Samstag, 30. Juni 2007

Fernsehn

TV GerätIm Fernsehn soll "Unterhaltung" laufen, sagte man mir. Das sei "ganz super toll", sagte man mir. Da gäbe es "ganz super geile Shows", hieß es. Außerdem "muss man das gesehen haben, um mitreden zu können". Gut. Die Leute reden ja gerne viel wenn der Tag lang ist und als damals die Lindenstraße ins Fernsehn kam, beinahe täglich irgendwelcher Rotz aus diversen WGs im sonnigen Beverly Hills das Gehirn auszutrocknen drohte und anderer groß angelegter Schwachsinn den Generalangriff auf Intellekt und Niveau startete, zog ich mich aus der Fernsehlandschaft zurück.

Trotzdem, nach mehreren Jahren beinahe vollständiger Abstinenz vom ehemals "revolutionären Informationsmedium der Zukunft" war ich doch etwas neugierig geworden, wie schlimm es denn wohl um unsere Freizeitgestaltung und den Medienkonsum bestellt ist. Und so tat ich mir in den letzten Tagen eine sorgfältig dosierte Menge dieser Qualitätsunteraltung an.

Was mich erwartete übertraf alle meine Befürchtungen. Bei weitem. Ich hatte mit wirklich schlimmen Katastrophen gerechnet, aber was mir dann geboten wurde, war nahezu grenzdebil. Mal ehrlich: Wer gibt sich freiwillig solche "Tanzshows", in denen gruseligst bemalte Bewegungsleghasteniker in albernsten Lycra-Bodystockings ihre Transgenderneigung in die Welt hinausschreien? Und wer lässt solche leider nicht talentierten Amateurmoderatorinnen und -moderatoren vor die Kamera und ans Mikrofon? Und warum muss ich dafür Rundfunkgebühren bezahlen?

Was genau bitte war das da in Mallorca, als erst der blonde Gummibärchenwerbefuzzi irgendwelchen Tussis am Knie rumtatschte und dann der anwesenden, glückseelig besoffenen Touristengemeinde versuchte es als Weltklasseleistung zu verkaufen, dass sich so ein Blag in den Türrahmen gekeilt umziehen konte, ohne sich dabei aufs Maul zu packen? Und was um alles in der Welt wollten 50% von ehemals Modern Talking da? Ist das unser Werbeträger für ein Weltumspannendes Verbot von Musik aus Deutschland? Und warum gab es dann kurz darauf in einer angeblich völlig anderen Sendung aus derselben Stierkampfarena der Balearen eine fast aufs Bild identische Wiederholung dieses Verbrechens wider der Menschlichkeit? Und warum haben die Bewohner dieser Insel die Chance nicht genutzt und den ganzen Laden gesprengt, als alle drin waren? Unfassbar.

Aber es sollte noch schlimmer kommen. Das Model und der Freak war (ist?) eine Freakshow, deren Niveaulosigkeit selbst mich sprachlos machte. Mehr als einmal fragte ich mich, wer denn nun das Model und wer der Freak sein sollte. Und vor allem fragte ich mich, was bitte der tiefere Sinn dieser Weltklasseproduktion deutscher Schaffenskraft sein möge? War die Message etwa "Leute, seid Scheiße, dann latschen Euch die Medien hinterher und machen Euch berühmt"? Ich fass es nicht.

Als mir dann gestern aber die deutsche Adaption japanischen Spaßfernsehns in Form einer mehr oder weniger "Piratenspielshow" präsentiert wurde, war das Maß voll. Das Niveau irgendwelcher Spielshows war noch nie besonders hoch. Abgesehen von irgendwelchen Quizshows, in denen die Teilnehmer wenigstens noch ansatzweise irgendwie irgendetwas wissen oder zumindest mit einigem Glück richtig raten müssen, rangiert das Schaffensgut des Deutschen Fernsehns was Spieleshows angeht irgendwo auf einer Stufe mit dem Altpapier vom Fischmarkt.

Und erst die Serien. Bitte wer um alles in der Welt glaubt, dass solche hochgradig realistischen Serien wie "Navy CSI" oder "K11" oder wie auch immer der Schund sich gerade nennen mag, auch nur irgendetwas mit der Wirklichkeit zu tun haben könnte? Und warum gibt es bei deutschen Produktionen immer nur Schauspieler, die von allen Kunsthochschulen und Schauspielschulen der Welt mangels jeder Spur von Talent dankend, aber hartnäckig abgelehnt wurden?

Und dann die Debatten um den Wechsel irgendwelcher Nachrichtensprecherinnen. Da wechselt ein Sender eine Sprecherin aus und ganz Deutschland diskutiert darüber, als ginge es um den Wechsel des Bundeskanzlers. Unfassbar. Inhalte? Null! Ich habe während der ganzen Zeit nicht eine auch nur annähernd vernunftbestückte Debatte über Inhalte erlebt. Klar, Talkshows wie Sand am Meer, aber ... bei allem Respekt: Das sind bestenfalls Werbesendungen zur Selbstdarstellung und keine Talkshows. Da wird zwar viel geredet, aber nur in den seltensten Fällen irgendetwas gesagt, dafür aber jedes beliebige Klischee erfüllt und medial ausgewalzt.

Um es kurz zu machen. Mein Ausflug in die Fernsehwelt hat mir gezeigt, dass ich nichts verpasse. Das Fernsehn ist sogar noch schlechter geworden, als ich es mir in meinen schlimmsten Albträumen ausgemalt habe und mein Mitleid begleitet all jene, die diesen Krampf als größte Errungenschaft der Menschheit feiern und meinen, ohne diesen Schund nicht leben zu können. Ich werde mir jedenfalls ernsthaft überlegen, ob ich nicht doch alle Fernseher aus dem Haushalt verbanne.

Politiker und Internet

(Danke an all jene Leute, die dieses Video hier sehen wollten)

Freitag, 29. Juni 2007

Religion und Integration

Zentralmoschee Köln ModellIn Deutschland wird noch immer die Debatte um die Zuwanderung geführt. Einerseits behaupten "Experten", dass in rund 10 Jahren ein erheblicher Mangel an Ingenieuren in Deutschland herrschen werde, der dem Wirtschaftsstandort Deutschland einige Probleme bereiten wird. Dann sind da noch die Demographen, die darauf hinweisen, dass die Geburtenzahlen sich nicht gut entwickeln und die Deutschen irgendwie weniger werden. Dazu kommen noch die Zahlen der Auswanderer (die angeblich zunehmen) und die Zahlen der Einwanderer (die angeblich abnehmen) und fertig ist das Katastrophenszenario vom aussterbenden Deutschen Staat.

Würzen wir diese Debatte doch noch ein wenig mit ein paar Schlagworten. Da ist einerseits das Engagement Deutschlands im Ausland. Wir haben ernsthafte Probleme damit, dass sich unsere Bundeswehr im Ausland betätigt. Nicht wenige internationale Beobachter (nicht nur die aus den USA) vermuten hier Feigheit. Das Motiv könnte aber auch ganz anders gelagert sein. Wie wäre es mit: "Wenn es in den anderen Ländern besser wird, dann will da ja keiner mehr weg. Wo sollen dann unsere fehlenden Zuwanderer herkommen, auf die wir angeblich so dringend angewiesen sind?"

Immerhin: während die Unionsparteien immerhin darüber nachdenken, ob man die Bundeswehr nicht vielleicht doch auch mal im Süden Afghanistans einsetzen könnte, während Fachleute des Militärs vorrechnen, dass man rund 800.000 Soldaten bräuchte, um in Afghanistan eine mit dem Kosovo vergleichbare Dichte an "Friedenstruppen" zu schaffen (was dieselben Fachleute auch völlig korrekt als unrealistisch einstufen, denn wo will man bitte so viele Soldaten herholen?) hat die SPD nichts Besseres zu tun als sich Gedanken darüber zu machen, ob man nicht vielleicht doch lieber die Bundeswehr aus Afghanistan wieder komplett abzieht. Erwähnte ich schon, dass sich die Zustimmung zu den Ideen der SPD auf Bundesebene zur Zeit irgendwie im freien Fall befindet?

Jedenfalls von dieser Auslandsdebatte mal ganz ab, die Themen Irak, Iran, Korea, Afrika und so weiter lasse ich jetzt mal außen vor, denn da sieht die Lage auf dem außenpolitischen Parkett Deutschlands zur Zeit nicht anders aus. Die Innenpolitik ist aber auch nicht viel besser. Jüngst wurde erst Gesetz, dass die Zuwanderung erschwert wird. Man wolle ja nun nicht jeden hier haben, sondern nur Fachkräfte und Spezialisten. Gleichzeitig diskutiert das Innenministerium mit selbst von den Anhängern umstrittenen Gruppierungen über die Integration des Islam, wobei nach anfänglichem Jubel schlagartig Stille einkehrte, nachdem darauf hingewiesen wurde, dass die "Gesprächspartner" nicht nur eine irgendwie marginale Minderheit derer repräsentieren, für die sie zu sprechen für sich in Anspruch nehmen, sondern sich untereinander auch noch voll in die Klatten kriegten.

Und dann ist da die Sache mit dieser Moschee. Irgendjemand hat sich in den Kopf gesetzt, dass in Köln die größte Moschee Europas außerhalb der Türkei gebaut werden soll. Für 2.000 bis 3.000 Gläubige soll sie ausgelegt sein. Die Befürworter sprechen von einem völlig berechtigten Anspruch auf ein zentrales Gotteshaus der zweitgrößten Weltreligion in Deutschland. Da stellen sich aber ein paar Fragen, deren Beantwortung noch irgendwie aussteht.

Einerseits heißt es, dass diese Moschee das zentrale Gotteshaus für alle gläubigen Moslems sein soll. Quasi so was wie der Petersdom in Rom für die Christen. Interessant finde ich dabei, dass Moslems im gleichen Atemzug darauf bestehen, dass es so etwas wie eine gemeinsame Lehre im Islam gar nicht gäbe. Soll das im Umkehrschluss bedeuten, dass entweder jede Woche eine andere religiöse Ausrichtung die Moschee als "unsere" proklamiert (was ich ehrlich gesagt für wenig realistisch halte, man denke nur an das Termingedränge um die Feiertage herum) oder steht zu befürchten, dass jede Splittergruppe für sich auch so einen Prunkklopper beansprucht, womit Köln bald in erster Linie aus gigantischen Moscheen und Schuhläden bestehen dürfte?

Was ist mit der Feststellung von "Insidern" des Islam, dass Moscheen gar nicht das sind, was man uns einreden wolle, nämlich "Bethäuser", sondern in der Praxis viel mehr Versammlungsräume, in denen handfeste Politik gemacht wird? War es nicht so, dass Imame im Freitagsgebet nicht nur Suren herunterbeten, sondern den Anwesenden auch ganz klare politische Handlungsvorschriften mit auf den Weg gaben? Ist das angebliche "Gotteshaus" am Ende gar kein "Gotteshaus", wie uns mantrengleich von den Anhängern der in der jüngeren Vergangenheit immer wieder unheimlich tolerant und friedfertig auftretenden "Weltreligion" vorgebetet wird?

Ist es verwunderlich, dass es massive Vorbehalte gegen eine Religion gibt, die sich in erster Linie gegen die Säkularisation richtet, die ganz klar Vorrecht vor der Politik fordert, die der Meinung ist, dass nur sie die Rechte und Pflichten eines Menschen diktieren darf? Immerhin tun die Befürworter wenig, um den Eindruck zu entkräften, dass hier ein "Staat im Staate" gebildet werden soll, denn wer erinnert sich nicht an den "Kalifen von Köln", der versucht hatte, ebendort das Kalifat auszurufen und so tatsächlich einen eigenen Staat zu gründen?

