Dienstag, 31. Juli 2007

Hexenjagd (2)

Hexenjagd HexenverbrennungVor wenigen Tagen eröffnete der Stern die Hexenjagd auf alle Internetmedien, an denen sich Kinder und Jugendliche beteiligen. Besonders sogenannte "Soziale Netzwerke" im Stile von SchülerVZ werden mit dem Pauschalangriff der Pädophilie und Pornographie überzogen. Eingestreut wurden noch die üblichen Schlagworte "Drogen", "Bombenbau" und "Rechtsextremismus" und fertig war das Thema. Zu Wort kommt eine vom Stern so bezeichnete "Expertin", von der allerdings erst mal verheimlicht wurde, dass sie in erster Linie selber Journalistin ist und in zweiter Linie Buchautorin, die an dieser Thematik Geld verdient.

Jetzt hat der Stern ein Interview mit der sogenannten Expertin veröffentlicht, in der sie ihre Paranoia auf ganzer Breite ausleben darf. Der Tenor des Interviews: Unter 16 Jahren kein Internet, das Internet ist böse und alle sind Kinderschänder und das Internet ist eine einzige Sammlung von Gewalt und Verbrechen und alle Inhalte sind sowieso illegal:
"Es gibt unzählige Angebote im Internet, bei denen Kinder und Jugendlichen an Pornografie, Selbstmordtipps oder Anleitungen zum Anbau von Drogen kommen."
Da frage ich mich, wann die Dame das letzte Mal in einer Bibliothek war oder sich mit solch friedfertigen und porographiefreien Werken wie z. B. der Bibel oder auch nur der Geschichte Westeuropas vom Mittelalter bis zur Neuzeit befasst hat. Das Technikverständnis der Dame ist auch mindestens fulminant und auch das Begreifen von Firmenstrukturen nur als "auf der Höhe der Zeit" zu bezeichnen. So beklagt sie sich darüber, dass sich Teilnehmer eines durch eine Firma angebotenen Chats zwar beteiligen dürfen, ihnen aber die Administration verwehrt bleibt:
Die interne Organisation gleicht dem Nazi-Reich in klein. So gibt es unterschiedliche Hierarchien. Also "normaler User" kann man allenfalls "Teamie", also einfacher Bewacher werden - ob Kind oder Erwachsener. Ins sogenannte Leitungsteam vorzudringen ist fast unmöglich, denn die Macher lassen sich anscheinend nicht gern in die Karten schauen.
Nazi-Reich? Weil eine Firma sich herausnimmt, die Administration eines Forums entsprechend der geltenden Rechtslage selber zu bewältigen, ist die Firma direkt mit rechtsextremen Strukturen gleichzusetzen und verdient die Bezeichnung "Nazi"? Die Eltern sind natürlich nur dann gute Eltern, wenn sie sich einer technisch ausgereiften und selbstverständlich völlig unproblematischen Lösung befleißigen:
"Eltern sollten auch Sicherheitsprogramme und Filtersysteme installieren, die man sich im Internet runterladen kann."
Natürlich sind alle schlecht. Selbst die, die gut sind, sind schlecht. Denn natürlich gilt für alle Webseiten überall auf der Welt: "Die Betreiber haben gar kein Interesse am Jugendschutz" und Jugendschutzbeauftragte sind oft lediglich eine Sekretärin und deshalb sind alle diese Jugendschutzbeauftragten "reine Kosmetik, um Eltern und Gesellschaft zu beruhigen". Warum ist uns das nur nie aufgefallen?

Selbstverständlich sind alle Kontrollinstanzen wirkungslos und reiner Spökenkrams, besonders wenn es sich um eine "Selbstkontrolle" handelt. Eine Kontrolle, die nicht vom Staat ausgeht und nicht mit Verboten und angemessenen Strafen wie Deportation (oder mindestens doch Gefängnis, Zwangssterilisation und Sippenhaft) hantiert, kann weder gut sein noch überhaupt funktionieren! Wie konnten wir soetwas nur jemals glauben?! Es kann daher natürlich auch nicht mit rechten Dingen angehen, dass in einem Chat für Kinder "über 4000 Kinder-Bilder von irgendwelchen Jugendfreizeiten" zu finden sind. In der Vorstellung dieser Dame existieren Kamerahandys und preiswerte Digitalkameras, die auch Kinder und Jugendliche mit in den Urlaub nehmen, natürlich nicht. Und es ist völlig abwegig zu glauben, dass diese Kinder und Jugendlichen selber Bilder von sich ins Netz stellen wollen.

Ihrer nur brilliant zu nennenden Logik entsprechend kann es deshalb auch nur Teufelswerk sein, wenn eine Webseite eine "Lebensberatung für Kinder" anbietet, denn - so ihre messerscharfe Schlußfolgerung - "So etwas macht kein normaler Kinder-Chat." So so. Weil es ja auch keinerlei "Lebensberatungen" für Erwachsene im Internet gibt, die in Wirklichkeit keine Dating-Portale und Escort-Servicezentren sind. Schon klar. Und Kinder können sich ja auch immer mit ihren kompetenten und ständig erreichbaren Eltern austauschen, die natürlich immer konstruktiv interessiert mit den Problemen ihrer Kinder umgehen.

Gut zu wissen, dass die Erde eigentlich eine Scheibe ist...

(Quelle: Stern)

Ein Zeichen der Gastfreundschaft

Panda beim Fressen - WikipediaChina wird im nächsten Jahr die Olympischen Spiele ausrichten. Wie bei solchen Pharma... Verzeihung, ich meinte natürlich Sportevents üblich, wird mit ziemlich vielen Touristen gerechnet. Die sollen nicht nur kontrolliert und überwacht werden - schließlich will man nicht riskieren, dass die eigene Bevölkerung etwa erfährt, was anderswo in der Welt so abgeht - sondern die Touristen sollen auch Souveniers kaufen.

Was liegt da näher, als den üblichen Kitsch schon mal im Voraus zu produzieren. Kostet ja gerade im Billiglohnland China quasi nichts. Aber selbst diese Gewinnspanne lässt sich noch steigern, denn auch Plastik und Blech kosten ja Geld. Was liegt da näher als einen Rohstoff zu verwenden, von dem es tonnenweise Überschüsse gibt? So ähnlich muss die Überlegung gelaufen sein, als man sich in China entschied, Souvenirs der Olympiade aus den Hinterlassenschaften der Pandas zu basteln. Was zeigt dem Gast eindringlicher die Wertschätzung des Gastgebers, als ihm für teuer Geld Tand und Nippes aus Bärenscheiße anzudrehen?

(Quelle: n-tv)

Kontaktanzeigen und Geburtstag

Gestern Abend, man feierte in illusterer Runde in angesagter Kneipe (noch ohne Rauchverbot) gemütlich in zwei vollkommen nicht im Zusammenhang stehende Geburtstage hinein, machte irgendwann ein lokales Anzeigenblättchen die Runde. Besonders die anwesenden Frauen(!) studierten nicht etwa die aktuellen Offerten der lokalen Vertriebskanäle namhafter Produzenten von Damenoberbekleidung, sondern stürzten sich gemeinschaftlich, direkt und ohne jeden Umweg auf die Kontaktanzeigen.

Ich gebe zu: Die Untiefen der Gesellschaft wurden mir nie so deutlich vor Augen geführt, wie an diesem Abend. Ich spare mir größere Details, allerdings darf der Leser gerne seine Fantasie schweifen lassen, nachdem er sich zwei der von eben jener Damenriege als besonders bemerkenswert laut(!) vorgetragenen Highlights angetan hat:

Leicht devoter - eher passiver - aber hemmungsloser Mann sucht...
Devot, passiv, aber hemmungslos? Gerne Ausländer? Nicht nur ich war (und bin!) verwirrt.

Privat, 19 jährige Schülerin verwöhnt den großzpgigen Herren...
So so. Schülerin. Mit 19. Aber immerhin nur Anrufe per Telefon...

Davon aber ganz ab: Nochmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag von hier aus, Laura und Stefan!

Montag, 30. Juli 2007

Überschrift des Tages (28)

Nato will kleinere Bomben in Afghanistan werfen
Ob dann die Taliban auch weniger Leute umbringen?

(Quelle: Spiegel)

Buch und Bildung

BücherIn Deutschland gilt seit Jahrzehnten, dass ein Abitur aus den südlichen Bundesländern anspruchsvoller ist als sein in den nördlichen Bundesländern erworbenes Gegenstück. Es gibt kaum Widersprüche gegen diese Volksweisheit. Es ist auch bekannt, dass der Süden der Republik eher gottesfürchtig zu bezeichnen ist, als der Norden. Zu meiner profunden Überraschung sind diese beiden Aspekte Argumente in ein und derselben Debatte, nur eigentümlicher Weise von den exakt entgegengesetzten Lagern.

Vor einigen Tagen kam die ehemalige Kultusministerin und jetzige Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan (CDU), auf die naheliegende Idee, dass die Sache mit den Qualitätsunterschieden der Bildungsabschlüsse irgendwie nicht so die Wende ist. Nun ist aber Schule Ländersache und der Bund kann - in diesem Fall: leider - nicht per Dekret anordnen, dass die Schulen in der Republik endlich mit dem Quatsch von wegen "liberale Bildungsinhalte" aufhören und endlich mal wieder Bildung vermitteln, anstatt nur darüber zu debattieren.

Der Bund kann aber schon ein paar Richtlinien erlassen und hier und da Vorschriften erlassen. Der Ministerin (oder dem Ministerium, ihren Wählern oder sonstwem) kam der Gedanke, dass es eventuell auch am Lehrmaterial liegen könnte, dass es regional so extrem deutliche Unterschiede in den Ergebnissen der Bildungsvermittlung gibt. Und in der Tat: Beinahe jede Schule hat "eigene" Schulbücher, die sich nach dieser oder jener Fantasievorstellung irgendwelcher "Fachleute" richten. Jedes dieser Schulbücher wird als geilste Erfindung seit geschnitten Brot verkauft - für teuer Geld - und jedes Schuljahr wieder darf man sich fragen, warum denn jetzt schon wieder neue Schulbücher angeschafft werden müssen.

Neue Erkenntnisse, ok, mag ja sein, aber was genau ändert sich denn zum Beispiel alles an der grundsätzlichen Mathematik? Oder wird mal wieder regelmäßig die Geschichte umgeschrieben? Muss mal wieder was an der politischen Bildung getan werden? Wohl nicht nur ich frage mich, was an den Schulbüchern des letzten Jahres so scheiße war, dass man dieses Jahr vollkommen andere kaufen muss, in denen irgendwie exakt dasselbe drinsteht. Diese Überlegungen muss auch Frau Schavan irgendwie gehabt haben. Sie findet es ziemlichen unfug, dass jedes Bundesland, jede Gemeinde und sogar jede einzelne Schule das Rad ständig neu erfindet und jedes Jahr aufs Neue mit ach-so-tollen Lehrbüchern herumexperimentiert.

Machen wir uns nichts vor: Die einzigen, die daran profitieren, sind die Schulbuchverlage. Darum halten die in der sich entwickelnden Auseinandersetzung auch schön die Klappe, denn sonst würde eventuell noch irgendjemand auf die Idee kommen, mal die Bücher der einzelnen Verlage entsprechend der Region ihrer Verwendung zu analysieren und eventuell anfangen, unangenehme Fragen zu stellen. Dafür melden sich aber diverse andere Politiker zu Wort, die Singen und Klatschen durchaus für angesagten Lehrstoff halten.

