Dienstag, 30. September 2008

Nur mal vorbeischauen

TU-160 BlackjackAls vor noch gar nicht allzulanger Zeit zwei TU-160 "Blackjack" von Russland nach Venezuela flogen, haben das viele als übertriebene Geste angesehen. Als bedeutungslose Demonstration militärischer Größe vergangener Tage seitens der Russen. Wenige haben verstanden, dass diese erfolgreiche Mission für das US-Militär durchaus sehr viel mehr war, als eine Erinnerung an vergangene Tage, sondern vielmehr der Hinweis darauf, dass man im eigenen Land einige schwerwiegende militärische Defizite vorweisen kann: Es fehlt an Luftabwehr.

Damit aber nicht genug. Heute flog eine TU-160 in aller Seelenruhe über die Nordsee, tat, was Langstreckenbomber dort numal so tun und tauchte dann irgendwann auf dem Rückflug auf britischem Radar auf. 32 Kilometer vor der Ostküste, auf Höhe von Hull sah man den Flieger von hinten, als er sich von wieder von der Küste entfernte. Mit anderen Worten: Man sah ihn wegfliegen, aber sein Kommen hatte niemand bemerkt. Niemand - mit Ausnahme der Russen - weiß ganz genau, wie nah der Flieger an England herangekommen war.

Für das Militär eine nicht eben angenehme Erkenntnis, die entsprechend kommentiert wurde:
"The Russians made us look helpless. The Blackjack could have got even closer. It was a disaster — it basically gave the Russians the green light to fly wherever they want."
Warum? Nun, die TU-160 schafft (offiziell) "nur" zwischen etwas mehr als 1.000 km/h in Bodennähe und 2.200 km/h unter idealen Bedingungen. 32 Kilometer bei 1.000 km/h sind weniger als 2 Minuten. Die Marschflugkörper, die dieser Bomber im Ernstfall trägt, schaffen nach Angaben aus Militärkreisen gut und gern 1.000 km/h bei einer Reichweite von mehr als 3.200 km und einer Flughöhe von 10-100 Metern über Grund...

Die Nato dürfte sich angesichts dieses Vorfalles und der Implikationen, die sich aus anderen Vorfällen, Entwicklungen und Verlautbarungen ergeben durchaus fragen, ob das mit der eigenen Strategie und dem Abbau nationaler Verteidigungskräfte wirklich eine so gute Idee ist. Besonders dann, wenn man sich als Nato öffentlich mit dem Gedanken trägt, sich im Bedarfsfall mit Russland anlegen zu wollen (Stichwort "Georgien in die Nato").

(Quelle: Times)

Wahlversprechen

Hamburg gilt als einer der Feldversuche für eine mögliche Spielart kommender Bundespolitik: Schwarz-Grün. Immer wieder betonen die Grünen, dass sie sich auf keine "faulen Kompromisse" einlassen werden und den Wahlkampf in Hamburg entschieden sie unter anderem deshalb für sich, weil sie sich energisch gegen Elbvertiefung und Kraftwerksneubau stellten. Der linkslastigen Revolutzerszene Hamburgs kam das sehr entgegen und verschaffte den Grünen genau jene Stimmen, mit denen sie es schafften, Wunschpartner der CDU zu werden.

Und so kam es auch. Die Grünen wurden Koalitionspartner und fortan regierte in Hamburg Schwarz-Grün. Auch weiterhin sollten Ideale grüner Politik hochgehalten werden, sollten keine Ziele verraten, keine Wahlversprechen gebrochen werden. Doch dann kam das Thema "Elbvertiefung" auf den Tisch und mit ihm die Finanz- und Wirtschaftspolitische Realität. Zack, schon war der Widerstand vom Tisch und die Grünen zeigten sich ganz als diejenigen Konservativen, die sie ja auch wirklich sind. Auf den eigenen Wohlstand will man ja schließlich dann doch nicht zugunsten irgendwelcher abstrakten Umweltschutzkonzepte verzichten.

Dann wurde es vergleichsweise ruhig. Bis jetzt, denn jetzt liegt das Thema Kohlekraftwerk Moorburg auf dem Tisch. Genau hier haben die Grünen immer wieder betont, man werde auf keinen Fall zustimmen, denn Atomkraft und Kohlekraft sind nach Lesart dieser Partei das Böse schlechthin. Der Haken an der Sache ist allerdings auch hier wieder die wirtschaftliche Realität. Der Bau wurde bereits von dert Vorgängerregierung genehmigt und begonnen. Wenn diese Genehmigung jetzt widerrufen wird, dürften einige Millionen Euro Schadensersatz fällig werden - zusätzlich zur Frage, ob man stattdessen Atomstrom aus Frankreich oder doch lieber mehr Restlaufzeit für die Meiler in Deutschland will.

Die Grünen werden aller Vorraussicht nach dem Kraftwerk Moorburg zustimmen und damit lieber Kohle aus Russland importieren, als sich dem Vorwurf auszusetzen, die Atomkraft indirekt zu fördern. Alas, die Parteiinterne Debatte darum wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt. Die Grünen wollen um jeden Preis verhindern, dass der Verrat an der eigenen Basis, am Wähler, publik wird. Niemand soll dabei sein, wenn sich die Granden für ihren "Verrat" rechtfertigen. Erst wenn die Zustimmung zum Bau tatsächlich erteilt wird, nachdem man die Basis hinreichend narkotisiert hat, wird ein "Sonderparteitag" einberufen, bei dem die Öffentlichkeit auch dabei sein darf.

Mir ist es ehrlich gesagt vollkommen egal, welche Lügen und Ammenmärchen die lokale Parteispitze der eigenen Basis im Detail auftischt. Mich interessiert es auch nicht, welche polemischen Entgleisungen dort ausgetauscht werden. Aber eins interessiert mich schon und das sind die Überlebenschancen fantastischer Ideen irgendwelcher Parteien bei Kollision mit der Wirklichkeit realen Lebens und die damit verbundene Glaubwürdigkeit der sie vertretenden Politiker. Gerade da zeigt Hamburg einmal mehr, dass man Hirngespinsten, die Parteien und Politiker so zum Besten geben, egal ob nun alternativer Strom, Enteignung von Privateigentum, Abzug aller Truppen aus Afghanistan oder Freibier für alle, keine Minute glauben darf.

(Quelle: Die Grünen Hamburg)

Best Video Ever

Mtv nannte die Musikszene im Inselkönigreich lange Zeit "the worlds fastest changing". Mit einigem (beiläufigen) Interesse verfolgte ich die Wahl zum besten / tollsten / großartigsten / whatever Musikvideo "aller Zeiten". "Aller Zeiten" dürfte in dem Zusammenhang wohl nicht das bedeuten, was es dem Wortlaut nach bedeutet, sondern bestenfalls "was wir heute glauben" oder "was wir ausnahmsweise heute unseren Kunden zugestehen" oder irgendwie sowas. Egal wie, das aktuell "beste Musikvideo aller Zeiten" ("Greatest Video Ever") wurde gewählt und ich muss zugeben, ich bin hinreichend ... sprachlos.

Hier die Top10, beginnend bei Platz 10:

Platz 10: "Here It Goes Again" - OK Go

Platz 9: "Like A Prayer" - Madonna

Platz 8: "Virtual Insanity" - Jamiroquai

Platz 7: "Just" - Radiohead

Platz 6: "Smells Like Teen Spirit" - Nirvana

Platz 5: "Svefn G Englar" - Sigur Ros

Platz 4: "Thriller" - Michael Jackson

Platz 3: "Take On Me" - A Ha

Platz 2: "All Is Full Of Love" - Bjork

und Platz 1 ist...

Klick hier

Ganz ehrlich: Ich wäre im Leben nicht darauf gekommen ausgerechnet dieses Video zum besten Video aller Zeiten zu wählen, aber was weiß ich denn schon von Musikvideos?

(Quelle: mtv uk)

Montag, 29. September 2008

Wahlresultate

Wappen Bayern - WikipediaBayern kehrt heim ins Reich. So in etwa lässt sich der Kommentar vieler Analysen deutscher Politik zusammenfassen. Nach mehr als 40 Jahren Alleinherrschaft hat sich auch in Bayern herumgesprochen, dass es nicht eine einzelne Partei ist, die alles richtig macht. Nicht eine Partei für sich alleine ist der Heilsbringer. Das ist gut und ist als deutliches Zeichen einer zumindest in groben Zügen irgendwie funktionierenden Demokratie durchaus zu begrüßen. Schöne Diskussionen um Siege, Niederlagen und Posten.

Interessant das Selbstverständnis der Parteien. Die CSU weist die Schuld ihrem EU-Minister für Bürokratieabbau zu, ausgerechnet demjenigen, der die vorangegangene Wahl mit über 60% für seine Partei entschied. Der ist jetzt schuld. Die SPD versteht sich trotz des schlechtesten Wahlergebnisses aller Zeiten in Bayern als "Sieger" - zwar weiß keiner so recht, was die SPD gewonnen hat, aber hey, Hauptsache "Sieger". Grüne? FDP? Auch alles Sieger. Alle haben gewonnen. Zwar weiß niemand was eigentlich gewonnen wurde, aber alle sind Sieger. In Brandenburg sind übrigens die Rechten "Sieger". Da wurde nämlich auch gewählt. Interessiert nur niemanden, obwohl *DAS* für die Demokratie und Deutschland viel bedeutsamer ist. Aber sei es drum.