Es mag sein, dass der Islam völlig harmlos ist. Es mag auch sein, dass all die Befürchtungen, die unsere Gesellschaft zu solch hartnäckigem und energischem Widerstand gegen den Islam schon fast reflexartig veranlassen, völlig falsch sind. Trotzdem lassen sich diese Befürchtungen nicht einfach so vom Tisch wischen. Deutschland ist nun mal nicht der Orient und in Deutschland ist nun mal das Christentum die von Alters her etablierte Religion - und derern Feindbild ist seit Ewigkeiten nicht ganz ohne Grund wer? Und nun soll man den "Erbfeind" quasi im eigenen Land eine Basis in einer Größenordnung bieten, die nicht nur den Nachbarn des Bauvorhabens Sorgen bereitet, sondern auch auf Bundesebene bei Politikern, Religionsfachleuten und nicht zuletzt bei der Bevölkerung zumindest ein Stirnrunzeln hervorruft?

Es mag ja sein, dass wir alle paranoid sind, aber ich vermisse jegliche Anstrengung seitens derjenigen, die uns Skeptikern gegen diese hier nicht unbedingt "heimische" Religion vorwerfen, wir wären doch alle rechtsextreme Betonköpfe und wir wären weltfremd und fremdenfeindlich und was weiß ich, was da noch alles an "sachbezogenen Argumenten" gehandelt wird. Tatsache ist: Es gibt Widerstände und diese Widerstände gründen sich auf der Angst, dass mit dieser "Religion" (oder ist es doch eine Partei? Wurde die Frage zwischenzeitlich schon verbindlich beantwortet?) der Extremismus kommt.

Mal ganz abgesehen davon, dass die Erinnerungen an den Umgang des Islams mit der Meinungsfreiheit (Karikaturen), die Ansichten zum Beispiel zu den Themen Gleichberechtigung von Männern und Frauen und Rechtsprechung (Scharia) viel zu lebendig sind, um ignoriert zu werden. Ganz abgesehen davon versteht wohl kaum einer, wieso jeder sofort in die rechte Ecke gestellt wird, sobald er (oder sie) als Mitglied einer weitgehend säkularisierten Gesellschaft darauf hinweist, dass hier religiöse Protzbauten als Zeichen der Integration eher ein falsches und ungewolltes Signal sind, da Religion in dieser Gesellschaft eine untergeordnete und keine Dominante Rolle spielt. Woraus sich auch irgendwie die Frage ergibt, wieso ein (angeblich) religiöser Bau dieser Größenordnung notwendig ist, um eine speziell die Minderheit der Zuwanderer aus dem nahen und Mittleren Osten zu integrieren.

Darüber hinaus stellt sich irgendwie jedem Kritiker die Frage nach der Garantie, die man uns geben will, dass die Befürchtungen eben nicht erfüllt werden und Deutschland - übertrieben dargestellt - eben nicht häppchenweise in die erste und wirtschaftlich lukrativste westliche Enklave des radikalen Islamismus transferiert wird und hier bald Zustände Herrschen, wie sie uns aus den abenteuerlichsten Berichten aus dem Mittleren Osten im Kopf herumspuken, wo Kinder in Koranschulen gezwungen werden und von dort direkt als dogmatisiertes und ferngesteuertes Rohmaterial an die Terroristencamps weitergereicht werden. Auch haben hierzulande nicht wenige Menschen erhebliche Vorbehalte gegen die drohende Rechtsauffassung des Islams mit seinen für uns völlig weltfremden Forderungen und Vorschriften und die doch nicht eben drakonischen Strafandrohungen sind auch nicht gerade das, was unserem Kulturempfinden entspricht.

Die Mehrheit derer, die hier leben, wollen weiterhin so hier leben, wie sie es bisher getan haben. Es geht nicht darum, dass sie "die anderen" hier nicht wollen, wie mancher aus dem Kreise derer behauptet, die um jeden Preis eine gigantomanische Eruption selbstverliebter Machtdarstellung erzwingen wollen, wie sie diese besagte Moschee in Köln in den Augen vieler Kritiker nun mal ist. Es geht den Kritikern auch nicht darum, dass der Islam verboten wird. Es geht den Kritikern auch nicht darum, dass die Zugewanderten nicht etwa ihren Glauben ausüben dürfen. Im Gegenteil, sollen sie doch. Aber eben in Grenzen!

Gewollt ist eine Garantie dafür, dass nicht plötzlich aus Gründen der "Integration" den eigenen Kindern vorgeschrieben wird, Kopftuch tragen zu müssen (oder ähnliche uns hier völlig weltfremd erscheinender Bekleidungsvorschriften erzwungen werden) und wer sich nicht am Freitag in der Moschee sehen lässt, der wird gesteinigt. Auch haben hier die Leute keinen Bock auf die Vorstellung, wegen einer Karikatur, wegen eines Fotos oder eines Witzes plötzlich in den Knast zu gehen oder an der Schule wird plötzlich aus angeblichen Gründen des Spiritismus der Unterricht wieder in Jungen- und Mädchenschulen aufgeteilt oder Mädchen die Teilnahme an bestimmten Schulfächern verboten. Dafür wollen die Leute hier Garantien. Nur genau diese Garantien will nämlich keiner derjenigen Befürworter geben, die alle Kritiker pauschal als Ausländerfeinde und Rechtsextreme darstellen.

Warum eigentlich nicht?

Du nich!

GefängnisDer alte Herr (72) wollte an der Tanke nur eben kurz ein Rubbellos kaufen, als ihm jemand in die Hosentasche griff. Das fand der alte Herr nicht lustig. Er ließ das Rubbellos einfach mal Rubbellos sein, griff mit der einen Hand nach dem Handgelenk des in seiner Hose Herumgrabbelnden und mit der anderen gabs an die Mappe. Und zwar feste.

Bill B. aus Grand Rapids, Michigan, rammte dem Taschendieb in Spe sechs oder sieben Mal die Faust mit aller Kraft ins Gesicht, bevor der Kassierer es schaffte, um den Tresen herumzuhetzen und den inzwischen heftig blutenden Dieb zu überwältigen. Gemeinsam schaffte man ihn nach draußen - damit er nicht den Laden vollblutet - wo der Tankwart den Dieb auf dem Bürgersteig fixierte und man gemeinsam auf die dann auch sehr bald eintreffende Polizei wartete.

Der Taschendieb hatte zwar gewusst, dass Bill gerade 300 Dollar aus dem Geldautomaten gezogen hatte, aber er wusste nicht, dass Bill früher mal Marine war, die letzten 20 Jahre als Stahlarbeiter verbracht hat und außerdem mal den zweiten Platz im "Golden Glove" Boxwettkampf der Amateure belegt hatte, in dem der beste Amateurboxer der USA ermittelt wird...

Danach befragt, warum er so heftig reagiert habe, sagte er lächelnd:
"Ich möchte mir nicht den Terror antun meiner Frau erzählen müssen, dass mir dieser Typ da das Geld geklaut hat." "Ich habe wohl instinktiv gehandelt."
Wann der verhinderte Taschendieb wieder sprechen kann, ist nicht bekannt.

(Quelle: The Canadian Press)

Donnerstag, 28. Juni 2007

Fantasie und Wirklichkeit

FahrradDer Mensch neigt zur Kreativität. Besonders dann, wenn es um Gewalt oder Sex geht, sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Wir sehen das täglich in den Medien. Dieselben Medien halten uns Gott sei Dank auch darüber auf dem Laufenden, was für Folgen diese Fantasien haben können.

Im Inselkönigreich auf der anderen Seite des Kanals wurde jetzt ein Mann angezeigt, weil er seine Fantasien hatte und wohl auch praktisch umsetzte. Zwei Putzfrauen gefiel das eher gar nicht und deshalb erstatteten sie Anzeige gegen ihn. Wer jetzt glaubt, der Kerl wäre über die Putzfrauen hergefallen oder hätte ihnen nachgestellt, der irrt. An Frauen hat der Mann nämlich gar kein Interesse. Er vergnügte sich stattdessen gerade mit seinem Fahrrad.

Der Mann, der in der Vergangenheit bereits wegen Vergehen sexueller Natur aufgefallen war, kann sich die Vorwürfe gar nicht erklären. Als er gefragt wurde, warum er sich in Gegenwart der beiden Putzfrauen von der Hüfte an abwärts nackt an einem Fahrrad befriedigte, antwortete er:
"Da müssen sie schon die beiden Putzfrauen fragen, warum die so etwas behaupten. Das ist eine ganze Menge Unfug."
In Anbetracht der Tatsache, dass man auch in England inzwischen sehr eigenartige Ansichten zum Thema Sexualität hat (man denke nur an den Fall der beiden Jugendlichen, der sich gerade zur internationalen Staatsaffäre entwickelt), halte ich es nicht für unmöglich, dass die beiden Putzfrauen eventuell etwas in den völlig falschen Hals bekommen haben.

Andererseits... Vielleicht auch nicht, wer weiß das schon so genau? Die Suche nach "Fetish" und "Bicycle" im Internet brachte jedenfalls ein paar sehr verwirrende Ergebnisse, so dass ich davon ausgehe, dass manche Menschen einfach nur vollkommen "anders" sind.

(Quelle: Sunday Mail)

Kinder, wie die Zeit vergeht...

Die Königin aller einteiligen roten Badeanzüge wird 40. Gratulieren wir ihr!

Pamela Anderson wird 40
Ja, das ist sie wirklich und ja, ich habe mich genauso verjagt...

(Quelle: n-tv)

Gewalt, Spiele und Musik

Bund Deutscher Maedchen - Propagandafoto Drittes ReichEin Dauerbrenner in bestimmten, eher konservativen Teilen der Politik ist das Thema Computerspiele. Nachdrücklich und unter Heranziehung beliebiger Behauptungen - die sich nicht selten nicht nur nicht belegen lassen, sondern vielmehr allen bekannten Tatsachen widersprechen - wird versucht diese Produkte möglichst streng zu reglementieren. Insbesondere der USK, derjenigen Einrichtung, die die Alterseinstufung der Software vornimmt, wird regelmäßig aus diesen Kreisen vorgeworfen, sie würde schlampig arbeiten und viel zu viele Fehler produzieren. Die Angriffe gehen sogar soweit, dass man im Prinzip fordert die USK abzuschaffen und stattdessen besser geeignetere Stellen mit dieser Aufgabe zu befassen.

Es verwundert wohl niemanden, dass die "geeigneteren" Stellen unter direkter Kontrolle eben jener stehen, die ultimativ ein weitestgehendes Verbot jeglicher Form von Gewaltdarstellung in den Medien ganz allgemein und insbesondere in Computerspielen fordern. Besonders die Gewalttaten an Schulen werden gerne und mit Feuereifer denjenigen Computerspielen ursächlich angelastet, die sich in irgendeiner Form mit Gewalt befassen. Unrühmliche Glanzleistung des Beleges jeglichen Unwissens über die Materie der Verbotsbefürworter war wohl die Behauptung, dass "Final Fantasy VII" ein "Killerspiel" sei.

Jetzt schaltete sich auch der jedem bekannte und überaus populäre Kulturstaatsminister Bernd Neumann in die laufende Diskussion ein und bereicherte sie um einige Erkenntnisse. So unterstütze er die Vorstöße mancher Bundesländer, die Verbote fordern, sagte Neumann im Interview mit dem Magazin "Cicero". Er ist schon der Meinung, dass die "jetzige Gesetzgebung voll ausreichen" könnte, wenn "wirklich alle Verantwortung übernähmen". Das ist aber natürlich nicht der Fall und das belegt er daran, dass "zum Beispiel über menschenverachtende Killerspiele schon lange diskutiert" wird.