Ausgerechnet der Parteikollege aus Niedersachsen, Kultusminister Bernd Busemann (CDU), findet die Idee von Frau Schavan völlig schwachsinnig:
"Wir wollen den Schulen doch gerade mehr Freiheiten geben, damit sie ein eigenständiges Profil herausbilden können"
Die Unterschiede im Resultat der Bildung sind ja auch noch nicht groß genug. Er ist davon überzeugt, dass ein Wirtschaftsgymnasium eher ein Buch mit ökonomischen Schwerpunkten wählen können sollte und eine Schule in freier Trägerschaft die christlich-soziale Werteerziehung betonen. Kommt es nur mir eigenartig vor, dass der Herr hier den moralisch-ethischen Bezug ausgerechnet für die Ausbildung der Nachwuchsökonomen ausklammert, ihn aber für die Ausbildung aller anderen Fachrichtungen als Option der Wahl mit eindeutigem Religionsbezug herausstellt und quasi empfiehlt? Erinnert man sich noch an seine "Note per Dekret"?

Sicher, einheitliche Schulbücher verbessern nicht zwangsläufig die Qualität der Schule. Da stimme ich mit dem bildungspolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion der FDP, Patrick Meinhardt, überein. Aber es ist ein erster Schritt dahin, dass an allen Schulen unmittelbar vergleichbarer Schulstoff und unmittelbar vergleichbare Lehrmittel eingesetzt werden. Wenn die Lehrmittel vergleichbar sind, dann können Unterschiede im Lehrerfolg eher auf die Methode der Vermittlung zurückgeführt werden und auch auf die unmittelbare Auswahl der Inhalte im Detail. Das wiederum kann man dan direkt den Lehrern anlasten und DAS wollen die ja nun auf gar keinen Fall. Nahher kommt noch jemand dahinter, dass sie nur ihre Aufzeichnungen von Anno Dunnemals verwalten und jedes Jahr aufs Neue vorlesen (und das dann "Unterricht" nennen.)

Der Lehrkörper des Bundes (Kultusministerkonferenz) wird mit Sicherheit alles daran setzen, dass die schlüssige und richtige Idee der Ministerin abgeschmettert wird. Als Argumente rechne ich mit individualität und selbstverwirklichung und eben Singen und Klatschen. Ich erwarte auch, dass irgendjemand die große Konfessionskeule auspackt und behaupten wird, dass ja katholisch dominierte Gegenden völlig andere Lehrbücher bräuchten als die säkularisierten. Der niedersächsische Kultusminister deutet das ja bereits an. Wie war das noch gleich mit der Religion im Unterricht? War da nicht was mit Trennungsgebot von Kirche und Bildung und den anderen Religionen und Ansichten und so?

Ich rechne aber vor allem damit, dass da wieder irgendwelche Sing- und Stuhlkreise gebildet werden, in enden Dinkelkekse zu Mate-Tee gereicht werden und irgendwelche hochbezahlten Leute Jahrhundertelang darüber debattieren, ob es in der Debatte generell um alle Schulbücher geht oder nur um solche, die einen festen Einband haben und ob man sich nun jeden zweiten Monat in einer anderen Grundschule trifft oder doch eher im Parkhotel an der Alster...

Samstag, 28. Juli 2007

Ende mit Rauchen

RauchverbotAb Mittwoch ist es soweit: Die Gastronomie muss Räucherkammern einrichten, in denen sich die Süchtigen selbst und gegenseitig vergiften können. Hintergrund ist das verabschiedete Gesetz zum Schutze der Nichtraucher. Beginnend ab 01. August 2007 wird in Baden-Württemberg und Niedersachsen das Rauchen in Gaststätten, Diskotheken, Krankenhäusern, Schulen, Ämtern und Behörden und so weiter nicht mehr erlaubt. In Gaststätten darf dann nur noch in separaten Räumen geraucht werden. Die übrigen Bundesländer werden spätestens zum Jahreswechsel nachziehen.

Die in manchen Gegenden beliebten Shisha-Cafes werden in vielen Bundesländern ebenfalls von diesem Verbot erfasst. Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Sachsen und Schleswig-Holstein verbieten das Rauchen in solchen Cafes pauschal, Nordrhein-Westfalen will sie eventuell als "private Raucherclubs" einstufen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnte bereits vor Jahren davor, dass beim Rauchen von Wasserpfeifen entgegen des landläufigen Glaubens der Konsumenten zum Teil größere Schadstoffmengen etwa Teer, Kohlenmonoxid und Arsen aufgenommen würden als über Zigaretten ohne Filter.

Das generelle Rauchverbot wird allerdings von regionalen Ausnahmen durchsetzt werden. Baden-Württemberg will an Gymnasien und Berufsschulen Raucherecken erlauben und das Saarland will Sonderregeln für sogenannte "inhabergeführte Lokale" und Vereinsheime ermöglichen. Bayern, Baden-Württemberg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz werden außerdem das Rauchen in Festzelten erlauben. Bei Verstößen gegen die neue Gesetzgebung drohen je nach Bundesland Geldbußen zwischen 5.000 und 10.000 Euro, wenn trotz Verbot weiter im Lokal geraucht wird.

Wer jetzt meint, man könne das Gesetz ja ganz leicht umgehen, der sollte sich auch die Nebentexte zum Gesetz geben, wo vielen "ganz schlauen Ideen" bereits im Vorfeld der Boden unter den Füßen entzogen wird (Hier z.B. für Niedersachsen). Ich bin mal gespannt darauf, wie viele Kneipen und Diskotheken jetzt pleite gehen. Dem Gejaule der jüngeren Vergangenheit nach zu urteilen, dürfte es in Deutschland bald keine Kneipen und Diskotheken mehr geben...

(Quelle: n-tv, Niedersächsische Staatskanzlei)

Überschrift des Tages (27)

illegales Doping Labor ausgehoben
Was ist denn dann bitte ein "legales Doping Labor"? Bisher dachte ich, Doping steht generell für "nicht erlaubt", "regelwidrig" oder ganz allgemein "Betrug" und wenn es ein illegales Dopinglabor gibt, dann muss es ja auch legale Dopinglabore geben...

(Quelle: Tagesschau)

In einem Taxi nach Paris...

TaxiEin Jugendlicher aus Nürnberg machte Urlaub in Amsterdam. Irgendwie war es ihm da dann aber wohl zu doof. Am Donnerstag dachte er sich dann wohl "auf zum Nil" und griff sich ein Taxi. "Nach Hause" war seine Ansage. Zu Hause allerdings ist das nur knapp 600 Kilometer entfernte Nürnberg. Mit dem Taxifahrer wurde ein Festpreis vereinbart: 1.000 Euro sollte die Fahrt kosten.

Der Jugendliche wurde bis vor die Haustür in Nürnberg gefahren. Allerdings - der Leser ahnt es bereits - hatte der Junge gerade keine 1.000 Euro auf der Tasche. Das wiederum fand der Taxifahrer so rein gar nicht lustig und schaltete die Polizei ein. Die wiederum nahm Kontakt zu seinen Eltern auf. Bestimmt der geilste Anruf schlechthin: "Guten Tag, hier ist die Polizei. Sind sie die Eltern von XY? Ihr Sohn sitzt vor dem Haus im Taxi und hat ein Geldproblem..."

Die Eltern werden die Rechnung von jetzt insgesamt 1.020 Euro begleichen müssen und ich vermute, dass der Sprößling jetzt eine sehr interessante Zeit verlebt und viele Fragen beantworten darf...

(Quelle: ddp)

Politik vs. Kirche

KircheWenn sich Kirchen gegenseitig das Leben schwer machen, dann ist das eine Sache. Man kann das Treiben als Außenstehender betrachten und seine eigenen Schlüsse ziehen. Eine andere Sache ist es aber, wenn Politik und Religion aneinander geraten, ganz besonders, wenn Politiker für eine bestimmte Kirche Partei ergreifen und die andere hart angreifen.

Die Grünen haben sich offenbar dazu entschlossen, den Kampf mit der Katholischen Kirche aufzunehmen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Fraktion der Grünen im Bundestag, Volker Beck, bläst zum Angriff:
"Möge der Heilige Geist auch über die Besserwisser in Rom kommen, die mit ihrer menschenfeindlichen Enthaltsamkeitspredigt die Verbreitung von HIV in den christlichen Gebieten Afrikas indirekt mit zu verantworten haben"

Volker Beck, Netzeitung
Damit aber nicht genug. Im gleichen Atemzug rät er der Kirche und ihren Funktionären, sich an der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein Beispiel zu nehmen, die im Gegensatz zur Katholischen Kirche zur Solidarität mit Aids-Kranken überall auf der Welt aufruft. Der Katholischen Kirche wird indirekt vorgeworfen, dass sie die Kranken und deren Angehörige ausgrenzen. Auslöser für den Frontalangriff ist die Studie "Für ein Leben in Würde" der EKD. Die Studie beziffert die seit dem ersten bekannt gewordenen Fall infizierten Menschen mit mehr als 60 Millionen. Die Studie schätzt, dass bisher 25 Millionen Patienten an der Krankheit starben. 2006 waren 40% aller Neuinfizierten zwischen 15 und 24 Jahre alt und besonders Afrika ist sehr stark betroffen.

Auch in Afrika predigt die Katholische Kirche, trotz des Wissens um die hohen Infektionszahlen, das Verbot der Verhütung und verteufelt das Benutzen von Kondomen. Beck wirft nicht nur deshalb der Katholischen Kirche vor, dass sie in ihrer dogmatischen Haltung weltfremd und besserwisserisch sei und Menschen verurteile, statt ihnen zu helfen. Dem Vatikan warf er vor, dass man das dort "nicht wahrhaben" will.

Ich stelle mir die Frage, warum die Grünen sich ausgerechnet jetzt auf die Seite der EKD schlagen und der Katholischen Kirche den Krieg erklären. Die Haltung der Katholischen Kirche ist nicht brandneu. Nicht erst seit dieser Studie ist bekannt, dass die Verwendung von Kondomen maßgeblich zum Schutz vor Aids beiträgt. Auch ist nicht erst seit gestern bekannt, dass sich Aids in Afrika nahezu ungebremst ausbreitet. Und ganz bestimmt nicht neu ist die Ansicht der Katholischen Kirche, dass dieser Krankheit durch Enthaltsamkeit besonders wirksam Herr zu werden ist.

Ich stelle mir auch die Frage, ob und wie die Katholische Kirche auf diesen Angriff reagieren werden. Wie die Anhänger dieser staatlich subventionierten Sekte reagieren, weiß ich degegen jetzt schon...

(Quelle: Netzeitung)

Freitag, 27. Juli 2007

Hexenjagd

Bund Deutscher Maedchen - Propagandafoto Drittes ReichKinder und Jugendliche treffen sich. Sie tauschen sich aus. Sie verarbeiten miteinander in ihrer Welt ihrer Ideen und Fantasien die Erfahrungen mit der Welt und den Menschen, die sie umgeben. Das gilt gemeinhin als "völlig normal", denn weder Eltern noch Lehrer haben Lust und Zeit dazu, sich selber mit diesen Themen auseinander zu setzen. Wen wundert es, dass dieser Verarbeitungsprozeß auch im Internet stattfindet? Wohl niemanden.

