Sonntag, 19. Oktober 2008

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Silvio Berlusconi mit KindSilvio Berlusconi, nicht unumstrittener Medienmogul und im Nebenjob Premier von Italien, macht international meistens dann von sich reden, wenn er mal wieder irgendwelche Gesetze geändert hat, um sich vor Strafverfolgung zu schützen oder irgendwie (wieder) an die Macht zu bringen. In der jüngeren Vergangenheit hat sich Italien insgesamt sehr offen und freundlich in Richtung Russland gezeigt. Der Vertrag mit Gazprom sei nur als ein Beispiel genannt. Die von Berlusconi ausgesprochene Einladung an Herrn Putin und seine Familie den Urlaub doch gemeinsam in der Privatresidenz Berlusconis auf Sardinien zu verbringen sei ein weiteres.

Die Tage trat Herr Berlusconi mit einer ganz besonderen Idee in Brüssel vor die Presse. Zu AFP sagte er:
"I consider Russia to be a Western country and my plan is for the Russian Federation to be able to become a member of the European Union in the coming years." "Me, I want to go further. I have had this vision for years."
Man kann darüber denken, wie man will. Die USA werden von einer solchen Idee bestimmt nicht begeistert sein. Auch wird nicht jedes EU-Mitglied bei dieser Vorstellung sofort in Jubelgesänge ausbrechen.

Andererseits sollte man nicht vergessen, dass sich Russland und Europa inzwischen wirtschaftlich so nah gekommen sind, wie nie zuvor: Die große Mehrzahl russischer Exporte gehen in die EU und ist seinerseits drittgrößter Importpartner der EU (nach den USA und China). Gazprom ist inzwischen einer der wichtigsten Energielieferanten Europas. Auch politisch ist das Klima seit der Georgien-Krise zwar getrübt, aber weit von dem entfernt, was man eine substantielle Krise nennen kann. EU Ratspräsident Sarkozy deutete jüngst an, dass er sehr dafür ist, die Gespräche über eine Zusammenarbeit mit Russland zügig wieder aufzunehmen.

Angesichts der Tatsache, dass die EU sogar Syrien seit Ewigkeiten ein Assoziationsabkommen anbietet, dürfte es nicht vollkommen aus der Welt sein anzunehmen, dass auch Russland ein ähnliches, wenn nicht sogar weitergehendes Angebot unterbreitet werden wird. Andererseits dürfte es interessant sein zu beobachten, wie Russland die Idee aufnimmt und wie China und die USA darauf reagieren. Denn sollte ein solches Bündnis Wirklichkeit werden, ensteht ein Wirtschafts- und Machtsystem, dem auf absehbare Zeit nur schwer etwas entgegenzusetzen sein dürfte.

Mal abwarten, was daraus wird.

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