Montag, 30. April 2007

Pax Polonia?

ICBM StartPolen ist uns ja nicht erst seit gestern als etwas eigenwillig bekannt. Nicht nur in Richtung Deutschland hat sich Polen rabiat zu positionieren versucht, sondern auch in Richtung Russland strebt das Land verstärkt eine fragwürdige Haltung an. Auslöser ist nicht etwa nur die Frage nach den Pipelines nach Deutschland und Westeuropa, sondern seit noch gar nicht so langer Zeit das Raketenabwehrsystem der Amerikaner.

Zwar haben sich die USA bemüht zu verdeutlichen, dass dieses System nicht als Angriffswaffe geeignet ist und in diplomatischen Kreisen ist man sich sehr wohl bewusst und nicht eben wenig beunruhigt darüber, welche Bedeutung die einseitige Kündigung des Vertrages über die Kontrolle konventioneller Landstreitkräfte durch Russland hat, das hindert Polen aber nicht daran, die Schlagzahl zu erhöhen.

So hat die polnische Regierung bei den USA eine Anzahl Patriot Raketen bestellt, um diese im eigenen Land zu stationieren. Nicht etwa, um den von den USA geplanten Schutzschild zu verstärken, sondern um sich vor Angriffen aus dem Osten - lies: aus Richtung Russlands - zu schützen. Einen namentlich nicht genannten Nato-Diplomaten zitierte die Financial Times mit den Worten: "die Polen sind verrückt."

Ich bin geneigt, dem zuzustimmen.

(Quelle: Financial Times)

Mal wieder Integration

PakistanMit dem Islam ist das ja so eine Sache. Einerseits nehmen wir ja gerne alle für uns in Anspruch, dass wir ungeheuer weltoffen und tolerant wären. Gerne berufen wir uns da auf unser Grundgesetz, in dem die Gleichberechtigung ganz weit vorne festgeschrieben ist. Andererseits reagieren wir auf kaum einen Begriff mit soviel Misstrauen, wie auf das Wort "Islam". Gerne wird uns deshalb vorgeworfen, dass wir in Wirklichkeit gar nicht so weltoffen sind, wie wir uns selber gerne sehen.

Darum gab es auch in Deutschland einen recht heftigen Streit, in dem es darum ging, wie wir die dem Islam angehörenden Gläubigen in unsere Gesellschaft integrieren, um so die Reibungen und Streitereien aus der Welt schaffen zu können. Es wurde eine heftig diskutierte "Islamkonferenz" ins Leben gerufen, die sich mit den Fragen rund um dieses Thema befassen soll. Damit diese Konferenz überhaupt stattfinden kann, gründeten vier große islamische Organisationen in Deutschland, der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), die Türkisch-Islamische Union (Ditip), der Islamsrat und der Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ), den "Koordinierungsrat", der erstmals ermöglicht, dass die Moslems in Deutschland "mit einer Stimme" sprechen, die Bundesregierung somit auch einen konkreten Ansprechpartner hat.

Nun gibt es in Deutschland über den Daumen gepeilt drei Millionen Moslems. Die Gruppierungen, die sich zum "Koordinierungsrat" bekennen, vertreten jedoch zusammen nur knapp 10% dieser Bevölkerungsgruppe. Nicht ganz unberechtigt stellen sich Politiker die Frage, ob auf dieser Grundlage überhaupt für alle Moslems gesprochen werden könne und so entstehen nicht gerade geringe Vorbehalte.

Die vom Koordinierungsrat für die Konferenz ausgewählten Teilnehmer sorgen wiederum für Streit und Diskussionen. Der türkisch-stämmige Autor Feridun Zaimoglu ("Leyla") betonte, er würde seinen Stuhl bei der Konferenz "sehr gerne räumen" für eine junge Muslimin, die freiwillig und selbstbewusst ein Kopftuch trägt. Kopftuch? Freiwillig? War nicht gerade das Kopftuch das weithin sichtbare Symbol für die Unterdrückung der Frau in dieser Religion?

Jedenfalls sieht der Koordinierungsrat diese Fragen völlig entspannt. Nach Ansicht des Koordinierungsrates ist es gar kein Problem, dass eine Minderheitenvertretung "strenggläubiger Moscheegänger" (Ralf Stegner, SPD) für eine Mehrheit spricht, ebenso wenig, wie es ein Problem wäre, Sportunterricht für Jungs und Mädchen getrennt durchzuführen oder Frauen das Tragen von Kopftüchern vorzuschreiben - selbstverständlich auch in der Schule. Eben genau jene weltoffene und liberale Haltung, die dem Islam bei uns erhebliche Vorbehalte einbringt.

Natürlich stellen sich hier mehrere Fragen. Zum Beispiel die, wie denn auf einer solchen Grundlage überhaupt "Integration" machbar sein soll. Auch stellt sich immer mehr die Frage, ob die betroffenen Moslems überhaupt integriert werden wollen. Eine Frage, bei der ich mehr und mehr meine Zweifel habe, denn "die Moslems" fordern von "den anderen". Sie fordern. Aber was bieten sie an? Sie fordern integriert zu werden. Sie fordern als gleichberechtigte Religionsgemeinschaft anerkannt zu werden. Sie fordern alle möglichen (und unmöglichen) Rechte. Sie fordern den kompletten gesellschaftlichen Umbau bis hin zur Änderung unseres Grundgesetzes, damit sie es hier bei uns gemütlich und komfortabel haben, aber was bieten sie uns an?

PakistanIm Moment sieht es überwiegend so aus, dass die Moslems sich unserer Gesellschaft in erster Linie mit dem Anspruch eines neuen Eigentümers nähern. Sie fordern, sie verlangen und sie wollen erzwingen. Sie klagen über Unterdrückung und Ausgrenzung, verschanzen sich aber gleichzeitig hinter ihrer Sprache, bilden bewusst Gettos, versuchen immer wieder den "Staat im Staat" zu bilden (man erinnere sich nur an den Kalifen von Köln) und tun auch sonst eher nichts, um dem Menschen auf der Straße nahe zu kommen. Diejenigen Moslems, mit denen ich bisher Kontakt hatte, die bereit waren, über die unsere Gesellschaft bewegenden Themen überhaupt zu sprechen, entpuppten sich als erzkonservative Betonköpfe, deren geistiger Horizont bei der Frage nach der Gleichberechtigung von Mann und Frau ebenso abrupt beschnitten war, wie bei der Frage nach der Rolle der Kirche in der Politik.

Hier, gerade an dieser Stelle, sollte den zugewanderten Moslems erklärt werden, dass ein Umdenken nötig ist. Es ist toll, dass sich die "hohe Politik" mit dem Thema auseinandersetzt und unsere Bundeskanzlerin das Thema "Integration" zur Chefsache erklärt hat. Es ist toll, dass es auf höchster Ebene Gespräche gibt. Allerdings bringen die keinerlei gesellschaftliches Verständnis, solange nicht auch auf der anderen Seite die Bereitschaft vorhanden ist, die Sichtweise und die Lebensweise des anderen anzuerkennen, denn Integration ist kein einseitiger Prozess und schon gar kein unumkehrbarer.