Ein Wahlergebnis von 43% ist zwar im Vergleich mit 60% ein Schlag ins Gesicht, aber Sieg ist Sieg. Deshalb kann ich Beckstein und Huber auch gut verstehen: Sie haben die Wahl gewonnen. Warum zurücktreten? Sind 43% heute etwa eine Niederlage? Hat die Partei nicht gerade erst verkündet die Wahl gewonnen zu haben? Nein? Will die CSU etwa den Ministerpräsidenten am Ende gar nicht stellen?

Auch das Herumfantasieren der SPD kann ich gut nachvollziehen: Eine Koalition aus den vier anderen Parteien wäre tatsächlich dazu in der Lage an Stelle der CSU zu regieren. Rechnerisch zumindest. Aber wirklich "regieren"? Grüne, FDP, SPD und die Nicht-Partei? Wer, der nicht gerade voll unter Drogen steht, glaubt auch nur 5 Minuten daran?

Bleibt die wichtige Frage: Was wird sich ändern? Wohl sehr sehr wenig. Die CSU wird sich mit dem (für sie) geringsten Übel zusammentun und regieren wie immer. Der Rest wird auch weiterhin in Bayern weitgehend bedeutungslos vor sich hin vegetieren und auf bessere Zeiten hoffen. Aber wer glaubt allen Ernstes, dass sich wegen dieser gewonnen Wahl an Politik oder den Politikern irgend etwas ändern wird, egal ob nun in Bayern oder sonstwo in Deutschland?

Dreiundvierzig Prozent

[Dieser Artikel ist ein Gastbeitrag von Sven "DeichShaf" Wagner]
Darth Vader CSU: Join me, and i will complete your training!

Dreiundvierzig Prozent. Für mehr hat es nicht gereicht. Die CSU, die Christlich Soziale Union in Bayern e.V., hat bei der Landtagswahl in Bayern über siebzehn Prozent ihrer Wählerstimmen verloren - ein sprichwörtlicher Erdrutschverlust, den es zuvor in über fünzig Jahren Landtagswahlen und Bundestagswahlen nicht gegeben hat. "Historisch" sagen die einen. "Verdient" die anderen.

Interessant ist eigentlich weniger der Ausgang der Wahl, sondern das Ergebnis dessen, was die Gewinner (beziehungsweise eigentlich Verlierer) daraus machen. Gleich dem überzeichneten Streben nach Macht und Machterhalt der Sith (ja, ich weiß - gestern kam StarWars im Fernsehen...) oder auch des Medienmoguls Berlusconi schließen Beckstein und Huber einen Rücktritt erstmal kategorisch aus.

Der Spiegel schreibt:
"Erwin Huber und Günther Beckstein wollen trotz des Wahldebakels der CSU nicht aufgeben: Der Parteichef schloss vor einer Krisensitzung in München ebenso wie der Ministerpräsident einen sofortigen Rücktritt aus"
Ein guter Teil des Volkes wählte weiterhin brav die CSU. Doch fast ein Fünftel aller Wähler entschied, dass es an der Zeit sei, den Herren zu zeigen, dass es so irgendwie nicht weitergehen kann. Anstatt aber zuzugeben, dass man während der letzten paar Jahr(zehnt)e doch wohl einiges falsch gemacht hat, wird an den Stühlen festgeklammert. Geht es nur mir so, oder drängen sich auch anderen Leuten Gedanken an Berlusconi auf?

Die CSU-Spitze besteht darauf, weiter regieren zu dürfen. Klar, man holt sich mit der FDP einen "Partner" ins Boot, und schon kann man wie früher weitermachen. Aber ist das wirklich der Wille der Mehrheit? Und: Was, wenn es wirklich so weitergeht und die Herren Beckstein und Huber nichts dazu lernen (und da bin ich mir sicher: sie werden nichts dazu lernen, weil das bislang noch niemand jemals getan hat)? Die nächste Wahl ist die Bundestagswahl und hier dürften enttäuschte Wähler weiter für Entsetzen sorgen: Die CDU/CSU verliert massiv die Zustimmung der Wähler, der SPD geht es nicht viel besser. Gewinner sind alternative Parteien wie die Grünen, die FDP oder die Linke. Was will die Führungsriege der CSU hier unternehmen, wenn selbst durch eine Koalition keine Mehrheit mehr zustande kommen kann? Will man Gesetzesänderungen erwirken, die dann den Machterhalt garantieren?

Ich gebe zu: Ich habe mich nicht ausführlicher über die politische Lage in Bayern informiert. Aber es muss wohl einiges schief gelaufen sein, wenn eine Partei derart übel "abgewatscht" wird. Und es dürfte den Verantwortlichen wohl kaum neu und die Überraschung gespielt gewesen sein - denn es gab Monate vor der Wahl Umfragen, die genau dieses Bild zeichneten. Und man hat nichts, aber auch gar nichts dagegen unternommen. Populäre Themen wurden angefasst - die aber den Wähler nur bedingt interessieren. Die unpopulären Themen, die fälligen Steuererhöhungen, Sparmaßnahmen, wirtschaftlichen und sozialen Problemfälle - all das wollte man sich für "nach der Wahl" aufsparen. Denn dann braucht man keine Versprechen einhalten und schnell getroffene Entscheidungen nach der Wahl sind bis zur nächsten Wahl vergessen. Oder auch nicht - scheinbar wurde zu viel und zu lange Schindluder getrieben und ein guter Teil der Wähler hat dies erkannt und sich abgewandt. Und viele derjenigen, die weiterhin die CSU gewählt haben, werden vermutlich auch nur aus Tradition gewählt haben.

Ich bin interessiert, was für eine "Lösung" man in Bayern präsentieren wird. Auch wenn ich in Hamburg nur bedingt betroffen bin, wird für mich vieles von dem, was sich bis September 2009 dort tut, für mich entscheidend für meine Stimmabgabe dann sein.

Hingabe

Manche Menschen nehmen ihren Job sehr ernst und lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Wie zum Beispiel dieser Radiomoderator:

Freitag, 26. September 2008

Safe for Work

Ihr steht doch alle auf Pornos...

Donnerstag, 25. September 2008

Milch

Ben & Jerry's Bohemian RaspberryAls verfressene Sau mit Anspruch auf Exklusivität eignet man sich im Laufe der Zeit einige teure und Kalorienreiche Vorlieben an. Bei manchen ist es Kaviar, oder bestimmte erlesene Kekse, oder wie bei mir: Eis. Gutes Eis find ich einfach nur klasse. Besonders weit oben auf der Liste der Dinge, die ich total toll finde steht deshalb Ben & Jerry's. Das Eis dieses amerikanischen Herstellers toppt alles, was es sonst noch so auf dem deutschen Massenmarkt zu kaufen gibt. Okay, Häagen-Dazs kommt in die Nähe, aber B & J finde ich einfach besser.

Bei Preisen von mehr als 5 Euro für 500 ml ist die Debatte darüber, ob man nun B & J oder Big-H bevorzugt aber auch schon nörgeln auf sehr hohem Niveau. Wichtig ist vielmehr, warum das Eis so gut ist, dass so viele dafür jedes andere Eis stehen lassen. B & J verwendet Sahen für's Eis. Sahne wird aus Milch gemacht. Aus guter Milch. Viel davon. Das ist auch toll, denn so bekommt das Eis eine hervorragend feste Konsistenz. Das mögen auch andere. Aber dann gibt es da welche die meinen, dass diese Sache mit der Kuhmilch eher doof wäre.

Nicht etwa, weil sie Milch nicht vertragen, weil sie allergisch darauf reagieren, oder weil sie Milch einfach nicht mögen. Nein, weit gefehlt. Diese Menschen sind der Ansicht, dass Kühe dem Menschen ja eigentlich gar keine Milch geben wollen, sondern dazu gezwungen werden. Das ist Unrecht und gehört deshalb unterbunden.

Richtig, wir reden von PeTA (nicht "People eating Tasty Animals" wie Arno immer behauptet, sondern die anderen, die mit "People for the Ethical Treatment of Animals"). Die sind an B & J herangetreten und gaben folgendes zum Besten:
"On behalf of PETA and our more than 2 million members and supporters, I'd like to bring your attention to an innovative new idea from Switzerland that would bring a unique twist to Ben and Jerry's. Storchen restaurant is set to unveil a menu that includes soups, stews, and sauces made with at least 75 percent breast milk procured from human donors who are paid in exchange for their milk. If Ben and Jerry's replaced the cow's milk in its ice cream with breast milk, your customers--and cows--would reap the benefits."
Na, schon gefunden? Abgesehen von der Idee als solcher finde ich es grandios darzustellen, dass - wie PeTA es später im Text ausdrückt - Kuhmilch eine Gesundheitsgefahr für Menschen darstellt. Außerdem wäre es ja von Vorteil für die Kühe, wenn man auf Muttermilch wechselt. Findet PeTA jedenfalls.

