Mittwoch, 30. April 2008

Ken Li!

Kennt ihr den "weißen Neger Wumbaba" von Axel Hacke? Ja? Aus derselben Kategorie kommt das folgende Meisterwerk menschlicher Schaffenskunst, das wir alle dem überaus geschätztem Deichshaf zu verdanken haben, der das unbedingt auf der Tapirherde gefeatured haben wollte:

Ich sag mal: Grandios! Ein weiterer Grund, Fernsehn pauschal zu verbieten.

(Danke Deichshaf!)

Navigator

Suchbilder sind immer so eine Sache. "Finde den Fehler" ist so ausgelutscht, das kann keiner mehr ertragen und auch "Once you see it, you'll shit bricks" hat seinen maximalen Nervpegel schon lange überschritten. Hin und wieder allerdings tauchen Suchbilder auf, die, je länger man sich mit ihnen beschäftigt, den Betrachter richtig in ihren Bann ziehen und das eigene Erinnerungsvermögen auf eine harte Probe stellen. Ein solcher Fall ist der Navigator 2005. Siehe rechts (klick für groß und so weiter...)

Ich erkenne einfach zu viel wieder... *seufz*

(Danke kork)

Dienstag, 29. April 2008

Computer herunterladen

Es ist erstaunlich, welchen Schwachsinn eine beliebige Lobby von Politikern erfolgreich verlangen kann. Erschreckend ist aber, mit welch profunder Unkenntnis und fern jeglichem Wissens um "das wahre Leben" eben jene Politiker dann nach der Pfeife der Lobby tanzen und völlig unverblümt ankündigen, dem Bürger so richtig kernig in den Arsch zu treten. Man könnte das ja ignorieren, wenn es nicht gerade die Bundeskanzlerin wäre, die ankündigt, dass sie die Rechte der Medien und Musikindustrie stärken werde, denn - so unsere Bundeskanzlerin - das Herunterladen von Computern ist kein Kavaliersdelikt:

Ob die Dame da im Hinterkopf die Ideen eines Herrn Schäuble hatte und dieser gedankliche Salto rückwärts zu diesem sprachlichen Fauxpas führte? Kann sein. Aber eins ist mal klar: Wenn wir Deutschen auch weiterhin so desinteressiert an Politik und unseren eigenen Rechten bleiben, dann sollten wir uns über nichts wundern. Erst recht nicht darüber, dass private Firmen die Gerichte ersetzen und AGBs zu geltendem Recht werden.

Sonntag, 27. April 2008

Wehrhaft

Gerade unterhielt ich mich mit einem Kumpel über das Thema "wehrhaft", da fiel mir dieses Video wieder ein:

Mittwoch, 23. April 2008

Roy Dogg

Snoop Dogg? Roy Black? Geht es schlimmer? Eindeutig Ja: Man könnte es kombinieren. Warum "könnte"? Warum nicht tun? Okay, tun wir es...

Dienstag, 22. April 2008

Frühling

Auf vielfachen Wunsch: Ein paar Ergebnisse der letzten Tage.

Sonntag, 20. April 2008

I Love the World

Yup, das unterschreibe ich sofort.

Hamburg

Doppelstock BusEntgegen anderslautender Behauptungen bin ich nicht nur in meiner Heimatstadt unterwegs. Gerne suche ich auch andere Siedlungszentren auf, meistens in der Hoffnung, dort weniger, oder zumindest harmlosere Bekloppte anzutreffen. Mein Bekanntenkreis weiß das und nimmt mich deshalb gerne mit auf Städtetour - oder "Safari", wie sie es inzwischen nennen. Eine solche Städtetour war jüngst der Einfall meines busfahrenden Bekannten, der es für eine tolle Idee hielt, meine Kamera und mich mitten in der Nacht nach Hamburg zu entführen. Anfangs halte ich diese Idee auch für "toll"...

Ich habe Glück: Hamburg präsentiert sich in strahlendem Sonnenschein und ist bevölkert von unglaublich vielen Menschen. Unglaublich vielen bekloppten Menschen, wie ich sehr bald merken sollte. Ich werde am ZOB (Zentraler Omnibus Bahnhof) in der Nähe des Hauptbahnhofs abgesetzt. Dort versammelt sich bereits zu früher Stunde die Creme de la Creme der High Society und genießt das Frühstück. Es verwundert mich nicht, dass eben jenes Frühstück in erster Linie aus umstehenden Müllkübeln zusammengesammelt wird, aber etwas erstaunt bin ich dann doch, dass nicht wenige fehlende Komponenten aus umliegenden Kiosken und Imbissen zusammengekauft(!) werden. Sei es drum.

Ich wandere los, besichtigte die nahe gelegene Fußgängerzone und staune über sich auf offener Straße "prügelnde" Banker, die sich - eindeutig filmreif - wie zwei Mädchen gegenseitig ankeifen und schon fast zärtlich herumschubsen. Tucken galore. Die beiden bieten eine eins A Kulisse für die offenbar frisch dem Assitoaster entnommenen Discopalmen, die auch nicht viel Anderes zu tun haben, als sich gegenseitig lautstark in gewähltestem Hochdeutsch anzukeifen: "Schlampe!" - "Fotze!" You get the point. Leider trifft zusammen mit mir die Polizei ein und zerstreut die Szenerie, aber als Einstand finde ich das schon recht klasse.

Die Dummheit deutscher Autofahrer ist ja schon legendär, aber bitte wie dämlich muss man sein, dass man zur sich Hauptverkehrszeit ins absolute Halteverbot einer Busspur stellt und das ausgerechnet unmittelbar hinter einem Streifenwagen, an dessen Kofferraum ein Cop lehnt, der den Parkvorgang aufmerksam beobachtet? Der Fahrer, ein "ich bin toll"-Typ Anfang dreißig ist völlig perplex, dass ihm der zu meiner Überraschung völlig entspannte und gelassene Cop erklärt, dass er - also der Autofahrer - ihm - dem Cop - jetzt entweder zeigt, wo die Kamera steht oder ein anständig ausgepreistes Ticket kassiert. Der Autofahrer ist natürlich super einsichtig und steigt sofort wieder ein und fährt weg.

Euch kann man auch alles erzählen, was? Natürlich ist es nicht so. Der Autofahrer rastet total aus, brüllt rum, beleidigt so ziemlich alles im Umkreis von geschätzten sechzig Lichtjahren um den Cop, Hamburg und Deutschland und Europa herum, verteilt großzügig obszöne Gesten in jede nur denkbare Richtung, bevorzugt jedoch in Richtung des Landesbediensteten und wird dafür vom Cop mit einem wissenden Lächeln belohnt. Als der sich äußerst erwachsen und reif und qualifiziert für die Teilnahme am menschlichen Genpool verhaltende Vollprofi kurzzeitig mal die Fresse hält, lässt ihn der Cop ein selbstverständlich völlig unwichtiges Detail wissen:

"Ihnen ist schon klar, dass ich ihren Führerschein habe, oder? Nein? Dachte ich mir. Ich behalte den jetzt auch erstmal. Ich rufe dann mal nen Abschlepper an, denn SIE fahren vorläufig erstmal Bus." 100% Pure Ownage. Der vielsagende Blick des Beamten in meine Richtung und besonders auf meine Kamera macht mir sehr eindringlich klar, dass er nun nicht gerade davon begeistert ist, sich abgelichtet zu wissen. Ich trolle mich von dannen.

Alster Fontäne Binnenalster HamburgIch tummle mich am Rathaus - toller Bau, nur irgendwie passt das mit der Sonne überhaupt nicht und Fotos gegen das Licht sind mal voll doof. Naja. Alsterpromenade ist sehenswert: So viele wichtige Menschen auf so wenig Fläche... das hat schon was. Rüber, andere Seite, Binnenalster. Sehr amüsant: Dutzende Passanten und Touristen, die mit ihren Handys verzweifelt versuchen, die Alsterfontaine einigermaßen brauchbar abzulichten. Bei geschätzten zwei Megapixeln dürfte das bei allen feinstes Klötzchenkino sein. Aber egal, jeder bekommt, was er haben will.

Da die Zeit knapp ist, noch ein Abstecher zum Mahnmal St. Nicholai, kurz gesichtet, ein paar Übersichtsaufnahmen und Rückroute geplant. Am Zollmuseum vorbei und wieder zurück zum ZOB. Die High Society hat nahtlos das zweite oder dritte "Frühstück" nachgeschoben und streitet darum, wer jetzt bei welchem Kiosk welche Alkoholika einkaufen soll. Ich spare mir das und beschließe stattdessen einen Snack beim Schotten (Auswärtige und Insulaner sagen noch immer "McDonalds" dazu) einzukaufen.

Der Schotte war sauber, modern und gut besucht. Das Personal war routiniert und erstaunlich freundlich. Ernsthaft, so freundliches und bemühtes Personal habe ich beim Schotten noch nirgendwo erlebt. Drei Kassen sind geöffnet. An jeder Kasse eine Schlange von drei, vielleicht vier Kunden. Alles Personal ist in Action. Plötzlich platzt die Tür auf und ein Komiker auf Fernsteuerung erklärt den Laden zu seinem Eigentum.

