ich habe eben nicht zugehört, was bitte möchten Sie?

Er: "Ich suche nach Bremsbelägen für mein Fahrrad" (zeigt auf sein
Hollandrad)

Ich: "Und da fragen Sie mich?" (süffisant lächelnd)

Er: "Nunja, Sie arbeiten doch schließlich hier...?" (unsicher)

Ich: "Aber nicht für Sie!"

Daraufhin entschloss er sich, ziemlich erbost, an einen vermeintlich mir vorgesetzten Mitarbeiter zu wenden. Als er endlich jemanden gefunden und zu mir geschleppt hatte, und ich dann die Kleidung des Menschen erblickte, war mir auch der Grund für die Verwechselungen klar: Scheinbar ist es kein guter Rat, dort mit einem sehr dunkelblauen Pullover einzukaufen, wenn man dazu nicht wenigstens noch eine unverfängliche Jacke in Farben trägt, die nicht den Farben der Dienstkleidung der Mitarbeiter entsprechen.

Der Mitarbeiter (zufällig ein Bekannter) konnte den Irrtum dann aufklären und meine Entschuldigung für meinen Scherz wurde letztlich auch akzeptiert. Ich werde es in Zukunft aber vorziehen, entweder Irrtümer sofort aufzuklären - ich hege kein Interesse an einem Hausverbot und mir liegt etwas an der Freundschaft mit dem Bekannten der dort arbeitet – oder mich nur in anderer Kleidung dorthin zum Einkaufen zu begeben. Und ein Schelm, wer Böses denkt, dass die Grundidee ungeahnte Möglichkeiten bieten kann... ;-)