Freitag, 24. Oktober 2008

Ach nee?

BahnAls ich vor einiger Zeit spekulierte, dass die Bahn durch das Abschaffen der Möglichkeit beim Schaffner Tickets kaufen zu können den Umsatz ankurbeln wollte, in dem sie auf Mehreinnahmen durch ertappte Schwarzfahrer spekuliert, wurde ich hinter vorgehaltener Hand belächelt. Sowas würde die Bahn doch niemals tun! "Adger fantasiert mal wieder", hieß es im privaten Kreis.

Neulich wurde dann aber ein 12jähriges Mädchen wegen einer fehlenden Bahnkarte für 2 Euro 90 irgendwo im Nirgendwo aus dem Zug geworfen. Und zack: Die Republik ist empört. Natürlich wird die Schaffnerin gefeuert, "vom Dienst suspendiert" heißt das jetzt bei der Bahn, genauso wie in amerikanischen Serien. Man ist ja weltmännisch und modern. Die Bahn gibt sich selbstverständlich vornehm rat- und schuldlos: Wie konnte das nur passieren? Man hätte doch extra Anweisungen dafür, dass Kinder und Jugendliche nicht aus dem Zug geworfen werden dürften, ganz egal was passiert...

Die Welt schreibt dazu folgendes:
"Tatsächlich könnte das Verhalten der Schaffnerin mit einer neuen Verdienstmöglichkeit der Bahn-Mitarbeiter erklärt werden. Das Verkehrsunternehmen vergibt nämlich seit wenigen Monaten Prämien für ertappte Schwarzfahrer an die Zugbegleiter. Dieses „Nebengeld“ ist nach Angaben der Bahn in der internen Betriebsvereinigung festgelegt. Bislang hatten die Schaffner für jede im Zug verkaufte Fahrkarte noch eine Provision erhalten. Dies soll jetzt nur noch in Ausnahmefällen möglich sein. Grund dafür seien die gesunkenen Verkaufsumsätze. Die Prämie für Schwarzfahrer sei somit ein Ausgleich für die Ticket-Provisionen. Die Höhe der Provision ist allerdings unbekannt. Die Prämie sei jedoch kein „Kopfgeld“, betonte das Unternehmen."
Egal ob nun "Nebengeld" oder "Kopfgeld", ich sag' jetzt einfach mal nur: Siehste?

(Quelle: Welt)

3 Kommentare:

  1. Kopfgeld hin oder her: Schuld ist nicht die Bahn sondern diese Mitarbeiterin. Interessant parallel dazu Fefes Blog, denn dort kann man nachlesen, dass es wohl nicht unbedingt ein Einzelfall war...

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  2. Die Mitarbeiterin ist Schuld daran, dass sie ihren 1-Euro-Job im Rahmen der von der Bahn selbst ausgegebenen "Nebengeld"-Richtlinien aufbessern will und nicht bereit ist, auf den Zuverdienst zu verzichten? Mit anderen Worten: Nicht der Arbeitgeber ist Schuld an den Arbeitsbedingungen, die er gestaltet, sondern der Arbeitnehmer, der den Job annimmt? Interessante Sichtweise.

    Die Schaffnerin wäre nie im Leben auf die Idee gekommen das Mädchen aus dem Zug zu werfen, wenn nicht genau das ("Schwarzfahrer sind an der Weiterfahrt zu hindern") Richtlinie der Bahn wäre und die Schaffnerin hätte mit Sicherheit auch mehr als nur ein Auge zugedrückt, wenn die Bahn ihr nicht angedroht hätte bei Nichtahndung des Verstoßes den Job zu verlieren. Das die Schaffnerin am Ende nur zu verständlich noch auf den Anreiz angesprungen ist, dass es für jeden ertappten Schwarzfahrer Geld gibt, ist nur noch ein Detail, das ins Gesamtbild passt.

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  3. Süddeutsche Online:

    "Seit einiger Zeit ist es so, dass Zugbegleiter, die Schwarzfahrer identifizieren, eine Aufwandsentschädigung bekommen", sagte Stauß sueddeeutsche.de. Diese Entschädigung sei aber keine "Fangprämie"."

    http://www.sueddeutsche.de/panorama/468/315360/text/

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