Also, liebe Frauen, falls ihr noch nicht wisst, womit ihr in Zukunft Geld verdienen könnt: PeTA hätte da eine Idee...

(Quelle: PeTA)

Mittwoch, 24. September 2008

Und wir mitten drin

In Pakistan geht es richtig rund. Noch ein paar Hinweise: Erstens. Zweitens. Drittens. Grund genug für die CTSO (ich sprach neulich davon) die gemeinsamen Anstrengungen zu beschleunigen. Was man darunter versteht, lässt sich schnell umreißen: Eine Joint Task Force mit 4.000 Mann als erste Maßnahme. Später dann noch ein sogenannter "Raketenabwehrschild" in Zentral Asien und die Truppe auf mindestens 10.000 Mann aufstocken.

Ist doch nett, oder? Immerhin hat man uns schon vorher informiert und wir fanden das auch noch total toll. Darum wurden vergangene Woche sowohl die EU - Central Asia Ministerial Troika als auch das erste EU - Central Asia Security Forum überhaupt in Paris veranstaltet. Die Rede der Kommissarin für Externe Beziehungen und Europäische Nachbarschaftspolitik, Benita Ferrero-Waldner, auf dem Sicherheitsforum stellt jedenfalls manches klar.

Offenbar glaubt man den USA nicht (oder nicht mehr), dass die es selbst mit verzweifelt anmutenden Strategiewechseln schaffen könnten, Ruhe in Afghanistan herzustellen und so auch Pakistan wieder zu befrieden, bevor dort endgültig alles auseinander fällt. Warum sonst sollten sich sonst die Russen genötigt sehen, Präsident Karzai direkt praktische Hilfe anzubieten und so auszuloten, wie weit man sich inzwischen wieder vorwagen darf?

Apropos "Hilfe". Neulich interviewte CNN Putin ausführlich über Gott und die Welt. Aus dem offenbar episch langen Interview (okay, 30 Minuten) machte CNN einen insgesamt nur wenige Sekunden langen Beitrag, in dem Putin wohl nicht besonders gut weg kam. Das wiederum findet Putin wohl gar nicht lustig, was wiederum CNN einigen Ärger zu einzubringen scheint. Darum bemüht sich CNN jetzt offenbar darum zu beweisen, dass man den "richtig Bösen" ein "neutrales" Forum bietet und sie gar nicht absichtlich so böse darstellen will. Darum lässt man Ahmadinejad zu Larry King und ihn dort über Dinge reden. Ob das CNN allerdings den Kopf in Russland retten wird, bleibt abzuwarten, aber es zeigt sehr schön, wie Politik und Medien zusammenhängen.

Davon ab: Das alles wird noch sehr interessant.

Spass im Honda

Das folgende Video lasse ich ganz bewusst unkommentiert und bedanke mich an dieser Stelle einfach mal bei allen Frauen, die sich jemals getraut haben, mit mir mehr als einmal zusammen im selben Auto zu fahren...

Dienstag, 23. September 2008

Instabil

EurosMan möge mir die eigenartige Stille verzeihen, aber es sind die Nachwehen von Problemen der jüngeren Vergenagenheit, die mir große Probleme bereiten. Aber das dürfte eh kaum jemanden interessieren. Andererseits verwundert mich, ob es irgendjemanden interessiert, was gerade in der Weltwirtschaft los ist? Eigentlich müsste ja das gesamte linke Spektrum lauthals das Ende des Kapitalismus feiern. Wie grandios der Kapitalismus doch gescheitert ist mit seiner grenzenlosen Gier. Aber wo sind sie denn, die Fanfaren, die das Widerlegen der existentiellen Theoreme des Kapitals feiern?

Der Markt kann sich eben nicht selber bereinigen. Der Markt kann seine Fehler nicht selber kompensieren und der Markt kann auch nicht seine eigenen Gesetze finden. Für beides braucht es zum Entsetzen der Banker und Hardcore Kapitalismus-Freaks den Staat. Warum feiern das die Linken nicht? Kalte Füße um den eigenen Wohlstand bekommen? Das Mutterland der Marktwirtschaft verstaatlicht nicht nur sein Finanzsystem, sondern auch noch die Immobilienkredite.

Investmentbanken kneifen den Arsch zu und lassen sich zu "normalen" Banken umbauen - ich bezweifle, dass irgendjemandem die Tragweite dieser Entscheidung so richtig klar ist. Und das unter einem republikanischen Präsidenten, der ein 700 Milliarden schweres "Rettungspaket" für ein episch gescheitertes System ankündigt und dafür international keinerlei Unterstützung erfährt.

Und Deutschland? Das Land, in dem angeblich alle so sehr darauf stehen, dass endlich der Kommunismus eingeführt wird, verwehrt sich gegen diesen Akt der Vertsaatlichung und gegen das Eingreifen der Regierungen auf Internationaler ebene, damit sich der Markt eben doch selber regulieren kann. Ich weiß ehrlich nicht, was mich mehr zum Lachen anstiften soll. Aber egal wie, das Ende des Kapitalismus ist weit entfernt, nur das endgültige Ende der US-Amerikanischen Vorherrschaft ist wohl endgültig gekommen, oder wer soll zukünftig noch glauben, dass die Entscheidungen der USA von Vorteil für irgendjemanden sind?

Egal wie. Die USA haben sich selber aus dem Spiel geschubst, Russland ist nicht wirklich auf der Höhe, China ist noch lange nicht so weit. Und Europa? Einfach nur tragisch, was da passiert. Bleibt zu hoffen, dass die sich abzeichnenden Schwierigkeiten der Weltwirtschaft nicht zu allzu schwerwiegenden lokalen Komplikationen und Auseinandersetzungen führen werden, wie ich es befürchte. Unter der Hand laufen da ja schon einige Wetten wegen der Sache Israel - Iran, wegen der Anrainerstaaten vom Golf von Mexiko, aber auch wegen der immer interessanten 'Stan und natürlich auch wegen Süd-Ost Asien. Da erwartet uns einiges.

Sonntag, 21. September 2008

Neulich, an der Kasse

Ich erwähnte es hin und wieder: Ich hab was für Star Trek übrig. Darum finde ich diese Werbung auch irgendwie klasse.

Andererseits erinnert mich dieser Spot auch daran, dass mir schon länger nichts Kurioses mehr beim Einkaufen passiert ist...

Freitag, 19. September 2008

Sachen gibts... (198)

Da Vinci ClockIch hab ja was übrig für freakige Uhren. Marc Owens auch. Während ich die Dinger aber nur bestaune, ist er Designer und bastelt sowas. Nicht nur ihm kam die Idee, dass das Konzept "Uhr" insgesamt irgendwie falsch ist, denn Uhren sind kein Maßstab für Zeit, sondern ein Maßstab für andere Uhren. Darum verwarf er in seinem Entwurf auch jegliche Zeitanzeige und griff zurück auf die ultimative Anzeige des Zustands des Betrachters.

Seine "Da Vinci Alarm Clock" (sic) kann genau zwei Dinge anzeigen: "SLEEP" und "AWAKE". Schaltet man die Uhr an, zeigt sie auf ihrem Retro-LED-Dot-Matrix-Display "Awake" an. Für exakt 3 Stunden und 30 Minuten. Dann wechselt die Anzeige auf "Sleep" und ein nervig lauter Alarm ballert los, bis man den Resetschalter des Alarms betätigt. Die Uhr zeigt für 30 Minuten "Sleep" an, bis sie wieder auf "Awake" umschaltet. Natürlich wieder begleitet vom gnadenlos sympathischen Alarm. Dieser 4-Stunden-Rhythmus wird so lange beibehalten, bis die Uhr ausgeschaltet wird.

Die Idee ist, dass der Anwender durch mehrphasigen Schlaf eine insgesamt längere Wachphase durchlaufen kann. Die Therie dahinter stammt von J.S. Szymanski. Ob Benutzer dieser Uhr tatsächlich den versprochenen Erfolg erzielen, ist unbekannt, denn noch ist diese Uhr nicht im Handel erhältlich, aber ich kenne eine menge Leute, die sich sowas sofort kaufen würden...

Mittwoch, 17. September 2008

Werbekritik

Apple sieht sich immer wieder Kritik wegen seiner Produkte und Marketingstrategie ausgesetzt. Im Kern stehen zwei Aspekte: Die Frage, was zur Hölle denn jetzt an diesen Produkten so toll sein könnte, dass sie so schweine teuer sein dürfen und natürlich auch irgendwo der Neid, nicht selber auf so eine geile Idee zum Gelddrucken gekommen zu sein. Anyway, die Kritiker werden immer kreativer und ihnen ist eine sehr spezielle Form des Humors zu attestieren, die uns ohne Apple wohl nie erreicht hätte. Klick Bild.

(Danke MoronLover)

Scheiss auf Dominoday (8)

Lange nichts Beeindruckendes mehr aus der Reihe "Domino" gesehen. Das bedeutet aber nicht, dass die Kreativen aufgehört hätten, Dinge umzuwerfen.