Aha. Lange Diskussionen sind also ein Zeichen mangelnden Verantwortungsbewusstseins. Soso. Über den Einsatz der Bundeswehr im Innern wird übrigens auch schon recht lange diskutiert und über mehr direkte Demokratie auch und über diverse Verfassungsänderungen wird auch schon seit einiger Zeit diskutiert und vom Einsatz der Bundeswehr im Ausland will ich gar nicht erst anfangen. Alles Zeichen mangelnden Verantwortungsbewusstseins? Interessante Sichtweise hat der Herr da, aber was verstehen wir denn schon davon?

Auch lässt der Herr Neumann völlig offen, was er denn so alles im Detail mit "Killerspielen" meint. Wahrscheinlich ist aber dieser Begriff irgendwo in den Unterlagen seines Ministeriums unzweideutig definiert und es ist nur eine Frage der Zeit, bevor diese unstrittige Definition uns allen zugänglich wird. Dann nämlich brauchen wir alle über diese Frage nicht mehr zu diskutieren, was denn so alles ein "Killerspiel" ist. Bliebe noch die von ihm ebenfalls offen gelassene Frage, wer denn eigentlich Verantwortung übernehmen soll. Die Industrie? Die Eltern? Die Spieler? Der Gesetzgeber? Und warum ausgerechnet die?

Immerhin: Herr Neumann hat eingesehen, dass Verbote alleine nicht viel bringen, denn "das Problem des unkontrollierten Medienkonsums von Kindern und Jugendlichen" wird man nach seiner Ansicht mit Verboten alleine nicht in den Griff bekommen. Na das lässt ja hoffen. Nun kommt aber der Klopper: Herr Neumann wünscht bei Livekonzerten sehr viel mehr direkte Kontrolle.
"Wenn ich so etwas im Fernsehen sähe, müssten die Gremien handeln - deren Möglichkeiten werden gar nicht voll ausgenutzt. Wer zulässt, dass diese Rapper öffentlich beispielsweise gewaltverherrlichende Texte zum Besten geben, nimmt seine Verantwortung nicht wahr."
Auch dazu braucht es nicht etwa neue Gesetze, "sondern des verantwortlichen Handelns, des allgemeinen Bewusstseins auch der Gesellschaft, die Gewalt und Sexismus demonstrativ ächten sollte". Er fordert, dass Intendanten und Veranstalter mehr Verantwortung übernehmen. Verantwortung wofür? Für die Inhalte, die Künstler zum Gegenstand ihrer Kunst machen? Was stand da noch in Artikel 5 Absatz 3 des Grundgesetzes? "Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei." Und was stand da noch im selben Artikel im Absatz 1? "Eine Zensur findet nicht statt."? Und jetzt sollen plötzlich Intendanten und Veranstalter verhindern, was bestimmten Politikern nicht in den Kram passt, weil denen das Eisen zu heiß ist? Wie bitte?! Sind wir wieder so weit, dass der Staat zwischen zulässiger und "entarteter" Kunst unterscheidet oder wie?

Neumann sieht ja auch einen direkten Zusammenhang mit der Gewaltbereitschaft der Schüler. Er sieht da unmittelbar die Jugendbehörden der Länder in der Pflicht, die hier regulierend eingreifen müssten - ob der Herr weiß, dass diese Behörden bereits unmittelbar bei der USK mit eingebunden sind? Und er ist auch der Meinung, dass die Medien, besonders die Computerspiele und Live-Konzerte "der" Auslöser für die Gewaltbereitschaft an Schulen sind?

Na super. Die Probleme der gewalttätigen Kinder und Jugendlichen liegen also nicht darin begründet, dass Kindern und Jugendlichen in vielen Fällen keine Werte, keine soziale Orientierung und auch kein verbindlicher sozialer Wertemaßstab mehr vermittelt werden. Es liegt auch nicht daran, dass aufgrund der Arbeitswelt der dauerhafte Kontakt zu den Eltern zu oft fehlt oder massiv gestört ist. Und es hat auch überhaupt keine Auswirkungen, dass in vielen Fällen keine Bezugsperson mehr da ist, die sich für die Erziehung verantwortlich fühlt (die Schulen wehren sich ja mit Händen und Füßen gegen jeglichen Anschein eines staatlichen oder gesellschaftlichen Erziehungsauftrages.) Es liegt auch nicht daran, dass den Kindern und Jugendlichen in vielen sozialen Brennpunkten keinerlei Perspektive vermittelt wird und sich Gewalt in deren Realität als probates und funktionierendes Mittel bewährt hat.

Hitlerjugend marschiert mit Fahnen - Propagandafoto Drittes ReichVielleicht sollte der Herr Kulturstaatsminister dann doch besser heute als morgen unser neuer Reichs Bundeskanzler werden. Mit seiner Weitsicht über Probleme, Ursachen und Lösungen unserer Gesellschaft wäre in Deutschland bestimmt bald wieder alles ganz rein und ari... äh, ich wollte natürlich sagen artig und geordnet. Ganz wie damals, als sich die Jugend auch nur mit staatlich genehmigten, sinnvollen Dingen beschäftigt hat.

Umweltpublicity (2)

SternTVVor einigen Tagen da sorgte die Geschichte mit den Magazinen von Greenpeace bei Lidl für einige Aufmerksamkeit und der Verdacht wurde geäußert, dass da irgendwie vielleicht ein ganz klein wenig Mauschelei im Spiel sein könnte. War Lidl beim vorletzten Pestizid-Test der Umweltorganisation noch auf dem letzten Platz gelandet, so schaffte es die Handelskette beim diesjährigen Test mit Abstand auf Platz 1 der Liste.

SternTV machte sich die Mühe und fragte nach. Im Interview wurde vehement von Lidl und Greenpeace bestritten, dass es irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Direktkauf der Magazine und dem Testergebnis gab. Von jeder Auflage des Magazins kauft Lidl rund 60.000 Exemplare zum Preis von geschätzt 2 Euro direkt und ohne dem sonst branchenüblichen Rücknahmemodus beim Greenpeace gehörenden Verlagshaus.

SternTV machte deshalb in den letzten beiden Wochen die Probe aufs Exempel und nahm in Köln, Berlin und München Proben bei Lidl. Aber nicht nur da, sondern auch noch bei Tengelmann und bei Aldi (Nord und Süd). Die Proben wurden dann nach Österreich in ein Labor geschickt und dort untersucht. Randnotiz: Alle Labore in Deutschland verwiesen darauf, dass sie irgendwie mit Lidl oder einer der anderen Handelsketten verbandelt seien und deshalb eine entsprechende Untersuchung nicht durchführen könnten, da das für sie unmittelbare (negative) Konsequenzen hätte.

Die Untersuchung umfasste verschiedene Frischgemüse und Obstsorten und bezog sich explizit auf die Pestizidbelastung. Als Bewertungsmaßstab wurde derselbe verwendet, der auch in den Studien von Greenpeace verwendet wird. Es gab deshalb drei Kategorien, in denen das Resultat angesiedelt werden konnte: Grün - entsprechend unbedenklich bzw. keine nachweisbare Pestizidbelastung, gelb - entsprechend unbedenkliche Belastung entsprechend der Auffassung von Greenpeace, rot - starke Belastung und Überschreitung der zulässigen Grenzwerte.

Um es kurz zu machen: Diese Untersuchung ergab, dass weit über die Hälfte (58%) der bei Lidl getesteten Obst und Frischgemüse im grünen Bereich angesiedelt wurden und "nur" weniger als 10% der Proben "bedenklich" (roter Bereich, ich meine mich zu erinnern, dass es 6% waren, bin mir aber nicht so sicher) waren. Lidl war damit mit recht großem Abstand besser als Tengelmann und Aldi.

Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Produkte bei Lidl tatsächlich einen recht hohen Qualitätsstandard erreichen, was die Belastung mit Pestiziden angeht. Es wurde allerdings auch betont, dass man bei Lidl auch auf die Berichterstattung der Presse reagiert hatte und jetzt in allen Filialen angeordnet wurde, die nicht verkauften Magazine wir vorher offen ins Altpapier zu werfen, sondern in der Müllpresse zu entsorgen. Irgendwie bleibt da doch ein komischer Nachgeschmack.

Dienstag, 26. Juni 2007

Weltmacht Polen und kein Ende

Wprost Cover Merkel Titten Kaczynski ZwillingeJetzt ist es soweit. Jetzt scheinen die beiden sich doch sehr bizarr verhaltenden Zwillinge an der Staatsspitze jenseits der Oder endgültig den Bezug zur Realität verloren zu haben. Erst krakehlen die sie rum, wie sehr sie es uns und dem Rest Europas doch gezeigt hätten und wie geil sie doch wären und wie sehr Europa und besonders Deutschland mit aller Macht zu spüren bekommen habe, wie mächtig und wichtig Polen doch sei und was für ein grandioser Erfolg da doch zugunsten Polens ausgehandelt worden sei. "Ok", sagt man sich, "sollen sie." Jeder soll schließlich seinen Erfolg feiern, das ist durchaus legitim, egal wie es zu diesem "Erfolg" kam und egal, wie andere ihn bewerten.

Dann bringt heute dieses nicht eben deutschlandfreundliche, dafür aber der polnischen Regierung nahestehende, "Blatt" diese nicht eben schmeichelhafte Fotomontage unserer Bundeskanzlerin mit entblößten Brüsten, an denen eben jene Zwillinge nuckeln. Man entblödet sich dort nicht sie "Schwiegermutter Europas" zu nennen, wohl in Anspielung auf die Rolle der "bösen Schwiegermutter" in den vielen bekannten Volksmärchen und die Rolle unserer Bundeskanzlerin als EU-Ratspräsidentin und die nicht eben einfachen Verhandlungen beim jüngst noch gerade eben als Erfolg verkaufbaren Gipfel.

Auch da lassen wir uns noch beruhigen und reden uns ein, dass in Polen eben die Presse mit anderen Mitteln arbeite, und dass das alles gar nicht so schlimm sei. Man "vergisst" auch schnell wieder den "Kartoffelkrieg, den die Zwillinge damals gegen die TAZ angezettelt hatten und sagt sich "das wird schon wieder". Entsprechend fällt ja auch der Kommentar des Chefs jener Postille aus. Stanislaw Janecki sagte zum Spiegel:
"Die Deutschen, allen voran Bundeskanzlerin Merkel, betrachten die Polen doch als kleine Kinder. Wir sollten nicht so scheinheilig sein und uns über nackte Brüste entrüsten."
Ok, dann nehmen wir das eben mal so hin. Man ist ja für Karikaturen offen und Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut. Aufregung ist ja auch nicht so gut für den Blutdruck. Immerhin erklärte Herr Janecki gegenüber dem Spiegel auch gleich das Cover und seine gewollte Message:
"Die Nachricht des Covers ist die, dass Deutschland, besonders Frau Merkel, versucht hat Polen und die polnischen Staatsführer so zu behandeln, als wären sie kleine Kinder, denen es vollkommen unmöglich ist, selbständig zu handeln und deshalb irgendwie von Deutschland abhängig sind... Es besteht deshalb der Eindruck, dass Deutschland, da es mächtiger ist, Polen dominieren wolle und das die Kaczynski-Brüder dieser Dominierung widerstehen wollen."
Ok. Durchatmen. Alles wird gut. Dann aber, irgendwann zu später Stunde, schaut man noch mal durch die Presse und was liest man? Im Berliner "Tagesspiegel" wurde eine Karikatur veröffentlicht, die darstellt, wie die sogenannte "Doppelte Mehrheit" in den EU-Abstimmungsverfahren durch die Quadratwurzel aller Weltkriegstoten ergänzt werden sollte. Nicht eben die thematisch geschickteste Karrikatur, aber nun ja. Eine Karrikatur irgendwo im Innern einer Lokalzeitung. Das hat Polens Premier Jaroslaw Kaczynski aber wohl sehr empfindlich getroffen. Seine unmittelbare Reaktion lässt aufhorchen:
"Ich warne die deutschen Regierenden. Deutschland darf keine Äußerungen tolerieren, die zum Schlimmsten führen können: zu einem Unglück in Europa und damit auch zu einem Unglück, dass die Deutschen selbst betreffen wird."
Ich weiß ja nicht, ob das jetzt wirklich so gemeint ist, aber ich lese da durchaus eine generelle und ganz offene und pauschale Drohung gegen das ganze Deutsche Volk und gegen den Staat Deutschland, ausgehend vom Premier Polens, also vom Chef eines anderen Staates. Man könnte auch sagen: Der eine Staat droht dem anderen Staat mit unmittelbaren Konsequenzen. Anders formuliert: "Noch ein Wort und unsere Armee zeigt Euch mal wo der Hammer hängt!" Ich weiß wirklich nicht, ob das unbedingt der Weg ist, das Verhältnis zwischen Polen und Deutschland oder ganz generell Polen und der EU zu verbessern. Irgendwie habe ich da so meine Zweifel.