Der letzte Schrei im Internet sind sogenannte "Social Networks". Dazu gehört auch SchülerVZ, der an Jugendliche gerichtete Ableger von StudiVZ. Dort treffen sich eben jene Jugendlichen, die sich selbst überlassen mit sich und der Welt klarkommen müssen. Und im Großen und Ganzen klappt das wohl auch recht gut, nur gibt es da ein Problem: Jugendliche wollen provozieren. Sie wollen wahrgenommen werden, sie wollen, dass man sie als herausragend, als "anders als die anderen" erkennt. "Cool sein" eben.

Wie ist man "cool"? Genau so wie früher auch. Man tut etwas, was in den Augen der anderen möglichst verwegen ist. Früher hat man sein Moped solange getuned, bis es locker 50 km/h und mehr fuhr, heute... Ja. Heute greift man zu anderen Mitteln. Heute ist es in bestimmten Kreisen "cool", wenn man mit einschlägigen Sprüchen provoziert. Was interessiert Jugendliche? Alles. Was interessiert sie besonders? Alles Verbotene. Was machen Jugendliche dann wohl?

Exakt: Sie provozieren mit dem eigentlich Verbotenen. Die Liste ist lang und jeder hat auf Schlag bestimmt Beispiele parat. Auch die Tapirherde kann da mitreden. Pornographie ist ganz weit oben angesiedelt bei den "Kids" - man erinnere sich nur an den Artikel "Jugend". Und was wird den Jugendlichen noch so als ganz ganz dolle böse verboten eingetrichtert? Genau. Alles, was mit Hitläää zu tun hat. Was werden die Kids wohl machen? Genau. Sie werden sich über genau diese Themen austauschen, wo es möglichst viele Art nein sorry, Altersgenossen mitbekommen. Hinter dem Rücken der Eltern, versteht sich.

SchülerVZ ist da die ideale Plattform. Wen wundert es, dass es hier Gruppen gibt, die den vollkommen ahnungslosen und desinteressierten Eltern in aller Härte zeigen, was ihr Nachwuchs von der Welt weiß? Wer ist allen Ernstes darüber erstaunt, dass sich hier Gruppen mit solchen Namen finden: "Anal aber egal", "SmPuffHuren", "Beim Sex muss es richtig klatschen" oder "Hitler ist schon ok, nur das mit den Autobahnen war echt daneben"? Der Stern war der Meinung, dass hier eindeutig der Bestand des christlichen Abendlandes gefährdet ist und alarmierte die freiwillige Selbstkontrolle Multimedia.

Von "dunkler Praxis" spricht der Stern, nennt das Treiben der Jugendlichen(!) dort "überhaupt nicht jugendfrei" und zeichnet mehr oder weniger das Bild eines durch die Betreiber geschützten Bordellbetriebs. Ganz so, wie es auch manche weltgewandten und technikerfahrenen Politiker tun. Alarmierte Eltern, "eigentlich keine prüden Menschen", die wissen, dass "die Teenie-Bibel 'Bravo' mit Fotos von Halbnackten oder Erfahrungsberichten über den ersten Zungenkuss bei der Jugend von heute größtenteils Gähnen erntet" sind plötzlich bestürzt und entsetzt. Ein Paradies für Pädophile sei diese Seite.

Die Eltern machen Panik und verlangen, dass die Betreiber eingreifen, mobilisieren die Medien und machen Druck. Irgendjemand müsse die - in Augen der Eltern - unschuldigen Kinder doch schützen. Vor wem denn? Vor sich selber? Vor ihrer Umwelt? Ich vermute fast: Vor ihren Eltern! Ob den Eltern klar ist, dass die Kinder gar keine Kinder mehr sind, sondern Jugendliche in der Pubertät? Scheinbar nicht. Wie sonst wäre zu erklären, dass angeblich Eltern und alle zuständigen Stellen vollkommen vom Ausmaß überrascht worden wären? Wie können wirklich interessierte Eltern, die sich regelmäßig mit ihrem Nachwuchs austauschen und eine ernsthaft intakte Familie aufgebaut haben, vom Handeln des Nachwuchses dermaßen überrascht werden?

Wen wundert es, dass die ach-so-besorgten Eltern umfangreiche Verbote fordern? Wen wundert es, dass die "Expertin" Krafft-Schöning (sie ist übrigens Journalistin und Buchautorin und verdient wohl an der Panikmache ahnungsloser und besonders merkbefreiter Eltern ordentlich mit) verbindliche Standards für Seiten, die sich an Kinder und Jugendliche richten fordert, in denen den Themen, mit denen sich Jugendliche auseinandersetzen dürfen, möglichst restriktive Schranken auferlegt werden? Wer ist jetzt noch verblüfft darüber, wenn diese Dame im Stern fordert: "Schülervz ist lediglich die Spitze des Eisbergs. Und eigentlich sind solche Internet-Chats grundsätzlich nichts für Kinder unter 16 Jahren."

Warum darf eigentlich jeder Vollidiot Kinder in die Welt setzen und ist nicht vom Gesetz dazu verpflichtet, sich mit seinem Nachwuchs auch ernsthaft auseinander zu setzen? Warum gibt es keine Haftstrafen für Eltern, die ihre Kinder vor die Glotze schieben, statt sich mit ihnen zu beschäftigen? Und warum dürfen irgendwelche Boulevardmedien sogenannten "Eltern" mit ihren kruden Weltvorstellungen nicht nur ein Podium bereiten, sondern auch noch Behörden und Ämter damit belästigen?

(Quelle: Stern)

Unearthed Arcana

USS Enterprise NCC-1701Vor vielen tausend Jahren in einer Welt, in der es nur drei Fernsehsender gab und in der Musik in erster Linie aus dem Radio oder von so seltsamen schwarzen Scheiben kam, entstand etwas, das die Welt für Jahrhunderte verändern sollte: Star Trek. Eine krude Science Fiction Idee einer friedliebenden Menschheit, die die Galaxis friedlich erforschen und vereinen will. Völliger Bockmist also, der aber dank der für damalige Zeiten tollen Aufmachung super beim Publikum ankam.

Der Erfolg der Fernsehserie, die es immerhin auf sagenhafte 79 Episoden brachte, stiftete zig Folgeserien an (Star Trek: The Next Generation, Deep Space Nine, Star Trek: Raumschiff Voyager, Star Trek: Enterprise) und war Grundlage für einen ganzen Stapel Kinofilme. Ein Hype, der bis heute ohne Beispiel blieb, durchsetzte die Menschheit und bis heute sind Begriffe wie "Redshirt" und "Beamen" und so weiter untrennbar mit der Serie verbunden. Irgendwann war aber echt mal gut mit den ewigen Wiederholungen. Die Serie wurde verscharrt und man hoffte auf ein friedliches Ende dieses antiken Dämons der Fernsehgeschichte.

Vergeblich. Seit September 2006 sendet der amerikanische Sender CBS Paramount Television anlässlich des 40. Jubiläums von Star Trek unter dem Titel "Star Trek Remastered" alle Folgen der Serie mit komplett neuen visuellen Effekten. Der die Ruhe des Dämonen war gestört und seine Anhänger zelebrierten seit dem mächtige dunkle Rituale. Nicht ohne Erfolg, wie es scheint.

Leonard Nimoy, besser bekannt unter dem Namen "Spock", verkündete am Donnerstag vor 6500 Fans auf einer Comic-Konferenz in San Diego nicht nur, dass er wieder an einem Star Trek Film mitarbeite, sondern auch in seiner berühmten Rolle auf der Leinwand zu sehen sein wird. Der Mann ist 76 Jahre alt und sieht auch so aus! Weihnachten 2008 soll der lange tod gewähnte Dämon "Star Trek" wieder zum Leben erwachen und auch unsere Kinder für alle Zeit mit schlechter SciFi versauen.

Haben die Leute denn noch immer nichts gelernt?!

(Quelle: Netzeitung)

Tabellenzauber

Wer HTML kennt, der kennt auch <table>. (Für die Nichtwissenden: Damit baut man auf Webseiten Tabellen, hence the name.) Was man damit so alles veranstalten kann, wenn einem langweilig ist, zeigt der folgende Film:


Impressive.

Wenn der Wettergott will...

Glaubt man den Veranstaltern des Quick Chek New Jersey Festival of Ballooning, dann gibt es eine einfache, aber sehr zuverlässige Methode schönes Wetter zu garantieren. Dazu braucht es lediglich eine Zeremonie, bei der ganze Zwiebeln, Pfefferschoten, ein paar Messer und eine Jungfrau unabdingbar sind.

Die Veranstalter des Festivals hörten von dieser Zeremonie vor einigen Jahren in Singapur. Seit dem schließen sie keine Versicherungen gegen Wetterbedingte Ausfälle des Events ab, was manchem vielleicht doch schon etwas mutig erscheinen mag: Das Festival wird regelmäßig von 175.000 Menschen besucht. Da kommt schon die eine oder andere Mark zusammen, wenn da mal was schief geht...

Jedenfalls wird auch dieses Jahr wieder eine Jungfrau an der geheimnisvollen Zeremonie teilnehmen. Die 28jährige ist eine überzeugte Mormonin und stolz auf ihr hartnäckiges Befolgen der Kirchenregeln. Zu diesen Regeln gehört auch nicht zu trinken, nicht zu rauchen, kein Glücksspiel, nicht zu fluchen, und natürlich auch kein Sex vor der Ehe.

Wer allerdings darauf gehofft spekuliert hat, dass die Zeremonie aus der Jungfrau eine "ex-" macht, wird enttäuscht sein. Die Zeremonie besteht im Wesentlichen darin, dass die Dame die vier Ecken des Festivalgeländes aufsucht, dort ein paar Grashalme pflückt, dabei irgendwelche Worte murmelt und anschließend Messer in die Erde rammt.

Was mich dabei interessiert: In der Bibel steht doch irgendwo irgendwas von wegen Aberglaube ist böse und so. Und irgendwo stand da doch auch was von wegen, dass das einzig zulässige Ritual des Gläubigen das Gebet ist. Wie kann eine angeblich gläubige Mormonin dann zentraler Bestandteil einer wahrscheinlich doch eher heidnischen Prozedur sein, ohne sich den Unwillen der eigenen Kirche einzuhandeln?

Egal wie, dem Ritual steht ein harter Test bevor, denn der Wetterbericht sagt für das Festival an diesem Wochenende eine recht gute Chance für Regen voraus. Vielleicht gibt es ja doch noch eine geheim gehaltene Passage, in der es um steinerne Altäre, Gesänge und alte Säcke in weißen Kaftanen geht, die genau das praktizieren, was man sich eigentlich unter einem vernünftigen Ritual so vorstellt, bei dem es um Jungfrauen geht...

Rent-a-Ministerium

Bundestag PlenumSchon lange ist klar, dass Politik und Wirtschaft in Deutschland eng miteinander verflochten sind. In fast allen namhaften Firmen sitzen Politiker im Vorstand oder im Aufsichtsrat. Nicht erst seit die Politiker gezwungen sind, ihre Nebenverdienste zu veröffentlichen ist das in der Öffentlichkeit ins Gerede gekommen. Was vielen jedoch nicht klar zu sein scheint: Diese Verflechtung ist zweiseitig. Nicht nur die Politiker sitzen in den Firmen, auch die Firmen sitzen in der Politik.