Probleme eines Stabschefs

Mike Mullen darf sich auf interessante Tage in den 'Stans einrichten. Um seinen Auftrag, die ausufernden Probleme in den Griff zu bekommen und zu verhindern, dass Pakistan sich vom Verbündeten zum Gegner entwickelt, ist er nicht zu beneiden. Wie ernst es Pakistan ist, zeigt die Meldung, dass die pakistanische Armee offenbar den Befehl hat, bei erneuten Grenzverletzungen durch US-Truppen gezielt das Feuer zu eröffnen.

Für die US-Einheiten eine äußerst präkere Lage, denn die Taliban flüchten gerne auf pakistanisches Terrain. Andererseits haben sich die US-Truppen auch nicht wirklich bei den Pakistanis beliebt gemacht, weder mit der Ignoranz gegenüber deren territorialer Integrität, noch mit dem Einsatz indischer Verbände im afghanisch-pakistanischem Grenzgebiet. Auch und gerade die Warnung an die britische Führung in London, dass wegen der Übergriffe nach Pakistan in England mit terroristischen Anschlägen gerechnet werden sollte, macht die Sache nicht eben einfacher.

Wenig hilfreich dürfte in dem Zusammenhang die Behauptung der BBC sein beweisen zu können, dass der Iran die Taliban mit Waffen beliefert. Angeblich sollen sowohl Schmuggler als auch offizielle Stellen aus dem Iran die Taliban mit Waffen iranischer Produktion beliefern. Angeblich haben britische Truppen solche Lieferungen abgefangen, will die BBC erfahren haben. Aus britischen Militärkreisen heißt es, dass bestimmte Gruppierungen innerhalb des iranischen Regimes für die Lieferungen verantwortlich sind.

Die Waffen iranischer Herkunft sollen unter den Taliban besonders beliebt sein, da sie über große Feuerkraft verfügen und als sehr zuverlässig gelten. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Lieferungen aus dem Iran einen entscheidenden Unterschied im Kampf der Taliban gegen die westlichen Alliierten ausmachen. Besonders Minen iranischer Herkunft sollen sich für die Taliban sehr bewährt haben.

Sicherlich freut es in dem Zusammenhang die USA besonders zu hören, dass die IAEA berichtet, der Iran versuche einige seiner Shahab-3 Raketen so umzubauen, dass sie nukleare Sprengsätze tragen könnten. Der Iran hingegen behauptet, dass die durch die IAEA vorgelegten Beweise getürkt wären und behauptet auch weiterhin nur konventionelle Waffen zu produzieren.

Als wären das noch nicht genug Probleme für die USA und deren Verbündete, zerfällt in Folge des Georgienkonflikts die ehemals pro westliche Regierung der Ukraine. Vor wenigen Tagen verließ die Partei des Präsidenten die Regierungskoalition. Dem Präsidenten bleiben jetzt noch bis Anfang Oktober Zeit, eine neue Regierung zu bilden. Es ist zur Zeit nicht absehbar, ob sich die Ukraine auch weiterhin in Richtung Westen orientieren oder doch wieder Russland zuwenden wird. Generell werden dem pro-westlichen Kurs zur Zeit aber wenig Chancen eingeräumt, da die Mehrheit der Bevölkerung der Ukraine entweder Neutralität oder eine Allianz mit Russland befürwortet und nur eine Minderheit eine Mitgliedschaft in der Nato unterstützt.

Diese Entwicklung dürfte der Nato insgesamt eher gar nicht in den Kram passen. In Sewastopol ist die russische Schwarzmeerflotte stationiert. Sollte Russland es tatsächlich schaffen, die Ukraine als Alliierten auf seine Seite zu ziehen, wäre Russland gleich mehrere Probleme los. Die russische Marine müsste sich keinen neuen Hafen für die Schwarzmeerflotte suchen. Außerdem wäre mit der Ukraine dann eine weitere ehemalige Teilrepublik der Sowjetunion wäre in das Bündnis mit Russland zurückgekehrt, was in der Region eine große Signalwirkung haben würde.

Freuen wir uns auf eine weitere interessante Entwicklung in unserer Nachbarschaft.

Dienstag, 16. September 2008

Kontraste - Taliban

Das ARD-Magazin Kontraste brachte zum Jahrestag der Anschläge von New York einen Bericht über die Taliban und ihre Art Krieg zu führen. Leider nicht als "embedded" zu bekommen (ganz so modern ist man bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten dann doch nicht), aber wenigstens direkt in deren Mediathek online abrufbar. Deckt sich weitestgehend mit meinem Bild, wenn auch einige Facetten etwas anders ausgeleuchtet werden und mehr auf Deutschland abgestellt wird und nicht so sehr auf den geopolitischen Gesamtkontext. Trotzdem: Unbedingt sehenswert - aber völlig unpassend zur Mentalität des überzeugten Sofa-Pazifisten aus Deutschland.

(Danke Jhary)

Suchtprobleme, Geld und Politik

AlkoholAls ich vorhin hörte, dass Beckstein in Bayern von sich gab, man könne bedenkenlos diverse Liter Bier in sich 'reinschütten und danach noch Autofahren, vermutete ich zunächst die endgültige Merkbefreiung der Südstaatler. Darum las ich nach. Was Beckstein tatsächlich gesagt hat, ist zwar noch immer mindestens fragwürdig, aber längst nicht so dramatisch, wie es in mancher Postille hochstilisiert wird. Zum Thema Autofahren und Alkohol hat er im Bayerischen Rundfunk gesagt:
"Wenn man die zwei Maß in sechs, sieben Stunden auf dem Oktoberfest trinkt, ist es noch möglich."
Daran darf man zweifeln und darüber darf man auch diskutieren. Viel interessanter als die Frage nach dem Abbau der Blutalkoholkonzentration und der absoluten und relativen Fahrtüchtigkeit unter Alkoholeinfluss ist für mich aber die Frage, warum Beckstein sowas überhaupt von sich gibt. Die Antwort auf diese Frage fand ich gerade eben in der Süddeutschen. Dort titelt es nämlich gerade wie folgt:

Aufstand gegen Alkoholverbote - Süddeutsche
Daher also weht der Wind. Die Alkoholindustrie hat Schiss davor, dass per Gesetz das Geld abgedreht wird. Insbesondere geht es um den Alkoholkonsum der Jugendlichen, denn die sind - ähnlich wie bei der Tabakindustrie - der finanzielle Neuschnee, der kontinuierlich die Einnahmen sicherstellt. Darum sind Handel und Industrie eindeutig gegen eine Verschärfung der Maßnahmen gegen den Alkoholmißbrauch. Im Gegensatz zum Tabakkonsum geht es hier ja auch um erheblich mehr Geld.

Angesichts von mehr als 70.000 Toten jährlich, die an den Folgen des Alkoholkonsums ins Gras beißen und einer jährlichen Belastung von mehr als 20 Milliarden Euro für das Gesundheitssystem, ist es daher auch nur zu verständlich, dass der Geschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels zugibt:
"Alkoholmissbrauch ist ein gesamtgesellschaftliches Problem."
Allerdings sieht er es nicht ein, dass man deshalb die Gesellschaft irgendwie schützen müsste. Wegen 70.000 Toten jährlich? Es kan, so derselbe Mann, nicht angehen, dass staatliche Maßnahmen die Freiheit aller Konsumenten einschränken. Mit anderen Worten: 70.000 Leichen und 20 Milliarden Euro sind zwar viele, aber mit den nachwachsenden verdienen wir genug, um auch weiterhin steigende Gewinne verbuchen zu können und außerdem habt ihr uns gerade erst die Einnahmen mit den Kippen weggenommen, wenn ihr uns den Sprit auch noch wegnehmt, können wir alle dicht machen. Außerdem ist das ja nicht unser Problem, denn wir saufen uns ja nicht ins Grab und wir zwingen ja niemanden dazu!

Für die andere Seite, die Suchtprävention und die Ärzte, sieht das etwas anders aus. Die sehen gerade in der einfachen Verfügbarkeit des Alkohols ein gravierendes Problem. Der Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen sagte deshalb:
"Die Verfügbarkeit ist ein wichtiger Punkt. Gerade Jugendliche nutzen Tankstellen, um sich mit Alkohol zu versorgen." "Die freiwillige Selbstbeschränkung der Werbewirtschaft, solche Werbespots zu unterlassen, wird vorne und hinten nicht eingehalten."
Insgesamt gilt Sucht in Deutschland noch immer als "toll", besonders dann, wenn sich damit Geld verdienen lässt. Wundert mich nicht, denn keine Ahnung von Mathe zu haben gilt hierzulande ja auch als "hipp" und sieht man sich die zunehmende Bildungsresistenz und einige andere frappierende Entwicklungen an, dann kann man eigentlich nur noch hoffen, dass möglichst bald irgendjemand vorbei kommt, und dieses Trauerspiel beendet. Gewaltsam.