Mal so aus Neugierde gefragt: Gibt es eigentlich auch die Möglichkeit Länder wieder aus der EU rauszuwerfen? Und was passiert eigentlich, wenn Polen tatsächlich gegen Deutschland mobil macht? Mal so rein hypothetisch... Seit 1999 ist Polen immerhin in der Nato und nun ja auch in der EU... Gibt es soetwas wie den "Bündnisinternen Verteidigungsfall" oder so?

(Quelle: Tagesschau, Spiegel)

Note per Dekret

Als ich gerade meine Tageszeitung vom Briefkasten ins Altpapier bringen will, springt mir die folgende Schlagzeile nebst Artikel ins Auge:

Land korrigiert Mathe Noten
Das Kultusministerium Niedersachsen hat nach einer Welle des Protestes eingelenkt und sich den revoltierenden Eltern gebeugt: 50.000 Schüler (entsprechend potentiell 100.000 Wählerstimmen plus sehr baldiger 50.000 Erstwähler) erhalten eine bessere Mathenote in der Abschlußprüfung.

Warum? Die Abschlußprüfung der Klasse 10 für Haupt-, Real- und Gesamtschüler war in Niedersachsen sowas von Scheiße ausgefallen, dass an den Schulen richtig Alarm war. Besonders an den Realschulen mussten 40% der Klausuren mit den Noten 5 und 6 benotet werden. VIERZIG Prozent!!!111einseinself Man möchte laut schreien: "Mein Gott, was seid ihr Scheiße!", aber der Arzt verbietet ja wegen des empfindlichen Blutdrucks leider jegliche Aufregung nach 18 Uhr, darum verzichten wir auf diesen Ausruf und runzeln nur leicht irritiert die Stirne.

Die Opposition im Landtag (SPD und Grüne) sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaften (GEW) waren gleichermaßen irritiert und hatten nicht nur die Stirn gerunzelt, sondern den Test auch als "zu schwierig" und "zu praxisfern" kritisiert. Dem Argument und wohl auch der Masse potentieller Wählerstimmen wollte sich dann die Landesregierung (CDU, FDP) nicht verschließen und ordnete über das Kultusministerium per Dekret an, dass alle Prüfungsnoten um eine Note angehoben werden.

Merke: Wir können vielleicht nicht so gut rechnen wie die Bayern, aber Lobby-Arbeit, die haben wir mindestens genau so gut drauf! Hat uns der Gerd doch 1a vorgemacht, wie sowas geht.

Mehr Demokratie

Bundespräsidenten Horst Köhler und Johannes Rau mit EhefrauenWer wird Bundespräsident? Nee, mal ernsthaft: Wer wird Bundespräsident? Na? So ohne nachzuschlagen? Ja? Wer bestimmt das? Warum? Für wie lange? Wer darf überhaupt Bundespräsident werden? Na? Alles so aus dem Stehgreif gewusst? Super! Damit gehörst Du zu einer sehr elitären Gruppe der deutschen Bevölkerung. Und nun die nächste Frage: Was macht der Bundespräsident überhaupt? Wofür ist der da und was sind seine Kompetenzen? Und welche Stellung hat er im Staat? Auch gewusst? Wow, nicht schlecht. Wohl Politik studiert, was?

Mit diesem Vorwissen kann man sich jetzt der Frage widmen, warum der aktuelle Bundespräsident (wie hieß der noch gleich?) es für eine gute Idee™ hält (übrigens nicht als Erster, Adenauer kam damals auch schon auf den Bolzen), dass die Bevölkerung den Präsidenten direkt wählt. Der meint nämlich, dass ein wenig mehr direkte Demokratie den Deutschen mal richtig gut täte. Die Bevölkerung findet das wohl auch ziemlich klasse und feiert den Präsidenten und seine Idee - wahrscheinlich das erste Mal in seiner Amtszeit, dass der Herr auch beim gemeinen Volk so richtig gute Figur macht.

Jedenfalls: der Volkssouverän ist dafür. Sehr dafür sogar. Die Parteien hingegen... Nun, sagen wir es mal so: Begeisterung geht anders. Die Bundestagsfraktionen sind eher verschnupft. So geil findet man das da nun wieder nicht, dass man Macht aus der Hand geben soll und dann auch noch in die Hände des völlig desinformierten, ungebildeten, politisch inkompetenten Pöbels. Das kommt gar nicht in die Tüte.

Das Präsidentenamt, in der hohen Politik von den Berufspolitikern eher als eine Art Altersruhesitz für besonders verdiente Mitglieder einer Partei angesehen, ist so was wie eine Art Belohnungsfunktion im System des Gemauschels und Bauchpinselns der Parteien. Dieser Posten hat, so scheint es auf den ersten Blick, eigentlich so rein gar nichts mit der Demokratie zu tun, sondern ist ausschließlich dazu da, das man sich halt gegenseitig mal was zuschustern kann. Davon gibt es noch ein paar Posten mehr. Staatssekretäre sind das meistens. Salopp formuliert so was wie Toilettenmann mit Mütze, nur mit mehr Befugnissen, mehr Medienpräsenz und mehr Gehalt. Und meistens auch noch mit Fahrer und Büro - wenn da nicht solche Personen wie zum Beispiel ein Herr Herzog oder Herr von Weizsäcker oder ein Herr Heuss gewesen wären.

Jedenfalls stellen sich die hohen Politiker hin und argumentieren, dass das ja so gar nicht ginge und dass das Amt des Bundespräsidenten so ja viel zu sehr aufgewertet würde, was dem Amt gar nicht zustünde und überhaupt wäre ja die Verfassung dagegen und so weiter und so fort. Ma selber hat natürlich nichts dagegen, im Gegenteil, also mehr direkte Demokratie, das wäre bestimmt sogar gut, denn die Politikverdrossenheit der Bürger ist schon ein Problem, das stimmt schon, aber deshalb gleich den Präsidenten? Und dann auch noch per Direktwahl? Nein, unvorstellbar. Das geht nicht.

Bitte wie? "Geht nicht"? Wie war das noch? Wer bestimmt was Sache ist in Deutschland? Wie war das noch mit "Wille des Volkes"? Was war da mit Verfassungsänderungen?

Egal was da jetzt so an Argumenten herumgereicht wird und egal wie sich die Damen und Herren winden, eins wird schon jetzt deutlich: Demokratie, noch dazu direkte Demokratie, macht den Berufspolitikern Angst. Sie wollen keine echte Beteiligung der Bevölkerung am politischen System außerhalb ihrer Einflussmöglichkeiten. Sie wollen nicht, dass der Bürger tatsächlich bestimmen kann, was in der Politik passiert. Oder warum bemüht man sich sonst auf der einen Seite zu betonen, wie unwichtig das Amt doch sei, wie kompliziert eine entsprechende Verfassungsänderung wäre und wie schlecht die Idee doch insgesamt ist, um auf der Anderen Seite zu betonen, welch wichtige und herausragende Rolle Herr Köhler doch in diesem und jenem Zusammenhang spiele und wie bedeutsam er als Bundespräsident doch für Deutschland sei?

Ich bin mir sehr sicher, dass dieser Vorschlag ganz schnell wieder von der Bildfläche verschwinden wird, denn die Widerstände der einen und das Phlegma der anderen Seite sind viel zu groß, als dass ich ernsthaft mit einem anderen Resultat rechnete. Aber trotzdem finde ich die Idee sehr sympathisch den Präsidenten direkt wählen zu können. Das Verhalten der Bundespolitiker legt jedenfalls den Schluß nahe, dass die Politikverdrossenheit des Bürgers dort gar nicht so ungelegen kommt, wie von dort aus dann und wann zu hören ist, wenn es denn gerade gut ins Bild passt.

Das war doch glatte Absicht!

Daten Band kaputt BandsalatAuch Deutschland hat eigene Geheimdienste. So unglaublich es klingen mag, aber es stimmt. Auch wir, die unschuldigen, harmlosen, immer auf Kuschelkurs befindlichen Deutschen haben Leute, die sich mit Spionage und so was beschäftigen. Und sogar gar nicht so erfolglos, wie sich in der Vergangenheit zeigte.

Diese Leute gehören zu verschiedenen Behörden, zum Beispiel auch zum Militär. Da beschäftigt man sich mit Dingen, die nun eher nicht das Niveau der Einkaufsliste von Oma Hildegard haben, sondern eher schwergewichtiger Natur sind. Irgendwie muss man diese ganze Schnüffelei ja auch festhalten, denn ohne Auswertung und Analyse bringt das alles ja nichts. Dafür hat man so Rechner. Computer, quasi. Fast schon solche, wie wir unterm Tisch stehen haben, nur eben um einige komplizierte (und sehr teure) Details erweitert. Besonders die Datenspeicherung sieht irgendwie etwas anders aus als bei uns zu Hause.

Jedenfalls ist schon lange bekannt, dass in Deutschland gerade beim Militär gerne und viel gespart wird. Es ging unserem Bundesfinanzhaushalt ja nun längere Zeit eher nicht so gut. Und da wird dann auch schon mal bei den Schnüfflern ein wenig geknausert. Wir kennen das aber von zu Hause: Wer viel sammelt, der braucht viel Platz. Das ist nun mal so. Und so kam es, dass irgendwann unsere Schnüffelnasen ein Problem hatten, das viele von uns auch kennen: Platte voll - aber Kasse leer. Also nix is mit "mal eben" neue Platte kaufen.

Was tun? Genau: Backup und Platz freischaufeln. Und was schmeißt man als erstes vom Rechner? Eben. Daten von Anno Dunnemals. Weg damit. Braucht eh keine Sau mehr. Das funktioniert bei den Geheimdiensten im Prinzip genau so wie bei jedem anderen Menschen auch, nur gibt's da dann noch so etwas wie "Aufbewahrungsfristen" und "Verjährung" und so. Behördliche Regelungen, Dienstvorschriften und so Zeugs halt. Das regelt, wann unsere Staatsbediensteten überhaupt irgendwas an Daten irgendwie bewegen dürfen. Ist ja nicht wie bei uns, wo der Nachbar mal eben rum kommt und uns beim Käffchen die dezentrale Sicherheitskopie seiner Plattensammlung anvertraut.