Samstag, 28. April 2007

Neues Objektiv

Der Nachteil eines Hobbies, wie zum Beispiel dem Fotographieren, besteht meistens darin, dass es immer irgendetwas gibt, was unbedingt benötigt wird, um dem Hobby noch besser, noch toller, noch perfekter nachgehen zu können. Gerade das Fotographieren ist ein Hobby, bei dem es tausende von kleineren und größeren Zubehörteilchen, die das Herz eines Fotographen höher schlagen lassen. Besonders die Objektive sind es, nach denen ein Fotograph immer strebt.

In meinem Fall ist das nicht anders. Nachdem ich meine Canon 400 D im Kit mit einem EF-S 18-55mm 1:3.5-5.6 USM II Weitwinkelzoom und einem EF 55-200mm 1:4.5-5.6 II USM Telezoom geliefert wurde, erweiterte ich die Sammlung bald um ein EF 28-135 1:3.5-5.6 IS Macrozoom. Dem folgte bald das lichtstarke EF 50mm 1:1.4 USM. Ein kleines Vermögen in optischen Geräten. Zwar stellten mich gerade das 50mm und das 35-128mm Objektiv sehr zufrieden, war ich in Sachen Weitwinkel überhaupt nicht zufriedengestellt. Das 18-55mm Objektiv war zwar für mich schon "ganz nett", aber irgendwie auch eben nur das: "ganz nett". Es fehlte ein vernünftiges Weitwinkel.

Lange suchte ich herum und verglich Testberichte, Erfahrungen und Empfehlungen. Die Vielfalt der Empfehlungen sind vergleichbar mit der Vielzahl der Meinungen zu gutem Essen. Viel hat mit Voodoo und "das ist eben so" zu tun und wer wirklich objektive Aussagen über die Qualität eines Objektivs finden will, der braucht vor allem viel Geduld und Erfahrung im Lesen von Foren und Pressetexten. Beispiele, was "Neulingen" beim Fotographieren zugemutet wird, spotten jeder Beschreibung. Nicht wenige "Fachleute" scheuen sich nicht, einem Anfänger, der ab und zu mal etwas bessere Schnappschüsse machen möchte, Objektive für mehrere tausend Euro als "ideales immer drauf Objektiv" aufschwatzen zu wollen.

Jedenfalls kam ich am Ende zu einem Produkt, das meinen Vorstellungen am ehesten zu entsprechen schien: Das Tokina ATX 124 AF. Ein Superweitwinkel Objektiv mit 12-24 mm Brennweite und einem Aufnahmewinkel von 99° mit Lichtstärke 4 über die gesammte Brennweite. In Anbetracht des Preises (je nach Laden zwischen 450 und 600 Euro) den Konkurrenten von Canon (EF-S 10-22 F3.5-4.5, zwischen 660 und 800 Euro) und Sigma (AF 12-24mm 4.5-5.6 EX DG Asp IF, zwischen 620 und 750 Euro) war die Entscheidung schon recht leicht. Die Testberichte taten ihr Übriges: Egal wer, egal wo, mit weitem Abstand wird dieses Objektiv als DAS variable Weitwinkelobjektiv empfohlen.

Der Haken? Dieses Objektiv ist zur Zeit unheimlich schwer zu bekommen. Im Internetversand bei allen Händlern mit unbestimmter Lieferzeit geführt hatte ich wenig Hoffnung, doch wider erwarten hatte ein örtlicher Händler das Objektiv zum vertretbaren Kurs vorrätig. Ich griff zu. Zwar muss man nicht - wie bei Canon - die Gegenlichtblende separat kaufen, aber einen Schutzfilter braucht es trotzdem. Bei einem Durchmesser von 77mm ein sauteurer Spaß. Sei es drum.

Das Objektiv wurde gekauft und seit dem hat das Volumen meines Gemächts dauerhaft um diverse Kubikmeter zugenommen. Dieses Objektiv ist - mit Verlaub - arschgeil. Super robust konstruiert, prima zu bedienen und eine Abbildungsleistung ist phänomenal. Nachteilig sind jedoch das Gewicht und die Größe. Beinahe 600 Gramm ohne Gegenlichtblende und Filter sind kein Pappenstil und knapp 9 cm Länge bei mehr als 8 cm Durchmesser sind nicht gerade "handlich klein". Außerdem kann bei aktivem Autofokus nicht manuell nachfokussiert werden.

Dennoch, die Bilder, die mit diesem Objektiv geschossen werden können, sprechen für sich:

(Es empfiehlt sich, das Browserfenster zu maximieren, um die Fotos in maximaler Größe darzustellen)

Was fehlt mir jetzt noch? Schwer zu sagen. Vielleicht ein 300er Zoom. Gerne eine 5D von Canon, allerdings: 2.300 Euro... Aber wirklich "brauchen"? Wahrscheinlich das 35mm 1.4 L USM von Canon, aber das ist so dermaßen sauteuer (ca. 1.300 Euro), dass ich bezweifle, dass dieses Objektiv noch in diesem Jahr seinen Weg zu mir findet...

Ach ja: Fals jemand ein 18-55mm EF-S oder ein 55-200 EF braucht - ich hätte da welche über.

Freitag, 27. April 2007

Beigabe

Die Jugend wird immer frühreifer. Auch ich habe das schon erlebt und schon deshalb sollte mich eigentlich recht wenig in dieser Richtung verwundern. Ähnlich muss ein Mitarbeiter bei McDonalds gedacht haben, der in einer Filliale in Neuseeland eine besondere Beigabe zum Happymeal eines siebenjährigen Mädchens tat: Ein Kondom. Der Großvater, mit dem das Mädchen das Schnellrestaurant besuchte, war einigermaßen bestürzt:
"Ich war ziemlich entsetzt über die Tatsache, dass meine Enkelin das Kondom in dem Beutel hätte finden können - das wäre wirklich ziemlich schwer zu erklären gewesen."
Der Geschäftsführer entschuldigte sich sofort und ersetzte das unbenutzte und noch original verpackte Kondom umgehend gegen eine seiner Meinung nach weit besser passende Beigabe: Buntstifte.

Ok, "die" fangen heute schon ziemlich früh an, aber sieben Jahre?

(Quelle: AP)

Neigungspanik

HighheelsBestimmte Vorlieben sind in der Öffentlichkeit nicht völlig problemlos auszuleben. Manch einer hat Probleme, mit seinem Auto durch die Fußgängerzone zu fahren, andere falln unangenehm auf, weil sie mal wieder eine zu intensive Partnerschaft mit ihrem Lieblingsgetränk eingegangen sind und wieder andere fallen auf, weil sie ihre Lieblingsklamotten Gassi führen.

Letzteres kann - je nach Gegend - auch zu einem größeren Problem ausarten. Das musste die Tage ein Mittvierziger in McMinnville (Oregon, USA) erfahren. Er saß in seinem Lieblingsoutfit auf einer Bank im Kellergeschoß und genoß die Zeit und das Leben, als die Polizei das gesamte Gebäude abriegelte. Wegen ihm. Eine ganze Reihe Einsatzkräfte umstellte das Gebäude und erwartete seinen Auftritt in der Öffentlichkeit. Oder genauer gesagt: Eben diesen wollte man verhindern.