(Quelle: Tagesspiegel, Süddeutsche)

Geldbewegung

Oskar LafontaineSeltsame Ideen von Politikern geistern häufiger durch den Blätterwald. Klar, es geht auf die Bundestagswahl in einem Jahr zu und man darf nicht vergessen, dass die Politiker aller Parteien vor diesem Hintergrund mehr Scheiße von sich geben als sonst. Trotzdem. Was Lafontaine (der wird heute übrigens 65 Jahre alt) gestern verkündete, ist für mich Anwärter auf einen ewigen Spitzenplatz.

Familienunternehmen sind Herrn Lafontaine nicht geheuer. Für ihn ist es ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein Unternehmen, dass sich in Privatbesitz befindet, auf legalem Weg viel Geld verdienen kann. Wörtlich:
"Kann das sein, dass Frau Schaeffler mit ihrem Sohn zehn Milliarden erarbeitet hat? Nein, das kann nicht sein."
Das Vermögen der Firma gehöre eigentlich den Angestellten, den Arbeitnehmern. Die hätten das Vermögen aufgebaut. Es sei aber, so Lafontaine, ein "grundgesetzwidriges Vorgehen", dass die Arbeitnehmer enteignet würden und genau das passiert ja hier. Diese Enteignung muss Rückgängig gemacht werden, die Firmeneigentümer zum Vorteil der Arbeitnehmer enteignet werden. Findet Lafontaine zumindest.

Das ist genau der Weg, mit dem Deutschland sich seine Stellung in der Welt des 21. Jahrhunderts zukunftsfähig festigt. So lockt man Kapital nach Deutschland. Aber wenigstens besteht in einem Punkt Hoffnung: An die Regierung wird diese Partei so schnell nicht kommen, denn der andere Grande dieses Vereins hat just erst erklärt, dass die einzigen, von denen sie zumindest manchmal ansatzweise ernst genommen wurden, "nicht koalitionsfähig" sind.

Ich bin mal gespannt, was für Quatsch wir noch so zu hören bekommen.

Montag, 15. September 2008

Ausbruch

Es ist immer wieder verblüffend, wie clever die Viecher sind:

Wohingegen man Autofahrern nicht immer bescheinigen kann, zumindest ähnlich intellektuell begabt zu sein:

Samstag, 13. September 2008

Gegengewicht

Deutschland freut sich. Dank des Drucks der Bevölkerung und Dank des gnadenlosen Einsatzes der Politiker erhebt die Bahn doch keine Gebühren auf den Ticketverkauf am Schalter. Jubel aller Orten. Wer jetzt fragt, wie kreuzblöd man allerdings sein muss, um genau jenen Politikern zuzujubeln, die dieses Unternehmen nicht nur verhökern wollen, sondern auch zur Profitablität zwingen und so überhaupt erst die Ursache für solche Preiseskapaden gesetzt haben, verschließt sich mir vollends. Ich bin da aber in guter Gesellschaft, denn anderen verschließt sich ja auch so manches.

Die USA zum Beispiel gelten ja als "Heilsbringer to come", sozusagen, denn sobald der böse Onkel George endlich in den Ruhestand geschickt wurde, wird ja alles besser. Wie das Wetter in La-La-Land wohl sein mag? Oder wem ist noch aufgefallen, dass sich die Amerikaner gerade um Kopf und Kragen reden? Während Obama noch verkündet, dass er "seine" Truppen ganz bestimmt aus dem Irak abziehen werde, verkündet er gleichzeitig eine Verstärkung der Truppen in Afghanistan. Sowohl Obama als auch sein Mitbewerber McCain reden da dieselbe Sprache, allerdings redet man bei McCain etwas deutlicher. Dessen designierte Viezepräsidentin Palin gab nämlich jüngst zu Protokoll, dass die USA einem Waffengang mit Russland nicht unbedingt aus dem Weg gehen würden, wenn sich das Thema Kaukasus nicht anders lösen ließe.

Warum diese Hektik? Könnte das etwa damit zu tun haben, dass Russland zu seinen eigenen Schlüssen über die 'Stan-Staaten gekommen ist? Könnte es sein, dass Russland mit seiner kaum vorhandenen Erfahrung in der geographischen Region vielleicht irgendetwas weiß, was wir nicht wissen? Gerade erst fragte Rumänien nach, ob man nicht auch so ein tolles Raketendingi haben könnte, wie es die Polen geschenkt bekamen. Man würde sich dann sicherer fühlen. Ich mein klar, denkt man an militärische Konflikte, dann steht ein Angriff mit Interkontinentalraketen auf Rumänien ganz weit oben auf der Liste. Oder geht es denen vielleicht um etwas Anderes?

Warum hat Russland erneut darauf hingewiesen, dass man den Versorgungskorridor der Truppen in Afghanistan, den Russland von Norden her offen hält, auch wieder zu machen könnte? Warum die plakativ beruhigenden Worte von oberster Führung der Nato, dass die Baltischen Republiken keine Angst zu haben brauchen? Warum wird alles auf Russland abgestellt? Selbst dem letzten Hinterwäldler müsste klar sein, dass Russland mit ziemlicher Sicherheit keinen direkten Angriff auf Nato-Staaten wagen wird, solange es nicht dazu gezwungen wird. Andererseits ist auch hinlänglich bekannt, dass Russland auch großen Druck aus dem Westen sehr gut absorbieren kann. Es ist deshalb doch wohl mehr als fraglich, ob die Nato im Anbetracht der aktuellen Lage im Mittleren Osten auch noch einen Krieg mit Russland vom Zaun brechen wird. Ganz so blöd ist man auch da nicht.

Die Rolle, die Russland zunehmend spielt, muss in einem anderen Kontext verstanden werden. Die westliche Welt spielt immer weniger die erste Geige und wird immer mehr als Problem verstanden. Nicht von uns - wir sind ja "der Westen" - sondern von den Asiaten. China zum Beispiel baut nahezu unbemerkt von uns im Irak ein Gaskraftwerk. Ganz alleine. Ohne jede westliche Unterstützung oder Beteiligung. Die hat man nicht nur nicht in Anspruch genommen, die hat man sogar rundheraus abgelehnt. China liefert aber noch mehr in den Irak und das Engagement dort darf mit ruhigem Gewissen "bemerkenswert" genannt werden.

Die Amerikaner werden irgendwann aus dem Irak abziehen. 2011 vielleicht, wenn alles gut geht. Nicht weil sie wollen, sondern weil sie müssen. Sie sind unbeliebt, trotz aller Leistungen, die sie erbracht haben. Die Iraker wollen sie los werden. Aber so ganz alleine in der Welt ist ja auch doof, aber an wen wenden? Der Westen hat komische Ansichten und den Krieg gebracht und damit Kummer und Leid und außerdem haben die den falschen Glauben und die falschen Familien unterstützen die auch noch (Stichwort: Schiiten - Suniten). Wen gibt es denn sonst noch? Es wird bestimmt mit großem Wohlwollen bemerkt werden, dass die Chinesen sich zwar nicht am Krieg, dafür aber am Wiederaufbau beteiligen. So ein Kraftwerk ist ja nicht ganz unwichtig für ein Land. Es ist nicht völlig aus der Welt anzunehmen, dass sich der Irak eher in Richtung der geographisch wie ideologisch näher liegenden asiatischen Nachbarn orientieren wird.

Die Verbindung zum Iran ist ja auch nicht so ganz aus der Welt. Klar, die Amerikaner haben da richtig was gegen, denn der Iran will ja Atomkraftwerke bauen und den Westen nicht daran verdienen lassen, Sauerei sowas. Da muss man direkt draufhauen, sagt der Westen. Wie sehen das die Leute im Irak eigentlich? Erst Krieg im eigenen Land und dann auch noch bei den Nachbarn? Ob die das so toll finden? Man muss den Iran ja nicht unbedingt mögen, aber in der Region ist dieses Land schon eine Hausnummer mit erheblichem Einfluss, denn man schafft dort, was man schafft, überwiegend gegen den Widerstand des Westens. Sowas beeindruckt die Nachbarn schon.

Wo hat der Iran die Technologie eigentlich her? Aus Pakistan kam das. Von dort wurden seinerzeit die Baupläne und das gesammelte Know How frei Haus geliefert. Der Iran findet Pakistan darum wohl auch nicht unbedingt total doof, acuh wenn man dort die aktuelle Unruhe bestimmt auch nicht so geil findet. Mit Russland hat man sich ja auch schon einigermaßen öffentlich getroffen. Mit der Türkei, Syrien und einigen anderen Ländern übrigens auch. China hat ja wohl auch schon mal freundlich angeklopft. Wie sonst sollte das Verhalten Chinas im UN-Sicherheitsrat zu verstehen sein? Immerhin kommen 14% des von China importierten Öls aus dem Iran.

Angenommen Russland weiß, dass die durch die USA am Leben gehaltene Regierung Karzai in Kabul dem Untergang geweiht ist. Angenommen Russland weiß, dass das Grenzgebiet Pakistan-Afghanistan auf absehbare Zeit nicht zu befrieden ist, wenn diese Regierung untergeht. Angenommen Russland versteht das Engagement des Westens in der Region in einem anderen Kontext. Erinnert sei nur an den grandios publikumswirksamen Erfolg zuzugeben, dass der Amerikanische Präsident angeordnet hat, sich einen Scheiß um die territoriale Integrität Pakistans zu kümmern und eigene Truppen dort nach gut dünken schalten und walten lässt.