Jedenfalls wurde ein Sack voll Daten von "damals" auf Magnetbänder gespeichert. Nun nicht gerade solche von 1970, sondern schon was Neueres, aber eben auch nicht gerade "brandneu", weil - siehe oben - Geld ist ja knapp und so eine Bandmaschine für richtig viele Daten kostet auch richtig viel Geld. Ist zwar was älter, aber "tut ja noch" und darum: Attacke und rauf aufs Band. Gesagt, getan. Die Software meldet: Backup erfolgreich. Was tut man dann? Genau. Bänder ins Regal, Daten runter von der Platte und weiter im Text. Was sollte man auch sonst tun?

Schade eigentlich: Die Technik ist doch schon so alt, dass sie leider nicht mehr richtig funktioniert und deshalb ist das Backup für die Tonne. Das hat man aber erst bemerkt, nachdem die Originaldaten gelöscht waren. Dumm gelaufen. Sollte nicht passieren, kann aber, wie wohl jeder aus eigener Erfahrung weiß: Platten rauchen ab, Rohlinge vergammeln und mancher Brenner produziert halt einfach nur Schrott. Von außen sieht man den Dingern das nicht an. Das merkt man immer erst hinterher. In diesem Fall aber auch nicht erst gestern, sondern schon 2004!

Jetzt kam allerdings jemand von den Medien auf die Idee, ausgerechnet nach Dingen zu fragen, die ausgerechnet zu genau jenen Daten gehören, die verloren gegangen sind. Diese Daten waren - als sie aktuell waren - geheim. Das bedeutet, dass eigentlich für ganz ganz wenige und ganz ganz ganz spezielle Leute überhaupt wussten, dass es diese Daten überhaupt gibt und noch weniger Leute werden gewusst haben, was genau das für Daten sind. Das ist halt so, wenn etwas "geheim" ist. Das ist der Sinn der Übung.

Als die Daten dann nicht mehr gebraucht wurden, waren sie auch im Prinzip nicht mehr geheim, nur irgendwie hat sich kein Aas dafür interessiert. Wollte halt keiner haben den Ranz. Die Platten anderer Leute sind auch schon voll. Aber kaum fragt irgendein Pressefuzzi nach sind genau diese Daten die allerwichtigsten Daten, die es jemals auf dieser Welt gegeben hat. Selbstverständlich wurden diese Daten absichtlich gelöscht, denn wir - die Deutschen - machen ja alles absichtlich und unserer Regierungen sowieso nur aus ganz super schlimmen Beweggründen...

Und so kommt es, dass die Presse sich auf eine wundervolle Verschwörungsgeschichte stürzt, die wahrscheinlich so viel oder so wenig mit Verschwörung zu tun hat, wie alles, was wo irgendwie Geheimdienste mit beteiligt sind. Sicher sind da Daten und Informationen "weggekommen", die für Normalsterbliche ungeheuer interessant und deshalb auch waaaaahnsinnig wichtig sind. Aber hey, sein wir mal ehrlich: Das gilt wohl für so ziemlich alles, was da bei den Geheimdiensten und dem Militär an Informationen gespeichert wird, nur geht das eben nicht jeden was an. Da war was, ne? Genau: Geheimhaltung!

So, halten wir fest: 2004 hat man bemerkt, dass Daten von 1999 bis 2003 weg sind. Wie und warum: Siehe oben. Man hat sich gedacht: "So'n Mist!" und hatte einen Karton voller Speicherbänder für den Mülleimer. Und was macht man damit? Genau. Wegwerfen. Das tat man da auch und sogar genau nach Vorschrift. Man informierte sogar alle zuständigen Stellen darüber. 2007 kommt irgendjemand auf die Idee sich nach genau diesen uralten Daten zu informieren, bekommt gesagt "Sorry, Dude, aber die Daten sind weg!" und schon haben wir einen "Skandal" weil die Bundeswehr absichtlich Daten vernichtet?! Hallo?

Meine Fresse, man merkt echt, das Sommer ist. Manchen Leuten bekommt scheinbar weder das Wetter, noch die Berieselung mit "Wetten Dass?" aus Mallorca. Mal wieder.

Montag, 25. Juni 2007

Eine Frage der Toleranz

PakistanEin Preis wurde verliehen. Ein Literaturpreis, benannt nach dem als Wegbereiter der literarischen Kritik in Deutschland, insbesondere des Feuilletons, geltenden deutschen Journalisten, Literatur- und Theaterkritiker Ludwig Börne. Erhalten hat ihn Henryk Modest Broder, der unter anderem für den Spiegel schreibt. Seine Dankesrede, die heute bei Spiegel Online veröffentlicht wurde, strotzt nur so vor Kritik am unverständlich toleranten Verhalten der aufgeklärten Welt gegenüber den Extremisten dieser Welt.

Es ist schwierig aus dieser kompakten und dichten Rede die Schlüsselzitate herauszufiltern und zur Diskussion zu stellen, aber dennoch sollte über seine Rede unter der Überschrift "Toleranz hilft nur dem Rücksichtslosen" diskutiert werden, denn so sehr einige seiner Kritiken auch zu instinktivem Widerspruch reizen und so leichtfertig man ihm vielleicht einseitiges Denken vorwerfen mag, so sehr zeigen diese Reflexreaktionen, dass seine Kritik wunde Punkte trifft, über die wir vielleicht gar nicht reden wollen.

Ein paar Beispiele:
"(...) Ich versuche zu verstehen, warum eine Raketenabfanganlage, die von den Amerikanern in Tschechien gebaut werden soll, den Menschen Angst macht und die Politiker von einer Wiederbelebung des Kalten Krieges phantasieren lässt, während die Tatsache, dass Iran sich zur Atommacht erklärt hat, so gelassen wie ein unvermeidliches Naturereignis hingenommen wird. Es gab keinen Aufschrei der Empörung, als der Direktor des Hamburger Orient-Instituts vor kurzem erklärte, falls Iran wirklich nach Atomwaffen strebe, dann nur deshalb, um mit dem Westen auf gleicher Augenhöhe verhandeln zu können. Teheran gehe es darum, endlich respektiert zu werden. (...)"
In der Tat eine abstruse Situation, in der man mehr Angst vor dem eigenen Verbündeten zeigt, als vor dem, der sich auf der gegenüberliegenden Seite der eigenen Weltanschauung befindet und nicht gerade dafür bekannt ist, unser wohlwollender Freund sein zu wollen.
"(...)Und wenn es dann auch noch heißt, das Existenzrecht Israels sei nicht verhandelbar, es stehe nicht zur Disposition, höre ich aus solchen Zusicherungen das Gegenteil heraus.
Wie würden Sie reagieren, wenn Ihr Nachbar Ihnen jeden Tag versichern würde, er habe nicht vor, Sie umzubringen, Ihre Frau zu vergewaltigen und hinterher Ihr Haus abzufackeln? (...)"
Es ist sicherlich schwierig das Thema Israel in Kategorien wie "richtig" und "falsch" abzuhandeln, denn es gibt wohl kaum jemanden, der bei diesem Thema noch keine Fehler gemacht hat, von Israel selbst ganz zu schweigen. Trotzdem besteht der Staat Israel nunmal und es ist müßig darüber zu diskutieren, ob seine Entstehung 100% korrekt gelaufen ist oder nicht. Und es ist ein völlig anderes Thema, ob die Leute, die dort wohnen und regieren, alles richtig machen oder ob ihr Vorgehen vielleicht doch etwas sehr über die Grenzen des Zumutbaren schlagen.
"(...)Ja, sie haben sich nicht verhört: ich sagte Toleranz. Toleranz war das Gebot der Zeit, als Lessing seinen Nathan in eine Welt setzte, die vertikal organisiert war. Die einen waren oben und die anderen waren unten, und dazwischen war wenig. Aber in horizontal organisierten Gesellschaften, in denen es kein Oben und kein Unten, sondern ein breites Spektrum an homogenisierten Angeboten gibt, unter denen man wählen kann, in horizontal organisierten Gesellschaften kommt das Toleranzgebot nicht den schwachen, sondern den Rücksichtslosen zugute. Sie sind es, die mit der Toleranzkeule um sich schlagen und Rechte einfordern, die sie anderen verweigern. (...)"
Irgendwie ist das was dran, wie gerade seine Spekulation zeigt, in der eine Kannibalen-Selbsthilfegruppe gesellschaftliche Anerkennung als Alternative zur vegetarischen Lebensweise fordert, denn beide zeichneten sich doch durch eine gewisse Einseitigkeit aus. Wäre ich weniger erfahren im Schwachsinn dieser Welt, würde ich soetwas für völlig unmöglich halten. So jedoch halte ich gerade dieses Beispiel für eine Frage der Zeit, bis es Realität wird.
"(...)Toleranz steht auf dem Paravent, hinter dem sich Bequemlichkeit, Faulheit und Feigheit verstecken. Toleranz ist die preiswerte Alternative zum aufrechten Gang, der zwar gepredigt, aber nicht praktiziert wird.

Wer heute die Werte der Aufklärung verteidigen will, der muss intolerant sein, der muss Grenzen ziehen und darauf bestehen, dass sie nicht überschritten werden. Der darf "Ehrenmorde" und andere Kleinigkeiten nicht mit dem "kulturellen Hintergrund" der Täter verklären und den Tugendterror religiöser Fanatiker, die Sechzehnjährige wegen unkeuschen Lebenswandels hängen, nicht zur Privatangelegenheit einer anderen Rechtskultur degradieren, die man respektieren müsse, weil es inzwischen als unfein gilt, die Tatsache anzusprechen, dass nicht alle Kulturen gleich und gleichwertig sind. (...)"
Es mag im ersten Moment klingen, als streite Herr Broder gegen den Islam oder gegen die Palästinenser, aber bei näherer Betrachtung tut er genau das nicht. Er streitet für die Aufklärung, auf die wir uns hier im westlichen Kulturkreis so viel einbilden. Er streitet für die Verteidigung jener Weltanschauung, auf deren Grundlage wir uns für überlegen gegenüber den theokratischen Systemen und den von Dogmen geprägten Regimen halten.

Implizit stellt er die Frage nach der Motivation, die uns lieber den größten Schwachsinn widerspruchslos schlucken lässt, statt eben diesen Schwachsinn anzuklagen und Rückgrat zu beweisen. Er kritisiert aber nicht nur generell alle Extremisten, die auf dem Rücken der Einforderung der Toleranz von uns verlangen akzeptiert und unterstützt zu werden, er kritisiert genau so sehr das scheinheilige Gehabe von Politikern und Medien aber auch von Anwälten und der Justiz, das von der Bevölkerung nahezu widerspruchsfrei akzeptiert und zur Kenntnis genommen wird.

Seine Kritik lautet, dass die Toleranz, die von uns gefordert wird, immer nur denen nützt, die diese Toleranz einfordern, aber nie denen, die diese Toleranz gewähren. Er folgert aus seinen Beobachtungen, dass die "Toleranz", die geübt wird, am Ende nichts Anderes ist, als Feigheit in einem anderen Gewand. Feigheit, für diejenigen Werte und Normen einzustehen, deren Existenz keine Selbstverständlichkeit ist, sondern ein harter Kampf, der von Anfang an Menschenleben gekostet hat und auch weiterhin kosten wird. Die Welt, in der wir hier leben, ist eine bequeme Welt und eine komfortable Welt, aber sie ist nicht "gottgegeben" und sie ist auch nicht "garantiert", im Gegenteil. Je mehr wir uns zurücklehnen, uns aus der Verantwortung stehlen unsere Weltanschauung mit aller Kraft und Härte zu verteidigen, desto mehr steht sie zur Disposition zugunsten all jener, die bereit sind für ihre Interessen mit allen erreichbaren Mitteln einzutreten.