Warum das Gehabe? Nun, der Mann bevorzugte es Highheels zu tragen. Nur Highheels, um genau zu sein. Und in diesem Outfit erregt man im prüden Amerika doch zuweilen ein wenig irritationen, zumal in öffentlichen Gebäuden.

Der Mann wurde jedoch nicht gefunden. Augenzeugen berichteten, dass man den Mann zuletzt gesehen hätte, wie er auf seinen Stöckelschuhen einen Flur entlang gerannt sei. Vielleicht trainierte er ja auch bloß für einen Wettkampf, wer weiß das schon?

(Quelle: Newsregister)

Donnerstag, 26. April 2007

Gaming und die Leistungsgesellschaft

JoystickNicht nur Kirchen drehen sich die Welt so zurecht, wie sie diese gerade brauchen. Auch in der nicht enden wollenden Debatte um Computerspiele nehmen die Argumentationen und Forderungen immer seltsamere Formen an. In einem Interview angesichts des fünften Jahrestages des Amoklaufs in Erfurt mit dem Stern forderte Christian Pfeiffer:
(Stern) In einem Papier schreiben Sie: "[Es] existieren klare Belege für Zusammenhänge zwischen intensivem Konsum bestimmter Spielgenres und der Erhöhung der Gewaltbereitschaft." Konkret: Was für "klare Belege" sind das?

(C. Pfeiffer) Dazu gleich. Aber viel wichtiger ist für uns der Befund, den wir selbst erarbeiten konnten, dass solche Spiele eine destruktive Wucht auf die Schulnoten entfalten. Je mehr Zeit Kinder und Jugendliche mit solchen Spielen verbringen und je brutaler die Inhalte sind, umso schlechter fallen die Schulnoten aus. Das interessiert die Eltern am meisten. Und dass dann noch eine kleine Gruppe von ohnehin gefährdeten Jugendlichen dazu animiert wird, noch tiefer in ihre Machokultur einzutauchen und diese Gewaltmuster zum Vorbild zu nehmen, das ist für die meisten Eltern irrelevant, weil sie keine gefährdeten Kinder haben. Der sorgsam gehütete Jüngste ist dann etwa kaum in Gefahr, ein Gewalttäter zu werden, wohl aber ist er in Gefahr, in Mathe einen Fünfer zu schreiben. Die Wirkung auf die Schulnoten ist viel entscheidender. Wir können klar belegen, dass die Leistungskrise der Jungen in einem beachtlichen Ausmaß damit zusammenhängt, dass sie zu viel Zeit verdaddeln und zu wenig Zeit aufs Mathe- und Vokabelnlernen verwenden.
Wir erinnern uns? Herr Pfeiffer war schon früher der Meinung, dass Kinder eingesperrt gehören und dass man sie rund um die Uhr bewachen muss, damit sie nicht etwa auf dumme Ideen kommen. Seine Argumentation dreht sich weg von der allgemeinen Bedrohung aller Spieler, der durch die Spieleindustrie herangezüchteten Generation der Massenmörder, hin zu der Aussage, dass das Spielen die Kinder verblöden lasse - Auch hier steht Herr Pfeiffer zwar auch ziemlich alleine da, denn es gibt etliche Studien und Forschungen, die das Gegenteil belegen, aber immerhin tut sich was an der Argumentation. Was Herr Pfeiffer uns jetzt sagt, ist etwas, dass wir schon lange wissen: Es fehlt an Medienkompetenz und die Schulbildung lässt immer mehr nach. Er postuliert, dass das Eine mit dem Anderen direkt zusammenhängt und der Medienkonsum die mangelhafte Schulbildung bedinge.

Fehlende Medienkompetenz bedeutet nichts Anderes, als das es an dem Wissen mangelt, wie mit Medien intelligent umzugehen ist. Und gilt nicht nur für Computerspiele, sondern für alle Medien, auch und besonders für Zeitungen und das Fernsehn. Die Diskussion darum, dass der Konsum dieses neuen Mediums sich dramatisch negativ auf die Jugend auswirken werde hatten wir schon beim Buchdruck, bei der Zeitung, beim Radio, bei Schallplatten, beim Fernsehen und wir haben sie jetzt wieder. Ist es vermessen zu fragen, wer eigentlich von dieser Debatte profitiert?

Wohl nicht. In einer vor gar nicht so langer Zeit von der Tagesschau geführten Onlinediskussion zum Thema sagte der Medienwissenschaftler Mathias Mertens der Universität Hildesheim:
Hilli: Ganz einfach: Gibt es statistische Belege für den Bezug zwischen Ballerspielen und Gewaltbereitschaft?

Mathias Mertens: Ganz einfach: Nein. Es gibt tausende Untersuchungen, die für ein bestimmtes Setting die Möglichkeit eines Zusammenhangs nicht ausschließen können. Aber das ist jenseits von Belegen.

m0nstersin: Wieso wird dann beides immer wieder in Zusammenhang gebracht und so publiziert?

Mathias Mertens: Weil es Ausdruck eines Medienwandels ist. In dem Moment, in dem ein neues Medium sich so weit verbreitet hat, dass es als ernst zunehmende Kommunikationsform in Konkurrenz mit anderen, etablierten Kommunikationsformen tritt, entsteht dort ein Verteidigungsimpuls. Einfacher gesagt: Dem Fernsehen passt es nicht, dass Leute Computerspiele spielen und nicht fernsehen. Also muss die Kritik, die es selbst früher einstecken musste, jetzt an den Konkurrenten ausgeteilt werden.
Da stellt man sich doch schon fast zwangsläufig die Frage, von wem Herr Pfeiffer eigentlich bezahlt wird? Klar ist aber, was er will: Geld. Das verpackt er zwar schön in eine schon fast antrophosophisch anmutende Forderung, aber am Ende will er nur Geld. Was er fordert? Er will eine "Sonderabgabe" auf jedes verkaufte Computerspiel. 50 Eurocent schweben ihm vor. Damit kämen dann 20 Millionen Euro jedes Jahr zusammen. Mit denen "wir bundesweit Therapieansätze für die Computersüchtigen entfalten können".

20 Millionen im Jahr für eine "Hilfsorganisation". Wie war das noch mit der Entlohnung von Beratertätigkeiten?

(Quelle: Tagesschau, Stern)

Will auch!

AbhoerenWährend die Emotionen hochkochen über die Frage, ob der Staat ohne das Wissen des Betroffenen dessen Computer durchsuchen darf, lacht man sich wahrscheinlich bei anderen Behörden darüber schlapp. Spätestens seit 2005 führen deutsche Geheimdienste und das Bundeskriminalamt durch, was die übrigen Strafverfolgungsbehörden jetzt auch wollen: Den Rechner der interessanten Zielpersonen filzen. Urteilte das Verfassungsgericht noch im Februar, dass zur Durchführung solcher Durchsuchungen ein förmliches Gesetz fehle, reichte dem Verfassungsschutz eine interne Dienstanweisung, um an die begehrten Daten heranzukommen.

