Sonntag, 22. April 2007

Austausch

Airbus A380Was so alles vertraglich geregelt werden kann, ist ja schon per se nahezu unbegrenzt. Das legt nahe, dass auch ziemlicher Blödsinn den Weg aufs Papier findet. Man kennt so etwas ja zum Beispiel aus Eheverträgen stinkreicher Promis. Auch Abkommen zwischen Staaten erscheinen dem Normalbürger manchmal etwas holperig und hin und wieder kommt es vor, dass sogar vollkommener Unfug amtlich besiegelt wird. So geschehen zwischen den USA und Australien.

Grundsätzlich dürfte wohl niemandem entgangen sein, dass beide Länder ein Problem mit Asylbewerbern haben. In beiden Ländern ist daher auch die Quote derer, die die Asylregelungen nicht etwa aus "echten" Gründen in Anspruch nehmen wollen, sondern eher, weil sie davon überzeugt sind, dass das Gras bei den Nachbarn eben doch grüner ist. Und damit nicht genug: Sie wollen natürlich auch noch ihre Sippen nachholen und deren Nachbarn und die Zeitungsausteiler und natürlich deren Haustiere und andere Verwandte.

Da dachten sich die USA und Australien, dass man dem mal einen Riegel vorschieben sollte und heckten einen dollen Plan aus: Zukünftig können die USA Asylbewerber nach Australien verfrachten und Australien kann seinerseits welche in die USA liefern. Durch den Austausch "eins zu eins" soll die Flucht in das jeweilige Land und der illegale Aufenthalt dort möglichst unattraktiv gemacht werden: Je nach dem kann es sein, dass man zwar Asyl gewährt bekommt, jedoch plötzlich "nur" 22.000 Kilometer weit weg von allen eventuell nachrückenden Verwandten. Auf Kosten des Steuerzahlers, versteht sich. Weil Flugtickets ja nichts kosten.

Soweit zur Idee. Der Haken an der Sache ist nicht nur, dass dieses Abkommen gegen so ziemlich jedes Detail internationaler Flüchtlingskonventionen verstößt, sondern auch noch in die völlig falsche Richtung zielt. Gerade Asiaten finden die Idee in den USA zu leben äußerst attraktiv und gerade Asiaten versuchen tendenziell eher in das für sie nahe gelegene Australien flüchten, statt über den großen Teich zu rudern...

Damit das Ganze aber nicht Überhand nimmt, hat man die Zahl der Austauschflüchtlinge auf zunächst 200 pro Jahr begrenzt. Zwar ist unbekannt, wer auf diese Zahl gekommen ist und was ihr tieferer Sinn sein könnte, aber vielleicht ist "200" ja eine magische Zahl oder so. Auch dürfte noch zu klären sein, wie die paranoiden USA diejenigen unter den Asylbewerbern herausfiltern will, die als bis dahin unbekannt Extremisten aus zum Beispiel Indonesien nach Australien einwanderten, um sich so ein Ticket direkt ins Feindesland zu sichern. Immerhin ist es ja nur eine Sache des Glücks bei dieser Lotterie das große Los zu ziehen und leichter kann man es diesen Leuten kaum noch machen. Plötzlich ist der Weg in die USA um einiges kürzer geworden.

(Quelle: n-tv)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Bedingt durch die DSGVO müssen Kommentare zu Beiträgen der Tapirherde manuell freigeschaltet werden, um um der Veröffentlichung von Spam-, Hass- oder sonstiger unerwünschten Kommentaren vorbeugen zu können. Die Veröffentlichung eines Kommentars kann deshalb ein wenig dauern. Sorry dafür.
Wenn Sie Beiträge auf Tapireherde kommentieren, werden die von Ihnen eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. die IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Weitere Infos dazu finden Sie in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.