LobbyControl hat intensiv nachgehakt und herausgefunden, dass über 100 Angestellte von Unternehmen und Verbänden in Bundesministerien arbeiten - bezahlt von den jeweiligen Firmen. Nicht nur deutsche Firmen sitzen in den Ministerien, auch internationale Firmen sind sich nicht zu fein, der Bundesregierung ihre Dienste anzubieten.

Nicht nur Mitarbeiter bezahlen die Firmen der Regierung. Auch Geld- und Sachspenden sind immer wieder gern gesehen - lassen sie sich doch auch steuerlich absetzen. Die Bundesministerien, aber auch die obersten Bundesbehörden bekamen in den letzten zwei Jahren mehr als 80 Millionen Euro von den Firmen. Besonders bemerkenswert sind wohl die Spenden an den Bundesrechnungshof und das Bundesverfassungsgericht.

80 Millionen Euro plus mehr als 100 hochqualifizierte Mitarbeiter für lau, deren Gehalt im Monat bestimmt nicht unter 3.000 Euro netteo liegen wird. Wenn das mal nicht ein hübsches Sümmchen ist. Und das verschenkt die Wirtschaft "einfach so"? Bestimmt nicht. Für das Geld werden (stillschweigend?) Gegenleistungen erwartet und wohl auch gewährt, wenn man sich so manche politische Entscheidung ansieht. Die Mitarbeiter werden wahrscheinlich ihre Firmen regelmäßig informieren, was denn Her oder Frau Minister gerade so aushecken.

Die Politiker wiederum, die direkt in den Firmen tätig sind, werden bestimmt auch nicht zum Nachteil ihres eigenen Jobs, "ihrer" Firma entscheiden und wenn der Aufsichtsrat beim Essen mit Herrn Bundestagsabgeordneten nebenbei über ein dringendes politisches Problem diskutiert, dann dürfte jedem ohne lange Erklärung klar sein, mit welchem Hintergrund das "rein zufällig" zur Sprache kommt.

Damit wird vor allem eins klar: Die Politik ist massiv von der Wirtschaft unterwandert und durchsetzt. Die finanziellen Abhängigkeiten einzelner Politiker sind so groß, dass von unbefangen oder unabhängig kaum jemand mehr ernsthaft reden kann. Die Dimension dürfte mit dem Doping beim Radsport vergleichbar sein, zumindest die Argumentation klingt sehr ähnlich: Das sind alles nur Berater, die uns mit ihrer Fachkompetenz bei wichtigen Entscheidungen beraten. Genau. "Die Fahrer haben nicht gedopt, die haben nur Medikamente genommen."

Es ist nicht verwerflich, wenn sich die Politik Rat aus der Wirtschaft holt. Dort hat man in vielen Bereichen einfach mehr Ahnung. Es ist aber mehr als fragwürdig, ob man diese Berater unmittelbar im Ministerium als Mitarbeiter des Ministeriums beschäftigen muss, das sich ausgerechnet mit Themen besschäftigt, welche diejenigen Firmen betreffen, von denen eben jene Berater entsandt wurden. Wenn im Umweltministerium Mitarbeiter von zum Beispiel Bayer und BASF sitzen, dann wundert sich wohl niemand, warum die Umweltschutzpolitik auf der Stelle tritt.

Ist unsere Politik korrupt? Schwer zu sagen. Im Sinne der juristischen Bestechlichkeit dürfte das schwerlich zu beweisen sein. Aber das muss man auch gar nicht. Alleine der Eindruck reicht, um den Ruf und das Vertrauen nachhaltig zu schädigen. Wundert es da, dass kaum ein Politiker zu diesem Thema zu sprechen ist? Nicht wirklich. Hilft es, dass genau diese Politiker darauf hinweisen, dass diese Praxis nicht gegen geltendes Recht verstößt? Wenn man bedenkt, dass diese Praxis offenbar ganz bewußt außerhalb jeder juristischen Regeln gehalten wird, dann ist man vielleicht doch geneigt, spontan mit "nein" zu antworten.

Was also tun? Verhindern kann man die Einflußnahme nicht. Alleine die Idee ist absurd. Aber man kann doch einiges daran tun, dass Wirtschaft und Politik vielleicht nicht ganz so eng miteinander ins Bett gehen. Und man kann dafür sorgen, dass das Ganze n icht so den Eindruck der Mauschellei macht. Und man kann sogar was dafür tun, dass die Firmen aus den Ministerien keinen Selbstbedienungsladen machen.

Das allerdings setzt zwei Dinge voraus: Bürger, die das erzwingen und Politiker, die sich diesem Druck beugen. Umfallpolitiker haben wir wahrscheinlich genügend. Nur Bürger mit politischem Interesse haben wir etwas wenige. Darum wird alles so bleiben und die Artikel in der Presse zu diesem Thema können getrost als Füllmaterial des Sommerlochs angesehen werden.

Aber irgendwas ist ja immer.

(Quelle: LobbyControl, Spiegel, dpa)

Donnerstag, 26. Juli 2007

Steuern in Bayern

GeldWenn es um das Prinzip geht, dann ist man bei Deutschlands Behörden gerne ganz weit vorne dabei. Diese Prinzipienreiterei hat uns im Ausland berühmt und berüchtigt gemacht. Was sich andere gerne als "Preussische Gründlichkeit" schön reden, wird von denen gerne auch noch als herausragende positive Eigenschaften gelobt. Zu allem Überfluß - man mag es kaum glauben - werden wir darum auch noch beneidet.

Das wäre nicht so schlimm, wenn es nicht in der Natur der Sache läge, dass Menschen trotz aller Gründlichkeit hin und wieder Fehler machen. Wenn wir bei Aldi statt das Müsli einzupacken knapp vorbei greifen und den 87cm LCD Fernseher in den Wagen schubsen, dann ist das vielleicht ärgerlich, weil man hat ja schon drei Stück davon zu Hause und wegen des Müslis jetzt noch mal durch den Laden zu rennen ist ja auch nur nervig. Wenn aber eine Behörde auf Stur schaltet, dann kann das schon mal bitter werden.

In Bayern wird das gerade vom Finanzministerium durchexerziert. Eine selbständige Fachkraft für Zubereitung und Verkauf von Bratprodukten (früher hieß sowas Chefin einer Imbißbude) bekam einen Steuerbescheid. Der Steuerbescheid war etwas ungewöhnlich, denn sie sollte dem Königreich angeblich mehr als zwei Milliarden Schekel schuldig sein. Fällig sofort, versteht sich.

Nun war die Dame auf anhieb nicht in der Größenordnung liquide und sie hielt es auch für etwas vermessen, eine Imbißbude mit einer derart hohen Steuer zu belegen. Darum fragte sie beim zuständigen Finanzamt und sogar dem zuständigen Sachbearbeiter - alleine dafür gebührt ihr das Bundesverdienstkreuz - nach, ob das denn so mit rechten Dingen zu gehen könne. Natürlich kann es! "Das Finanzamt Macht Keine Fehler! Zahle Sie Gefälligst!" so oder ähnlich muss dann wohl die Reaktion ausgefallen sein.

Die Frau darauf hin zum Steuerberater und der sich gedacht "Coole Scheiße! Das gibt Zaster!" Er also einen Einspruch aufgesetzt, der - es gibt da so eine per Gesetz vorgeschriebene Gebührenordnung - Geld kostet. Der Preis dieses Zettels mit ein paar Zeilen Text drauf richtet sich nach dem Streitwert und der liegt bei jenseits der zwei Milliarden. Entsprechend kostet der Zettel - allerdings inklusive Porto - im Sonderangebot nur noch etwas mehr als 2,5 Millionen Kaurimuscheln.

Noch immer etwas heftig für unsere professionelle Bratgerätschwenkerin. Das Finanzamt sah sich ob des boßhaften Schreibens aus dem niederen Volke so rein gar nicht belustigt und tat, was so eine Behörde besonders gut kann: Man stellte sich taub. Zwei Milliarden Steuereinnahmen sind schließlich keine Summe, auf die man freiwillig verzichtet! Millionen hungriger Staatsbediensteter wollen schließlich ernährt werden und des Königs Altenteil muss ja auch finanziert werden.

So sah sich die Herrscherin über Grill, Currywurst und Jägerschnitzel genötigt, vor Gericht zu ziehen. Da allerdings will man auch gerne ein paar Dukaten sehen. Im Voraus. Prozeßkosten und so. Das war so viel, dass die Dame ihre Forderungen an zwei Anwälte abtrat, die jetzt an ihrer Stelle vor Gericht mit dem königlich bayrischen Finanzministerium in die Schranken ziehen werden.

Das Gericht schlug neulich dann mal vor, man könnte sich ja auf einen Schadensersatz für die Dame einigen. So 10.000 Ningi wären vielleicht angemessen und dann könnte man die Sache einfach vergessen und sich um wichtigere Themen kümmern. Was weiß denn schon ein Gericht? Der Vergleich kam nicht zu Stande. Empörung macht sich breit in den heiligen Hallen des hochheiligen Finanzministeriums.

Aus den Fenstern der oberen Etagen des elfenbeinernen Turms in jener Region des La-La-Landes, wo der Himmel grundsätzlich eine vollkommen andere Farbe hat als überall sonst, ertönt die Schelte, dass das Verhalten des Steuerberaters sehr fragwürdig sei. Eindeutig habe man zugesichert, dass die hoheitlichen Finanzprofis sich der Änderung des Steuerbescheids "rechtzeitig" annehmen werden. "Rechtzeitig" ist ja nun so eine Sache und Behörden sind auch nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie regelmäßig irgendwelche Wettbewerbe im schnellen Bearbeiten von Vorgängen gewinnen. Darum verwundert es niemanden - das Gericht am allerwenigsten - das bis heute der Steuerbescheid nicht widerrufen, korrigiert oder sonst wie aufgehoben wurde.

Wenigstens räumen die königlich bayreischen Schergen ein, dass sie eventuell, aus bestimmten, sicherlich sehr abstrakten, Blickwinkeln, vielleicht doch möglicher Weise teilweise nicht so ganz 100% korrektes Verhalten ein:
"Das Finanzministerium bedauert ausdrücklich, dass sowohl bei der Festsetzung der Umsatzsteuer offensichtlich Fehler gemacht worden sind als auch die Korrektur des Fehlers der Steuerpflichtigen und ihrem Steuerberater nicht schnellstmöglich mitgeteilt wurde."
Als Steuerzahler ist man zu allerlei Dingen verpflichtet, die zum Teil haarsträubend anmuten. Man denke nur an die Pflicht als Privatmensch Rechnungen von Firmen fünf Jahre aufbewahren zu müssen. Bei solchen Fristen verstehen Finanzbehörden gar keinen Spaß. Was hätte der Steuerberater denn tun sollen? Welche Alternative hatte er denn, als fristgerecht Widerspruch einzulegen, als die Aufhebung des Bescheides nicht erfolgte? Auf die Kulanz seiner Mandantin hoffen, dass die ihn nicht in Regress nimmt, wenn die hochwohlgeborenen königlich bayrischen Finanzbüttel zwecks Beitreibung der urkundlich festgesetzten Steuerschuld Haus und Hof pfänden und sie, ihre Sippe und alle Nachbarn mit Leibeigenschaft bis in die achte Generation belegen?