Was lernen wir daraus? Wer die Verfassung schützen will, muss sich nicht unbedingt an sie halten. Legt man diese Prämisse zugrunde, sind die meisten der angestrebten "Sicherheitsbestimmungen" viel besser zu verstehen und vor diesem Hintergrund erklärt sich auch, warum sich Herr Schäuble und seine Gesinnungsgenossen vehement als Verteidiger der Verfassung sehen: In ihren Augen tun sie tatsächlich alles, um die Verfassung zu schützen. Sie wollen nur nicht, dass die Verfassung diejenigen behindert, die sie "schützen" wollen.

Mittwoch, 25. April 2007

Unerwarteter Besuch

Pferd mit Fohlen - WikipediaWenn man früh morgens in die Bank geht, um den Geldautomaten und das Konto um einige Euros zu erleichtern, dann rechnet man eigentlich nicht unbedingt mit Gesellschaft. Noch viel weniger rechnet man allerdings damit, was ein 40jähriger Bankkunde um viertel nach vier morgens nahe Berlin beim Besuch seiner Bank im Foyer fand: Ein Pferd.

Der Reiter hatte einige Bier zu viel und schaffte es wohl nicht mehr nach Hause. Da er sein Pferd nicht draußen anbinden konnte, nahm er es mit ins Foyer, wo es schön warm war und wo er seinen Rausch ausschlafen wollte. Polizei und Bank sahen von einer Anzeige ab. Die Hinterlassenschaften des Pferdes werden jedoch wohl auf Kosten des Reiters beseitigt werden.

(Quelle: AP)

Geschwindigkeit ist keine Hexerei

KontrolleAm Montag raste eine 40jährige Frau mit Tempo 60 durch eine 30er Zone - und wurde geblitzt. Sie war auf dem Weg zur Schule ihres Nachwuchses, um eben diesen abzuholen. Der wiederum hatte just zusammen mit Altersgenossen und einem Verkehrssicherheitsberater der Polizei genau jene Radarfalle aufgestellt, in die die Mutter gerast war und das auch noch als Tagesschnellste. Die Mutter soll nach Angaben der Polizei einige Probleme gehabt haben, ihr Vergehen zu erklären.

Wie sollte sie es auch erklären? Sie hatte es eilig und deshalb interessierte sie die 30er Zone einen gepflegten Scheiß. Den Stellenwert und die praktische Bedeutung irgendwelcher Geschwindigkeitsbegrenzungen erfährt jeder jeden Tag auf Deutschlands Straßen. Wie diese Frau allerdings mit ihrem Nachwuchs nach diesem Vorfall umging und ob sie auf Dauer etwas gelernt hat, dürfte sehr viel interessanter sein. Allerdings vermute ich, dass der Lerneffekt gering und von kurzer Dauer sein wird.

(Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Dienstag, 24. April 2007

Wildunfall

Wolf - Wikipedia190 Jahre gab es sie nicht in Schleswig-Holstein, doch jetzt tauchte ein wild lebender Wolf auf - und wird prompt überfahren. In der Nähe von Eutin wurde das Jungtier am Montag Opfer des Straßenverkehrs. Woher es stammt, soll in den nächsten Wochen eine Untersuchung des Erbguts ergeben. Im Moment wissen Fachleute noch nicht, woher das Tier kam. Auch ist noch unklar, ob es sich um einen einzelnen Irrläufer handelte, oder ein Mitglied eines größeren Rudels.

Naja, wenigstens ging es schneller als bei Bruno, auch wenn ich noch nirgends etwas von "Wolfsschinken" gehört habe. Aber ich bin mir sicher, dass die Panik schon bald hochkochen wird, sobald sich herumspricht, dass sich die Natur den ehemals "sterilen" Lebensraum Deutschland zurückerobert.

(Quelle: AFP)

Partyfotos (10)

Mitten in der Nacht wird man aus dem Bett geholt, um ein paar Fotos zu machen. Was tut man nicht alles für gute Freunde...

Montag, 23. April 2007

Sachen gibts... (120)

Hundebesitzer kennen das Problem: Manchmal ist das Vieh rollig und bespringt alles, was auch nur annähernd erreichbar ist. Bevorzugt bestimmte Möbel und die Beine nichts ahnender Besucher. Damit der frustrierte Hundebesitzer in Zukunft nicht mehr der Gefahr sozialer Vereinsamung ausgesetzt ist ('tschuldigung für das Wortspiel), hat "Feeladdicted" eine Art Realdoll für Hunde entworfen. Die Firma verspricht sich davon eine Lösung des wohl recht schwerwiegenden Problems. Die Puppe aus robustem Latex soll in verschiedenen Größen lieferbar sein und man kann seinem "besten Freund" auch noch den Gefallen tun und gleich ein zum Sortiment gehörendes Parfum erwerben, dass die Gummipuppe nach "ihr" duften lassen soll.

Zwar wird über den Preis kein sterbenswörtchen verloren, aber ich bin mir sicher, dass auch hier wieder gilt: Dem wahren Tierfreund ist nichts zu teuer.

Anders klingeln

Handy TeufelSeit Mtv in Fachkreisen "Klingelton-TV" genannt wird, ist wohl jedem klar, dass Handys nicht nur ein Segen sind. Damit das auch der letzte begreift, hat sich eine Firma aus Californien, Emotive Communications, Inc., jetzt eine ganz super tolle Idee einfallen lassen und diese auch sofort umgesetzt. Mit dem sogenannten "Push Ringer" kann zukünftig nicht nur der Besitzer eines Handys seinen Klingelton einstellen, sondern auch andere werden per Anruf seinen Klingelton ändern können.

Der Sinn ist klar. Die Musikbranche verdient mit Klingeltönen mehr und mehr Geld und versucht so Ausfälle aus dem zunehmend stagnierenden Markt für klassische Medien (CDs, DVDs) zu kompensieren. Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass die D. E. Shaw group, Bertelsmann Digital Media Investments, Warner Music Group und ander "prominente Medien- und Telephoninvestoren" 7.7 Millionen US Dollar in Emotive investiert haben, denn so können auch sie diktieren, wie die Handys der "trendigen Leute" in Zukunft klingeln.

Ich freue mich schon auf die ersten Schlägereien auf offner Straße, weil irgendein Loser mit Hosenbund in den Kniekehlen einem anderen Kackspaten mit gebügelter Plastikkappe dessen Lieblingsklingelton von "DJ Rap mir den Arsch" ab gegen irgendeinen hach so super witzigen Schrott ausgetauscht hat...

(Quelle: MobilTechNews)

Sachen gibts... (119)

In bestimmten Kreisen von Autobastlern ist es schon lange üblich, sein Fahrgestell per Hydraulik einzustellen und so auf Knopfdruck das Aussehen zu verändern. In einem nicht ganz unverwandten Bereich menschlicher Eitelkeit kam eine amerikanische Firma jüngst auf die Idee, ein ähnliches Prinzip umzusetzen, nämlich bei den Brustimplantaten.

Die Firma Mentor ("the power to transform") brachte drei Implantate auf den Markt, die mit einer Art separater Füllstelle ausgestattet sind. Über dieses, unter der Haut eingesetzte, Ventil kann nachträglich das Volumen des Implantats verändert werden:
"In a simple office procedure, breast implant size can be varied until you have achieved the result you desire."
Sobald das gewünschte Resultat erreicht wurde, kann das Ventil ohne operativen Eingriff entfernt werden.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bevor komplette Pumpsysteme dauerhaft ihren Weg auf den Markt finden und Mann sich abends nicht nur mit der Frage konfrontiert sehen wird, was Madamme denn heute Abend wohl anlegen soll, sondern auch wieviel...

