Freitag, 22. August 2008

Krieg und Knast

BundeswehrUnsere Straßen- und Krankenhausbauer in Afghanistan werden zum allergrößten Erstaunen der Daheimgebliebenen angegriffen. Trotz allergrößter Bemühungen ist es offenbar doch nicht gelungen, den zum Entsetzen der Friedensexperten der Heimatfront auch noch bewaffnet auftretenden Widerstandkämpfern in Afghanistan zu erklären, dass ein schwarz-rot-goldenes Ärmelabzeichen "Nicht schießen, ich bin Pazifist! Ehrlich!" bedeutet. Eigentlich erschreckend, diese Ignoranz. Und auch überraschend. Wer hätte schon damit gerechnet, dass in einem Kriegsgebiet scharf auf Leute geschossen wird? Ein Skandal!

Entsprechend überrascht waren denn auch die Soldaten der Bundeswehr, dass sie unter Feuer genommen wurden. Was tut man als Soldat, wenn man beschossen wird? Genau, man schießt zurück. Was passiert da nun mal hin und wieder? Richtig, jemand wird verletzt oder stirbt. So ist das nun mal im Krieg und jeder rechnet irgendwie damit. Nicht schön, aber Realität. Frag mal die Amerikaner.

Das Besondere an diesem Vorfall ist allerdings nicht, dass die Deutschen überhaupt geschossen haben, eine Tatsache, die für sich genommen sehr wahrscheinlich schon zu mehreren Herzinfarkten und Beschwerdebriefen geführt hat. Das haben sie - SKANDAL! - schon öfter. Nein, bemerkenswert ist, dass die Strippenzieher aus Deutschland wohl zum ersten Mal jemanden getroffen haben. Zumindest offiziell. Damit steht die Quote jetzt offiziell bei 29:1 - zu unserem Nachteil, versteht sich.

Jetzt könnte man glauben, dass die Bundeskanzlerin sich an die Bundeswehr wendet und der Truppe demonstrativ den Rücken stärkt. Frankreich hat ja gerade gezeigt, wie sowas geht. Aber nein, wir wären nicht in Deutschland, wenn es hier nicht etwas anders zu ginge. Hier wird der Vorfall der Staatsanwaltschaft übergeben und gegen die sich im Kriegsgebiet befindenden Soldaten wird wegen Mordes oder Totschlags ermittelt. Wir sind Pazifisten. Deshalb dürfen unsere Soldaten nur sterben. Sich zu wehren ist verboten. Wegen der Geschichte und so.

Wir sollten unser Land umbenennen. "Absurdistan" ist passender.

5 Kommentare:

  1. Das ist doch hoffentlich ein schlechter Witz? oO
    Einen Soldat wegen Mordes anklagen? Und ich dachte der Einsatz von Waffen ist nur bei einem Polizisten beschissen regelmentiert...

    "Entschuldigung, aber könntest du bitte nicht auf mich schießen oder noch 3mal vorbei? Sonst darf ich nicht zurückschießen!"

    ... ekelhaft!

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  2. Was Deinem Beitrag nicht, dem dankenswerterweise mal komplett verlinkten Welt-Artikel dagegen schon zu entnehmen ist: Die örtliche Polizei ist der Meinung, es sei ein unbewaffneter Zivilist erschossen worden. Und sowas verstößt nun mal gegen die Genfer Konvention, die unpraktischerweise verlangt, Zivilisten so weit als möglich aus den Kampfhandlungen herauszuhalten, und sie insbesondere nach Möglichkeit nicht als Kollateralschaden in die Statistik nehmen zu müssen. Was dabei für das Militär wie eine unschöne Arbeitserschwernis aussehen mag, stellt für den Rest der Welt, insbesondere diejenigen, die das Pech haben, im aktuellen Arbeitsgebiet zu wohnen, eine durchaus sinnvolle Einrichtung dar. Wie auch die Tatsache, dass sich mit sowas, wenn es denn passiert, der Staatsanwalt zu beschäftigen hat.

    Falls dabei Anhaltspunkte gefunden werden, dass der Zivilist keiner war, wird das ganze ganz schnell eingestellt, da würde ich mir keine Sorgen machen.

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  3. Genau! In Afghanistan rennen nur harmlose Leute rum. Das sind alles ganz friedliche liebe Menschen Nur die Bundeswehr ist ganz ultra böse. Deshalb ist es richtig, auf jeden Fall gegen die ganze Truppe zu ermitteln. Wegen Mordes. Im Krieg. Richtig so. Wäre es da nicht richtiger, jeden Soldaten für die Dauer seines Wehrdienstes direkt in den Knast zu stecken, weil er ja ein potenzieller Mörder ist?

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  4. Ach ja: Die örtliche Polizei ist übrigens auch der Meinung, dass "roadside bombs" bloß "ärgerliche Zwischenfälle", dass das Plündern der Opfer solcher "ärgerlichen Zwischenfälle" vollkommen legal und das alle Militäreinrichtungen generell rechtsfreier Raum sind und deshalb alle "bewaffneten Zwischenfälle" in und um solche Einrichtungen herum nicht das Problem der Polizei wären. Und diese Polizei meint, dass ein deutscher Begleitschutz einen "völlig harmlosen Hirten" natürlich grundlos niedergeschossen hat. Nee, schon klar.

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  5. Das sind die Momente wo ich froh bin, dass ich da raus bin. Bei sowas würde ich so einen Job nicht freiwillig machen.

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