Samstag, 15. Dezember 2007

Billiger, weil besser

BriefManche Argumentationen sind so offensichtlich haarsträubend, dass es schon beinahe weh tut. Zur Zeit wehren sich Arbeitgeber mit aller Kraft gegen Mindestlöhne. Warum sie das tun ist klar: Arbeitskraft wird dadurch teurer und das wollen die Arbeitgeber auf gar keinen Fall. Denen sind kostenlose (Praktikanten) oder Billigstkräfte (Ein-Euro-Job) am liebsten, weil da bekommt die Firma die Arbeit mehr oder weniger geschenkt. Aus Sicht der Gewinnmaximierung ist das sicherlich nachvollziehbar.

Der Post wurde jetzt ein Mindestlohn aufgedrückt, um dem Lohndumping entgegen zu wirken. Briefdienstleister müssen ihren Mitarbeitern jetzt mindestens 8,00 bis 9,80 Euro pro Stunde bezahlen. Etliche private Briefzusteller bezeichnen das als Ende der westlichen Welt und malen den Untergang des christlichen Abendlandes an die Wand. Unterstützt werden sie dabei von der neoliberalen FDP, die nicht müde wird, den Mindestlohn generell als staatliches Lohndiktat zu bezeichnen und Ende der Traifautonomie. Wir lassen mal außen vor, dass auch die FDP nicht erklären will, wie jemand mit den inzwischen von der Wirtschaft gezahlten "Gehältern" überhaupt überleben soll, aber das ist ein anderes Thema.

Damit man sich zwar dem Gesetz beugt, aber dennoch weiterhin Billigstlöhne zahlen kann, haben sich die privaten Briefzusteller eine neue Masche einfallen lassen. Sie behaupten, dass die privaten Briefzustelldienste eine eigene Branche wären. Argumentiert wird, dass die angebotenen Dienstleistungen mit denen der Post nicht vergleichbar sind, denn sie seien "qualitativ höherwertig". Solche Leistungen, wie die privaten Briefzusteller biete die Post überhaupt nicht an. Deshalb sei das eine völlig andere Branche und deshalb, weil man eben "qualitativ höherwertige" Leistungen anbiete, sei es auch legitim, wenn man einen um drei Euro niedrigeren Lohn zahle.

An Frechheit lässt sich diese Form der Argumentation glaube ich kaum noch überbieten.

(Quelle: Netzeitung)

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