Zahl des Tages (2)

BundesadlerDie Zahl des Tages lautet 36,5% und das ist die Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen in Sachsen-Anhalt und das ist die niedrigste bei Kommunalwahlen in der Geschichte der Bundesrepublik (CDU 33,6% - SPD 20,2% - Linkspartei 19,2% - FDP 8,4% - Grüne 3,2% - NPD 2,5%). Der Vorsitzende der SPD, Holger Hövelmann:
"Das ist kein schöner Tag für die Demokratie."
Der Landtagsfraktionschef der Linkspartei, Wulf Gallert:
"Die Menschen wenden sich von der institutionalisierten Politik ab."
Ministerpräsident Wolfgang Böhmer von der CDU:
"Wenn es darum geht, zu meckern und zu kritisieren, dann sind viele dabei. Wenn es aber darum geht, Verantwortung zu übernehmen, dann sind offensichtlich viele nur schwer zu begeistern."
Das Schlimme an der Sache ist, dass durch die Nichtwähler die 2,5% der NPD ausreichen um jetzt statt vorher drei jetzt 13 Mandatsträger stellen zu können. Wenn diese Wahlbeteiligung einen generellen Trend wiedergibt, dann stehen wir hier in Deutschland vor einem ernsten Problem.

Sonntag, 22. April 2007

Wunsch und Wirklichkeit

Revolver Colt - WikipediaSicher dreht manche Männerfantasie bei der Vorstellung auf Hochtouren, von einer Schönheitskönigin mit vorgehaltener Waffe dazu aufgefordert zu werden, stehen zu bleiben. Ob das allerdings auch für den Mann galt, der sich im Schuppen von Venus Ramey umtaten, sei mal dahingestellt. Als ihr Hund anschlug und zu dem Schuppen lief, aus dem erst kürzlich Diebe landwirtschaftliches Gerät entwendet hatte, entschloss sich die Miss America von 1944 der Sache auf den Grund zu gehen.

Mit ihrem Kaliber .38 Revolver in der Tasche stelzte die inzwischen 82jährige mit ihrer Gehhilfe zum Schuppen und stellte dort einen Mann, der gerade wieder in seinen Wagen steigen wollte. Als sie ihn stellte, hätte der Mann zu ihr gesagt, dass er jetzt gehen werde. Venus - ganz im Stile amerikanischer Helden - entgegnete:
"Oh, no you won't!"
Sie zog den Revolver, balancierte auf ihrer Gehhilfe, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, und zerschoß die Reifen des Wagens, mit dem der Eindringling flüchten wollte. Danach winkte sie einen vorbeifahrenden Kraftfahrer heran, der die Polizei rief.

Der Eindringling wurde verhaftet.

Ich werde den Eindruck nicht los, dass hier auf eine sehr perfiede Art und Weise ein Traum in Erfüllung ging. Es geschah exakt das, was mancher schon lange fantasierte, nur eben exakt nicht so, wie er sich das vorstellte...

(Quelle: AP)

Freiheit per Fax

Prison"Land of the free" kann man auch sehr wörtlich nehmen und in Kentucky hielten sich Beamte nahezu sklavisch an diesen Ausspruch. Ein Gefängnis in Hickman, Kentucky, erhielt ein Fax, das zwar vor grammatikalischen Fehlern und mangelhafter Rechtschreibung nur so strotzte, das aber im NAmen des Kentucky Supreme Court verlangte, dass der Häftling Timothy R. freizulassen wäre.

Dem kamen die Beamten denn auch sofort nach und es machte sie überhaupt nicht mißtrauisch, dass das Fax weder einen offiziellen Briefkopf trug noch vom entsprechenden Gericht aus losgefaxt worden war, sondern von einem örtlichen Supermarkt. Erst knapp zwei Wochen später viel irgendjemandem auf, dass da wohl irgendwas nicht so ganz astrein sein konnte, woraufhin Timothy R. wieder inhaftiert wurde.

Warum niemandem etwas am Fax auffiel, begründete ein zuständiger Staatsanwalt so:
"Es gehört zwar nicht zur üblichen Kontrolle, aber es wäre zumindest ein Hinweis gewesen und hätte irgendjemanden dazu veranlassen können, Fragen zu stellen."
Rechtschreibfehler hingegen wären vollkommen normal.

Na dann...

(Quelle: AP)

Gesucht

BaustelleBesonders im Bauwesen hierzulande regt man sich gerne über die "Billigarbeiter" aus Polen auf, die hier den Markt kaputt machen. Immer wieder finden sich Berichte über ganze Arbeiterkolonnen, die für einen Bruchteil des Lohns hiesiger Arbeitnehmer dieselbe Arbeit verrichten. Nicht immer völlig legal, aber das hat sich seit der EU-Mitgliedschaft des nicht ganz unumstrittenen Nachbarn im Osten ja weitestgehend geklärt. Manch einer behauptet gar, in Polen gäbe es nur Spargelstecher, Maurer und Autodiebe, was wohl selbst bei negativster Betrachtung ziemlich an den Haaren herbeigezogen sein dürfte.

Jedenfalls hat Polen jüngst den Zuschlag zur Ausrichtung der Fußball Europameisterschaft 2012 erhalten. Angesichts der kursierenden Berichte über die lokale Hooliganszene sicherlich eine Herausforderung für jeden echten "Ultra", der sich schon immer mal so richtig austoben wollte. Nun bemerkt man gerade durch die Zusage, dieses sportliche Großereignis austragen zu dürfen, dass es in Polen an etwas entscheidendem mangelt: nämlich an modernen Stadien, in denen dieses Ereignis überhaupt ausgetragen werden kann.

Also sagt man sich "dann bauen wir eben welche" - leichter gesagt als getan, denn da fällt den Zuständigen in Polen etwas ganz anderes auf: Die Fachkräfte vom Bau, die immer schön artig Geld aus den reichen EU-Nachbarstaaten nach Hause tragen, fehlen irgendwie gerade im eigenen Land und sehen gerade irgendwie gar nicht ein, für noch weniger Geld im eigenen Land anzuschaffen.

Wie löst Polen das Problem? Ganz einfach: Man bedient sich seinerseits bei noch weiter im Osten liegenden Nachbarn. Polnische Baufirmen dürfen Russen, Weißrussen und Ukrainer ohne besondere Arbeitserlaubnis maximal zweimal im Jahr für drei Monate einstellen. Chinesen und Vietnamesen dürfen für maximal ein Vierteljahr beschäftigt werden, so das polnische Wirtschaftsministerium.

Bin mal gespannt, wann in Polen das Gejammere über die Billigarbeiter aus dem Osten losgeht...