Auch wenn ich nicht in jedem Punkt mit Herrn Broder übereinstimme, kann ich nicht umhin, dieser Kritik im Kern zuzustimmen.

(Quelle: Spiegel)

Protestblindheit

Bei Flickr geht es zur Zeit einigermaßen rund wegen des Umgangs mit Bildern, die eventuell irgendwo, insbesondere in Deutschland, als rechtlich problematisch angesehen werden könnten. Eine berechtigte und theoretisch auch richtige Debatte erhitzt die Gemüter. Das allerdings Flickr nicht der einzige Laden auf dieser Welt ist, der informationen "filtert" und auf Grundlage wirtschaftlicher Überlegungen entscheidet, was der Kunde sehen darf und was nicht, das entgeht wohl scheinbar allen, die sich dort gerade hübsch aufplustern und das Verhalten jenes Bilderhosters als Anzeichen für den drohenden Untergang des Abendlandes interpretieren.

Ich warte darauf, auf die ebenso hitzigen und zielgerichteten Proteststürme, die sich gegen Google richten, die sich nicht zu schade sind, seit kurzem folgenden, völlig harmlos erscheinenden Hinweis in den Optionen der deutschen Suchmaschine anzubringen:

In der internationalen Version der Suchmaschine fehlt dieser Hinweis übrigens.

Schon erstaunlich wie blind manche Protestbewegungen werden, sobald sie meinen, ein angreifbares Ziel gefunden haben, aber der Mob war noch nie bekannt dafür, sich durch Fakten beeindrucken zu lassen...

Wettrennen

MarathonläuferEin sportlicher Wettkampf trieb mehrere hundert Teilnehmer schon früh am vergangenen Sonntagmorgen in Suamico, Wisconsin, auf die Straße. Es galt die schier unendlich erscheinende Distanz von sagenhaften drei Kilometern zu laufen. Für einen guten Zweck. Wie üblich bei Langstreckenläufen, gabe es auch hier unterwegs die üblichen Erfrischungsstationen. Und zwar reichlich davon, damit die Athleten unterwegs nicht etwa dehydrierten oder so, was ja nun wirklich eine Katastrophe wäre.

Ein Teilnehmer, Doug B., sagte zu dem Rennen:
"Meine Kinder rennen, deshalb hoffe ich, dass sie bereits am Ziel sind. Ich sehe sie dann in einer Stunde oder so."
Sicher, nicht jeder ist Spitzensportler, aber eine Stunde für drei Kilometer? Der Grund sind die Erfrischungsstände. Dort gibt es nicht nur die üblichen Mineraldrinks, sondern auch Bier. Doug weiter:
"Da sind ganz schön viele Bierstände unterwegs, wissen Sie?"
Die Ehefrauen der sonst eher nicht unbedingt als "Athleten" geltenden Teilnehmer haben nichts dagegen, wenn sich ihre Göttergatten unterwegs "erfrischen", denn das Ganze ist ja für einen guten Zweck, auch wenn der Name des Wettkampfes nicht unbedingt jeden Profisportler anziehen wird. Wer ist schon gerne Sieger eines Wettbewerbs mit dem Namen "Beer Belly Two"?

Seit seinem jetzt 19jährigem Bestehen hat dieser Wettlauf immerhin mehr als 350.000 US$ an Spendengeldern eingesammelt, vielleicht sollten wir sowas hierzulande auch mal versuchen? Da war doch gerade diese Initiative gegen das Übergewicht der Deutschen...

(Quelle: The Canadian Press)

Autobahn? Welche Autobahn?

NavigationssystemEine Studie im Inselkönigreich auf der anderen Seite des Kanals hat ergeben, dass besonders ältere Fahrer sich gerne mal verfahren, weil sie sich auf veraltetes Kartenmaterial verlassen. Ungfähr 1% aller Autofahrer über 55 verlasse sich laut dieser Studie auf Lankarten, die vor 1950 gedruckt worden sind und auf denen es noch keine Autobahnen gibt.

Allerdings gehen die Veränderungen in Streckenführung auch an vielen anderen Fahrern vorbei. 13% aller Fahrer benutzen Karten von vor dem Jahr 2000 unf 3% der befragten gaben zu, Karten überhaupt nicht lesen zu können. 21% gaben an, sie würden inzwischen komplett auf gedruckte Karten verzichten und sich stattdessen vollkommen auf Navigationssysteme verlassen.

Wohin es führt, wenn sich Autofahrer auf Navigationssysteme verlassen, wissen wir bereits, besonders in Bezug auf das sagenhafte Inselkönigreich. Unklar ist allerdings, ob bei der Studie auch weibliche Fahrzeugführerinnen befragt wurden, denn dann wären die 3% derjenigen, die keine Karten lesen können, wohl eine äußerst charmante Interpretation des alltäglichen Leidens vieler Autofahrer:
"Schatz, wir müssen hier rechts. Nein, das andere Rechts."
(Quelle: PA)

Blowjob

Manchmal ist Werbung einfach nur klasse...

(Danke, MetalMonster)

Sonntag, 24. Juni 2007

Schuhe

Über manche Themen kann man sich mehr Gedanken machen, als ich mir jemals erträumt habe. Ein Thema, über das ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht habe, ist das Einfädeln von Schnürsenkeln in Schnürschuhe. Irgendwie ballert man die da einmal rein und gut ist. Das sich um dieses Thema aber wohl eine ganze Kunstform rankt, war mir dann doch neu, allerdings erstaunt es mich weniger zu erfahren, dass es auch zu diesem Fetisch bereits Webseiten gibt...

Eine Hypothese (2)

Eine Vision, wie sich Content und Medien im Laufe der nächsten Jahre entwickeln könnten. Wie bereits "Epic 2015", ist auch diese Prognose sehr spekulativ, enthält aber durchaus einige Denkansätze, über die es sich lohnt weiter nachzudenken. Zum Beispiel die Rolle der großen Konzerne und der Medien, aber auch die Frage, welche Rolle die Politik dabei spielen wird. Welche Rolle bei diesen Informationsnetzen wohl die Interessen des Staates spielen werden? Man denke nur an den "gläsernen Bürger"...

(Quelle:Casaleggio Associati)

Handyterror

Jugendliche SchuleHierzulande machen sich Lehrer sehr viele Gedanken darum, wie sie sich selber vor den Angriffen ihrer Schüler schützen können. Glaubt man dem vereinten Lehrerkollegium, dann haben es sich "die Schüler" zur Aufgabe gemacht, den Lehrern zu schaden, wo immer sie nur können. Insbesondere die moderne Technik, deren Mystik und Komplexität den stets auf der Höhe der Zeit befindlichen Lehrkörpern trotz intensiver Bemühungen zum Trotz auf Ewig verschlossen zu bleiben scheint, bereitet ihnen Kopfzerbrechen.

So berichtete der u. a. Spiegel neulich, dass eine Lehrerin in therapeutische Behandlung unabsehbarer Dauer gehen musste und damit einstweilen aus dem aktiven Schuldienst ausscheiden wird, weil die Schüler ihr Gesicht nicht nur in Aufnahmen sehr expliziter pornographischer Aufnahmen montiert hatten, sondern diese auch noch im Internet veröffentlichten. Die Links zu den Bildern kursierten wochenlang, bevor die Lehrerin überhaupt dahinter kam, was seit Ewigkeiten Gesprächsthema Nummer Eins an der Schule war. Die Lehrerin in Therapie, der Provider gezwungen, die Bilder vom Netz zu nehmen und die Schüler... nun, denen kann man nicht viel, sie sind noch minderjährig und unser Schulsystem hat seine eigene Vorstellung von Autorität. Deren Begründung für den doch recht derben Scherz lautete jedenfalls sinngemäß: "Weil wir es können".

Seit dem fordern die Lehrer vom Bundesinnenminister und vom Bundesjustizminister rechtliche Handhabe, auf Verdacht Handys "sicherstellen" zu dürfen um entsprechende "Inhalte" aufspüren und deren Verbreitung unterbinden zu können. Der Nimbus des Unfehlbaren, der perfekten Lehrer darf schließlich keinen Kratzer bekommen. Da passen dann Videos von Lehrern, die Schüler beleidigen, anschreien oder vielleicht sogar angreifen natürlich nicht ins Bild. Wäre es da nicht einfacher und sinnvoller, wenn man ganz einfach Handys in Schulen verbieten würde?

Gibt es tatsächlich irgendeinen Rechtsanspruch darauf, dass Schüler im Unterricht oder ganz allgemein in Schulen ein Handy mit sich herumschleppen? "Ich muss mein Kind ständig erreichen können" ist das Argument der Eltern. Ist es wirklich ein zutreffendes Argument? Gibt es diesen Rechtsanspruch? Wenn ja, dann müsste jedem Kind ein Handy zur Verfügung gestellt werden. Von der Schule. Wo sind denn die Klagen in dieser Richtung? Wo die Überlegungen, dass Schulen "Schülerhandys" anschaffen? Es gibt bestimmt mehr als genug Mobilfunkbetreiber, die sich sofort an einem solchen Projekt beteiligen wollen.

Andererseits darf man jetzt aber auch nicht glauben, dass die Schüler heutzutage vollkommen harmlos wären. Die armen Kinderchen von heute haben es faustdick hinter den Ohren, das zeigt nicht nur der Fall der Porno-Montage. Man erinnere sich nur an das Phänomen der Gewaltvideos, die von Schülern selber aufgenommen werden und dann weitergereicht werden. Die Presse berichtete unlängst im großen Stil davon. Auch die zunehmende Affinität zur Pornographie ist nicht unbedenklich.

So haben im Züricher Oberland laut dem schweizer Magazin "Facts" mehr als ein Dutzend Schüler getroffen, um Gruppensex-Filme mit Handys zu drehen. Der Schulleiter der betroffenen Schule wurde erst durch ein Mädchen darauf aufmerksam gemacht, das sich wegen sexueller Belästigung meldete. Der Leiter der Schule sagte, dass man den Verdacht habe, dass sich die Schüler gegenseitig beim Oral-Sex gefilmt hätten und später diese Filme in der Schule gezeigt wurden. Insgesamt betrifft dieser Skandal 14 Schüler zwischen 13 und 16 Jahren. Bei Ermittlungen wurden bisher zwei solcher Filme gefunden. Sollten darin Minderjährige zu sehen sein, gelten die Filme als Kinderpornographie. Solche "Partys" sollen die Schüler regelmäßig "gefeiert" haben.

Da stellt man sich dann doch ein paar Fragen über den Umgang mit den Jugendlichen und deren Erziehung und das Bildungssystem ganz allgemein. Ist es wirklich richtig, dass auf Autorität weitestgehend verzichtet wird und die Marschlinie der "Kuschelpädagogik" gefahren wird, was nicht wenige eher konservative Eltern verneinen? Wo kommen die Grundlagen für solche Exzesse überhaupt her? Wie kann man die eingrenzen? Kann man sie überhaupt eindämmen oder ist das generell nicht zu leisten? Welche Rolle spielt das Bildungssystem dabei und wo kann und muss der Staat eingreifen? Muss der Staat überhaupt eingreifen, oder ist das alles "ganz normal" und ungefährlich? Und vor allem: Welche Folgen wird das für die Zukunft haben?

Samstag, 23. Juni 2007

Rettet die Erbschaft!