Er nuschelt irgendwas von "Cheeseburger" in den für ihn nächst stehenden Serviettenständer. Der erfüllt seine Bestellung natürlich nicht, was zu profunder Verwirrung des "Gastes" führt. Das Personal bedient ungestört weiter, neue Kunden kommen hinzu. Der Komiker hält sich den Serviettenspender auf Armeslänge vom Leib, starrt wirr in die Runde. Er entdeckt die Kassen. Da der Laden ihm gehört und niemand außer ihm bedient werden will, stürmt er an allen vorbei, direkt an den Tresen und keucht die sichtlich um Fassung bemühte Bedienung an:

"Ich will n Cheeseburger." Die erste Bedienung ignoriert den Komiker, der sich darauf hin der nächsten Bedienung zuwendet: "Ich will Cheeseburger!" Auch sie ignoriert ihn. Der Komiker ist fassungslos. Er dreht sich um, taumelt zurück in den Raum, kreiselt. Ruckartig bleibt er stehen und fasst einen Entschluss. Ein suchender Blick und er hat ein Opfer auserkoren. Er stürmt zielstrebig auf das Pärchen vor mir zu: "Los jetzt! Cheeseburger!", faucht der die junge Frau an. Ihre Begleitung reagiert mustergültig: "Schatz, lass Dich nicht anquatschen" und blickt weiter starr nach vorne zu Kasse.

Was für ein Mann! Ich bin begeistert von so viel Männlichkeit, Tatkraft und Handlungsfreude. Ein echtes Vorbild. Die Frau sieht mit einer Mischung aus Entsetzen und maßloser Verblüffung zwischen dem Komiker und ihrem "Göttergatten" hin und her. Der Komiker versteht, dass er auch da nicht das Objekt seiner Begierde erhalten wird. Er wählt die Schlange auf der anderen Seite, versucht dort sein Glück. Vergeblich, aber dafür wird sein nächster Versuch wenigstens von eindeutigen Glückwünschen und Hinweisen auf sein vorbildliches Verhalten begleitet: "Verpiss Dich, Arschloch. Packst Du mich an, gibt's auf die Fresse!"

Ich verpacke meine Kamera sorgfältig und ziehe mir meine Handschuhe an. Ich ahne, was auf mich zukommen wird. Ja, genau: Der Komiker kommt gezielt auf mich zu. Eine Dunstwolke, die problemlos alle Ansprüche an biologische und chemische Kampfstoffe erfüllt, schlägt mir entgegen. Er fasst mich an und brüllt: "EY! SOFORT NEN CHEESEBURGER!!" - Warum immer ich?

Er will mich schütteln. Mutig. Gelernt ist gelernt und manche Reflexe funktionieren ein Leben lang: Seine Hand umfasst, einen halben Schritt nach hinten, mit der anderen flachen Hand ein Stoß vor die Schulter, Drehebel und schwupp: "Polizeigriff". Ich halte ihn knapp auf Distanz, sehe mich zum Personal um. Der Komiker mault ziemlich verblüfft rum. Das Personal sieht mich verwirrt und ängstlich an. "Macht mal jemand die Tür auf? Oder soll ich durch die Scheibe...?" Der Schichtleiter wird hektisch. Er hechtet zur Tür, reißt sie auf. Der Komiker wacht aus seiner Überraschung auf und fängt an zu zucken, will sich befreien. Ich stoße ihn aus der Tür, der Schichtleiter zieht die Tür schnell zu und hält sie von innen zu.

Ich entschuldige mich bei den Umstehenden für die Störung und stelle mich zurück in die Schlange. Das Pärchen vor mir ist in aufgeregter Debatte. Er: "Was für eine Unverschämtheit. Was bildet der sich eigentlich ein? Wo sind wir hier denn? Im Tollhaus?" Mit den Worten dreht er sich halb zu mir um und wirft mir einen mörderischen Blick zu. Ich lächle ihn an. Daraufhin sie: "Wieso? Ich weiß gar nicht was Du hast, Schatz." Sie dreht sich zu mir um "Manche Männer scheinen eben doch noch Eier in der Hose zu haben..." und wirft mir einen Blick zu, der mehr sagt als nur "Hello, Pretty..." Ich lächle unverbindlich und deute nach vorne.

Die Kassiererin wartet auf die Bestellung des Pärchens. Während die beiden über die Qualität und Fortsetzung ihrer offenbar unter schlagartig veränderten Vorzeichen stattfindenden Beziehung debattieren, bestellen die beiden irgendwelches Zeugs. Im Weggehen wendet sie sich mir noch mal zu: "Vielen Dank." Ein Augenaufschlag, der meinen Hormonhaushalt schlagartig auf Hochtouren bringt. Er ist fuchsteufelswild und motzt sie harsch an. Sie solle sich benehmen und was diese Szene solle und überhaupt. Sie lächelt ihn zuckersüß an: "Schatz, Contenance. Du weißt doch, wie schwach es um deine Konstitution bestellt ist. Aufregung ist nicht gut für jemanden wie Dich..." Ich ahne, dass sich hier ein interessanter Nachmittag anbahnt.

Ich bin dran. Ich bestelle Kleinzeug, werde bedient und der Filialleiter schaltet sich ein: "Das geht aufs Haus". Ich bedanke mich artig, greife mir den Sack und pilgere nach draußen. Weder vom Komiker, noch von dem glücklichen Pärchen ist weit und breit etwas zu sehen. Dafür ist mein Bekannter mit seinem Doppelstöcker wieder da. Wir hocken uns auf eine der Bänke. Ich gebe ihm was ab und erzähle ihm von dem Event beim Schotten. Darauf er: "So'n Geleckter mit Schnöselbärtchen und so nem Feger dabei?" Passt. "Jau, die sind hier vorbeigerauscht. Er geschimpft wie ein Rohrspatz und sie nur am Grinsen. Sind in so'n Cabrio rein und gerade mit quiteschenden Reifen da hinten raus." Er deutet in Richtung Ausfahrt.

Ich werde nie erfahren, ob das genau in diesem Moment einsetzende wilde Gehupe, die quietschenden Reifen und das sich dem anschließende Knallen von Blech zu jenem Pärchen gehört oder nicht, aber es macht diese Episode vollkommen. Wir sammeln die übrigen Fahrgäste ein. Es soll zu den Landungsbrücken gehen. Ich kann den Beifahrersitz im Bus entern, denn die Reisebegleiterin ist bereits an den Landungsbrücken und wartet dort auf uns.

Lebensmüder HipHopper in HambugNun ist so ein doppelstöckiger Reisebus nicht eben leicht zu übersehen und er ist mit 18 Tonnen Leergewicht auch ein nicht eben triviales Fahrzeug auf der Straße. Kurz vor dem Hauptbahnhof erfahre ich, dass manche Menschen genau das irgendwie anders sehen. Wir haben grüne Welle und gondeln gemütlich mit 50 Sachen vor uns hin, hinter einem Linienbus her. Links auf dem Bürgersteig vor uns fällt mir ein HipHopper auf. Der scheint fließenden Verkehr für das Problem anderer Leute zu halten. Ohne sich um die hektisch hupenden und mit quietschenden Reifen in den Anker gehenden Autofahrer zu kümmern, latscht er los, quer über die Straße, auf einen Fußgängerüberweg zu. Ich ahne, was kommen wird. Mein Bekannter hat die Situation bereits erfasst und steht auf Bremse und Hupe. Der Bus kommt nicht weit vor dem Spezi zu stehen (siehe Bild) Der lässt sich überhaupt nicht beeindrucken und geht einfach weiter...

Ohne weitere Zwischenfälle liefern wir die Fahrgäste ab. Wir kaufen noch in einem größeren Supermarkt der Metro-Gruppe ein. Auch dort verfolgen uns merkwürdige Ereignisse. Angefangen von dem Einkaufswagen, der uns nicht ein, nicht zwei, sondern ganze drei Mal "geklaut" wird. Der Einkaufswagen taucht jedes Mal an völlig anderen Stellen wieder auf, jedes Mal ist der Inhalt fast unverändert, denn jedes Mal fehlt genau ein Teil. Nicht fragen, nur wundern. Auch die Verkäuferinnen an der Käsetheke sind strange. Nicht nur, dass sie zu zweit gleichzeitig ein und denselben Kunden bedienen, sie bieten demselben Kunden (meinem Bekannten) gleichzeitig völlig verschiedene Käsesorten an, zeigen völlig willkürliche und unterschiedliche Mengen an, wiegen diese ab und packen sie ein. Beinahe toll, nur ist weder Käsesorte noch Menge irgendeiner Verkäuferin das, was mein Bekannter bestellt hat.

Wundert es jemanden, dass, als wir an der Kasse anstehen - mit unserem Wagen, den wir nach der dritten "Ausleihe" bewachen wie Schießhunde - plötzlich jemand ankommt und sich kommentarlos an uns vorbeidrängt und sich vor uns in die Reihe stellt, mit den Worten: "Was glotzt Du so? Aufs Maul?" Mein Bekannter und ich sehen uns an. Wir kennen uns lange und wir verstehen uns gut. Wir haben keinen Bock auf Stress und mein Bedarf an "Seltsam" ist eindeutig gestillt. Wir lassen den komischen Vogel gewähren, bezahlen unseren Einkauf und beenden unseren Besuch in Hamburg irgendwann ohne weitere seltsame Vorkommnisse.

Ich bin wirklich froh, dass niemand in meinem Beisein verletzt wurde...