Vergleicht man dieses Vorgehen der Amerikaner mit dem Vorgehen der Russen in Georgien, fallen schon Unterschiede auf. Die Russen haben sich an bestehende Verträge gehalten. Die Russen haben auch gar nicht versucht, irgendeine Ideologie zu verbreiten oder eine Regierung zu stürzen. Sie haben nur versucht, eine Region zu retten und für Ruhe zu sorgen. Was aber ganz bestimmt bei den entscheidenden Leuten besonders registriert wird: Die Russen waren erfolgreich. Sie haben bewiesen, dass sie seit ihrem eigenen Engagement in Afghanistan dazugelernt haben.

In Pakistan hat man bestimmt auch schon vergessen, dass Indien hofiert wurde und von den Amerikanern trotz (oder gerade wegen?) des Atomwaffensperrvertrages in den Kreis der Atommächte aufgenommen wurde, während Pakistan mehr oder weniger als "Schurkenstaat" bezeichnet wurde. So macht man sich Freunde. Auch findet man es in Pakistan ganz bestimmt richtig toll, dass Indien jetzt mit Macht hochgepäppelt wird, damit die USA in dem Gebiet ein nukleares Gegengewicht haben. Wie war das noch mit dem Kaschmir-Konflikt? War es nicht so, dass dieser Konflikt als der möglichen Auslöser eines Atomkrieges der Neuzeit ganz heiß gehandelt wird?

Pakistan wird sich deshalb ganz sicher nicht an die USA anlehnen und an genau dem Westen orientieren, der dem Erbfeind die Eier schaukelt. Eher wird man auch dort nach Alternativen suchen. Das weiß man in Russland. Auch in China weiß man das. Überall in Asien hat man Angst vor radikalen Islamisten, besonders vor den Taliban. In Russland aus Erfahrung, in China aus anderen Gründen. Wenn die Regierung in Kabul stürzt, dann wird Russland mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Norden Afghanistans abriegeln und China wird bestimmt auch keine Einladungskarten verschicken.

Während sich die westliche Welt zwar um Afghanistan kümmert, sich aber in erster Linie darauf konzentriert zu fordern, dass die eigenen Truppen da abgezogen werden, hat Russland es geschafft, einige bemerkenswerte Koalitionen zu schmieden. Durch das Gewähren der Unabhängigkeit gelang es zum Beispiel, Tschetschnien und anderen Regionen fester auf die eigene Seite zu ziehen, als es vorher jemals der Fall war und konnte so nicht nur die eigenen militärischen Operationen nahezu vollständig beenden, sondern auch die Nationalisten auf die eigene Seite ziehen.

Während Russland seine medienwirksame Befriedung in Georgien abhielt, wurde von vielen vollkommen übersehen, dass Russland gerade erst in Kasachstan mit den dort heimischen Truppen ein internationales Manöver abgehalten hat - ohne Zweifel ein Zeichen besonderer Nähe zueinander - und russlandnahe Regierungskreise im Kaukasus verkündeten, man habe in Tschetschenien die militante radikalislamische Gruppe "Bulgarischer Jamaat" in Bashkiria, der Zentralregion Tschetscheniens, ausgehoben. Das von Moslems dominierte Bashkiria hatte man im Westen eher nicht als Brutstätte von Extremisten auf dem Radar, aber das Signal an die eigenen Leute und die Bevölkerung in der Region ist mit Sicherheit verstanden worden. Auch ist hier bei uns der Trubel in Tatarastan völlig untergegangen.

Um so deutlicher wird das erfolgreiche taktieren Russlands durch den Zusammenschluss von Russland, Kasachstan, Usbekistan, Tajikistan und Kirgisistans in einem militärischen Bündnis, das vor wenigen Tagen bekannt gegeben wurde. Dieses Zentralasiatische Bündnis soll die Interessen aller beteiligten Staaten in der Region schützen, hieß es in der offiziellen Verlautbarung.

Russland ist sich sehr wohl darüber bewusst, welche Auswirkungen ein Erfolg der al Qaeda für Russland und damit auch für den gesamten asiatischen Raum hätte. Nicht nur die Gefahr des Terrorismus, Anschläge und andere Gewalttaten, ist der russischen Führung überaus klar. Es sind insbesondere die wirtschaftlichen Implikationen, die ein solcher Erfolg mit sich brächte, die den Russen mit Sicherheit einiges Kopfzerbrechen bereiten.

Vor diesem Hintergrund muss man das zunehmende Engagement Russlands in Asien verstehen und auch die zunehmende kooperation auf militärischer Ebene. Die Eliten Asiens sind sich der Situation nur allzu bewusst. China ist noch nicht so weit, als dass es auf internationaler Ebene die militärische Führung übernehmen könnte. Russland hingegen hat die Erfahrung und auch Infrastruktur, Wissen, Leute und so weiter. Für die asiatischen Staaten ist deshalb Russland eher ein naheliegender Bündnispartner als der Westen.

Russland dürfte zu dem Entschluss gekommen sein, dass die Anstrengungen des Westens in Afghanistan und Pakistan in den letzten Zügen liegen. Alle daran beteiligten Staaten bekommen kalte Füße und deren Bevölkerungen fehlt es überwiegend an jeglichem Verständnis für die Situation und die sich anbahnenden Folgen. Langfristig scheint die russische Führung daher vom Zusammenbruch der Regierung Karzai auszugehen und damit von einem Sieg der Taliban. Daher wird Russland auch klar sein, dass es vollkommen egal ist, ob man mit der Nato jetzt zusammenarbeitet oder nicht und deshalb spielt auch der Versorgungskorridor durch Russland am Ende keine Rolle.

Bemerkenswert ist deshalb besonders, wie wenig darüber zu hören ist, wie sich das Verhältnis zwischen Russland und China entwickelt. Wenn sich Russland und China in einem gemeinsamen Militärbündnis vereinigen, dann hat die Nato mit einem Schlag einen neuen "Ostblock". Dieses neue Bündnis dürfte allerdings um einiges wuchtiger ausfallen, als es der Ostblock des Kalten Krieges je gewesen ist.

Verhindern kann der Westen das nicht wirklich, nur bremsen und beeinflussen. Eventuell darf der Westen ja sogar mitspielen in dem Club. Das klappt allerdings nur dann, wenn das Engagement in der Region erfolgreich verläuft. Nur wenn der Westen bei den Taliban und im Kashmir Erfolg hat, wird der Westen in Asien auch als brauchbarer militärischer Bündnispartner verstanden werden. Scheitert der Westen, ist das Thema durch und wir sind 'raus.

Ob wir uns das leisten können, lasse ich mal offen.

Freitag, 12. September 2008

Wo die Teilzeit herkommt

ArbeitsamtWir wundern uns doch immer wieder, warum es immer weniger Vollzeitstellen gibt, während die Anzahl von Teilzeitjobs zunimmt. Mir geht es zumindest so. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum manche Firmen so drastisch gegen Vollzeitstellen anarbeiten und alles tun, um diese in Teilzeitstellen umzuwandeln. Die Antwort kam heute in einer Randnotiz aus dem Bundestag.

Dort teilte die Agentur für Arbeit aus Würzburg mit, dass man dort jetzt keine Prämien mehr für die Umwandlung von Vollzeit- in Teilzeitstellen zahlen wolle, weil es an Resonanz fehle. Für den Fall einer Umwandlung war eine Prämie von bis zu 2.000 Euro je eingestellter Teilzeitkraft in Aussicht gestellt worden.

Ich kann mir kaum vorstellen, dass Würzburg die einzige Kommune mit solchen "Förderprogrammen" ist...

Woanders passiert auch was

Während die (westliche) Welt noch darüber rätselt, wie man denn nun beweisen könne, dass Russland auch ganz ehrlich wirklich 100% Schuld am Krieg im Kaukasus ist und verzweifelt versucht darüber hinweg zu täuschen, dass es der Westen war, der dort überhaupt erst aufgerüstet hat, passieren anderswo auch interessante Dinge. In Lateinamerika zum Beispiel. Bolivien hat den US-amerikanischen Botschafter ausgewiesen. Boliviens Präsident Evo Morales begründete die Ausweisung damit, dass sich der Botschafter in die Politik eingemischt habe und die Opposition aktiv unterstützt hat. Ausdrücklich wünsche man sich in La Paz, dass die USA einen anderen Botschafter entsenden.

Das wiederum nimmt der nicht eben unumstrittene Chef "nebenan", Hugo Chavez, zum Anlass, ebenfalls den Botschafter der USA des Landes zu verweisen. Aus Solidarität. Und er macht auch deutlich, wie er über die USA denkt. Sehr deutlich:
"Scheiß Yankees, geht zum Teufel."
Das lässt wenig Raum für Interpretation, finde ich. Natürlich ist es reiner Zufall, dass sich zur Zeit zwei russische Langstreckenbomber "für Trainingszwecke" in Venezuela aufhalten und natürlich hat das alles nichts damit zu tun, dass sich neben der OPEC eine Energie-Allianz bildet, die dem Westen eher neutral, wenn nicht sogar reserviert gegenüber steht.