Das Gesetz spricht hier eine eindeutige Sprache. Wer einem Steuerbefehl nicht nachkommt und Kraft eigener Willkür nicht zahlt, dem wird eine Säumnisgebühr aufgebrummt. Die richtet sich nach der Höhe der im Steuerbefehl festgesetzten Steuerschuld. Bei einer Steuerschuld von mehr als zwei Milliarden Golddublonen nicht eben ein Pappenstil, nämlich mehr als zwei Millionen Hinkelsteine. Diese Säumnisgebühr wäre in jedem Fall fällig, egal ob der Steuerbescheid nun rechtens oder richtig war oder eben nicht. Wohl niemand wäre so risikofreudig, sich die Kulanz gegenüber den königlichen Geldzählern zwei Millionen kosten zu lassen.

Der ganze Hokuspokus, der mit tödlicher Sicherheit zum Nachteil des Finanzministeriums des Königreichs Bayern vor Gericht entschieden wird, kostet den Steuerzahler gewaltige Summen. Der Brief des Steuerberaters kostet in jedem Fall seine zwei Mille. Auch die beiden Anwälte, die das Finanzministerium vor den Kadi gezerrt haben, werden einige Kohle sehen wollen, denn ihre Gebühren errechnen sich auch aus einer gesetzlich vorgeschriebenen Gebührenordnung, in der der Streitwert eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Die Gerichtskosten errechnen sich auch aus dem Streitwert und werden ebenfalls vom Gesetz vorgeschreiben. Diverse Millionen Euro Steuergeld werden hier zum Fenster raus geworfen, weil man im Königreich Bayern der Meinung ist, dass die königlich hoheitlichen Reichsbeamten keine Fehler machen und gesunder Menschenverstand nur anderen passiert.

Ich bin der Meinung, schon alleine dafür gehört Bayern pauschal eingezäunt.

(Quelle: dpa)

Mittwoch, 25. Juli 2007

Überschrift des Tages (26)

Die Süddeutsche veröffentlicht heute einen Artikel, der vielen Männern sicherlich aus der Seele sprechen wird:

Frauen Multitasking Konzentration
Ob die Kolumne allerdings ein Loblied auf "die Männer" ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Mein Favorit:
Frauen bezeichnen diese Unart, planlos durch die Wohnung zu schlingern, gern als Multitasking. Ein Mann würde diesen Zustand eher als geistige Verwirrung bezeichnen. So was kennt man von Menschen, die sich nicht auf eine Sache konzentrieren können.

Würde ein Schüler sich derart verzetteln, würde man ihm Retalin geben.

Abstand halten

CCTV ÜberwachungskamerasÜberwachungssysteme stehen bei auf die Sicherheit fixierten Behörden ganz hoch im Kurs. Besonders Kameras werden gerne als die Sicherheitsgaranten schlechthin genannt. Sollen sie doch Verbrechen aufklären helfen und Sicherheit produzieren und so weiter. Zwar konnte noch kein einziges der Argumente der Befürworter eine lückenlosen Kameraüberwachung bewiesen werden, aber das ist ja auch völlig egal, denn es reicht ja die ungefähre Ahnung, dass die Auswirkung positiv sein könnte.

Positiv ok, aber für wen eigentlich? In Beijing zum Beispiel werden Paare jetzt davor gewarnt, sich in der Öffentlichkeit zu küssen. Das könnte nämlich die Polizei auf den Plan rufen. Die verlässt sich inzwischen auf ihre automatischen Überwachungskameras, deren Auswertungssysteme besonders den Abstand der Menschen zueinander bewerten. Dadurch sollen Straftaten wie zum Beispiel Entführung, Raub oder Taschendiebstahl erkannt werden. Darum wurden die Systeme auf einen bestimmten Sicherheitsabstand der Menschen zueinander programmiert. Wird der verletzt, lösen die Computer Alarm aus und Polizisten beschäftigen sich mit der Sache.

Immerhin: Schon nächsten Monat will man in China eventuell Schilder anbringen, die auf die Überwachung hinweisen. Gleichzeitig will China aber auch die Überwachung gleichschalten und vereinheitlichen. In Anbetracht der kommenden Olympiade will man alles tun, um die Sicherheit zu maximieren.

Und das scheint am Einfachsten zu gehen, in dem man das Verhalten der Menschen ändert und nicht die Programmierung der Maschinen verbessert. Ich mein, mal ehrlich: Wenn die Kamerasysteme Orwel-like alleine entscheiden, ob da eine Straftat vorliegt oder nicht und bekannt ist, dass diese System nicht dazu in der Lage sind zu unterscheiden, ob zwei Menschen sich gern haben und einfach nur rumknutschen oder ob da eine Straftat begangen wird, dann wäre meine erste Reaktion das System "nicht ausgereift" zu nennen und es den Entwicklern zurückzuschicken.

Scheinbar bin ich mit dieser Idee aber recht alleine. Was mich dabei allerdings so verwirrt ist die Verwandtschaft der Argumentation dort wie hier. Weder in China noch sonstwo kann belegt werden, dass durch die Überwachung der einzelne Bürger tatsächlich sicherer ist. Weder hier wie dort ist nachweisbar, dass durch die Überwachungssysteme Straftaten verhindert werden. Insgesamt ist das einzige, was den Systemen tatsächlich attestiert werden kann, dass sie es den Sicherheitsbehörden (und damit dem Staat) effizient ermöglichen, umfangreiche Bewegungsprofile der Bürger automatisiert anzulegen und auszuwerten.

Und damit das nicht so aufwändig wird, ändert man eben ein paar Gesetze, damit sich die Menschen "überwachungsfreundlicher" verhalten...

Dienstag, 24. Juli 2007

Sachen gibts... (125)

Gibts das auch von Award mit Backup-Funktion und so?

Bio Bios Limonade
PS: Nein, ich habe mich nicht an das Zeug herangewagt. Ob das "genießbar" ist, muss jemand anderes herausfinden...

Die Uno, die Schule und das Fragezeichen (3)

Schule Unterricht Tafel Klasse LehrerIm Februar 2006 legte die UNO den Bericht ihres Sonderermittlers, Venor Muñoz, vor. Der kritisiert das deutsche Schulsystem als ungerecht. Die Dreiteilung sei problematisch, der Bildungserfolg viel zu sehr von der sozialen Herkunft abhängig und Behinderte würden auch viel zu stark ausgegrenzt. Damals waren die Reaktionen der Politik ebenso panisch unterkühlt, wie die des vereinten Lehrkörpers. Und sie war sehr sehr leise.

Kritisiert hatte die UNO damals nichts, was wir nicht schon selber längst gewusst hätten, so ist es ja nun nicht. Wir wissen selber, dass unser Schulsystem ziemlich mau ist. Immerhin waren wir selber auch mal da und können uns zum Teil noch recht gut an vieles erinnern. Wie aktuell unsere Erinnerungen sind, zeigt sich immer wieder, wenn wir ständig Leuten zu tun haben, die selber gerade zur Schule gehen - Kinder. Die bestätigen immer wieder, dass sich dort nichts zum Guten verändert.

Neulich - ich erzählte davon - hatte mein Sohn seine Abschlußfeier. Neben allerlei Geschichten des Lehrkörpers über die Schule machte mich vor allem eins sehr nachdenklich: Alle, restlos alle Lehrer hatten erhebliche Sorge, dass die Kinder in den weiterführenden Schulen, die sie jetzt besuchen werden, zurecht kommen werden. Die Sorge des Lehrkörpers galt dem kommenden Lehrstoff. Warum? Haben die Lehrer nicht alles getan, um die Kinder auf die weiteren Schulen vorzubereiten? Was genau haben diese Lehrer in den letzten vier Jahren eigentlich meinem Sohn beigebracht, dass sie jetzt Angst haben müssen und mir diese Angst weitergeben wollen?

Wundert es da, dass eingangs erwähnter Sonderermittler der UN, Venor Muñoz, gestern in Berlin angemahnt hat, die Bundesregierung solle doch mal was zu seiner Kritik sagen? Es war allen Ernstes sein Hauptanliegen, dass die Bundesregierung wenn schon nicht handeln, dann doch wenigstens antworten solle. Ist das zu fassen? Wir, das ach-so-tolle Deutschland bekommen von der UNO, einer internationalen Institution, der wir einen gewaltigen Stellenwert beimessen, so richtig in die Fresse, weil wir ausgerechnet bei dem Thema, auf das wir uns unheimlich was einbilden, fürchterlich versagen, nämlich der Bildung, und unsere Regierung sagt nicht mal was dazu? Warum? was wird hier vertuscht und totgeschwiegen?

Lehrer beschweren sich ja besonders zur Zeit ganz gerne darüber, wie ungerecht doch mit ihnen umgegangen wird. Sie wollen verbieten lassen, dass man ihre Arbeit öffentlich bewertet und sprechen sowieso jedem jegliche Ahnung ab, der nicht selber Lehrer ist. Wer selber Lehrer ist und die Arbeit kritisiert, ist ein Nestbeschmutzer. Angeblich sind Lehrer ja - glaubt man ihren Parolen - die tollsten und besten und modernsten Menschen der Welt. Die Kinder, deren ausbleibender Lernerfolg uns immer wieder entgegenspringt, haben sowieso keine Ahnung und haben gefälligst einfach nur die Fresse zu halten - finden jedenfalls die Lehrer und ziehen jammernd vor Gericht.

Warum fordert dann der Leiter der PISA-Studien, Andreas Schleicher, gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung, dass die Ausbildung der Lehrer radikal reformiert werden müsse? Seine Kritik sollte alarmieren, denn in Deutschland werden seiner Ansicht nach
"Kinder des 21. Jahrhunderts von Lehrern mit einem Ausbildungsstand des 20. Jahrhunderts in einem Schulsystem zu unterrichten, das im 19. Jahrhundert konzipiert wurde"
Damit aber nicht genug. Er kritisiert darüber hinaus den fehlenden Praxisbezug der Lehrerausbildung. Warum er und warum nicht die Lehrer?

Fassen wir zusammen. Lehrer mauern, wollen sich nicht reinreden lassen und zeigen sich kritikresistent, werden aber gleichzeitig von einer mächtigen Lobby und einem völlig weltfremden Verwaltungs- und Behördenmoloch aus Kaisers Zeiten geschützt. Die Politik schiebt das Thema auf die lange Bank, weil wir damit ja endlos lange Zeit haben. Viele Eltern interessiert das Thema nicht, weil sie als Opfer unseres Schulsystems gar nicht anders können, als andere Sorgen zu haben. Leichen aus Afghanistan zum Beispiel.

Sollte es uns nicht hellhörig machen, dass die Kinder die Sache selber in die Hand nehmen? Drastisch zwar und nicht immer unbedingt maßvoll, aber das Drastische und Maßlose ist Kennzeichen der Jugend. Unsere Kinder schlagen Alarm und klagen ihre Bezugspersonen, die Lehrer, in aller Öffentlichkeit an und was ist unsere Reaktion? Wir schicken Polisten und bewaffnete Sicherheitskräfte in die Schulen. Super.