Donnerstag, 17. April 2008

Paranoia Universalis

Canon EOS 40dMenschen sind ängstlich. So derbe ängstlich, dass der Anschein der Möglichkeit einer theoretisch denkbaren Gelegenheit zum Herbeireden einer eventuell gefährlichen Situation ohne Umweg über Verstand oder Intellekt direkt zur unmittelbaren und akuten Lebensgefahr wird.

So zum Beispiel neulich im Park. Ich stand so herum und fotografierte so vor mich hin und in die Landschaft hinein - es waren nicht mal Menschen in der Nähe meines Bildwinkels - da galoppierte plötzlich, einem großformatigen, in Afrika heimischen Säugetier nicht unähnlich, etwas kreisch-buntes hinter mir vorbei und schrie gellend: "Das ist verboten! Das ist verboten!" Ich war hinreichend irritiert und suchte nach dem, was denn wohl verboten wäre.

Ich fand nichts Verbotenes, abgesehen von ihrer vielleicht diskussionswürdigen Vorliebe für das Tragen kontrast- und musterreicher Farben, alle gleichzeitig, wohl bemerkt. Es war auch nicht verwunderlich, dass ich nichts fand, denn sie, von der Natur auch noch leider mit erheblichem Übergewicht bedacht, meinte mich und Spiegel, in denen ich mich (vielleicht auch nicht ganz unwichtig: sie sich auch mal) selber hätte sehen können, standen keine herum.

Keine fünf Meter entfernt stand sie, völlig außer Atem und keifte zu mir herüber. "Das ist verboten!" Ich war irritiert, suchte in meiner Fotografierrichtung nach irgendetwas, was vielleicht nicht fotografiert werden dürfte, vielleicht die neueste Geheimwaffe der Bundeswehr oder etwa ein dendrophiler Politiker beim Liebesakt mit eben jener Rotbuche, die ich fotografieren wollte, aber nichts. Da war absolut nichts, abgesehen von Bäumen, Büschen und vielleicht ein paar Vögeln.

Ich wandte mich der Dame zu und freundlich, wie ich nun mal bin, erkundigte ich mich, was sie denn wohl meinte. Sie streckte ihren Arm zitternd aus, richtete ihn auf mich und ihre Stimme erreichte unvorstellbar schrille Tonlagen: "Sie dürfen keine Leute erschießen, dass ist verboten!" Jetzt war ich endgültig verwirrt. Ich sah sicherheitshalber noch einmal in die Runde. Da war sie und da war ich und dann waren da Rasen, Bäume, Büsche und Getier, aber ums Verrecken keine anderen Leute. Wie um alles in der Welt kommt die auf "erschießen"? So groß ist mein Objektiv nun auch wieder nicht.

Ich klärte sie auf: "Ich mache bloß Fotos. Von dem Baum da." Nein, das war nicht die Antwort, die sie haben wollte. "Das ist verboten!", kreischte sie erneut. Ich versuchte es anders. "Ja, ist in Ordnung, ich werde sie ganz bestimmt nicht fotografieren, okay?" Was hatte ich getan? Sie pumpte ihre geschätzten 160 Zentimeter Körperlänge und ihr wirklich beeindruckendes Volumen zum Bersten auf und stampfte mit in allen Farben und Mustern schillernden und wogenden Konturen auf mich zu: "Werd' mal nicht frech, Bürschchen, sonst gibt's auf die Fresse."

Jetzt wurde es mir eindeutig zu blöde. Zwei, drei Handgriffe, und die Kamera war sicher verstaut. Ich wartete ab. Sie wabbelte bis auf Armeslänge an mich heran und war völlig außer Atem. Puterrot schnappte sie nach Luft und kämpfte gegen Sauerstoffmangel, Schwerkraft und die Tatsache, dass sie und ich uns in einem öffentlichen Park befanden. Ich ließ sie zu Atem kommen. Besorgt fragte ich: "Ja? Sie wollen mir etwas sagen? Geht es ihnen gut? Brauchen sie Hilfe?" Sie rastete völlig aus. Vor mir explodierten gegurgelte Wortfetzen, spritzende Sabberfontänen und wehende Farben und Muster und mitten drin wüst gestikulierende Fleischmassen.

Nur so viel verstand ich: "Verboten" und "erschießen". Vorsichtig hielt ich nach etwaigen Pflegern ausschau oder nach anderen Begleitpersonen, aber da war niemand. Ich wartete ab. Irgendwann war ihr Kreislauf am Ende seiner Leistungsfähigkeit. Gurgelnd erstarb was auch immer sie mir entgegenkeifte und schwer nach Luft ringend hechelte ein bedauernswerter Mensch vor mir, der irgendwie nicht verstehen konnte oder wollte, dass eine Kamera kein Gewehr ist. Ich fragte sie erneut: "Brauchen sie Hilfe?" Brauchte sie wahrscheinlich schon, aber ich meinte jetzt doch eher akute Hilfe in Form eines Rettungswagens oder so. Sie wollte irgendetwas keifen, aber mir war es eindeutig zu bunt.

Ich fiel ihr ins Wort: "Mir egal, was sie glauben. Ich schieße hier nicht auf irgendjemanden oder irgendetwas, ich mache Fotos. Nicht von ihnen und nicht von sonstwem. Von Bäumen. Pflanzen. Vögel. Tiere. Verstehen sie? Grünzeugs und so. Sie fotografiere ich nicht. Will ich nicht, werde ich auch nicht. Fotos, verstehen sie? Bilder. So zum angucken. Ich nix schießen. Nix Peng-Peng." Ich wartete auf irgendeine Reaktion. Ich starrte in zwei Augen, die jeglichen Funken des Begreifens vermissen ließen. "Das", ich zeigte auf meine Fototasche, "ist eine Kamera, kein Gewehr. Klar?" Leerer Blick und schnaufendes Atmen. "Sprechen sie meine Sprache? Hallo?" Wieder keine Reaktion "Do you speak english? ¿Hablas español? Parlez-vous français?" Nix. Keine Reaktion.

Ich wartete ab. Sie scheinbar auch. Ich versuchte es erneut: "Hallo?" Keine Reaktion. Ich winkte mit meiner Hand vor ihrem Gesicht und fragte wieder: "Hallo? Alles in Ordnung? Jemand zu Hause? Käpt'n auf Brücke?" Nichts. Verunsichert sah ich mich wieder um. Versteckte Kamera? Turnte hier am Ende irgendwo Kurt Felix mit seiner Paola herum? Nichts zu sehen. Mir wurds zu blöd. "Ich geh dann jetzt mal weiter fotografieren, okay?" Schweres Atmen. "Ich tue ihnen nichts, okay? Auch niemand anderem, okay?" Schweigen, atmen.

Ich wandte mich ab und ging. Nichts passierte und so zog ich meiner Wege und fotografierte Dinge. Harmlose Sachen, nicht etwa irgendwelche Leute. Irgendwann schlenderte ich Richtung Heimat, es wurd langsam spät, und kam an einem anderen, kleinen Park vorbei. Ich machte auch hier ein paar Aufnahmen, als plötzlich eine Frau hinter mir her rief: "Hallo? Sie da? Ja genau. Kommen sie mal her!" Ich blieb stehen und rief zurück: "Ja bitte?" Sie wurde lauter: "Kommen sie her." Ich antwortet lauter: "Wie bitte?" Ihre Gesichtsfarbe wechselte ins bedrohliche rot. Ich wartete ab. Sie stapfte los, deutlich erregt. Ich ahnte bereits, was jetzt kommen würde, aber ich war gespannt.

Sie stratzte stolz und siegessicher auf mich los, die Straße, das Viertel, die ganze Stadt gehörte ihr. "Was tun sie hier?", verlangte sie im barschen Tonfall der Hausmeister, Putzfrauen und anderer wichtiger Funktionsträger zu wissen. Ja was tue ich hier wohl? Ich sah meine Kamera an, dann sie, dann wieder meine Kamera, dann wieder sie. "Ist das eine Fangfrage?", antworte ich, auf ein Missverständnis hoffend. Sie, ganz befehlsgewohnte Mutter, "Ich habe sie gefragt..." Ich fiel ihr ins Wort: "Ich habe sie gehört. Was wollen sie von mir?" Sie war verwirrt. "Mir hat eine Frau gerade gesagt, dass sie hier Bilder machen." Sie ging davon aus, dass damit wohl alles klar sei. "Ja? Und?" Ich hatte keine Ahnung, was sie von mir wollte. "Wieso? Warum fotografieren sie?" Ich fühlte mich leicht verarscht "Weil das mein Hobby ist? Weil ich es kann?" "So so, ihr Hobby." "Ja", entgegnete ich, "Fotografieren ist für manche Leute ein Hobby. Schwer zu glauben, aber wahr."

Ihr Gesichtsausdruck machte klar, dass sie ebenso wenig dazu bereit war, das Fotografieren insgesamt als Hobby von irgendjemandem zuzulassen, wie das Experimentieren mit radioaktiven Isotopen oder das Verwerten von Schlachtabfällen in der Wildnis erlegter Robbenbabys. Sie kam zur Sache: "Und deshalb fotografieren sie meine Kinder?" Ich war ehrlich ratlos. Welche Kinder zur Hölle? Ich hatte definitiv keine fotografiert. Ich sah auf den Bildschirm, sichtete im Schnelldurchlauf die letzten 10, 15 Bilder. Keine Kinder, nicht mal schemenhaft. Ich sah mich suchend um. Keine Kinder weit und breit. Vielleicht irgendwo da hinten, hinter den Büschen und Bäumen, außerhalb jeglicher Sichtweite auf dem Spielplatz? Vermutlich.