Den USA kann das nicht gelegen kommen. Im Inland drohen immer mehr Flächenbrände, der Irak kommt nicht richtig in Schwung, die 'Stan sind insgesamt auch eher desolat und die verbliebenen Verbündeten sind so sehr in Wahlkämpfen und innenpolitischen Zankereien verstrickt, dass ihnen gar nichts anderes übrig bleibt, als die USA auf sich allein gestellt agieren zu lassen.

Die USA wiederum, gewohnt als maßgeblicher Faktor alleine auf der Welt zu bestimmen was richtig und falsch ist, stecken in einer interessanten Klemme: Einerseits haben die USA die großen Kriege auf dieser Welt selber angezettelt und drohen mehr oder weniger direkt noch mit ein paar weiteren (Stichwort: Iran, Israel) und haben noch eine Menge ungelöster Probleme im Schrank (zum Beispiel Philippinen, Taiwan, Afrika). Die USA sind zwar noch immer die umsatzstärkste Volkswirtschaft, aber wie das mit dem Geld nun mal so ist: Meistens gehört es anderen.

Im Falle der USA gehört das Geld zu nicht geringen Teilen den Chinesen und Russen. Besonders China hat ganz schön viel amerikanisches Geld gesammelt. Insgesamt hat China rund 2 Billionen US$ in Auslandsanleihen angesammelt. Der Großteil davon entfällt auf die USA und die Summe wächst kontinuierlich. Damit hat China die Wirtschaft der USA fest im Griff. Mit vergleichsweise subtilen Maßnahmen können verheerende Folgen ausgelöst werden und China hat nicht so sehr die große Scheu diese Maßnahmen auch anzuwenden.

Das zeigte sich gerade erst im Fall der Fannie Mae und Freddie Mac Holdings. China verkaufte große Aktienpakete und löste so den Kurssturz dieser Holdings aus, der auch die US-Regierung dazu zwang, sich aus diesen Kapitalgesellschaften zurückzuziehen. Wie viel Geld dabei verbrannt wurde, weiß wahrscheinlich niemand, aber es dürften etliche Millionen US$ gewesen sein. Dieser vergleichsweise kleine Nebenschauplatz zeigt aber, wie sehr die Verwundbarkeit der USA unterschätzt wird.

Die Russen haben zwar nicht ganz so viele Anleihen der USA angesammelt, aber doch auch eine signifikante Menge. Im März 2008 waren das immerhin knapp 280 Milliarden US$. Dazu kommen noch die investitionen der russischen Privatwirtschaft, die sich bereits Anfang 2007 auf 59 Milliarden US$ summierten und die Entwicklung der Finanzwirtschaft in Russland wird gemeinhin positiv bewertet.

Sollten sich China oder Russland oder sogar beide zusammen dazu entschließen den USA eine Lektion zu erteilen, könnte das für die USA schwerwiegende Folgen haben. Auch Russland hat schon vorgeführt, dass man sich dieser Macht durchaus bewusst ist und auch keine großen Hemmungen davor hat, sich dieser Instrumente zu bedienen. Man erinnere sich nur an den staatlich verordneten Transfers von Lukoil an Gazprom und an die Sache mit BP.

Wie vor diesem Hintergrund irgendjemand ernsthaft glauben kann, dass es die USA schon irgendwie richten werden und unser Leben wieder schön machen können, ist mir ein absolutes Rätsel. Aber ich verstehe ja auch andere Sachen nicht. Zum Beispiel die Forderung, dass die Bundeswehr aus Afghanistan raus soll, damit sich dort der Opiummarkt vernünftig entwickeln kann, während dieselben Leute gleichzeitig verlangen, dass die Bundeswehr rein nach Georgien soll, um dort die Wiederaufrüstung zu überwachen und zu koordinieren, damit sich die kaukasischen Kleinstaaten besser gegenseitig auf die Mappe geben können.

Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Wahl kommt

BundestagDer Wahlkampf um den Bundestag zeichnet sich ab und der Ton wird langsam bissiger. Gerade erst hat sich die SPD dazu durchgerungen, den ungeliebten Beck abzusetzen und durch die Müntefering / Steinmeier zu ersetzen. Der CDU kann das nicht in den Kram passen, denn sowohl Müntefering als auch Steinmeier sind auf Bundesebene deutlich beliebter und auch potenter als Beck. Entsprechend nervös die Reaktionen. Als jetzt auch in der Berliner CDU der Führungskrach in aller Öffentlichkeit ausbrach und der Chef der Ortsfraktion von der eigenen Fraktion abgewählt wurde war klar, dass es in der CDU auch nicht gerade toll aussehen kann. Zwar gilt Tante Angie als einigermaßen erfolgreich, aber in der eigenen Partei beliebt?

Wie nervös auch die CDU zur Zeit ist, zeigt sich auch an Reaktionen an anderer Stelle. Ende September wird das Bundesumweltministerium in Berlin die Energiekonferenz veranstalten. Hauptredner dort soll - man höre und staune - Gerhard Schröder sein. Das passt der Union gerade überhaupt nicht in den Kram und deshalb hat die Union über den Mittelstandkreis das Bundesministerium für Umwelt aufgefordert, dass der Schröder wieder ausgeladen wird, denn der sei ja - so die CDU - Gasprom-Lobbyist und damit ein Angestellter Putins. Die Antwort war entsprechend:
"Die ticken wohl nicht sauber. Der Bundesumweltminister lässt sich nicht vorschreiben, wen er zu Kongressen seines Hauses einlädt, von Atomlobbyisten schon gar nicht."
Schröder wiederum sagt dazu ersteinmal gar nichts. Warum auch? Er vertritt die Interessen beider Seiten. Die Pipeline durch die Ostsee, die "seine" Firma baut, ist schließlich die direkte Verbindung zwischen Deutschland und Russland. Das ist sicherlich keine einseitige Angelegenheit. Und eine Bagatelle wohl eher auch nicht, denkt man nur an Polens Reaktionen auf den Bau und die Sorgen der Nato wegen der durch den Kaukasus verlaufenden Pipelines.

Ob Schröder sich wieder aktiv in die Bundespolitik einschaltet, ob er wieder Berufspolitiker wird, bleibt abzuwarten, denn sein Posten scheint ihm sehr zu liegen. Warum sollte er auch die Sicherheit jener Position des Außenstehenden Insiders verlassen? Mehr Einfluss auf die Bundespolitik bei gleichzeitig so großer Unangreifbarkeit kann er gar nicht erreichen.

Aber Interessant wäre es trotzdem.

Donnerstag, 11. September 2008

Schlagloch

Schlaglöcher bei uns können ja schon nervig sein, aber was man in Russland so erlebt, ist schwer zu toppen:

(Die Aufnahme stammt von Ende Frühjahr 2008)

Datum

ZeitungWohl fast jedem ist es schon mal passiert einen Artikel zu lesen und sich zu fragen, von wann dieser Text eigentlich ist. Manche Medienhäuser halten es für eine grandiose Idee, ihre Online-Artikel durch das Vorenthalten des Datums der Veröffentlichung interessant zu gestalten. Immer wieder findet man im Netz Publikationen, die sich hartnäckig weigern, dem Leser in irgend einer Form Auskunft darüber zu geben, von wann ein bestimmter Artikel ist. Die Begründungen - wenn man denn überhaupt eine erhält - reichen von abstrusen technischen Behauptungen ("Das geht nicht") über haarsträubende Verweise auf das Urheberrecht bis hin zu der Feststellung, dass wirtschaftliche Aspekte im eigenen Haus dies so vorgeben ("Das Marketing will das so").

Man kann dieses eigenwillige Verhalten beurteilen, wie man will. Eins ist es mit Sicherheit nicht: Klug. Leser einer Internetzeitung in Florida hielten eine Mitteilung von 2002 für "brandaktuell" und super toll, das United Airlines pleite sein soll. Sie hielten diese Uraltmeldung für dermaßen "toll", dass sie mit der "Vote News" Funktion dafür sorgten, dass diese Mitteilung im Ranking der Webseite weit nach vorne gelangte. Welcher Leser macht sich schon die Mühe und vergleicht mit anderen Medien?

Derart nach vorne geschoben fand der Newscrawler von Google diese undatierte Nachricht von 2002 und hielt sie, wohl auch wegen des aktuellen Bezugs zum 11. September, für "neu". Der Haken ist allerdings, dass das zwar 2002 aktuell war, heute aber überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. Da dieser Artikel aber nicht datiert war, setzte der Newscrawler die Mitteilung am 8. September 2008, mehr als sechs Jahre nach dem Event, als "News von heute" auf die Titelseite.

Kaum dort erschienen, reagierten andere Automatismen. Weitere Webseiten griffen die Story auf und die automatischen Schutzmechanismen des Finanzmarktes griffen ein, um das Kapital der Anleger zu schützen. Vereinfacht: Banken grasen automatisiert Webseiten ab, um wichtige Meldungen zu finden. Taucht eine solche auf mehreren bestimmten Webseiten auf, werden automatisch bestimmte Mitteilungen verschickt. In diesem Fall wurde im Prinzip die Mitteilung verschickt "United pleite, Aktien sofort verkaufen".

