Sonntag, 8. Juni 2008

Stasivergangenheit

Wappen Ministerium für Staatssicherheit - DDR - WikipediaWährend Gregory Gysi noch um die Berichte herumlaviert und behauptet, er sie auf gar keinen Fall ein IM des MfS gewesen, tauchen an anderer Stelle andere Hinweise auf, dass das Thema "Stasi" in der Bundespolitik vielleicht noch sehr viel brisanter sein könnte, als bislang gedacht.

Das Magazin Schweiz berichtet, dass die Überwachung von Regimekritikern und deren Ausmaß bereits vor einigen Jahren Gegenstand einer Dokumentation des WDR war. Für diese Dokumentation wurde aufwändig recherchiert und viel Material gesichtet, unter anderem auch Fotos. Eins dieser Fotos zeigt eine junge Frau, die sich um 1980 dem Grundstück der Familie Havemann in Grünheide bei Berlin näherte.

Laut dem Magazin Schweiz soll auf dem Foto Angela Merkel zu sehen sein, die sich dem Grundstück Havemann in der Zeit der aktiven Observation und des Hausarrests näherte. Das vom WDR gefundene Bild von Angela Merkel, heute Bundeskanzlerin, durfte damals nicht gesendet werden, weil sie die Ausstrahlung des Fotos im WDR Film untersagt hatte.

Das sind zwar im ersten Augenblick "olle Kamellen", aber dennoch: Dem Herrn Gysi macht man gerade die Hölle heiß, weil es einen Bericht an das MfS gibt, der möglicherweise von ihm geschrieben worden sein könnte. Von ihm wird gefordert, sich aus der Politik zurückzuziehen und man unterstellt ihm, dass es unzumutbar wäre, mit solch einem möglichen Hintergrund Politiker im Deutschen Bundestag zu sein. Über diese Forderungen und die Rolle des Herrn Gysi darf und soll man diskutieren, denn das gehört zur Vergangenheitsbewältigung dazu. Aber dann gehört auch dazu zu klären, welche Rolle denn bitte andere Menschen damals gespielt haben.

Welche Rolle hat denn unsere Bundeskanzlerin damals gespielt? Sicher kann es so sein, dass Frau Merkel gar nicht wusste, wo sie damals gerade entlang ging und sicherlich kann es durchaus so sein, dass sie vollkommen unbeteiligt war und nur zufällig ihre Kommolitonin nach Hause begleitete. Es kann aber auch vielleicht ganz anders gewesen sein. Angeblich soll das Bild von Frau Merkel nur "zufällig" mit in die Unterlagen "gerutscht" sein. Allerdings halte ich es für etwas eigenartig, dass in einem Überwachungsstaat wie der DDR ein karierebewußter Mensch wie die heutige Bundeskanzlerin Opfer solcher Zufälle wird, ohne dass es durch das MfS dazu zumindest neugierige Nachfragen gab und zumindest davon sollte Frau Merkel wissen.

Da die Familie Havemann aber nun nicht "irgendeine" Familie unter Aufsicht des MfS war, sondern vielmehr das Paradepferd im Stall der Regimekritiker, ist die Frage mehr als nur zulässig, welchen Anteil die heutige Bundeskanzlerin an der Überwachung und Unterdrückung von Regimekritikern damals wie heute hat. Da könnte sie zum Beispiel durch Veröffentlichung ihrer Stasi-Akte eine Menge dazu beitragen.

Frau Merkel hat natürlich nicht vor, ihre Stasi-Akte öffentlich zu machen. Das ist ihr gutes Recht. Angesichts der Schlammschlacht um den politischen Gegner sei jedoch die Frage erlaubt, welche Rolle denn Frau Merkel denn in jenem Regime gespielt hat, das damals gerade Menschen in ihrem Alter und mit ihrer nicht völlig abwegigen Verbindung zu Havemann gerne dazu benutzte, um eben diesen Regimekritiker zu überwachen.

Havemann war, wie Frau Merkel auch, bis zu seinem Ausschluss Mitglied in der Akademie der Wissenschaften und ein Mitglied der Familie Havemann war Komolitonin unserer späteren Bundeskanzlerin. Das sind mehr als nur "weit hergeholte Verbindungen", die sicher auch dem MfS bekannt waren. War Frau Merkel nicht dadurch gerade interessant für das MfS? Konnte nicht gerade sie sich besonders "unauffällig" dem Regimekritiker und seiner Familie nähern? Vielleicht, vielleicht auch nicht.

Besonders interessant finde ich allerdings, dass dieses Thema nicht etwa von Medienvertretern ausgegraben wird, von denen ich soetwas erwartet hätte, sondern vom Ausland, während die Medien im Inland das Thema nahezu krampfhaft totschweigen und der WDR sogar aktiv versucht, das Thema beim Magazin Schweiz herunterzuspielen und deren Berichterstattung zu stoppen.

Sicher kann all das einfach nur "Zufall" sein, einzig, sobald es um "Medien" und "Politik" und einzelne Personen mit erheblichem Stellenwert für das System in Deutschland geht, mag ich nicht an Zufall glauben, besonders dann nicht, wenn das Thema so einseitig und so hartnäckig totgeschwiegen wird.

(Quelle: Magazin Schweiz)

2 Kommentare:

  1. Vielleicht wird ja der Focus auf Gysi gelegt, um von anderen Dingen (wie vielleicht Merkel) abzulenken. Ich frag mich immer bei solchen Kampagnen, was dahinter steckt. Und warum sie gerade jetzt passieren.

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  2. Vielleicht wird der Fokus auch auf Gysi gelegt weil die "großen" Parteien Angst um ihre Vormacht haben oder noch nicht gemerkt haben wie weit es mit dieser ist.
    Vielleicht haben auch gewisse SPD Mitgleider gemerkt das sozial eigentlich anders geht und das es plötzliche eine Partei links der SPD gibt die dem Volk zusagt.

    Und Adger, welches unangenehme Thema wird in Deutschland nicht totgeschwiegen?

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