Ich fragte nach: "Entschuldigung, aber welche Kinder?" Sie plusterte sich auf: "Na welche Kinder wohl? Meine! Die, wegen der sie hier sind!" Mir wurde es eindeutig zu blöd. Ich sah ihr offen ins Gesicht: "Was ist ihr Auftrag? Glauben sie, dass ich hier und jetzt mitten durch die Stadt mit meiner tonnenschweren Kameraausrüstung stratze, mit nichts anderem im Kopf, als ausgerechnet ihren Kindern Leid anzutun? Wollen sie sagen, dass ich ein Kinderschänder bin?" Ich zückte mein Handy "Wollen wir direkt die Polizei holen und das klären lassen?" Sie wurde unsicher. "Nein, äh, also so meinte ich das jetzt auch nicht, ich...." Ich war stocksauer. "Ach? Meinten sie nicht? Was dann? Wollen sie mir einfach nur auf den Sack gehen? Belästigen sie alle Leute, die ihrem Hobby nachgehen?" "Aber meine Kinder..."

Mir platzte endgültig der Kragen: "Ihre Kinder sind mir scheißegal. Ich hab selber schon eins, danke. Ihre will ich nicht, weder in echt, noch auf Foto. Ich weiß nicht einmal, wo ihre Kinder sich rumtreiben. Wissen sie das überhaupt? Interessiert es sie? Ich glaube nicht, sonst würden sie nicht mir hinterherrennen und unterstellen, ich würde ihre Kinder ficken wollen. Haben sie mir sonst noch irgendetwas zu sagen oder war es das jetzt?" Irgendwie fiel ihr auf, dass sie, zwar resolut, aber körperlich doch deutlich unterlegen, mit mir mutterseelen alleine in irgendeiner Nebenstraße neben sehr großen Gebüschen stand, dass sie mich gerade ziemlich böse gemacht hatte und dass sie offensichtlich ziemlich alleine war. "Ich wollte es ja nur mal gesagt haben." drehte sich um und stolzierte davon, in dem festen Glauben, das Böse mal wieder erfolgreich vertrieben zu haben.

Zwei Einzelfälle? Könnte man glauben. Ich war neulich zusammen mit einem Bekannten mit dem Zug unterwegs. Er saß auf der Nachbarbank auf der anderen Seite des Ganges. Kaum waren wir unterwegs, machte ich mich auf ins Bordbistro, um Kaffee zu holen. Meinen Rucksack ließ ich auf meiner Bank liegen, schließlich war ja mein Bekannter dort. Im Bordrestaurant war es voll, darum dauerte es. Als ich wieder kam, hatte sich um meinen Platz eine Menschentraube versammelt. Eine deutlich ältere Dame gestikulierte wild und redete auf einen hilflos drein schauenden Schaffner ein. Mein Bekannter saß deutlich amüsiert daneben und einige Schaulustige hatten sich auch eingefunden.

Interessiert drängte ich mich durch: "Entschuldigung, heiß und fettig. Darf ich mal durch? Danke, vielen Dank." Ich setzte mich auf meinen Platz, stellte die beiden Pappbecher hin und hörte der Diskussion zu. Die ältere Frau faselte irgendwas von "Bombe" und "Rucksack" und "Evakuieren" und so weiter und der Schaffner war bemüht, sie irgendwie zu beruhigen. Ich sah mich um. Mein Bekannter grinste mich breit an und deutete erst auf meinen Rucksack, dann auf die Frau. Ich verstand.

Ich griff meinen Rucksack, machte ihn auf, kippte den Inhalt auf den Sitzplatz neben mir und schaltete mich in die Diskussion ein: "Entschuldigung, aber mit meinem Taschenbuch, diesen Papiertaschentüchern, meinem Ticket und meiner Kamera kann ich diesen Zug nicht in die Luft sprengen. Auch dieses Taschenmesser hier ist leider nicht dazu in der Lage, hier größere Verwüstung anzurichten. Es tut mir sehr leid, aber ich bin nicht MayGywer und ich kann nicht aus einer Packung Kaugummi und einem Bescher Bahnhofskaffee irgendwelche Massenvernichtungswaffen basteln. Kann ich ihnen sonst irgendwie helfen?"

Alle sahen mich an. Der Schaffner deutlich dankbar, die umstehenden Schaulustigen irgendwo zwischen Enttäuschung und Erleichterung. Die Menschentraube verschwand so schnell, wie sie sich gebildet haben musste. Nur die Oma und der Schaffner blieben. Dem Schaffner gab ich mein Ticket und der war glücklich. Die resolute, panische alte Frau jedoch war stocksauer, dass ich doch nicht der gemeingefährliche Attentäter war, den sie in meinem Rucksack erkannt zu haben glaubte.

"Eine Unverschämtheit sowas." Ich war mir nicht sicher, also fragte ich nach: "Wie bitte?" "Wie können sie es wagen, einfach so einen Rucksack unbeaufsichtigt mitten im Zug herumstehen zu lassen? Da kann ja sonstwas passieren." Ich war amüsiert. "Ja, stimmt. Wild gewordene Taschenbücher könnten sich ihren Weg aus den Tiefen meiner Sporttasche bahnen und über unschuldige Bahnreisende Wissen und Bildung verbreiten. Die Gefahren des Cambridge Quintetts darf man nicht unterschätzen." Mein Bekannter biss in seinen Pullover und auch der Schaffner hatte Probleme, wenigstens halbwegs ernst zu bleiben.

Wutschnaubend zog sie ab: "Man hört ja immer so viel, da kann man nicht vorsichtig genug sein." Ich setzte nach: "Das stimmt. Und Leute wie sie und ich sind die gefährlichsten Verbrecher, die frei herumlaufen, nicht wahr?" Sprachlos starrte sie mich an: "Was wollen sie damit sagen?" "Das ist doch offensichtlich: Wenn sie glauben, dass ganz normale Bahnreisende wie sie und ich eine Gefahr für ihr Leben sind, dann sind sie selber für sich die größte Gefahr, dann gehören auch sie eingesperrt, nicht wahr?" Mein Bekannter konnte nicht mehr. Er wieherte laut los und auch von anderen Sitzreihen war deutliches Gelächter zu hören.

Zwar begriff sie nicht, was gerade passiert war, aber sie begriff, dass man sie nicht ernst nahm. Sie klappte den Mund zu, setzte sich auf ihren Platz und versteckte sich hinter ihrer Zeitung und murmele vernehmlich was von "Terroristen". Ratet mal, welche Zeitung es war, hinter der sie Schutz und Erkenntnis suchte. Richtig. Vier Buchstaben.

Jedenfalls, auch dieses Ereignis lässt sich vielleicht noch als "Zufall" abtun. Aber der "Zufall" hat Methode. Die BBC berichtet, dass zunehmend Fotografen für Terroristen gehalten werden und sogar Polizisten, die es eigentlich wissen müssten, von Hobbyfotografen einen Lizenz für das Besitzen einer Kamera zu sehen verlangen, wenn sie nicht wegen des Verdachts der Planung terroristischer Anschläge Probleme bekommen wollen. Auch im Inselkönigreich, dem Land mit der weltweit höchsten Dichte Überwachungskameras und eigenartigen Vorschriften für alles und jedes ist es nicht notwendig, einen Waffenschein für Kameras zu haben. Auch aus anderen Ländern werden vermehrt ähnliche Berichte laut.

Ich frage mich inzwischen nur noch, wie paranoid die Leute da draußen inzwischen eigentlich sind. Für überwiegend mentally challenged halte ich ziemlich viele Menschen ja schon länger, aber langsam glaube ich, dass das eher nicht die Ausnahme zu sein scheint.

PS: Auch verwirrte und paranoide Menschen haben Persönlichkeitsrechte, selbst wenn sie mir penetrant auf den Sack gehen. Deshalb habe ich von keiner der hier erwähnten Personen Bilder gemacht, aber ich würde jede von ihnen sofort wiedererkennen.

Und auslachen.

Donnerstag, 10. April 2008

Stress

Ist gerade etwas stressig, darum nur "halbe Fahrt" auf der Tapirherde. Das wird sich aber sehr schnell wieder einrenken. Für die Pause darum etwas "leichte" Unterhaltung:



Dienstag, 8. April 2008

Abrissparty

Wenn Russen eine Abrissparty veranstalten, dann richtig:

Montag, 7. April 2008

Überschrift des Tages (69)

Wem seiner Döner nicht schmeckt, muss nicht damit rechnen wegen Beleidigung verknackt zu werden, wenn er es dem Koch um die Ohren wirft. Ein Gericht in München urteilte:

Döner-Werfen ist keine Beleidigung
Das Werfen mit dem Döner stellt nach Ansicht des Gerichts keine schwerwiegende Verletzung der menschlichen Würde und Ehre dar. Scheinbar gilt das für die mancherorts servierten Döner im Umkehrschluss nicht unbedingt...