Die Anleger taten genau das und so fiel die Aktie binnen kürzester Zeit von 12 US$ auf 3US$, was einem Kapitalverlust von 1.4 Milliarden US$ entspricht. Zwar erholte sich die Aktie im Laufe des Tages wieder, schaffte es aber nur wieder auf knapp 10 US$ zu steigen. United Airlines verlor so rund 300 Millionen US$ Kapital.

Ob dieser Vorfall Folgen haben wird, ob z. B. United Airlines die Zeitung verklagen werden, ob sich die Börsenaufscht einschaltet oder ähnliches, ist unklar, dürfte aber nicht ganz unwahrscheinlich sein. South Florida Sun-Sentinel hält sich zu dem Thema jedenfalls bedeckt und datiert jetzt seine Meldungen...

(Quelle: Wall Street Journal, Google)

Samstag, 6. September 2008

Überschrift des Tages (83)

Die Tagesschau titelt gerade:

Job-Chancen in Deutschland stark von Bildung abhängig - Tagesschau
Spontan möchte man da einfach nur sagen: "Ach was?", aber diese Zahlen beschreiben eine ganz andere Realität. Es ist eben nicht so, dass jeder, der Arbeit haben will, auch Arbeit bekommt. Die Zahlen des Arbeitsmarktes belegen das recht eindrucksvoll.

Vom Statistischen Bundesamt wurde beim Vergleich mit anderen Mitgliedsstaaten der EU festgestellt, dass es in Deutschland vergleichsweise schwer ist, überhaupt einen Job zu bekommen, je geringer der Bildungsabschluss ist. Waren 2007 von allen Erwerbsfähigen in Deutschland 17,7 Prozent mit einfachem Bildungsniveau (entsprechend maximal Realschule ohne Berufsausbildung) erwerbslos, standen dem "nur" 3,7 Prozent mit Hochschulabschluss oder höherer berufsfachlicher Ausbildung gegenüber. Im EU-Durchschnitt waren 2007 aber nur 9,2 Prozent der niedrig gebildeten und nur 3,6 Prozent der höher gebildeten 25- bis 64-jährigen Erwerbsfähigen ohne Job.

Deutschland stand 2007 damit auf dem Platz 23 von 25 EU-Staaten in Bezug auf die Berufszugangschancen, nur noch überholt von der Tschechischen Republik (19,1%) und der Slowakischen Republik (41,5%). Immerhin noch auf Platz 22 von 25 kam Deutschland bei den mittleren Bildungsabschlüssen und immerhin auf Platz 18 von 25 bei den höheren Bildungsabschlüssen.

"Deutschland, ein Staat auf dem Weg an die Spitze." - kein Wunder, denn weiter nach unten geht kaum noch.

(Quelle: Statistisches Bundesamt)

Freitag, 5. September 2008

Folkloristisch, pittoresk, Deutschland

DenkmalWenn wir an Deutschland denken, dann beschreiben wir uns meistens als fortschrittliches Land, als modern, als in der Spitzengruppe der Staatengemeinschaft stehend und so weiter. Klar, wir räumen auch mal Probleme ein, aber das sind doch eher Lappalien oder Einzelschicksale. Aber so generell ist doch alles toll. Mehr oder weniger. Zumindest im direkten Vergleich mit sagen wir mal Angola oder der Nord Korea. Aber wie weit vorne sind wir tatsächlich?

Gestern fand zum Beispiel der sogenannte "Datengipfel" statt. Da wurde von ganz wichtigen Menschen erschrocken darüber Debattiert, dass ja "einfach so" mit Daten gehandelt werde, sich der Betroffene nicht wehren kann und der Staat dem sogar noch Vorschub leistet, indem er die Meldedaten seiner Einwohner verhökert. Dringend müsse gehandelt werden. Wie sieht "handeln" in Deutschland aus? Man beschließt die Gründung einer Arbeitsgruppe. Für den Bund der Kriminalbeamten zeigt das, "mit welchen folkloristischen Ansätzen Deutschland kriminellen Machenschaften in Internet im internationalen Datenhandel zu begegnen beabsichtigt". Methoden wie aus dem Mittelalter der Aktenhaltung.

Anderes Beispiel: Bundeswehr. Raus aus Afghanistan, denn dort ist es zu gefährlich. Helfen wolle man. Wiederaufbau. Und so. Polizei ausbilden. Kämpfen? Ja nee, eher nicht, woll? Das ist ja nicht der erteilte Auftrag. Und Krieg? Auf gar keinen Fall! Von Krieg zu sprechen ist kontraproduktiv. So spricht der Herr Jung, in deutlicher Panik, sobald das Wort "Krieg" genannt wird. Deutschland hat niemandem den Krieg erklärt, betont er dann herrisch.

Wann wurde denn der letzte Krieg "erklärt"? Ob jene 30 toten Soldaten der Bundeswehr auch der Meinung wären, dass dort kein Krieg herrscht? Wahrscheinlich haben die USA, Großbritanien, Frankreich, Kanada und wer sich dort sonst noch engagiert alle gar keine Ahnung, wenn deren Regierungen vom Krieg in Afghanistan sprechen. Argumentationen, die einer Denkweise des letzten Jahrhunderts entsprechen.

Pittoresk auch die Debatten um die Deponie Asse. Schon seit Jahren sollen alle Verantwortlichen ganz genau gewusst haben, was da Sache ist. Jetzt ist nicht mehr das Niedersächsisches Ministerium für Umwelt zuständig, sondern das Bundesamt für Strahlenschutz. Aber das Bundesministerium für Umwelt soll oder will oder muss bis Ende des Jahres eine Grundsatzentscheidung über die Zukunft des Atommüll-Lagers Asse treffen.

In der Zwischenzeit wird darüber gestritten, ob das Bergwerk morgen, in zwei oder vielleicht doch erst in zwanzig Jahren einstürzen wird und ob man den radioaktiven Müll in der Zwischenzeit dort herausholen kann oder soll oder eher nicht oder wie oder was. Ob wirklich etwas getan wird, wissen wahrscheinlich nicht einmal die Arbeiter vor Ort. Kompetenzgerangel in Schilda. Kein Problem, das sich nicht totdebattieren ließe. Ganz wie damals.

Während in Deutschland der Wahlkampf tobt, dem bereitwillig alles geopfert wird, was an Resten von Glaubwürdigkeit seitens der Politiker überhaupt noch vorhanden sein könnte, wird besonders stark ins Ausland abgelenkt. Auf die USA, denn dort ist auch Wahlkampf. Und wenn da gewählt wird, wird alles besser. Wie früher. Dann haben die USA uns wieder leib und wir sind wieder in Sicherheit und keiner kann uns was tun und wir müssen uns nicht mehr mit der bösen bösen Welt beschäftigen, denn das tut der Amerikaner ja für uns. Ganz so wie früher.

Früher. Dieses Wort scheint Deutschland im Moment am Besten zu beschreiben. Schule? Früher! Uni? Früher! Politik? Früher! Gesundheit? Früher! Wirtschaft? Früher! Egal welches Thema in Deutschland zur Zeit angesprochen wird, überall wird nach hinten, in Richtung der Vergangenheit debattiert und gedacht. Gemeinsamer Tenor ist überall, dass es früher besser war. Oder zumindest grundsätzlich gar nicht so schlecht, wenn man halt hier und da etwas ein wenig anders macht. Die Vergangenheit soll in die Zukunft zu transportiert werden ohne sie zu verändern - es sei denn, diese Veränderung ist im Wahlkampf hilfreich, wie z. B. Herr Lafontaine vorführt.

Während der Rest der Welt sich überwiegend darauf konzentriert, dass es weitergeht, konzentriert man sich hierzulande darauf, dass sich möglichst nichts verändert. Veränderungen sind schlecht, sind gefährlich, unüberschaubar, ungewohnt, unzumutbar. Da muss man sich gegen wehren! Besinnt Euch auf Eure Wurzeln! Ehret die Ahnen! Rettet die Alte Welt!

Langsam - ganz langsam - beginne ich zu begreifen, was Onkel George "damals" eigentlich meinte, als er von "Old Europe" sprach. Ob ihm klar ist, wie sehr er den Nagel damit auf den Kopf traf? Ob uns rechtzeitig klar wird, welche Warnung er uns damals hat zukommen lassen?

Ich weiß es nicht, aber ich habe Zweifel.

Lebenszeichen

Ampelmännchen RotDie Probleme reißen nicht ab und die Lage verbessert sich vom Wolkenbruch zum Orkantief. Ich kann nicht wirklich mit Überzeugung sagen, dass es mir wieder "gut" geht, aber andererseits: Die Erfahrung der letzten Tage hat gezeigt, dass das auch nicht wirklich viele interessiert. Ich denke, ich werde mal versuchen, hier nach und nach wieder Leben 'rein zu pusten, aber erwartet nicht unbedingt Wundertaten.

Drink to all the things we've lost
Mistakes that we've made...