Vielleicht sollten wir unsere Kinder statt in die Schule lieber direkt in den Knast stecken.

Montag, 23. Juli 2007

Sensationsgeilheit

Ein in Afghanistan entführter Mann ist tot. Die Medien spekulieren sich einen Wolf, woran der Mann gestorben sein könnte. Als wenn das einen Unterschied macht. Wer jemanden entführt, ist für dessen Gesundheit verantwortlich. So sieht es nicht nur das deutsche Strafrecht vor. Es interessiert vielleicht die Hinterbliebenen, woran der Mann gestorben ist, aber die sind auch die einzigen, die das wirklich etwas angeht.

Und der Rest? Von der Fraktion "Die Bild ist eine Tageszeitung" bekam ich gerade zu hören: "Aber mich interessiert das!" - Nein, Dich interessiert nicht, warum der Mann in Afghanistan war, warum er entführt wurde und von wem. Dich interessiert, dass er tot ist und Dich interessiert einzig und allein die Gewalt, die Brutalität, die zu seinem Tod geführt hat. Sensationsgeilheit. Dich interessiert, dass DU eben nicht er bist und jetzt in einer Zinkwanne um die halbe Welt geflogen wirst. Du weißt weder, was in Afghanistan los ist, noch warum Deutschland sich dort engagiert. Es interessiert Dich auch gar nicht, weil es Dir zu unbequem ist, selber nachdenken zu müssen. Das überlässt Du lieber den Medien, denen Du alles glaubst, auch den gröbsten Unfug.

Was mich solche Leute ankotzen...

Sonntag, 22. Juli 2007

Tagging

Blogger TaggingMir fiel gerade auf, dass ich irgendwie etliche Artikel von "damals" noch gar nicht mit Labels versehen habe und deshalb etliche Kategorien ziemlich leer und einige Artikel kaum wieder zu finden sind. Heute ist Sonntag, man hat ja eh nichts zu tun und darum werde ich mich diesem Problem etwas widmen. Darum nicht wundern, wenn zeitweise einige Uraltartikel durch den RSS-Feed laufen sollten.

Kompetenzfrage

BundeswehrWer ist eigentlich Chef bei unserer Armee? Bis gerade war ich der Meinung, dass unser Verteidigungsminister so ganz grundsätzlich der Obermöpel in dem Laden ist. Und wenn nicht er, dann doch irgendwie das Parlament. Und wenn Krieg ist, dann auch schon mal nur der Bundeskanzler oder so. Scheint aber ein Irrglaube zu sein.

Zumindest in Ostdeutschland kann wohl auch die Polizei mal eben der Bundeswehr sagen, was sie zu tun und zu lassen hat. So heißt es heute, dass die umstrittenen Flüge der Tornados während der Demonstrationen anlässlich des G8-Gipfels in Heiligendamm nicht etwa von der Bundeswehr, sondern nach eigenem Gutdünken von der Einsatzleitung der Polizei angeordnet wurden.

Das Innenministerium aus Mecklenburg-Vorpommern ließ dazu verlauten, dass der Innenminister Lorenz Caffier (CDU) nichts von den zusätzlichen Flügen gewusst hat.
"Grundsätzlich war der beauftragte Polizeiführer für alle polizeilichen und einsatztaktischen Maßnahmen im Einsatz verantwortlich." "über die zusätzlichen notwendigen Aufklärungsmissionen sowie über die Aufklärungsräume und Strecken vorab nicht informiert"
Darf ich auch mal? Ich hätte da auch ein paar lohnende Ziele für unsere Jungs bei der Armee...

(Quelle: AFP)

Samstag, 21. Juli 2007

Blogsucht

Oh fuck...

Thriller

Okay, heute ist Video-Day. Aber dieses Video über einige hundert Gefängnisinsassen, die in ihren orangen Overalls Michael Jacksons "Thriller" nachspielen ist einfach zu scary...

171 Starbucks in New York

Starbucks in den USA ist sowas wie hierzulande Schlecker oder Aldi: Irgendwie gibts das buchstäblich an jeder Ecke. In New York gibt es 171 Filialen dieses Kaffeevertriebs. Mark Makoff fragte sich, ob es möglich wäre, alle diese Filialen an einem Tag zu besuchen und dort etwas zu konsumieren. Daraus machte er den folgenden Film:

Langeweile?

Wer halt keine Freunde hat, der kauft sich einen Hund...

...oder Vergleichbares.

Meine Freundschaft ebay
(Danke, Devender)

Wahlfreiheit

Manchmal überschneiden und ergänzen sich bei mir zwei völlig unterschiedliche Diskussionen, ohne das diese Diskussionen irgendetwas mit einander zu tun hätten. Heute Morgen unterhielt ich mich zum Beispiel mit einem Bekannten über die CDU und was der Brandenburger Innenminister Jörg Schönbohm so über seine Partei denkt. Seine Gedanken sind sicherlich nicht für jedes Mitglied der CDU repräsentativ, aber seine Einschätzung zum Begriff "Konservativ" scheint sich meiner Erfahrung nach doch größerer Akzeptanz in dieser Partei zu erfreuen. Heute veröffentlichte die Berliner Morgenpost ein Interview mit Herrn Schönbohm, in dem er sich zu genau diesem Thema äußert.

BMP: "Was ist eigentlich ein Konservativer?"

Schönbohm: "Die Grundlage des Denkens des Konservativen ist das christliche Menschenbild, mit der Einmaligkeit, aber auch mit der Eigenverantwortlichkeit des Menschen. Für mich ist konservativ, dass wir das fortschreiben, was sich im Leben bewährt hat und es nur dann ändern, wenn wir wissen, es gibt etwas besseres. Der Konservative geht aus von der Unverwechselbarkeit, aber auch von der Entscheidungsfreiheit des Menschen, so zu leben, wie er es will. Daraus ergeben sich dann die Folgen für Familie oder das Verhältnis zum Vaterland."

BMP: "Was heißt das nun konkret?"

Schönbohm: "Nehmen wir die Familienpolitik: Die einen sagen, die Frau muss an den Herd. Die anderen sagen, sie muss in die Arbeit. Beides ist falsch. Wir haben als politische Partei keine Erziehungsaufgabe, sondern die Aufgabe, die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Menschen selber entscheiden, wie sie leben. Ich kann deshalb nicht einsehen, warum wir ein junges Ehepaar dazu zwingen wollen, dass der Mann zwei Familienmonate nimmt? Das ist dieser erziehungspädagogische Ansatz, hinter dem eine Ideologie steht. Und Konservative sind gegen ideologische Vorgaben. Ich hab das auch in der CDU gesagt, aber die Mehrheit sieht das anders."
Mit anderen Worten: Konservativ ist es, dem Menschen die Wahl zu lassen und so zum Besseren zu finden. Für den Konservativen ist Wahlfreiheit der richtige Weg. Aber ist er das tatsächlich?

In einer anderen Debatte, die ich fast zeitgleich mit einem anderen Bekannten führte, ging es um das Thema Wahl der richtigen Partnerin und der Frage, ob es in dieser Hinsicht nicht "besser" wäre, wenn Mann einfach nur blöd ist, über keine nennenswerte Intelligenz verfügt. Unser beider Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht sind nicht unbedingt die besten, allerdings unterscheiden wir uns in der Perspektive. Ich bezweifle die richtige zu finden (weil ich dazu zu doof bin), er bezweifelt, dass es die richtige überhaupt gibt.

Im Verlauf der Diskussion schickte er mir jedenfalls den Link zu einem Video, in dem sich der Psychologe Barry Schwartz mit der Frage beschäftigt, ob Wahlfreiheit wirklich gut für das Individuum ist. Die Schlüsse, die er zieht, machen nachdenklich:

Stellt man dieses Video mit den Aussagen von Herrn Schönbohm in Kontext, dann stellt sich mir irgendwie die Frage, ob die Konservativen der CDU wirklich wissen, was sie da fordern. Ich vermute, sie wissen es ganz genau und daraus ergibt sich für mich irgendwie der Eindruck, dass es dieser Partei nie um den Menschen, sondern immer nur um die Wirtschaft gehen wird.

Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren...

(Quelle: Berliner Morgenpost, TED. Danke Abti und danke M* für die Debatten und die Links)

Spoiled

maybeHere meinte, dass das unbedingt weiterverbreitet gehört. Aber vorsicht! Als Fan von H.P. sollte man sich dieses Video nicht geben...

Nicht klatschen

klatschen applausSingen und Klatschen sind zwei sehr populäre Tätigkeiten. Besonders im Unterricht als Lückenfüller immer wieder gerne genommen, wenn der jüngst im Internet ungerechtfertigt gemobbte Lehrkörper verzweifelt versucht, auf die besserwisserische Antwort des Rozgörs aus der zweiten Reihe eine passende Antwort zu finden. Allerdings sagt man ja, dass auch ältere Menschen mit dieser Therapie einfach ruhig zu stellen wären.

In China wurde jetzt allerdings der Beweis erbracht, dass diese Idee vielleicht nicht zu den besten gehört. Der 70jährige Zhang Quan wurde dort von Beamten der staatlichen Behörde für Umweltschutzbehörde begutachtet und "durfte" vor allerlei technischen Messgeräten klatschen. Dabei erreichte er eine Lautstärke von 107 Dezibel, was offiziell nur 3 Dezibel leiser ist, als der durchschnittliche Lärmpegel eines Helikopters.

Deshalb verweigert sich der Herr auch mit zu klatschen:
"Wenn ich klatsche, dann tun selbst mir die Ohren weh, von den anderen ganz zu schweigen. Darum klatsche ich normalerweise nicht."
Die Offiziellen in China meinten dazu nur, dass der Mann aufpassen müsse, den theoretisch könne er wegen der Lautstärke in den Knast wandern. Für die Weigerung den richtigen Leuten zu applaudieren wahrscheinlich auch...

(Quelle: ananova)

Gleiches Recht

Bundeskanzlerin Angela MerkelBundespolitiker sind immer für bahnbrechende Erkenntnisse gut. Auch unsere Bundeskanzlerin, derzeit mit ihrer Regierungstruppe im Umfragehoch, ist da keine Ausnahme. So begeistert sie uns heute mit der Erkenntnis, dass die Gesetze auch für die Betreiber von Kernkaftwerken in Deutschland gelten könnten, aber wichtig sei dafür, dass sich die Betreiber an diese Bestimmungen halten.

Ach was? Bedeutet das im Umkehrschluß, dass die Gesetze nur für den gelten, der sich daran hält? Das ist ja toll! Dann kann ja jetzt jeder entscheiden, welche Gesetze denn für ihn gelten und welche nicht, denn was für den Einen gilt, das gilt auch für den Anderen. So sagt jedenfalls ein Rechtsgrundsatz in Deutschland. Ach nein, moment. Der ist ja auch davon betroffen. Und deshalb wurde "da oben" beschlossen, dass der nur für uns gilt, aber nicht für die anderen...