(Quelle: Spiegel, danke Khabarakh)

SEK in Libyen

Ein ganzer Schwung hochqualifizierter Polizisten bildet auf eigene Faust in Libyen Polizisten aus. Im Urlaub. Für Geld. Einige sollen sogar ein halbes Jahr "Urlaub" dort gemacht haben und während der Zeit libysche Polizisten ausgebildet haben. Für Geld, selbstverständlich. Das wurde die Tage bekannt. Sofort ist alles in heller Aufregung. Das ginge ja nun gar nicht und Menschenrechte und überhaupt und so weiter. So ganz astrein ist Libyen schließlich nicht, wie wir seit der Inhaftierung und Folter der Krankenschwestern und des Arztes wissen, die absichtlich zig Kinder mit Aids infiziert haben sollen.

Jedenfalls, die deutschen Polizisten (es gehört auch ein ehemaliger Soldat dazu) werden alle samt abgestraft, zwangsversetzt und so weiter. Und das in einer unvorstellbaren Geschwindigkeit. Heute der Bericht in der Presse, morgen sind die Leute versetzt. Weil das dürften die ja gar nicht und das mit der Ausbildung sei ja illegal und so weiter und Drama und Hektik und oh weh, das Image des Friedfertigen Deutschen.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass einem Beamten im Polizeidienst mehrere Sachen sehr nachhaltig beigebracht werden. Erstens: Kein Job neben der Polizei ohne Genehmigung. Zweitens: Sicherheitsgewerbe jeglicher Art ist tabu. Das steckt so tief in jedem Cop drin, dass es schon an Weltverleugnung grenzt zu behaupten, "die hätten das nicht gewusst". Die Beamten haben das mit Sicherheit gewusst. Sie waren sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit völlig darüber im Klaren, dass sie so auf eigene Faust bestimmt nicht tun dürfen, was sie da tun wollten.

Was tut Beamter, wenn er weiß, dass etwas einer Genehmigung bedarf? Es gibt zwei Optionen. Entweder er stellt einen entsprechenden Antrag oder er pfeift drauf, hofft, dass es niemand bemerkt und zieht die Sache "geheim" durch. Naheliegend ist es zu vermuten, dass die Beamten die Geschichte "geheim" durchgezogen haben, aber das hat mehrere Haken.

Die Beamten gehören zu Spezialeinheiten, deren Einsatzfeld eben nicht das Aufschreiben von Falschparkern oder das gelegentliche Einschreiten bei Ruhestörungen ist. Diese Beamten wurden für Extremsituationen ausgebildet. In diese Einheiten kommt man überhaupt erst dann hinein, wenn man nicht nur körperlich und geistig topfit ist. Zu den Eignungsvoraussetzungen gehört auch ein hohes Maß an Zuverlässigkeit und die Veranlagung, sich an Vorschriften zu halten. Immerhin rennen solche Leute mit scharfen Waffen rum und sollen sie einsetzen. Naheliegend, dass da erwartet wird, dass diese Leute tun, was ihnen gesagt wird.

Und ausgerechnet diese Leute sollen sich bei einer solchen Lappalie, der Genehmigung einer Nebentätigkeit, wie es im Amtsdeutsch so schön heißt, über alle Regeln hinweggesetzt haben? Und dann gleich 30 Beamte? Aus dem SEK? Und niemand will gewusst haben, was die da tun? Entweder ist es mit der Zuverlässigkeit der Beamten im SEK nicht so weit her oder aber irgendjemand verheimlicht da noch was. Und dann das mit dem Langzeiturlaub. Man bekommt nicht "mal eben so" 6 Monate frei. Und schon gar nicht sind die Beamten völlig unbeobachtet.

Niemand will etwas gewusst haben. Ist nur zu verständlich, denn hier geht es um mehr, als nur ein paar Beamte, die einen Zettel nicht unterschrieben haben. Es geht einerseits darum, dass Polizisten aus Deutschland einem international umstrittenen Regime geholfen hat, Polizisten auszubilden. Das ist nicht so toll. Es geht aber auch darum, dass diese Beamten das getan haben, um ihr Gehalt aufzubessern. Hätten diese Beamten das getan, wenn Polizisten ausreichend bezahlt würden? Glaube ich daran, dass weder BND noch irgendeine Behörde oder irgendein Ministerium wusste, was da abgeht?

Ich habe massive Zweifel, aber egal wie: In jedem Fall stinkt da was gewaltig gen Himmel.

(Quelle: Tagesschau)

Gaming hilft

JoystickComputerspiele sind noch immer nicht raus aus der Diskussion. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass die von den Medien als "Killerspiele" bezeichneten Games mehr oder weniger zwangsläufig Psychopathen und Massenmörder produzieren. Die Universität Middlesex hat sich mit dem Thema befasst und eine Studie veröffentlicht. Gegnern der der Egoshooter und Actionspiele wird sie gar nicht passen, Fans hingegen dürften sie feiern.

In dieser Studie wurde nachgewiesen, dass Spiele mit gewalttätigem Inhalt den Spieler sogar beruhigen und beim Aggressionsabbau helfen. Die Spieler fühlten sich nach dem Spiel deutlich entspannter und weniger aggressiv als vorher. Die Psychologen der Universität befragten 292 männliche und weibliche Spieler zwischen 12 und 83 und ließen sie World of Warcraft spielen. Jeweils vor und nach dem Spiel füllten die Spieler einen Fragebogen aus, in dem es um ihren Gemütszustand und ihre Persönlichkeit ging.

Insgesamt, so fanden die Psychologen heraus, fühlten sich die Spieler hinterher eher ermüdet und entspannt, jedoch gab es Unterschiede in Abhängigkeit zu Alter und Geschlecht. Die Studie soll jetzt Grundlage für weitere Untersuchungen sein, mit denen festgestellt werden soll, welcher Typ Gamer eher dazu neigt, seine im Spiel erlebten Aggressionen in den Alltag zu übertragen.

(Quelle: Develop)

US-Arbeitsmarkt von morgen

Eine für Amerikaner bestimmt gewöhnungsbedürftige, aber nicht unbedingt abwegige Perspektive am Arbeitsmarkt:

Sonntag, 6. April 2008

Nahverkehr

Dieser Zug ist voll...

...oder auch nicht.

Ausbleibender Lernerfolg (3)

Fussball KrawalleFußball, das muss ich leider so akzeptieren, hat ziemlich viele Fans. Meist sind das solche Fachleute, die keine zwei Meter am Stück selber laufen können, geschweige denn einen Ball von einer Kiste Orangen unterscheiden können. Trotzdem: Sie sind Fans eines Sports, der pisslangweilig und zufallsgesteuert ist. Mal im ganz im Ernst: 22 erwachsene Männer dreschen 90 Minuten lang auf einem Ball rum und wissen sowieso: Meister wird München und Tore fallen in aller Regel maximal drei. Es reicht also alle halbe Stunde oder so mal nachzuschauen, wem Fortuna denn bisher so hold war.

Man könnte zwar genauso gut Fan von Wetten auf das Wetter von heute in einem Jahr sein, aber das ist nicht so aufregend. Darum lieben es erstaunlich viele Menschen, diesem Treiben gnadenlos Geld hinterherzuschmeißen. Geld, das sie nicht selten gar nicht haben und gesteuert von einem Trieb, dem kein Verstand zur Seite zu stehen scheint. Selten zeigen Menschen deutlicher, wie wenig sie sich von Primaten unterscheiden, als auf den Rängen eines Fußballstadions.

Siehe gestern. In Frankfurt am Main trafen sich tausende Fans und eine Handvoll Akteure auf dem Rasen. Man hatte Spaß. Spaß, der in erster Linie darin bestand, irgendwelche Feuerwerkskörper auf den Rasen zu werfen und rumzurandalieren. Ein Schauspiel, dass ich eigentlich eher aus dem Osten der Republik kenne, das aber wohl inzwischen auch im Westen heimisch zu werden scheint. Wen wundert es, sind doch inzwischen fast alle aus dem Osten im Westen eingewandert, oder wohnt da noch irgendwo irgendjemand?

Jedenfalls, der Mob keilt sich mal wieder, macht mal wieder freundliches Feuerwerk, belästigt Gott und die Welt und was passiert? Genau: Nichts. Man macht zwanzig Minuten Pause und tut dann so, als wäre nichts geschehen. Ein paar mahnende Worte der Größenordnung "Wenn ihr pösen Puben nicht artig seid, dann sind wir ganz arg dolle beleidigt!" und das war es auch schon. Völlig verständlich, dass die Aufforderung entsprechend beantwortet wurde: Gelächter und Gejohle.

Durchgreifen? Fehlanzeige. Kuschen vor dem Mob ist die Devise! Das Zepter schwingt der randalierende Pöbel. Spiel abbrechen? Nee! Bloß nicht! dann randalieren die alle! Aha? Ich dachte, die randalieren sowieso schon? Klar, die Chaoten (oder "Ultras", wie sie sich verherrlichend nennen) stehen auf Klopperei. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, dass dieses - Entschuldigung - Pack ganz schnell lieb und artig wird, wenn man sie ein paar Wasserwerfern und entschlossen ein- und vor allem durchgreifenden Spezialisten separiert und für ein paar Tage in Untersuchungshaft nimmt.