Rettungshubschrauber Österreich
An das Erbe zu denken scheint ein hohes Gut zu sein. So oder ähnlich muss jedenfalls eine Familie aus Österreich gedacht haben, als sie ein vom Baugerüst gestürztes Familienmitglied in Sicherheit brachte. Die Familie schleppte den schwer verletzten Mann auf den Dachboden und versuchte sich gemeinsam dort zu verstecken - vor den zuvor alarmierten und jetzt mit Hubschrauber anrückenden Rettungskräften.

Die Familie wollte unbedingt auf einen Krankenwagen warten, denn der Verletzte hatte in der Vergangenheit schon einmal mit einem Hubschrauber gerettet werden müssen und die Kosten für den Einsatz nur schwer aufbringen können. Der Notarzt konnte schließlich die Familie mit "Mühe und Not" davon überzeugen, dass bei einem Verdacht auf eine Wirbelverletzung, wie in diesem Fall, der Transport mit dem Helikopter die beste Transportmöglichkeit ist. Daraufhin gab die Familie ihre Verschanzung auf und rückte den Erblasser in Spe heraus.

Höhenluft scheint einigen echt nicht zu bekommen.

(Quelle: DCRS)

Wie warm denn?

Thermometer - Temperatur rauf oder runter?Debatten um das Wetter werden ja schon länger gerne mal mit einiger Ausdauer geführt. Seit das Zauberwort "Klimawandel" die Runde macht, machen diese Grundsatzdiskussionen zunehmend einen irgendwie verbissenen Eindruck - siehe Heiligendamm. Jedenfalls steht man als mehr oder weniger ahnungsloser Zuschauer etwas ratlos neben den Streithähnen und fragt sich, was denn nun eigentlich Sache ist und warum sich alle so aufregen, was wiederum auch niemand so richtig schlüssig belegen kann, oder wer hat wirklich verstanden, warum es eine so dramatische Sache ist, wenn der Meeresspiegel um einen Zentimeter ansteigt?

Damit uns aber nicht langweilig wird und die Planlosigkeit der Akteure noch ein klein wenig gesteigert werden kann, hat sich kürzlich eine Gruppe Wissenschaftler aus Kanada zu Worte gemeldet. Nach deren Überzeugung ist nicht die Erderwärmung das Problem, sondern das genaue Gegenteil! Mit verschiedenen Methoden wiesen sie einen Zusammenhang zwischen der Sonne und dem Klima auf der Erde nach - was für sich genommen ja schon mal recht beeindruckend ist, denn wer wäre schon darauf gekommen, dass ausgerechnet die Sonne Einfluss auf unser Klima hat? Wie wir dank der Bildzeitung wissen, ist es doch eigentlich der Mars, der das Wetter beeinflusst!?

Diese Wissenschaftler unter der Leitung von R. Timothy Patterson, Direktor des Ottawa-Carleton Geoscience Centre, weisen jedenfalls darauf hin, dass die Sonne ca. 2020 in eine Phase der schwächsetn Sonnenaktivität seit mehreren Jahrhunderten eintreten werde und die Folge wird eine deutliche Abkühlung des Klimas sein. Davon soll besonders die Landwirtschaft in den äußersten, nördlichen Regionen der Erde betroffen sein, wo es dann ziemlich schwer werden könnte, Landwirtschaft zu betreiben. Ähnliches wurde auch schon vor etlichen Jahren von anderen prognostiziert, wie zum Beispiel 1974 im Time Magazine zu lesen war.

Also was denn jetzt? Warm? Kalt? Könnt ihr Euch mal entscheiden? Man weiß ja gar nicht mehr, in welche Panik man verfallen soll!

(Quelle: FoxNews)

Ursachenforschung

Die Amokläufe an den Schulen in den USA sind hierzulande zwar nicht ganz so sehr präsent, wie auf der anderen Seite der großen Badewanne, dennoch erinnert man sich an Namen wie "Columbine" und "Virginia Tech". In den USA lösten diese Gewalttaten umfangreiche Diskussionen darüber aus, ob eventuell das US-Amerikanische Waffenrecht ein maßgebliches Problem im Zusammenhang mit diesen Taten gewesen sein könnte.

Natürlich nicht! Wie kann man sowas auch nur eine Sekunde glauben! John Travolta, eines der prominenten Mitglieder der Church of Scientology, die an eine sehr konsistente und überzeugende Vorstellung glauben, klärte die Welt darüber auf, was die tatsächlichen Gründe für diese Taten sind.
"I still think that if you analyze most of the school shootings, it is not gun control. It is [psychotropic] drugs at the bottom of it."
Gut zu wissen.

(Quelle: NYPost)

Tischlein deck dich

Microsoft hat kürzlich eine technische Innovation vorgestellt, die selbstverständlich als die geilste Sache seit geschnitten Brot angepriesen wird. Bei SarcasticGamer.com hat man sich des Werbespots angenommen und ihn mit einem realistischeren Text versehen, der dem Kunden verrät, was die tatsächlichen Implikationen dieses Gerätes sind.

Freitag, 22. Juni 2007

Drogen und funktionieren

Es kursiert ja schon länger die Verschwörungstheorie, dass "der Staat", oder auch "das System" alles tun, um uns unter Kontrolle zu halten. Einer dieser Aspekte ist das Thema Drogen im Alltag, zu dem drBrahman einen zumindest bemerkenswerten Film ausgegraben hat:

(Danke, drBrahman)

Spritverbrauch

Auspuff und AbgaseDie Diskussion über das Für und Wider des Klimawandels ist noch nicht voll im Gange, da kommen allerlei "interessante" Vorschläge auf den Tisch, wie man denn der drohenden Erwärmung der Atmosphäre Herr werden könnte. Der Emissionshandel war zum Beispiel einer der aktuelleren Coups, mit denen die Wirtschaft dazu gezwungen werden soll, mehr Geld in die Produktionsstandorte zu investieren. Damit aber auch der Verbraucher nicht ungeschoren davon kommt, hat man sich auch hier schon einiges ausgedacht.

Da sei zum Beispiel an den Wegfall der gesetzlichen Strompreisbindung zu nennen, der teilweise zu sehr deutlichen Preiserhöhungen zum Nachteil der Verbraucher führt. Im Gegenzug wird die Industrie gezwungen werden Verbraucher herzustellen, die auch wirklich keinen Strom verbrauchen, wenn sie ausgeschaltet sind. Mancherorts wird gar ein Verbot der "Standby"-Funktion diskutiert.

Eine nicht ganz so neue Idee in Sachen Klimaschutz ist die Begrenzung der Abgase, die durch den Individualverkehr produziert werden. Der Private Pkw ist wirtschaftlich und ökologisch gesehen reiner Irrsinn und ist eher Prestigeobjekt, denn Fortbewegungsmittel. Sehr zum Nachteil der öffentlichen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn. Diese sind im Vergleich zum Pkw einfach zu teuer und zu wenig attraktiv, da besonders bei langen Strecken die öffentlichen Verkehrsmittel kaum mithalten können. Trotzdem hätten gerade diese Verkehrsmittel bei entsprechender Auslastung die deutlich bessere Energiebilanz aufzuweisen und sie sind nicht unbedingt vom Öl abhängig. Die Bahn und auch Straßenbahnen fahren mit Strom, den man auch anders produzieren kann

Damit die "Öffis" auf lange Sicht wieder mithalten können, müssen entweder die Preise für die Benutzung sinken, oder aber der Individualverkehr verteuert und erschwert werden. Die Preise senken wird schwierig, da hier bereits massiv subventioniert wird und eine weitere Kostensenkung kaum möglich ist. Den Individualverkehr verteuern ist dagegen aber recht einfach. Die immer wieder in der Diskussion auftauchende Pkw-Maut fällt einem da sofort ein. Auch erinnert man sich immer wieder an ein generelles Tempolimit, das besonders seit den frühen 1980er Jahren immer wieder in der politischen Diskussion auftaucht.

In der EU wird nun überlegt, ob man nicht auf dem Umweg über den Umweltschutz und die Produktionsrichtlinien ein Tempolimit einführen kann. Der aus England stammende Vorschlag besagt, dass ab 2013 in der EU keine Neuwagen mehr zugelassen werden sollen, deren Höchstgeschwindigkeit mehr als 162 km/h beträgt. Ausnahmen soll es nur für Polizei, Rettungsdienste und Militärfahrzeuge geben. Gleichzeitig soll der ab 2012 angestrebte Grenzwert von 130 Gramm/km CO2 ab 2020 auf 95 Gramm/km CO2 sinken. Und obendrein sollen die Hersteller von Pkw gesetzlich dazu verpflichtet werden, mindestens 20% der Werbefläche von Anzeigen oder Plakaten o. ä. für die Angabe von Verbrauch und Abgasausstoß und so weiter zu verwenden.

Die Reaktionen auf diesen Vorschlag kann ich mir gut vorstellen. Ich vermute, dass es ziemlich viel Tamm-Tamm um dieses Thema geben wird, denn das Tempolimit ist so etwas wie die heilige Kuh des Deutschen: "Freie Fahrt für freie Bürger" geistert noch immer im Kopf vieler Autofahrer herum. Dabei interessiert es die meisten kaum, dass ein Pkw im Durchschnitt über 90% seines Lebens nur herumsteht und an Wert verliert und es ist auch kaum jemandem klar, dass schon seit Jahren nur wenige Prozent bundesdeutscher Autobahnen tatsächlich frei von Tempolimits sind und auf noch sehr viel weniger Strecken die theoretische Höchstgeschwindigkeit des eigenen Wagens überhaupt ausgefahren werden kann.

Da stellt sich die Frage, was der Hintergrund für diese Ambitionen ist. Es ist mehr als offensichtlich, dass die Spritpreise einen direkten Einfluss auf die Ökonomie eines Landes haben. Es ist auch bekannt, dass Tempolimits nicht gerade unumstritten und politisch äußerst sensibles Terrain sind. Warum aber dennoch der Aktionismus? Die Antwort liegt auf der Hand: Wir sind in Sachen Treibstoff von den Exporteuren abhängig. Die wiederum diktieren die Preise anhand ihrer geschätzten Vorräte und der Nachfrage am Markt. Die Vorräte werden weniger und die Nachfrage am Markt steigt - man denke unter anderem an China und Indien - was zwangsläufig dazu führt, dass der Preis auch in Zukunft kontinuierlich steigen wird. Irgendwann wird der Preis Regionen erreichen, in denen er zu einem unkontrollierbaren politischen Problem werden kann.

Mal ganz stark vereinfacht: Der Verbraucher leitet nicht ganz unberechtigt aus dem Umstand, dass er unbegrenzt Sprit verbrauchen kann, das Recht ab, auch unbegrenzt Sprit verbrauchen zu dürfen. Dadurch wird der Sprit immer schneller immer knapper und dadurch auch teurer (siehe oben), denn der Verbrauch insgesamt steigt. Solange Mobilität Garant für die soziale Stellung ist und Mobilität über den Individualverkehr definiert wird, entsteht daraus ein gesellschaftlicher Zwang an diesem "Spiel" teilzunehmen. Wer kennt nicht die Stellenanzeigen "eigener Pkw erwünscht" oder auch die Forderungen der BA nach Mobilität im Radius bis zu 200 Kilometer um den eigenen Wohnsitz herum?

Irgendwann ist auf diesem Wege aber die Schwelle erreicht, dass über den Preis ein gesellschaftlicher Bruch entsteht (als Trennlinie der Unterschied zwischen denjenigen, die sich Benzin leisten können und jenen, die das nicht können). Ist dieser Zustand erreicht, besteht die zunehmende Gefahr gesellschaftlicher Krisen bis hin zu Unruhen, denn die Möglichkeit seine soziale Stellung zu erhalten und ausbauen zu können wird "plötzlich" durch den Spritpreis torpediert.