(Quelle: Passauer Neue Presse, Rhein Zeitung)

Flugsicherheit

FeuerzeugeDen Luftfahrtgesellschaften ist es in den Flugzeugen offenbar langweilig geworden. Damit in Zukunft wieder mehr Spaß beim Einchecken herrscht, damit sich der Fluggast auch in der Luft wieder den Panikattacken informierter und hilfsbereiter Frauen im fortausgesetzten Alter erleben darf, hat man sich entschlossen, ab sofort wieder Feuerzeuge in Flugzeugen zu erlauben. Was gestern noch eine katastrophale Gefahr für jedes Flugzeug dieser Welt war, gilt jetzt als Bagatelle und ungefährlich. Sollte sich etwa bei den Sicherheitsexperten herumgesprochen haben, dass man mit einem Feuerzeug keine 747 abgefackelt bekommt?

Nein, hat es nicht. Nach Angaben der für die Sicherheit in der Luftfahrt zuständigen Behörde der USA, der TSA, war die Suche schlicht und ergreifend zu aufwändig. Rund 23.000 Feuerzeuge hat man pro Tag(!) während der vergangenen zwei Jahre sichergestellt. Das sind überschlagen mehr als 8 Millionen Feuerzeuge im Jahr. Was für ein Wirtschaftsfaktor! Aber damit es nicht so langweilig wird: Nicht alle Feuerzeuge sind erlaubt. Zippos zum Beispiel sind weiterhin nur "ohne Benzin" erlaubt und Glutpunktfeuerzeuge (und ähnliche) bleiben auch in Zukunft verboten.

Gleichzeitig hat man aber wohl auch erkannt, dass es vielleicht doch etwas übertrieben ist davon auszugehen, dass die Muttermilch, die manche Jungmütter in Flaschen für ihren Nachwuchs mit sich herumschleppen, eine Gefahr für den Luftverkehr sind. Deshalb ist auch dieses gestern noch hochgefährliche Naturprodukt heute wieder vollkommen ungefährlich und legal. Wie man allerdings beim Einchecken feststellen will, ob die Flüssigkeit da in den 20 Pullen Muttermilch ist oder vielleicht doch irgend ein fieser Flüssigsprengstoff, wissen wohl nur die Experten am Flugschalter.

Wenn demnächst im Bumsbomber nach Bangkok Panik ausbricht, weil klein Hubert mit Mamas Feuerzeug an der Jacke des Fettsacks zwei Reihen weiter vorne rumzündelt, während der Turbanträger links mit den Pullen rumhantiert und dabei seltsame Mantren rezitiert: Keine Panik, die wollen nur spielen - und das ist jetzt ja wieder erlaubt.

Freitag, 20. Juli 2007

Clever streiken

BahnEs gab eine Zeit, da wollten ziemlich viele kleine Jungs Lokomotivführer werden. Bei den wenigsten setzte sich dieser Wunsch bis ins Erwachsenenalter durch und noch viel weniger nahmen diesen Beruf später dann auch an. Heute sind Lokführer wieder im Gespräch, weil sie streiken wollen. Das Problem: Wenn die Lokführer streiken, dann ist ersteinmal Ende mit Bahnfahren. Bahnstehen ist dann angesagt.

Darüber ist man sich bei der kleinen Gewerkschaft GDL wohl ziemlich im Klaren und meint jetzt mal so richtig auf die Kacke hauen zu können, oder wie Günther Kinscher, Vizechef der Gewerkschaft GDL, sich gegenüber der Süddeutschen ausdrückt:

Wir können die ganze Wirtschaft lahmlegen
Der Mann spielt auf die Rolle der Bahn beim Frachtgut und als Verkehrsmittel für Arbeitnehmer an. Er hält die Bahn dort für "unersetzbar" und hat daher wohl auch irgendwelche Weltherrschaftsfantasien im Kopf:

Wir hätten auch 200 Prozent fordern können
Die Bahn selber und die Kunden werden da wohl in erster Linie an "Pest am Arsch" denken und wenig begeistert davon sein, dass irgendwelche Streitereien im Sandkasten auf deren Rücken ausgetragen werden. Besonders die Kunden werden bestimmt hochgradig viel Verständnis für die Lokführer haben. Wer steht nicht gerne blöde auf dem Bahnsteig herum?

Wahrscheinlich wird man sich dann auf "irgendeine" Lösung einigen. Wahrscheinlich werden die Lokführer mehr Geld bekommen. Allerdings werden wahrscheinlich bei der Bahn auch etliche Überlegungen laufen, wie man in Zukunft dieses Problem lösen kann und das wird wahrscheinlich nicht darin bestehen, dass die Bahn den Lokführern unendlich viel Geld bezahlt, sondern eher darin, dass man Lokführer irgendwie ersetzt. Ich gleube kaum, das gewerkschaftlich organisierte Lokführer unersetzbar sind und ich habe irgendwie den Verdacht, dass man das bei der Bahn auch weiß...

(Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Telemarketing

Telefonverkäufer sind die Pest. Manch einer macht es sich zum Hobby, mit diesen Leuten seine Späße zu treiben. Ein besonders ausgefallener Gag gelingt im folgenden Film...

Frei machen

Bewerbung BewerbungsgesprächArbeitsplätze sind rar und mancher Arbeitgeber neigt dazu, sich hoheitlich gegenüber seinen Lohnsklaven zu gebaren, wenn es denn um die Besetzung der meist marginal entlohnten Positionen geht. Insbesondere im Einzelhandel verliert manch einer inzwischen wohl etwas den Bezug zur Realität und greift deshalb dezent daneben. So zum Beispiel der Bekleidungshersteller Boss.

Bei einer Filiale in Neuburg bewarben sich eine Reihe potentieller Mitarbeiterinnen auf eine ausgeschreibene Stelle als Verkäuferin. Während des Einstellungsgesprächs verlangte der Personalchef selber zu überprüfen, ob die Kandidatinnen nicht etwa tätoviert wären. Deshalb verlangte er von den beiden 16 und 19 Jahre alten Bewerberinnen, sich doch mal eben frei zu machen.

Mindestens zwei Teenager kamen dem Befehl nach und der Personalchef begutachtete das Dargebotene ausgiebigst. Ob zu seinem Wohlwollen oder nicht bleibt offen, jedenfalls erstatteten bislang zwei Teenager Anzeige bei der Polizei. Man vermutet, dass rund 40 Bewerberinnen betriffen sein könnten. Die IHK meinte dazu, dass es in bestimmten Branchen durchaus üblich sei, dass Tätovierungen und Piercings unerwünscht sind, jedoch gehe das Verhalten der Firma hier eindeutig zu weit und man sei "fassungslos" über diese Vorfälle.

Mich hingegen wundert das gar nicht und ich bin eigentlich eher darüber erstaunt, dass sich jemand getraut hat, deswegen zur Polizei zu gehen und Anzeige zu erstatten. Vielleicht hatte der Mann aber auch nur von den Attrappen die Faxen dick und wollte mal was Echtes sehen...

(Quelle: Augsburger Allgemeine)

Werbung anders

Werbung ist immer wieder lustig. Wir erinnern uns an die Sache mit Cola und Mentos? Diese Idee wird hier aufgegriffen. Jedenfalls in etwa.

(Danke, drb)

Sendeschluss (2)

TV Gerät Fernseher FernsehenFür erhebliche Aufmerksamkeit sorgte gestern die Entscheidung von ARD und 2DF nicht mehr live von der Tour de Farce zu berichten. Sat1 sah seine Chance und griff zu. Das wiederum führte zu sehr gemischten Reaktionen. Während die Veranstalter der Tour das Einspringen des Senders verständlicher Weise total gut fanden, sah man das in der Branche und in der Bundespolitik eher ganz anders.

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Sport und Ehrenamt der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Riegert, bezeichnete den Entschluss Privatsenders als "unsolidarisch", denn der Ausstieg von ARD und ZDF aus der Berichterstattung nach der positiven A-Probe des T-Mobile-Profis Patrik Sinkewitz wäre seiner Meinung nach das richtige Zeichen gewesen sei. Ähnlich äußerte sich auch Dagmar Freitag, Sprecherin der Arbeitsgruppe Sport der SPD-Bundestagsfraktion. Sie bezeichnete das Handeln des Senders als:
"eine Katastrophe und das falsche Signal". "Wenn jetzt ein Sender nahtlos in die Lücke springt, dann ist das ein Zeichen, dass er Doping toleriert."
Auch seitens der Fraktion der Grünen wird die Entscheidung des Senders kritisiert. Winfried Hermann kritisierte den den Sender mit recht deutlichen Worten:
"Ich halte die Entscheidung für einen Skandal. Man kann auch von den privaten Sendern erwarten, dass sie ethische Maßstäbe bei ihrer Programmauswahl ansetzen und nicht nur auf den schnellen Profit achten."
Besonders deutlich fiel jedoch das Votum der Zuschauer aus. Die Einschaltquote, berechnet auf der Grundlage von einem theoretischen Maximum von 10 Millionen Zuschauern, fiel denkbar schlecht aus. Nur knapp 500.000 Zuschauer waren bereit, sich das Beschubse rund um den Rad"Sport" anzutun. Von der werberelevanten Zielgruppe wollten sich sogar nur rund 190.000 Zuschauer dieses "Weltereignis" antun.

In Anbetracht der jüngsten Entscheidung den Anteil der Nachrichten im Programm zu reduzieren und das damit befasste Personal "freizustellen" und der generell eher als "angeschlagen" bewerteten wirtschaftlichen Situation des Senders, könnte sich diese Entscheidung als teurer Bumerang erweisen.

(Quelle: n-tv)

Edelgastronomie

Bling Luxuswasser Flasche blauWir brauchen nicht darüber zu streiten, dass es grandiosen Schwachsinn auf dieser Welt gibt. Auch wird es niemanden überraschen, dass es genügend Leute gibt, die den allergrößten Unfug sofort kaufen wollen ("Es glitzert? Es ist sinnlos? Ich muss es haben!") Darum wird sich wahrscheinlich niemand ernsthaft darüber wundern, dass es seit noch gar nicht so langer Zeit spezielle Bars gibt, in denen bevorzugt ein bestimmtes Getränk ausgeschenkt wird: Wasser.

Nun ist es nicht so, dass hier irgendwelches Leitungswasser verkloppt wird. Weit gefehlt. In den Bars der Kette Via Genova, die zur Zeit besonders in New York der letzte Schrei sind, wird ganz spezielles Wasser angeboten. So finden sich im Angebot solche Spezialitäten wie zum Beispiel japanisches Vulkanwasser, norwegisches Gletscherwasser, aber auch Wasser aus Teichen in Schottland, Schweden oder Südafrika. Die speziellen Sorten, wie zum Beispiel das "10 Thousand BC" aus British Columbia oder das "Bling" gehen für die Kleinigkeit von 22 Euro bzw. 40 Euro pro Flasche über den Tresen.

Wann die Kette in Deutschland ihre erste Filiale eröffnet, ist noch nicht bekannt.

Sachen gibts... (124)

Footime Fussmaus mit TastenWir kennen das Problem. Es fehlt mal wieder der Gegner beim Zocken oder die Hände sind im entscheidenden Moment mit anderen Dingen beschäftigt oder man muss mal wieder zwei PCs gleichzeitig bedienen. Immer wieder trifft man im täglichen Leben auf Situationen, in denen auch der Computerprofi mal "die Hände frei" haben muss. Oder ein zweites Paar Hände braucht. Was liegt da näher, als die am Rechner ungenutzten Extremitäten zu beschäftigen? Darum gibt es jetzt Footime™ (klick Bild).