Es ist müßig danach zu fragen, wie Fans dieser "Sportart" überhaupt ihr Feuerwerk mit ins Stadion rein bekommen konnten, sind doch nicht selten Kontrolleure an den Eingängen ebenfalls Angehörige eben jener hirnbefreiten Gruppe "Fans". Lustig finde ich jedenfalls die sich mal wieder ausbreitende Debatte. Mehr Polizei im Stadion? Warum Polizei? Fußball ist ein Milliardenmarkt. Warum soll der Steuerzahler dafür latzen, dass sich irgendwelche Funktionäre die Taschen vollstopfen? Die haben doch genug Geld, sollen die es gefälligst ausgeben.

Ich weiß, das ist eine Illusion. Niemand wird ernsthaft in Erwägung ziehen, solche Krawallbrüder aus dem Verkehr zu ziehen oder am Krawall zu hindern. Diese Spinner sind für diesen "Sport" so wichtig, wie die Crashs in der Formel 1: Es sind diejenigen Sensationen, die dem Zuschauer genau diejenige Abwechslung und Dramatik bieten, die dem Sport auf dem Rasen so vollkommen abgeht: Action, Bewegung, Dramatik pur. Da passiert was. Da wird nicht Ballett getanzt, da geht was ab.

Darum wundert es mich auch nicht, warum sich die Ultras selber auch für das wichtigste am Fußball halten und behaupten, sie wären diejenigen, die Stimmung ins Stadion bringen. Ja, das stimmt! Sie machen genau das los, was die überbezahlten Primadonnen auf dem Rasen und in den Kabinen eben nicht tun und die Funktionäre erst recht gar nicht wollen.

Vielleicht sollte man statt der Fußballspieler lieber die Fanblöcke auf den Rasen lassen und die Fußballspieler zu Punktrichtern auf den Rängen machen. Ich bin mir sicher, dass sich damit noch mehr Geld verdienen ließe. Mich jedenfalls wird auch weiterhin Fußball bestenfalls als Argument interessieren, die Polizei richtig auf- und auszurüsten und in solchen Situationen mit voller Wucht einzusetzen. In allen anderen Fällen halte ich "Fußballfan" nach wie vor für einen Oberbegriff, der in erster Linie eine Gruppierung beschreibt, die um jeden Preis aus dem Genpool entfernt werden will.

Partyfotos (30)

Mit Tilman, Michael nach Bremen zu Sarah und mit ihr dann ab ins D°Sign, denn da gabs "Klub Infernal" - und zur gelungenen Party eine klasse Kulisse für meine Kamera und mich:

War eine schöne Party.

Samstag, 5. April 2008

Karma, iPods und anderes

Der Abend fing so schön an... ein Anruf, wir würden Video/Konsolenabend machen - ich packe also meine Wii samt Zubehör und meine externe Festplatte die in etwa soviel wiegt wie ein Tiger Panzer in meine Bag of Holding und steige in den Bus.
Einige schöne Stunden und mehrere Bier später mache ich mich dann zufrieden auf den Heimweg - hätte ich gewusst, dass mir eine Reise bevorsteht, welche Odysseus gelb vor Neid hätte werden lassen hätte ich vermutlich bei meinem Kumpel übernachtet - aber hinterher ist man ja immer Klüger.
Kurz vor meiner Heimreise sehe ich nochmal Online nach, wann denn der nächste Bus kommt - 03:28 Uhr soll er kommen - ich gehe also zur Haltestelle und schaue auf den Plan und sehe "der kommt aber um 03:16 und 03:46" spätestens da hätte ich wohl Aufmerksam werden müssen - wurde ich aber nicht, ist schließlich die BVG und da stimmen Angaben öfter mal nicht. Ich warte also etwa eine Viertelstunde und steige in den pünktlich kommenden Bus ein.
Nebenher lausche ich zu Musik von meinem iPod - als dann die Kurve kommt wo der Bus abbiegen müsste tut er dies nur leider nicht. Just in diesem Moment spielt mein musikalischer Begleiter Always look on the bright side of Life. Es ist nicht das erste mal, dass er soetwas tut (immerhin sucht er sich einen Titel aus 20.8 Gigabyte - oder anders gesagt 12.7 Tagen Musik heraus) und nachdem es nun eins dieser "ich verkratze leicht" Modelle ist und sich dank seiner Silikonhülle einigermaßen "fleischlich" anfühlt kommt er einem fast vor wie ein lebendes Wesen. Nun, jedenfalls dämmert es mir langsam, dass ich wohl in die falsche Richtung eingestiegen sein muss - da nun aber dummerweise die nächsten drei Stationen mehr oder minder im Wald liegen und ich wenig Interesse an Begegnungen mit Wildschweinen (die hier im Norden Berlins recht zahlreich sind) habe fahre ich bis zur vierten Station weiter und steige dort aus. Kurz über die Straße und festgestellt - der nächste Bus kommt in 20 Minuten. Wie gut das ich noch genug Akkuleistung und Zigaretten habe sage ich mir...
Nachdem ich nach der Wartezeit dann weitere 21 Minuten Busfahrt später endlich an der Haltestelle angekommen bin wo ich umsteigen muss schlendere ich zur Kreuzung nur um verzückt festzustellen, wie mir "mein" Bus gerade vor der Nase wegfährt - nun ist es zwar in Berlin so, dass man zumindest am Wochenende immer "irgendwie" mit der BVG nach Hause kommt - von "zügig" kann man jedoch nicht reden - zumindest nicht um diese Uhrzeit. Ich schaue also wie so oft diesen Abend auf den Plan und stelle fest, dass ich wunderbare 35 Minuten warten darf. Da erspähen meine Augen das Runde Werbeschild einer großen Burgerkette und ich mache mich auf den Weg um zu sehen, ob es da noch Leben ausserhalb der Müllcontainer gibt - und tatsächlich, um kurz vor Fünf haben die noch offen - "arme Schweine", denke ich mir. Ich hole mir also einen Cafe Latte (überraschenderweise durchaus trinkbar) und setze mich ins Warme um zu warten.
Frisch aufgewärmt gehe ich dann wieder Richtung Haltestelle um dann endlich den um zehn Minuten verspäteten Bus nach Hause zu nehmen. Eine Strecke, die unter normalen Umständen Tagsüber ziemlich genau 17 Minuten dauern würde kann man also durchaus auf etwa zwei Stunden ausweiten - toll nicht?!
Um die Kurve zum Karma zu kriegen: geht es auch anderen so? Oder bin ich im früheren Leben vielleicht sowas wie eine Mischung aus Hannibal Lecter, Adolf Hitler und Dick Cheney gewesen?

In diesem Sinne, gute Nacht ihr Tapire!
Euer Jens / Gex

Freitag, 4. April 2008

Einkaufen (7)

BaeckereiDer Tag war verdammt anstrengend. Eigentlich war der Tag so entspannt geplant: Ausschlafen, gemütlich Frühstücken, dann ins Museum und sich ansehen, was Friedrich der Zweite so alles tolles geleistet hat, dass dem eine eigene Ausstellung gewidmet wird - natürlich mit Kamera. Danach dann noch eben beim Kumpel rum und dann gemütlich zum Sport. Soweit die Theorie.

In der Praxis klingelte mich pünktlich um 8:15 Uhr irgendjemand lebensmüdes aus dem Bett: "Mohoin! Wir wollen mal eben ihre Therme warten!" schallmeit es mir entgegen. Jemand will sich an mir vorbeidrängen. "Moment, Freundchen. Erstens haben wir keinen Termin und ich hab gerade weder Bock noch Zeit. Und zweitens: Wer ist 'Wir'?" Verblüffung breitet sich in seinem von mittelschwerer Akne gezeichnetem Gesicht aus.

"Wieso Termin? Sie sind doch da..?" Er verweist auf den Vermieter, der ihm den Auftrag erteilt haben will und fuchtelt mir mit einem Zettel unter der Nase herum. Außerdem er sei jetzt ja hier und wolle nur mal eben seine Arbeit machen und wenn ich damit ein Problem habe, könnte ich das ja eben klären, während er... Der Rest seines Gebrabbels blieb unverständlich, denn die Wohnungstür fiel rein zufällig genau jetzt mit Schwung ins Schloss.

Mein Auftritt wäre bestimmt um einiges grandioser ausgefallen, wenn ich nicht nur im Bademantel und ansonsten weitestgehend unbekleidet an der Tür gestanden hätte, darum ist jetzt erstmal anziehen angesagt. Es klingelt wieder, was mich nicht weiter stört, denn ich bin bereits ohne Bademantel, dafür aber auf der Suche nach meiner Hose und irgendwo muss Mann schließlich Prioritäten setzen. Ich finde das Gesuchte und ziehe mich, begleitet vom Klingeln, das durch rhythmisches Klopfen und gelegentliche "Hallo"-Rufe untermalt wird, erstmal fertig an.

Kurz bevor die Tür eingeschlagen wird und die Klingel unter der Dauerbelastung den Hitzetod stirbt, reiße ich die Tür auf und frage in klarem, wahrscheinlich in ganz Norddeutschland hörbarem und gut verständlichem Hochdeutsch:
"Samma, hackts? Packst Du noch einmal die Tür oder die Klingel an, Du Kackspaten, reiß ich Dir die Kartoffel vom Hals und scheiß' Dir in den Hals! Hast Du sie noch alle? Ist Dir langweilig? Willst Du pauschal auf die Fresse?"
Eine Etage über und unter mir öffnen sich Wohnungstüren, besorgte Nachbarn erkundigen sich, ob sie schon mal bei Stolle anrufen sollen. Meine Halsschlagadern haben inzwischen den Durchmesser handelsüblicher Gartenschläuche wieder hinter sich gelassen. Der Kesselschrauber, anderthalb Köpfe länger, aber mindestens 40 Kilo leichter als ich, schluckt.