Die Appelle an die Gesellschaft doch bitte freiwillig weniger Sprit zu verbrauchen und mehr öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, sowie an die Industrie, doch bitte nicht so drastische Spritfresser zu bauen, haben nicht wirklich zum Ziel geführt. Da die Abhängigkeit vom Öl aber maßgeblich vom Individualverkehr abhängt, müssen die Regierungen "irgendwie" an dieses Thema ran, koste es, was es wolle. Es geht deshalb bei der Frage um die Regulierung des Benzinverbrauchs weniger um die Frage der Gerechtigkeit, sondern eher um die Frage der Notwendigkeit und die ist ganz klar früher oder später gegeben.

Ob das allerdings bedeutet, dass der britische Vorschlag deshalb "der richtige Weg" ist, lasse ich mal offen, allerdings ist das Argument des Umweltschutzes in meinen Augen mehr als zweifelhaft.

(Quelle: AFP)

Ja nee, is klar.

FragezeichenEs ist inzwischen nicht mehr ganz so einfach mich sprachlos zu machen. Die Routine des täglichen Schwachsinns, der überall auf dieser Welt verzapft wird, härtet schon ziemlich ab. Hin und wieder kommt es aber vor, dass selbst ich nicht mehr weiß, was ich zu manchem Geschehnis sagen könnte. So zum Beispiel in diesem Fall.

Es gibt seit kurzem eine neue Partei in Deutschland, die sich aus der Nachfolgepartei der PDS, ihrerseits wiederum Nachfolger der SED, nämlich der Partei "die Linke" und der WASG gegründet hat. Das ganze heißt im Bundestag jetzt "Linksfraktion" oder "Fraktion die Linke" oder wie auch immer und ansonsten wohl weiterhin "die Linke". Deren Position soll nach eigenem bekunden mehr oder weniger links von der SPD anzusiedeln sein. So weit - so gut.

Der Vorsitzende dieser Partei, der Herr Oskar Lafontaine, ehemals Parteivorsitzender der SPD und zeitweilig sogar Bundesminister für Finanzen in der Regierungsmannschaft unter Gerhard Schröder, stellt so allerlei politische Forderungen. Unter anderem fordert er der Abzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan, beklagt die "Völkerrechtswidrigkeit" des US-Kriegs in Irak (und fordert folglich dessen Ende) und er fordert die "Eindämmung des Aggressionsstaates Israel".

Über diese Forderungen kann man nun denken wie man will. Der Zentralrat der Juden in Deutschland jedenfalls findet diese Forderungen insgesamt nicht so den Bringer und bezeichnet sie deshalb angeblich als "antisemitisch". Sich als Partei links der SPD mit dem Zentralrat der Juden Deutschlands anzulegen und sich den Vorwurf "Antisemitismus" einzuhandeln ist schon für sich genommen eine bemerkenswerte Leistung. Aber ab hier wird es erst richtig kurios.

Es gibt da einen Herrn Marx. Der ist eher zufällig Namensvetter der in einigen weit links außen anzusiedelnden Kreisen vergötterten Kultfigur, der wir einige interessante Utopien und Abhandlungen zu verdanken haben, nämlich Karl Marx. Die beiden Marx-Brothers haben aber so rein gar nichts miteinander zu tun, denn während der eine ja - erfahrene Leser der Tapirherde wissen es - eher Ideen gegen das System des Kapitalismus entwickelte, steht der andere Marx, nämlich der Herr Peter Marx genau am anderen Ende des politischen Spektrums. Dieser Herr ist Generalsekretär der NPD.

Die NPD war es nämlich, die behauptet, dass der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, die Partei Die Linke wegen ihrer außenpolitischen Positionen als antisemitisch kritisiert hat. Es kommt aber noch besser.

Herr Marx - Peter, nicht Karl - nahm jetzt den Parteivorsitzenden der Linken vor dem Vorwurf des Antisemitismus in Schutz. Ja, richtig gelesen: In Schutz.
"Lafontaine vertritt außenpolitisch lupenreine und völlig authentische NPD-Positionen, deshalb hat er Solidarität verdient."
So. Das lassen wir jetzt mal sacken und zum Käffchen reichen wir dann noch einen nach. Der Peter sagte nämlich auch noch folgendes:
"Durch seine Bekanntheit und seine Medienpräsenz nimmt Oskar Lafontaine innerhalb dieser Querfront eine gar nicht zu unterschätzende Verstärkerrolle wahr"
Querfront? Kannte ich so jetzt auch noch nicht, bedeutet aber wohl eine Parteien- und Ideologienübergreifende Verbindung verschiedener Gruppierungen gegen eine andere. Und damit der Spaß auch so richtig Schwung bekommt, noch ein Sahnehäubchen hinterher. P. Marx hält darüber hinaus künftig gemeinsame Aktionen der NPD mit dem "antiimperalistischen Flügel der Linken" durchaus für möglich. Da war doch was? Heiligendamm? Schwarzer Block? Gewaltverzicht? Anybody?

Die Linksfraktion hat inzwischen heftig dementiert, dass es eine "Querfront" mit der NPD überhaupt geben könne. Dietmar Bartsch, Mitglied der Fraktion "Die Linke" und Bundesgeschäftsführer der Partei verkündete auf der Webseite der Bundestagsfraktion seiner Partei unter Anderem:
"Es gibt keine Querfront, kein Rechts-Links-Bündnis, keine gemeinsamen Aktionen und wird sie niemals geben. Rechtsextremisten gehören in Deutschland verboten."
Damit es aber nicht ganz so langweilig wird auf dem politischen Parket, holt Herr Bartsch denn auch gleich richtig aus und verteilt einmal den großen Rundumschlag:
"Im Gegensatz zur CDU, die 1969 mit der NPD einen Bundespräsidenten wählen wollte, und im Gegensatz zum Rechtspopulisten Schill, der keine Skrupel hatte, ein Bündnis mit dieser Partei anzugehen, weist DIE LINKE die plumpen Anbiederungsversuche der NPD als durchsichtiges Manöver, sich an den politischen Erfolg der Linken anzuhängen, in aller Schärfe zurück."
Noch 'n Käffchen, die Damen?

Donnerstag, 21. Juni 2007

Motivatonsfrage

Kürzlich noch hieß es, dass sich Polen gegen das Abstimmungsverfahren der EU stellt, weil mit dem vorgeschlagenen System keine gerechten Abstimmungen möglich wären und einige wenige, besonders aber Deutschland, Abstimmungen erfolgreich blockieren könnten. Polen stellte sich als Kämpfer für die Kleinen und die Schwachen dar. Und das obwohl Polen sich damit ganz alleine sieht und selbst andere Staaten, die eigentlich von der polnischen Lösung profitierten, keine größeren Ambitionen hegen, Polen zu unterstützen.

So munkelt man hinter vorgehaltener Hand, dass Polen, ähnlich wie häufig England vorgeworfen wird, zwar eine EU-Mitgliedschaft wolle, aber eben nur, solange diese ausschließlich Vorteile bringt. Etwaige Nachteile oder gar Unterordnung unter die Mehrheit einer solchen Gemeinschaft kommt überhaupt nicht in Frage. Ob das nun richtig ist oder nicht, dürfte wohl eine sehr kompliziert zu beantwortende Frage sein, denn im Endeffekt geht es bei der EU ja auch darum, Europa zu vereinigen, was ganz am Ende des Gedankenganges einen Gesamteuropäischen Staat bedeutet.

Heute jedoch verkündete die Staatsführung in Polen, was der tatsächliche Grund für die sture Verweigerungshaltung gegen die Abstimmungsverfahren ist. Man will dort ganz offen mehr Macht für Polen in der EU und zwar ganz konkret zu Lasten Deutschlands. Die Begründung dafür liefert Jaroslaw Kaczynski:
"Wir fordern nur, dass uns zurückgegeben wird, was uns weggenommen wurde. Hätte Polen nicht diese Jahre 1939-45 erleben müssen, wären wir heute ein großer Staat mit 66 Millionen Einwohnern."
Wie sich unter dieser Voraussetzung das Verhältnis innerhalb der EU, insbesondere das Verhältnis zwischen Deutschland und Polen verbessern soll, dürfte nicht nur mir ein absolutes Rätsel sein.

(Quelle: ARD)

Klimawandel?

Die BBC hat eine Reportage darüber gedreht, was es mit dem Klimawandel auf sich hat. RTL hat diese Reportage überarbeitet und gesendet. Tenor: Ist der Klimawandel ernstzunehmen oder ist das alles nur Panikmache?

(Danke, Basti)

Mittwoch, 20. Juni 2007

Zugnummer

Ok, es ist ein Fake, aber er ist saugut gemacht!

(Danke, Devender)

Nachspiel

Die Aufarbeitung der Geschehnisse rund um das Gipfeltreffen in Heiligendamm schreitet voran. Heute Vormittag trafen sich die Vertreter der Bundestagsfraktionen im Innenausschuss. Über den Einsatz berichteten Vertreter des Innenministeriums, der Einsatzpolizei und der Bundeswehr. Die SPD als Teil der Regierung, sowie die FDP, die Grünen und die Linksfraktion als Opposition bescheinigten den Sicherheitskräften zwar, insgesamt "einen guten Job" gemacht zu haben, kritisierten aber die Dimension des Einsatzes.

Der heftig kritisierte Einsatz der Tornados der Bundeswehr hätte im Rahmen der Amtshilfe für das Land Mecklenburg-Vorpommern stattgefunden. Die Mindestflughöhe sei aufgrund der Witterungsbedingungen und tief hängender Wolken unterschritten worden, so ein Vertreter der Bundeswehr. Über die weitere juristische Würdigung dieses Einsatzes sagt das allerdings nichts aus.

Die SPD nannte den Einsatz der Flugzeuge "Problematisch" und "einsatzpsychologisch nicht sehr klug". Die Vertreter der Grünen kritisierten, dass bei den Demonstranten der Eindruck erweckt worden sei, sie würden angegriffen. Die FDP kritisierte, dass zwar das Vorgehen der Autonomen das Vorgehen der Sicherheitskräfte gerechtfertigt hätte, insgesamt der massive Einsatz es den Veranstaltern jedoch sehr erschwert habe, eine friedliche Demonstration durchzuführen.

Der Vertreter des Innenministeriums teilte mit, dass sich im Ausschuss alle Fraktionen von den gewalttätigen Ausschreitungen der Autonomen distanziert hätten. Alle, mit Ausnahme der Linksfraktion. Dies wurde von einzelnen Vertretern der Grünen bestätigt. Abgeordnete der Linksfraktion sollten das Verhalten der Autonomen sogar ausdrücklich begrüßt haben. Zwar gab die Linksfraktion daraufhin in einer Erklärung zu Protokoll, dass die Autonomen den friedlichen Demonstranten einen so wörtlich "Bärendienst" erwiesen hätten, eine ausdrückliche Ablehnung des gewalttätigen Vorgehens unterblieb jedoch. Unter Zustimmung aller anderen Fraktionen - außer der Linksfraktion, natürlich - erklärte der Vertreter des Innenministeriums daraufhin, dass diese Erklärung keine Distanzierung von der Gewalt wäre, sondern eine "Opportunitätserwägung".

Mit anderen Worten: Die Linksfraktion hält Gewalt gegen Sachen und Personen für durchaus legitime Mittel im politischen Prozess, solange sie sie der Linksfraktion in den Kram passen. Ich bin mir nicht so sicher, ob das unbedingt ein Kennzeichen einer modernen und rechtstaatlichen Partei ist. Andererseits: Vielleicht ist es das ja, nur bei uns hat es sich noch nicht herumgesprochen...

(Quelle: Bundestag)