Dieses nur noch knapp 145 Euro preiswerte Stück Hightechplastik bietet alles, was ein revolutionäres Eingabegerät so alles braucht: Es ist Teuer, es hat Knöpfe und es ist Freaky - Der Erfolg ist garantiert. Mit Software der weltbekannten Firma Neuratron ausgestettet ermöglicht dieses zweiteilige Set die Bedienung des Rechners mit den Füßen, statt wie gewohnt mit den Händen. Zumindest was die Maussteuerung angeht.

Geliefert wird diese revolutionäre Erweiterung des Eingabespektrums von Bili Inc. mit einer Puschenmaus, in die der Anwender seinen Fuß stopft ("reintreten und Wohlfühlen"?) und eine Pedalbox, auf der sechs großformatige Knöpfe das ergonomische Herumstampfen auf den Tasten ermöglichen. Die Tasten (oder Pedale) sind frei programmierbar. Wann mit einer Tastatur für die Füße zu rechnen ist, steht ebensowenig fest, wie die Frage, welcher Distributor in Deutschland den Vertrieb dieses sagenhaften Geräts übernehmen wird.

Donnerstag, 19. Juli 2007

Step on Wii

Wir erinnern uns an die "Wii" Console von Nintendo? Die mit "I like Go Cart"? (Das Video haben die leider wegen "Copyright" ausm Netz nehmen lassen, die Trottel) Gut. Jedenfalls macht Nintendo ja seit der Wii voll auf Aktivität und Bewegungssport und so. Das wiederum nahmen sich ein paar Leute zum Anlass, und bastelten einen hübsch sarkastischen "Werbespott" über die Wii...

Sendeschluss

Spritze DopingARD und 2DF übertragen nicht mehr von der Tour de Farce, der wohl bekanntesten regelmäßigen Leistungsschau der internationalen Pharmaindustrie in Europa. Die Medien, die auch von der Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten abhängig sind, urteilen und analysieren gespalten. War die Entscheidung richtig? Ist diese Haltung konsequent oder hilflos? Nützt oder schadet es der Sache? Die Stimmung ist gespalten.

Doping ist, konsequent zuende gedacht, Beschiss. Das Problem ist nicht, dass "hier und da" mal jemand ausnahmsweise zur Pillendose greift. Das Problem ist viel mehr, dass Doping instrumentailisiert und fester Bestandteil des gesamten Breitensports ist. Kein Sportler mit Einblick in die Profiliga streitet das ab - öffentlich vor der Presse zugeben will das allerdings auch keiner. Das Risiko persönlicher Nachteile und Repressalien ist einfach zu hoch.

Es geht deshalb auch darum, ob überhaupt mit den zwangsweise eingetriebenen Geldern der Bundesbürger über den Umweg des Sponsorings massenhafter Beschiss finanziert werden darf. Sicher, konsequent ist die Haltung von ARD und 2DF nur dann, wenn sie sich auch auf alle anderen Sportarten überträgt, in denen zum Doping gegriffen wird. Sieht man sich an, was in den jeweiligen Sportarten als "Doping" verstanden wird, entstehen aber doch erhebliche Zweifel.

Betrachtet man nur die Menge der offiziell asthmakranken Leistungssportler, gewinnt man den Eindruck, man müsse ersteinmal an Asthma erkranken, um überhaupt erfolgreich im Leistungssport sein zu können. Und das ist nur ein prominentes Beispiel. Die Argumentation, dass die Sportler nicht zum Doping griffen, sondern lediglich ihre Krankheiten medikamentös behandeln lassen, lässt die Frage stellen, ob da Spitzensportler oder Schwerkranke unterwegs sind.

Ich bin der Meinung, dass der Schritt vollkommen richtig war. Über die Medien kommt das Geld in den Sport. Medienpräsenz ist es, was die Sponsoren, die Marketingabteilungen der Firmen wollen. Deutschland als Schlüsselmarkt hat da eine bedeutsame Rolle und gerade deshalb wird dieser Schritt erhebliche Konsequenzen haben. Wird diese Maßnahme auf alle Sportarten ausgeweitet, könnte das sogar ein Ansatz sein, dem Doping auf internationaler Ebene Herr zu werden.

Das allerdings halte ich für eine Illsuion, denn wie wird im Sport von Doping gesprochen? Heisst es dort nicht "Verwendung nicht erlaubter Substanzen"? Wer entscheidet denn, was erlaubt ist? Das sind die Sportverbände selber. Das sind diejenigen, die davon selber am meisten profitieren. Die bestimmen, was "nicht erlaubt" ist. Was wäre der einfachste Schritt? Genau! Einfach die Regeln so umbauen, dass nicht verboten ist, was sowieso jeder schon benutzt und fertig ist die Laube.

Schade, dass das Marketing, das Sponsoring, den Sport genau so verlogen macht, wie die Werbung selber ist. Oder darf man inzwischen eine Firma auf ihre Werbung verklagen und zum Beispiel fordern, dass einem nach Benutzung eines Deos die Weiber scharenweise nachrennen?

Kernkraft

Kernkraftwerk AKW Biblis ReaktorSeit einigen Tagen brodelt es unter der Oberfläche. Die Energiepolitik Deutschlands steht wieder im Rampenlicht, insbesondere das Thema Kernkraft. Hatte sich die Regierungskoalition noch im Koalitionsvertrag verpflichtet, am Ausstieg aus der Kernenergie festzuhalten, wurde in den vergangenen Monaten immer deutlicher, dass die CDU daran eigentlich überhaupt kein Interesse hat und viel lieber auch weiterhin die Energiekonzerne mit ihren Kernkraftwerken spielen lassen möchte.

Dann kamen die Vorfälle um Krümmel und Brunsbüttel und einen der größten in Deutschland tätigen Energiekonzerne, Vattenfall. Dieser schwedische Konzern, der bereits vorher schon durch seine eigenartige Preispolitik unangenehm aufgefallen war darf durchaus als Pegelstand für eine generelle Nachfrage herangezogen werden. Warum sollten andere Energiekonzerne Dinge so viel anders machen, als ausgerechnet Vattenfall? Geht es den anderen Unternehmen etwa nicht um Gewinnmaximierung bei gleichzeitiger Kostensenkung? Diese Frage stellen jetzt auch die Medien:
Tagesspiegel: "Wie sicher sind deutsche Atomreaktoren?"

Jürgen Trittin: "Die Energiekonzerne behaupten seit Jahren standhaft, deutsche Reaktoren seien die sichersten der Welt. (...) Wenn das die sichersten Anlagen der Welt sind, gute Nacht!"
Sicher, Vattenfall hat seinen Deutschlandchef gefeuert und ist auch endlich mal ein paar Pflichten nachgekommen, obwohl sich Heerscharen von Anwälten ausschließlich damit beschäftigen, genau das nicht tun zu müssen. Auch der Europa-Chef von Vattenfall hat seinen Rücktritt angeboten, weil die anderen Betreiber von Atomkraftwerken ihm richtig Feuer unterm Arsch gemacht haben. Aber werden dadurch die Atomkraftwerke sicherer?

Zwei uralte Atomkraftwerke fallen auf, weil es zu unübersehbaren Zwischenfällen kommt. Nur deshalb wird durch die Medien lange genug Aufmerksamkeit fokussiert, dass sich mal irgendjemand ernsthaft um das Thema kümmert und ein paar Fragen stellt. Bei manchen offensichtlichen offenen Fragen bleibt aber das Nachhaken aus. Eine der sich mir stellenden Fragen ist zum Beispiel: Warum bitte ist ausgerechnet das Sozialministerium in Schleswig-Holstein für die Kontrolle der Kernkraftwerke zuständig?

Für jeden Mist gibt es spezielle Ministerien und Ämter, vollgestopft mit hochqualifizierten und ebenso hochbezahlten Fachleuten, aber das Thema "Energie" überlassen wir einem Ministerium, dessen vollständiger Titel "Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren" lautet. Man beschäftigt sich dort auch mit so trivialen Themen wie Familienpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Frauenpolitik, Kinderbetreuung, Betreuung von behinderten Menschen, Senioren, Asylbewerber und Aussiedler und vielen anderen Problemen. Und ganz nebenbei will man sich dort hin und wieder mal um Atomkraftwerke kümmern? Preisfrage: Gesundheit, Familie, Jugend, Senioren, Atomkraftwerke. Was passt nicht in die Reihe?

Dann die nächste Frage: Wie hoch sind die Chancen, dass irgendjemand so ganz freiwillig auf eine Einnahmequelle verzichtet, die rund eine Millionen Euro Gewinn pro Monat abwirft? So hoch werden von der Politik die Gewinne für jedes einzelne Kernkraftwerk beziffert. Mal ganz ehrlich. Glaubt wirklich irgendjemand, dass auch nur eine einzige dieser Gelddruckmaschinen freiwillig dichtgemacht wird? Und glaubt irgendjemand allen Ernstes, dass diejenigen, die da die Finger drauf haben, auch nur einen Cent mehr reinstecken, als sie wirklich unbedingt müssen?

Ich jedenfalls habe da begründete Zweifel. Ist die Kernkraft deshalb generell eine unsichere Sache? Nein. Unsicher wird sie deshalb, weil auch da mit einem unkalkulierbaren Risikopotential hanitert wird und über Gewinnmaximierung und Kostensenkung an allen Ecken und Enden gespart wird. Dadurch werden zwar die Geldströme verbessert - zu Gunsten der Betreiber. Die Risiken jedoch werden weitestgehend ignoriert "weil die Atomkraft ja sicher ist". Sicher ist sie aber nur durch einen immensen Aufwand der irrsinnig viel Geld kostet.

Die Debatte, die sich jetzt langsam entwickelt, ist völlig richtig. Es geht hier um mehr, als nur die Frage, ob ein oder zwei Kernkraftwerke eines einzelnen Betreibers eventuell, so rein hypothetisch, irgendwie vielleicht unter bestimmten Umständen irgendwie ein wenig unsicher sein könnten. Es geht insgesamt um die Versorgungssituation in Deutschland. Woher kommt unsere Energie überhaupt? Von wem ist Deutschland abhängig? Wie weit geht diese Abhängigkeit und wie viel Sicherheit der Bevölkerung darf dem Gewinnstreben geopfert werden?

Ich bezweifle allerdings, dass die Debatte zu mehr führt, als zu skandierenden Neu-Alternativen, die mit "Atomkraft - Nein danke" - V2.0 Stickern und irgendwelcher Ökomode von Gucchi und Co über den Asphalt schlappen, weil es gerade tres chic ist und dabei tolle - aber leider weltfremde - Vorstellungen über eine Welt ohne Politiker und Atomstrom skandieren, während sie dem neuesten Podcast ihres Seelenklemptners auf dem iPod lauschen, sich dabei den frisch per Express aus Asien eingeflogenen Fair-Trade-Tee reinpfeifen. Beobachtet von dumpf wiederkäuenden Pisa-Opfern, die nicht begreifen wollen, um was es da eigentlich geht und bei denen der Strom in erster Linie aus der Wand kommt.

Wahrscheinlich haben wir es einfach nicht besser verdient.

(Quelle: Tagesspiegel)