Wahrscheinlich erinnern ihn genau in diesem Moment genetisch fest verdrahtete Verhaltensmuster aus dem Trias daran, dass es eine gute Idee ist, sich auf die Erde zu werfen und tot zu stellen, jedenfalls wechselt seine Hautfarbe schlagartig von pickelig rot-blass über kalkweiß zu asch-fahl und er beginnt zu zucken. "Äh...", beginnt er seine Erwiderung, "I.. ich... w.. www.." Ich schalte mein Organ zwei Gänge zurück. "Mir scheißegal, was Du wolltest. Hämmerst Du noch ein einziges Mal gegen meine Tür, verteil ich Dich in Bayern. In kleinen Briefumschlägen. Verstanden?" Er nickt. "Gut. Dann sammel jetzt Dein Gelorre ein, dass Du hier in der Gegend verteilst und sieh zu, dass Du die Dreckstherme in Rekordzeit fertig bekommst."

Er beginnt sein verstreutes Werkzeug zusammenzusammeln. Ich lasse die Tür offen, pilgere in die Küche, mache Kaffee. Frisch gemahlener Sumatra. Zwar meine letzten Vorräte, aber ich will eh nachher einkaufen. Sumatra Kaffee ist DIE Wunderwaffe, um einen versauten Morgen zu retten. Der Kesselflicker kommt angeschlichen. Ich halte ihm einen Becher Kaffee hin: "Milch? Zucker?" Er zögert. "Nu stell den Kasten hin und nimm schon." Er fasst Vertrauen und freut sich über den Kaffee. "So. Da ist die Therme. Viel Spaß damit. Wenn was ist, ich bin nebenan" und lasse ihn stehen.

Irgendwann ein Blick zur Uhr. Es ist 10:00 Uhr. Es schraubt noch immer in der Küche rum. Ich frage vorsichtig nach: "Na? Totalschaden?" Er: "Ja, da muss ich was tauschen, dauert leider, weil..." Seine Erklärungen sind bestimmt richtig und umfassend und wenn ich mir die Mühe gemacht hätte, ihm zuzuhören, dann könnte ich bestimmt direkt mit der Konstruktion von Heizthermen beginnen. So jedoch geht es links rein, rechts raus. Irgendwann frage ich ihn nur noch: "Wie lange?" Er: "Zwölf?"

Ich tue Dinge. Zeit rumbringen und so. Irgendwann steht der Thermenfrickler im Türrahmen und meint, dass er nu fertig sei. Ich geb ihm seinen Kringel auf dem Zettel und befördere ihn raus. Halb zwölf. Verdammte Axt. Unter die Dusche, vernünftig anziehen, Fotozeug greifen und los. Wenigstens regnet es nicht.

Die Ausstellung ist ohne Führung einigermaßen mittelprächtig, kostet dafür aber auch nur 6 Euro. Gibt echt tolle Dinge zu sehen, aber leider herrscht Fotografierverbot. So ein Mist. Trotzdem, war echt gut und ich hab einiges über diesen Friedrich gelernt. Hätte nie gedacht, dass der so viel für die Vogelkunde getan hat. Auch die Handschriften dieses Herrn Leonardo aus Pisa, den meisten eher bekannt als "Fibonacci", waren echt interessant. Trotzdem: Nach zwei Stunden gab es einfach nichts mehr zu sehen.

Der Tag bis hier war nicht so der Bringer. Der Rest des Tages verlief eigentlich ganz okay. Nicht gerade aufregend, aber auch nicht desaströs. Okay eben. Das sollte sich aber schlagartig ändern, als ich auf die Idee kam, zum Einkaufen zu gehen, aber sowas fällt mir selber natürlich nie auf.

Lebensmittel wollten eingekauft werden. Bevorzugt frische. Also tingele ich los und gehe dahin, wo ich fast immer hin tingel, wenn ich Futter suche. Ich hab ja Zeit und weiß in etwa, was ich will also mache ich mir keinen Stress und schlendere durch den Laden. Hiervon was und davon und davon auch noch eins...

Andere Leute scheinen echt Stress zu haben. Immer wieder höre ich verärgerte Stimmen "Pass doch auf!" und "Unverschämtheit!" aber mich meinen sie nicht, denn wo ich bin, ist außer mir niemand. Und so pilgere ich durch den Laden, sammele mein Futter ein, als plötzlich irgendwas an mir vorbei rauscht. Ich bekomme meinen Kopf nicht schnell genug aus dem Regal. Es ist weg, bevor ich es sehen kann. Leicht erstaunt setze ich meinen Rundkurs fort, pilgere durch die Kühlung, vorbei an Stätten vergangener Katastrophen.

Beinahe davon überzeugt, alles eingesammelt zu haben, überprüfe ich den Inhalt des Korbes. An mir trabt eine Frau vorbei. Sie ruft nach Jochen. Erfolglos. Sie bleibt stehen, blickt sich suchend um. Sie sieht mich und fragt mit leichter Verzweiflung im Unterton ihrer Stimme:
"Haben sie meinen Sohn gesehen?"
Gerade als ich mit "nein" antworten will, ertönt von irgendwo lautes Gefluche. Die Frau sieht mich mit leichter Panik an, dreht sich um und eilt in Richtung des Fluchens davon, verschwindet nach rechts zwischen den Regalen aus meinem Blick, nach Jochen rufend, der aber verschwunden bleibt.

Ich biege gerade Richtung Kasse ab, als wieder irgendetwas hinter mir vorbei schießt. Rückwärtsgang und hinterhergucken. Ich beginne an mir und meinem Verstand zu zweifeln. Habe ich da gerade wirklich...? Nein. Das kann nicht sein. Nicht einmal hier. Ich beschließe einfach nur zu bezahlen und dann nach Hause zu gehen. Da war die Mutter wieder. Sie läuft auf mich zu. "Ist er hier vorbei gekommen?" Ich bin ehrlich ratlos. Ich weiß ja nicht mal, wie Jochen aussieht. Entsprechend antworte ich ihr "Weiß ich nicht". Sie trabt von hinnen.

Siedend heiß fällt mir ein, dass ich unbedingt noch neuen Kaffee brauche. Also los, nochmal eben die Runde und einsammeln. Der Marktleiter trabt an mir vorbei. Wirrer Blick, fahrige Bewegungen, Hektik pur. Verwirrt sehe ich ihm nach. Noch zwei mal links, dann den Gang runter, da gibt es Kaffee. Ich habe es ja nicht so übermäßig eilig, aber trotzdem. Man will ja nach Hause. Ich komme beim Kaffee an, greife mir meine zur Zeit bevorzugte Sorte. Wenden und wieder zurück. Gerade, als ich in den Hauptgang einbiege, schießt wieder etwas von hinter mir an mir vorbei. Dieses Mal jedoch kann ich es in ganzer Pracht sehen: Da fährt jemand johlend mit einem Fahrrad durch den Supermarkt...

Ich beschließe, die Flucht zu ergreifen. Kürzester Weg zur Kasse und nix wie weg hier. Klar, nach dem Erlebnis mit dem Kind und der Palette Kekse sollte mich nichts mehr erschrecken, aber DAS ist selbst mir einfach zu gefährlich. Ich meine, wenn es nun ein 5jähriger auf seinem Laufrad wäre, okay. Kein Thema. Aber ein geschätzt 12jähriger auf seinem Sportklapprad? Nein, sorry, nicht mit mir.

Ich bin fast bei den Kassen, als ich es knallen und scheppern höre. Offenbar hat sich die Physik mit dem Übermut des Fahrradfahrers verbündet und gemeinsam wollen die beiden eine Party mit einem Regal feiern oder so. Wer weiß das schon so genau? Jedenfalls höre ich von Ferne die Stimme der suchenden Mutter: "Joooocheeeeen!!! Jochen! Ist Dir was passiert?" In aller Seelenruhe und mit der unerschütterlichen Gelassenheit erfahrener Kriegsveteranen räume ich meinen Einkauf auf das Band und lasse mich nicht weiter ablenken. Die Welt ist wieder ruhig und friedlich.

In aller Seelenruhe packe ich meinen Einkauf ein, stelle den Wagen weg und pilgere zum Ausgang. In der Nähe des Kassenbüros steht einsam ein Fahrrad herum und erinnert mich daran, dass die Welt voller Blindgänger ist und irgendwie scheinen sie mich zu verfolgen. Ich erinnere mich an meine Kamera im Rucksack. Ich halte inne, packe aus, knipse aus der Hüfte (siehe rechts oder hier) und gehe.

Hoffentlich gab es keine Verletzten.

Donnerstag, 3. April 2008

F*cking Matt Damon im US-Wahlkampf

Remember "Fucking Matt Damon"? Das Prinzip macht Schule. Was bei Sarah Silverman und Jimmy Kimmel noch ein neuer, innovativer und vor allem kreativer Scherz war, wird im US Präsidentschaftswahlkampf zum irgendwie anrüchigen, aber trotzdem lustigen Mittel:

Mittwoch, 2. April 2008

Neulich, in der Kantine

Star Wars ist ja nun schon was älter, aber trotzdem noch immer toll - je nach dem, was man daraus macht, zum Beispiel wenn man sich die Frage stellt, was passiert, wenn Darth Vader in die Kantine geht...