(Quelle: n-tv)

Austausch

Airbus A380Was so alles vertraglich geregelt werden kann, ist ja schon per se nahezu unbegrenzt. Das legt nahe, dass auch ziemlicher Blödsinn den Weg aufs Papier findet. Man kennt so etwas ja zum Beispiel aus Eheverträgen stinkreicher Promis. Auch Abkommen zwischen Staaten erscheinen dem Normalbürger manchmal etwas holperig und hin und wieder kommt es vor, dass sogar vollkommener Unfug amtlich besiegelt wird. So geschehen zwischen den USA und Australien.

Grundsätzlich dürfte wohl niemandem entgangen sein, dass beide Länder ein Problem mit Asylbewerbern haben. In beiden Ländern ist daher auch die Quote derer, die die Asylregelungen nicht etwa aus "echten" Gründen in Anspruch nehmen wollen, sondern eher, weil sie davon überzeugt sind, dass das Gras bei den Nachbarn eben doch grüner ist. Und damit nicht genug: Sie wollen natürlich auch noch ihre Sippen nachholen und deren Nachbarn und die Zeitungsausteiler und natürlich deren Haustiere und andere Verwandte.

Da dachten sich die USA und Australien, dass man dem mal einen Riegel vorschieben sollte und heckten einen dollen Plan aus: Zukünftig können die USA Asylbewerber nach Australien verfrachten und Australien kann seinerseits welche in die USA liefern. Durch den Austausch "eins zu eins" soll die Flucht in das jeweilige Land und der illegale Aufenthalt dort möglichst unattraktiv gemacht werden: Je nach dem kann es sein, dass man zwar Asyl gewährt bekommt, jedoch plötzlich "nur" 22.000 Kilometer weit weg von allen eventuell nachrückenden Verwandten. Auf Kosten des Steuerzahlers, versteht sich. Weil Flugtickets ja nichts kosten.

Soweit zur Idee. Der Haken an der Sache ist nicht nur, dass dieses Abkommen gegen so ziemlich jedes Detail internationaler Flüchtlingskonventionen verstößt, sondern auch noch in die völlig falsche Richtung zielt. Gerade Asiaten finden die Idee in den USA zu leben äußerst attraktiv und gerade Asiaten versuchen tendenziell eher in das für sie nahe gelegene Australien flüchten, statt über den großen Teich zu rudern...

Damit das Ganze aber nicht Überhand nimmt, hat man die Zahl der Austauschflüchtlinge auf zunächst 200 pro Jahr begrenzt. Zwar ist unbekannt, wer auf diese Zahl gekommen ist und was ihr tieferer Sinn sein könnte, aber vielleicht ist "200" ja eine magische Zahl oder so. Auch dürfte noch zu klären sein, wie die paranoiden USA diejenigen unter den Asylbewerbern herausfiltern will, die als bis dahin unbekannt Extremisten aus zum Beispiel Indonesien nach Australien einwanderten, um sich so ein Ticket direkt ins Feindesland zu sichern. Immerhin ist es ja nur eine Sache des Glücks bei dieser Lotterie das große Los zu ziehen und leichter kann man es diesen Leuten kaum noch machen. Plötzlich ist der Weg in die USA um einiges kürzer geworden.

(Quelle: n-tv)

Kontrolle und Vertrauen

Unser Innenminister, inzwischen unter einigen Druck geraten wegen seiner nicht eben beliebten Gesetzesvorstellungen und einiger nicht unbedingt unbedenklicher Äußerungen, bemühte sich klar zu stellen, dass er nicht etwa ein Gener der Verfassung sei, sondern jemand, der diese Verteidige. Und außerdem wäre er in seinem Tun ja nicht alleine - da sind ja noch andere im Kabinett - und er führe ja nur weiter, was sein Vorgänger bereits ins Rollen gebracht hätte.

Das liest sich wie: "ich mag Schuld sein, aber ich bin es nicht alleine!" Aus diesem Kreise war jedenfalls neulich noch zu hören, dass man den Christian Klar auf gar keinen Fall frühzeitig begnadigen dürfe, weil der ja ein ganz super Schlimmer ist und da sei Gnade ja nun völlig fehl am Platze.

Und dann kam da ein ehemaliger Kumpane von dem Christian und erzählt eine kleine Geschichte und plötzlich sieht alles ganz anders aus. Plötzlich war jemand, der wegen Mordes verurteilt wurde, am Tage seiner angeblichen Tat gar nicht in Deutschland und jemand anderes, der eigentlicht der Todesschütze gewesen sein soll, war tatsächlich "nur" der Fahrer eines Fluchtfahrzeugs. Naja, irren darf man sich ja und außerdem: Was ist schon von den Worten eines ehemaligen Weggefährten zu halten?

Wenn da nicht noch eine zweite und eine dritte Aussage von anderen Weggefährten wären, die das ebenfalls ziemlich genau so belegen. "Naja," mag man denken, "eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus. Ist halt alles so daher gesagt, um sich gegenseitig zu helfen." Könnte man meinen. Allerdings sind das Aussagen gegenüber verschiedenen Behörden. Vernehmungsprotokolle und so weiter. Diese waren schon vor den Verurteilungen bekannt. Wurden aber in den Verhandlungen und Verurteilungen überhaupt nicht berücksichtigt. Hupsi.

Nicht das an dieser Stelle irgendwelche Zweifel aufkommen: Es geht um Leute, die alles Andere als "völlig unschuldig" sind. Es geht nicht um "eigentlich ganz liebe, nette Leute". Oh nein, so ja nun nicht. Es geht um Menschen, deren Methoden und Vorgehen im Kern gegen die Verfassung steht und stand und denen Menschenleben nicht viel bedeuteten. Insgesamt geht es um die schlimmsten Terroristen, die wir hier in Deutschland bislang erlebt haben. Trotzdem: Es bleibt ein unangenehmer Beigeschmack und es bleiben einige Fragen.

Hat sich die Justiz instrumentalisieren lassen? Wurden von Behörden Informationen bewusst unterdrückt? Wer hat das veranlasst? Der Grund wäre nur zu offensichtlich: Die Politik brauchte damals dringend Erfolge und musste Exempel statuieren lassen. Beides bekam man und so gelang es, die Öffentlichkeit darüber hinweg zu täuschen, dass die RAF im Großen und Ganzen eine bislang unerreichte Serie nicht aufgeklärter Morde vorzuweisen hat und eine ganze Reihe der Täter nie gefasst wurden. Von 22 Gewalttaten der dritten RAF-Generation (1984-1998) sind bisher nur zwei aufgeklärt und von sieben Tätern fehlt noch immer jede Spur.

Wenn sich jetzt bestätigen sollte, dass Behörden Aussagen zurückgehalten haben, um eine möglichst strenge Verurteilung derjenigen Täter erreichen zu können, derer man überhaupt habhaft werden konnte, dann stellt sich die Frage, was noch so alles in den "Datensammlungen" der Behörden herumlungert. Und dann stellt sich schon fast zwingend eine noch sehr viel wichtigere Frage: Wenn schon bei solchen prominenten Fällen unter den Augen der Öffentlichkeit und der Medien so skrupellos Daten manipuliert wurden, in Zeiten, in denen die Behörden angeblich unter sehr viel strengerer Kontrolle standen und viel weniger Handlungsspielraum hatten und deren Arbeit insgesamt angeblich sehr viel schwieriger war, als sie es mit den "neuen" Sicherheitsgesetzen sein soll, was mag das alles dann für die Zukunft bedeuten? Wer überwacht die Überwacher? Wer kontrolliert die Kontrolleure?

