Mittwoch, 17. September 2008

Probleme eines Stabschefs

Mike Mullen darf sich auf interessante Tage in den 'Stans einrichten. Um seinen Auftrag, die ausufernden Probleme in den Griff zu bekommen und zu verhindern, dass Pakistan sich vom Verbündeten zum Gegner entwickelt, ist er nicht zu beneiden. Wie ernst es Pakistan ist, zeigt die Meldung, dass die pakistanische Armee offenbar den Befehl hat, bei erneuten Grenzverletzungen durch US-Truppen gezielt das Feuer zu eröffnen.

Für die US-Einheiten eine äußerst präkere Lage, denn die Taliban flüchten gerne auf pakistanisches Terrain. Andererseits haben sich die US-Truppen auch nicht wirklich bei den Pakistanis beliebt gemacht, weder mit der Ignoranz gegenüber deren territorialer Integrität, noch mit dem Einsatz indischer Verbände im afghanisch-pakistanischem Grenzgebiet. Auch und gerade die Warnung an die britische Führung in London, dass wegen der Übergriffe nach Pakistan in England mit terroristischen Anschlägen gerechnet werden sollte, macht die Sache nicht eben einfacher.

Wenig hilfreich dürfte in dem Zusammenhang die Behauptung der BBC sein beweisen zu können, dass der Iran die Taliban mit Waffen beliefert. Angeblich sollen sowohl Schmuggler als auch offizielle Stellen aus dem Iran die Taliban mit Waffen iranischer Produktion beliefern. Angeblich haben britische Truppen solche Lieferungen abgefangen, will die BBC erfahren haben. Aus britischen Militärkreisen heißt es, dass bestimmte Gruppierungen innerhalb des iranischen Regimes für die Lieferungen verantwortlich sind.

Die Waffen iranischer Herkunft sollen unter den Taliban besonders beliebt sein, da sie über große Feuerkraft verfügen und als sehr zuverlässig gelten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Lieferungen aus dem Iran einen entscheidenden Unterschied im Kampf der Taliban gegen die westlichen Alliierten ausmachen. Besonders Minen iranischer Herkunft sollen sich für die Taliban sehr bewährt haben.

Sicherlich freut es in dem Zusammenhang die USA besonders zu hören, dass die IAEA berichtet, der Iran versuche einige seiner Shahab-3 Raketen so umzubauen, dass sie nukleare Sprengsätze tragen könnten. Der Iran hingegen behauptet, dass die durch die IAEA vorgelegten Beweise getürkt wären und behauptet auch weiterhin nur konventionelle Waffen zu produzieren.

Als wären das noch nicht genug Probleme für die USA und deren Verbündete, zerfällt in Folge des Georgienkonflikts die ehemals pro westliche Regierung der Ukraine. Vor wenigen Tagen verließ die Partei des Präsidenten die Regierungskoalition. Dem Präsidenten bleiben jetzt noch bis Anfang Oktober Zeit, eine neue Regierung zu bilden. Es ist zur Zeit nicht absehbar, ob sich die Ukraine auch weiterhin in Richtung Westen orientieren oder doch wieder Russland zuwenden wird. Generell werden dem pro-westlichen Kurs zur Zeit aber wenig Chancen eingeräumt, da die Mehrheit der Bevölkerung der Ukraine entweder Neutralität oder eine Allianz mit Russland befürwortet und nur eine Minderheit eine Mitgliedschaft in der Nato unterstützt.

Diese Entwicklung dürfte der Nato insgesamt eher gar nicht in den Kram passen. In Sewastopol ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert. Sollte Russland es tatsächlich schaffen, die Ukraine als Alliierten auf seine Seite zu ziehen, wäre Russland gleich mehrere Probleme los. Die russische Marine müsste sich keinen neuen Hafen für die Schwarzmeerflotte suchen. Außerdem wäre mit der Ukraine dann eine weitere ehemalige Teilrepublik der Sowjetunion wäre in das Bündnis mit Russland zurückgekehrt, was in der Region eine große Signalwirkung haben würde.

Freuen wir uns auf eine weitere interessante Entwicklung in unserer Nachbarschaft.

1 Kommentar:

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