Aprilscherz?

Eine unüberschaubare Menge ach-so-toller Aprilscherze überflutete die Welt gestern. Hach war das alles witzig... Nein, überwiegend war es dumm, platt, einfallslos und nervig. Alleine vier Frauen haben mir versucht einzureden, sie wären schwanger - keine davon von mir, where is the joke? Etliche andere Bekannte versuchten mir einzureden, ich hätte im Lotto oder sonstwo gewonnen und die Zahl derer, die mir einreden wollten, ihr Auto sei gestohlen worden, sie wären irgendeiner Berühmtheit beim Kacken über den weg gelaufen oder hätten sonstwas für tollen, nur eben leider völlig haarsträubenden Mist erlebt, kann man getrost als "zu groß" zusammenfassen.

Es gibt aber auch Leute, die geben sich Mühe. Die geben stecken viel Zeit und Energie in die Vorbereitung eines Aprilscherzes und lassen das Opfer mit der Frage völlig alleine im Wald stehen, ob das nun alles nur ein Scherz ist oder vielleicht doch ein Quäntchen Wahrheit...?

Dieses Jahr gehört dieser Preis eindeutig den Leuten von IGN mit ihrem Trailer "The Legend of Zelda Movie":

Ich weiß es wirklich nicht... Fake or not?

Dienstag, 1. April 2008

Emails weg?

BriefSeit lange Jahren bin ich grundsätzlich zufriedener Kunde bei der Telecom und T-Online. Ja, diese Firma ist mit ihren Angeboten teurer als viele Mitbewerber. Das weiß ich. Trotzdem bleibe ich bislang bei diesem Anbieter, weil nach meiner Erfahrung die Technik grundsolide funktioniert und dem Kunden sogar geholfen wird, wenn er denn dazu in der Lage ist, sein Problem auch prägnant zu vermitteln. ;ir wurde jedenfalls bisher immer zu meiner Zufriedenheit geholfen und das weit überwiegend auch noch ziemlich schnell.

Okay, dass bei mir seit ich ISDN habe die Rufnummernübermittlung von meiner Seite aus nicht funktioniert und das trotz mittlerweile sieben Umzügen, auch in andere Städte, nehme ich inzwischen als "gottgegeben" hin. Generationen von Technikern verzweifelten bereits an diesem Problem und konnten immer nur bestätigen "es liegt nicht an ihnen..." Sei es drum, ich nehme das inzwischen mit Humor.

Seit einiger Zeit jedoch fallen mir immer wieder "fehlende Emails" auf. Diverse Accounts zur Administration verschiedenster Zwecke sollten mir eigentlich Emails an meinen T-Online Account schicken. Sollten. Eigentlich. Das Problem ließ sich trotz intensivster Fehlersuche nicht klären. Bis heute.

Gerade las ich auf nämlich auf heute.de, dass sich T-Online damit rühmt, kaum noch Spam-Mails zuzustellen. Solche Spam-Mails würden von den Mailservern bei T-Online automatisch abgewiesen. Man sei sehr stolz auf das neue System. "Wir haben unseren Plattformschutz optimiert", freut sich T-Online. "Dies dient dazu, den technischen Betrieb unserer Infrastruktur abzusichern und verschont unsere Kunden vor Spam" frohlocken die Betreiber. Wenn das System mit hinreichender Sicherheit davon überzeugt ist, dass es sich bei einer E-Mail um Spam handelt, wird die Annahme verweigert. "Hinreichende Sicherheit"? Was ist "hinreichend" und wer definiert das?

Nun, ich hab mir die Mühe gemacht und in den T-Online Foren nachgelesen. Die paar Beiträge zu dem Thema, die nicht zensiert wurden, sprechen eine andere Sprache. Dutzendfach klagen User darüber, dass auch "legitime" Emails nicht zugestellt werden. T-Online sieht das Problem nicht bei sich, sondern bei allen anderen. Selbstverständlich gäbe es keinen automatischen Spam-Filter, der 100% zuverlässig arbeitet, aber das ist schließlich kein Grund, einen solchen Filter nicht zu verwenden. Das aktuelle System, auf das man sich bei T-Online fürchterlich einen einbildet, sei über Jahre hinweg verbessert worden und deshalb gut.

Gut bedeutet in diesem Fall, dass bloß 2-25% der gewünschten Emails fälschlich als Spam abgewiesen werden. Eingriffsmöglichkeiten der User gibt es nicht, denn der Bouncer arbeitet oberhalb derjenigen Ebene, auf die User überhaupt Zugriff haben, nämlich direkt bei der Annahme durch den Mailserver, der die dann wiederum die eingehenden Mails an die einzelnen Konten der User weiter verteilt. Der Haken? Der User erfährt nichts davon. Der Absender sollte eine Bounce-Mail bekommen, die ihn darüber informiert, dass seine Mail abgewiesen wurde.

Nun, ich weiß nicht, wie man sich das bei T-Online vorstellt, aber ich sehe da mehr als ein Problem: 2-25% falsche Bounces sind alles Andere als "trivial". Wenn die Post 2-25% der Briefe nicht zustellt, gäb es ziemlichen Stress, wetten? Es gibt dutzende automatisierte Systeme, die eingehende Mails komplett ignorieren oder verwerfen oder - noch schlimmer - eingehende Mails als Beschwerde verstehen und die entsprechende Emailadresse aus dem Verteiler löschen. Besonders bei Newslettern ist das nicht selten der Fall. Woher soll ich wissen, warum mein Newsletter "plötzlich" nicht mehr bei mir ankommt?

Richtig katastrophal wird es jedoch, wenn Mails von Geschäftskunden nicht zugestellt werden. Davon berichten nämlich auch etliche hoch erfreute T-Online Benutzer im Forum des Providers. Wie soll ein Kunde, der lediglich diese eine Emailadresse hat mit mir Kontakt aufnehmen, wenn seine Mails alle als Spam geblockt werden? Telepathie? Nachschauen kann der Kunde selber schließlich nicht, denn die Emails landen nicht, wie zB. bei Gmail, in einem "Spam"-Ordner, wo sie manuell selektiert werden könnten.

T-Online sieht das alles sehr gelassen. Ein Erfolg gegen den Spam sei das. Einzelschicksale sind zwar bedauerlich, aber unvermeidlich. Das Problem ist nicht der Mailserver von T-Online, der die Annahme verweigert sondern das absendende System. Oder aber der User, der auf die Mail wartet. Oder aber generell der Kunde. Der kann sich ja darum kümmern, dass er von den nicht an ihn zugestellten Emails erfährt. Wie er das machen soll, das ist natürlich das Problem des Kunden und nicht das von T-Online, denn da mache man ja alles richtig.

Ich habe es mir erspart, mich in den T-Online Foren mit den ausschließlich "wir sind toll, ihr seid doof" antwortenden Mitarbeitern dieses Serviceproviders auseinander zu setzen. Es bringt nichts, wie viele frustrierte Beiträge von Anwendern zeigen. Darum habe ich schlicht meine Emailadressen alle umgestellt und benutze jetzt ausschließlich solche von anderen Anbietern.

Was soll ich sagen? Während ich diesen Text schreibe klingelt es an der Tür. Zwei Jungen in schlecht sitzenden Anzug stehen da, strahlen mich an und wollen mir die neuesten Produkte der Telekom und T-Online verkaufen. Das finde ich toll, darum schlage ich vor, dass sie mir doch als allererstes funktionierende Email-Accounts verkaufen sollen. Das Lächeln friert ein. Wie ich das denn meine. Ich schildere das Problem. Ihr Vorschlag? Ich sollte mich an das Forum wenden, da würde man mir helfen. Nein, entgegne ich, da wird nicht geholfen. Siehe oben. Ja dann sollte ich bei der Hotline anrufen.

Bei der Hotline wiederum hatten schon etliche Forenbenutzer angerufen und ihre Erlebnisse mitgeteilt: Dort weiß man nicht mal, dass es einen solchen Spam-Filter bzw. -Bouncer überhaupt gibt. Auch das ließ ich die Jungs wissen. Ja das wäre ja nicht so gut, aber die beiden könnten mir jetzt auch nicht helfen. Das wäre aber bestimmt alles nicht so schlimm und würde sich bestimmt schnell wieder einrenken.

Nun, daran habe ich so meine Zweifel, denn T-Online will das Mailaufkommen reduzieren, denn die Mengen, mit denen T-Online zu tun hat, fordern massiv Ressourcen und die sind teuer. Sparen ist aber die Devise. Also muss das Mailaufkommen insgesamt reduziert werden. Und was ist ein sicherer Weg, um das zu reduzieren? T-Online hat ihn gefunden: Erkläre den Kunden zum Problem und weise einfach alle an ihn gerichteten Mails ab...

Nur so aus Neugierde: Kennt jemand einen zuverlässigen, guten ISP, der besser, günstiger und technisch ausgereifter als die Telekom ist und in Oldenburg verfügbar ist? Kommt mir bitte nicht mit EWE-Tel, die zum Teil dramatischen Erfahrungen im unmittelbaren Freundeskreis sprechen Bände...