Samstag, 21. April 2007

Das Training machts

Es gibt viele verschiedene und vielsagende Argumente dafür und dagegen, warum Promiskuität seitens des Mannes eine gute oder auch eine schlechte Sache sei. Selten habe ich jedoch eine so vehemente, aber dennoch absolut versachlichte Argumentation dafür von einer Frau gehört:

Wider dem Sprachchaos

Schule Kopftuch WoerterbuchGerne und nicht ganz zu Unrecht wird auf den hierzulande oft verzweifelt anmutenden Versuchen herumgeritten, die wir anstrengen, um Immigranten in unsere Gesellschaft zu integrieren. Nicht selten wird uns dabei vorgehalten, wie toll und fortschrittlich andere Länder in dieser Hinsicht doch seien und wie viel wir noch zu lernen hätten. Ganz besonders oft wird von manchen Fraktionen der Umgang mit der Sprache angeprangert. Bis hin zum "Sprachfaschismus" gehen die Vorwürfe und Forderungen, wie die Deutsche Nationalhymne auf türkisch oder Unterricht an Deutschen Schulen in der Heimatsprache der Zuwanderer abzuhalten, dürften noch vielen gut in Erinnerung sein.

Es gibt allerdings auch Länder, die gehen einen völlig anderen Weg, der in eine ganz anderer Richtung weist und dem kuscheligen Multi-Kulti harte, unnachgiebige Schranken setzt. Belgien zum Beispiel. Dort wurde bekannt, dass der Hersteller von Autoteilen, HP Pelzer, in seiner Firma ganz klare Regeln aufgestellt hat: Wer nicht holländisch spricht, der fliegt raus.
"Wir haben hier Leute aus Italien, Indien, Polen und Algerien. Wir wollen verhindern, dass sich Cliquen bilden."

Geert Vermote, human resources manager, HP Pelzer
Bislang wurde von den 125 Mitarbeitern zwei schriftlich verwarnt. Die dritte schriftliche Abmahnung bedeutet die Entlassung. Die Firma verteidigt die Regelung, die besonders von den türkischen Mitarbeitern als speziell gegen sie gerichtet verstanden wird, als nichts Besonderes:
"Das ist nichts Anderes als andere Regeln, die wir haben, wie zum Beispiel das Rauchverbot."

Geert Vermote, human resources manager, HP Pelzer
Belgien ist mit seinen drei Amtssprachen (Holländisch, Französisch und Deutsch) und einigen sehr komplizierten historischen Konflikten in Sachen Sprache ein nicht gerade einfaches Pflaster für jeden Versuch, sich sprachlicher Vorschriften anzunehmen. Schon deshalb bin ich gespannt, ob sich dieses Modell der erzwungenen Integration durchsetzen wird.

Sicher

ExplosionDer Wahnsinn scheint eine neue Art von Methode zu entwickeln. So melden die Medien, dass die USA ihren Bürgern hierzulande einige eindringliche Warnungen hat zukommen lassen und es wird auch darüber berichtet, dass die Sicherheitsvorkehrungen für US-Amerikanische Einrichtungen, wie zum Beispiel Botschaften, deutlich erhöht wurden. Auch ist zu lesen, dass man extremistische Gruppierungen islamistischer Fanatiker verdächtige, in Deutschland Attentate verüben zu wollen.

Was man aber nicht liest, sind Warnungen an das deutsche Volk. Besteht für uns etwa keine Gefahr? Wenn dem so wäre, warum macht sich dann ein Bundesinnenminister solch einen Kopf darum, wie gefährdet wir doch alle sind? Was bringen die vielen munter grassierenden Einschränkungen der Grundrechte, die in der jüngsten Vergangenheit angekündigt und umgesetzt wurden denn nun wirklich, wenn sofort die Panik ausbricht, weil amerikanische Einrichtungen in Deutschland "akut gefährdet" sein sollen? Etwa nichts? Oder bringen sie nur speziell im Falle eben dieser Einrichtungen nichts?

Da stellt sich die Frage, wieso und warum das wohl so ist. Arbeiten denn nicht die Geheimdienste international zusammen? Gab es da nicht dieses Zentrum, in dem sich angeblich die Geheimdienste der westlichen Welt gemeinsam über diverse Bedrohungen beraten sollen? Angenommen, die ganzen Maßnahmen sind dann doch berechtigt, weil eben doch die ganzen Maßnahmen und das ganze Abhören und Sammeln von Daten doch was bringt: Warum werden dann nur diese Einrichtungen geschützt? Warum nicht wir alle?

"Nur zur Vorsicht, man kann ja nie wissen" ist nur vordergründig stichhaltig, denn: Hieß es nicht, dass all die getroffenen Maßnahmen zum Schutze aller in der Bundesrepublik eingeführt wurden? Warum werden dann nur US-Bürger in Deutschland gewarnt? Entweder die Gefahr besteht, dann besteht sie prinzipiell für alle, oder die Gefahr besteht nicht, dann besteht sie für niemanden. Oder will es jemand Spezielles bewußt darauf ankommen lassen, damit hinterher Handlungsfreiheit für Änderung des Grundgesetzes herrscht? Schon sehr merkwürdig.

Noch viel merkwürdiger finde ich allerdings, dass eine Universität ausländischen Studenten riet, zu Hitlers Geburtstag für drei Tage die Wohnung nicht zu verlassen, weil man befürchte, dass es zu übergriffen durch Neonazis käme. Aus der Vergangenheit wisse man, dass Neonazis an solchen Tagen aktiver sind als sonst. Diese Awarnung an ausländische Studenten wurde aber nicht etwa von einer deutschen Uni ausgesprochen, sondern von der Moskauer Medizinischen Akkademie.

Militante, gewalttätige Neonazis in Russland zwingen Universitäten dazu, ihre Studenten zu warnen? Jenes Russland, in dem Demonstrationen gegen den Präsidenten mit brachialer Gewalt aufgelöst und oppositionelle festgenommen und Vertreter der Presse von Mitgliedern der Staatsorgane niedergeschlagen werden?! Jenes Russland, dass sich darüber aufregt, dass die USA ein Raketenabwehrsystem in bestimmten Ländern installieren will, um sich und seine Verbündeten vor Angriffen solch souveräner Staaten, wie zum Beispiel dem Iran und Nordkorea zu schützen und deshalb von einem neuen Wettrüsten spricht?

Was genau geht hier ab?!

(Quelle: Tagesschau, Stern)

Freitag, 20. April 2007

Abgeschafft

Gertrudenkirche OldenburgEs gibt Institutionen, deren Existenz viele als "gegeben" ansehen. Beispiele sind das Finanzamt oder die Feuerwehr und im übertragenen Sinne auch der Teufel und die Hölle - Letzteres zumindest für die, die an das Konzept von Erlösung und Verdammnis glauben. Nun sollte man annehmen, dass dieses Konzept, dem nicht unbeträchtliche Züge eines Dogma anhaften, aus der Sicht derer, die den Glauben vertreten, mithin der Kirche, als unabwendbare und unveränderliche Tatsache akzeptiert und wohl auch so erwartet wird.

Wie groß müssen Verwunderung und Erstaunen aller Gläubigen sein zu erfahren, dass die Struktur des Paradieses und besonders seines Gegenstückes, nämlich der Hölle, per Dekret geändert werden kann. Der Vatikan ist nach langer Überlegung zu dem Schluß gekommen, dass der Glaube an die Vorhölle abgeschafft gehört. In vorab veröffentlichten Auszügen aus einem Bericht der Internationalen Theologenkommission (ITK) des Vatikans heisst es, dass die Vorstellung der Vorhölle "zu streng" sei. Der traditionelle christliche Glaube an die Vorhölle wäre ohnehin der nie Teil der offiziellen Kirchenlehre gewesen. Dieser Glaube stelle eine "unzulässig eingeschränkte Sicht der Erlösung" dar, so die ITK.

Die Vorhölle kann per Dekret abgeschafft werden. Einfach so. Schnipps und weg ist sie. Das war doch auch schon früher mal mit den Sünden so. Schnipps und weg sind sie. Ok, etwas Geld und ein Zettel mussten den Besitzer wechseln, aber das sind nun wirklich unwichtige Details.

Irgendwie muss ich spontan an ein Kinderlied denken:
"... Ich mach mir die Welt
wi di wi di wie sie mir gefällt. ..."
(Quelle: Tagesschau)

Überschrift des Tages (24)

An manchen Tagen ist es nicht so sehr eine Überschrift, die zum Nachdenken anregt, sondern die Kombination mehrerer. Heute beglückt der Stern die Welt mit folgenden Highlights:

Die Deutschen sind zu fett, so steht es in irgendeiner Studie und angeblich sind wir sogar so fett, dass wir nur noch von den Amis übertroffen werden und das wohl auch nur ganz knapp. Darum lautet der Ruf von der Spitze der Politik folgerichtig:

Deutsche, speckt ab - Stern

Und als wäre das nicht genug, unterstützen Behörden diese Forderung tatkräftig:

Der Hungertod heißt Hartz IV - Stern

Aber dem Zynismus kann die Krone noch aufgesetzt werden. Direkt darunter finden sich zwei Überschriften, die das Elend des Desinteresses der Medienkonsumenten am Zustand dieser unserer Welt wohl besser dokumentieren, als kaum ein anderer Textabschnitt es jemals zu vermitteln in der Lage gewesen wäre:

Nackt auf dem Gipfel der Welt - Stern

(Quelle: Stern, danke Devender)

Flashmob Oldenburg

Bei uns fand einer der "legendären" Flashmobs statt. Was allerdings eigentlich ein eher ultra-geheim geplanter spontan wirkender Event mit möglichst großem Überraschungseffekt ist, artete beinahe in ein Volksfest aus.

Über das Internet angekündigt machte die Nachricht schon Wochen vorher die Runde und so versammelten sich ab 15:30 Uhr wohl fast alle Oldenburger zwischen 20 und 30 auf dem Julius-Mosen-Platz und harrten der Dinge, die da passieren mochten. Und das waren einige. Der Platz jedenfalls war gerammelt voll und selbst auf den gegenüberliegenden Straßenseiten standen die Leute in mehreren Reihen hintereinander und begafften die Horden. Überschlagen dürften rund 2.500 Leute oder mehr dort gewesen sein.

Um 16:00 Uhr ging es los: Ein kleines Grüppchen stürmte das in der Mitte großzüg freigelassene Areal und begann einen fingierten Streit. Dieser war als Startsignal für alle anderen vereinbart - und so kam es auch. Mehrere Hundert Leute stürmten johlend aufeinander zu und hatten einen riesen Spaß daran, sich gegenseitig die Federbehältnisse um die Ohren zu ballern.

Natürlich war die Tapirherde nicht nur dabei, sondern (fast) mittendrin:

Lustig war das auf alle Fälle und eigentlich hätte nur noch ein Würstchenstand und Musik gefehlt und die Party wäre perfekt gewesen.

Bin mal gespannt, ob wir hier so einen spaßigen Schwachsinn noch mal auf die Reihe bekommen.

Hier das Video von einem Bekannten dazu:

Donnerstag, 19. April 2007

Billige Bildung

GeldMal wieder hat Bayern eine Idee aufgegriffen, die manchem Beifall, anderen eher Stirnrunzeln entlocken wird. Es geht um die Schulen und die dort Arbeitenden. Die Schulen Bayerns sollen Selbständiger werden und so kam man dort auf die Idee, dass man sich doch durchaus aus dem nicht geringen Pool der Ein-Euro-Jobber bedienen könnte. So lässt sich preiswert der Schulhof bewachen und auch die Kantinen werden endlich sauber gehalten. Naheliegend: Warum nicht auch erkrankte Lehrer vertreten?

"Pädagogische Hilfskräfte" werden die neuen Kollegen genannt, die für einen Bruchteil des Lohnes eines "echten" Lehrers am Christoph-Probst-Gymnasium in Gilching Dienst tun. Für 15 bis 20 Stunden pro Woche halfen zuerst zwei Langzeitarbeitslose an der Schule aus, mal als Aufsicht in der Pause, mal als Vertretung. Dazu kam kürzlich noch eine Kinderpflegerin.

Es gibt sicher eine ganze Reihe Tätigkeiten an Schulen, die durch Langzeitarbeitslose ohne Probleme im Rahmen einer Ein-Euro-Tätigkeit ausgeübt werden können. Aber einen Lehrer ersetzen? Kann eine Kinderpflegerin einen Pädagogen mit Hochschulabschluss ersetzen? Das Kultusministerium in Bayern sieht das so.

Auf Nachfrage einiger Eltern beim Ministerium wurden von dort keinerlei Bedenken gegen diese Praxis geäußert. Im Gegenteil:
"Die Schule hat alles Mögliche getan, um einen weitergehenden Unterrichtsausfall in der Klasse zu vermeiden."
Kultusministerium Bayern, in Süddeutsche Zeitung
Die Schule, noch dazu ein Gymnasium, als Experimentierfeld für Kostensenkung und Beschäftigung von Geringqualifizierten und Langzeitarbeitslosen? Zwar war nicht nur mir schon länger klar, dass es nicht immer einfach ist, ausreichend viele Lehrkräfte zu finden und diese auch zu für den Staat vertretbaren Kosten zu beschäftigen. Das jetzt aber ausgerechnet das Bundesland, das nicht zu unrecht Stolz auf seinen Bildungsstandard ist damit anfängt, die Bildung dem Preiskampf zu opfern, macht mir Angst.

(Quelle: Süddeutsche Zeitung)

Bei Anruf Integration

Kleiner Corc am TelefonBayern, bekannt für seine zuweilen eigenwillige Auffassungen von Recht, Moral, Sitte und Anstand, hält es für vollkommen legitim öffentlich zum Denunzieren aufzufordern. So richtete man dort Hotlines für Rechtsextremismus und für Islamisten ein. Der Verfassungsschutz in Bayern stellte jetzt fest, dass die Hotline für Rechtsextremismus durchaus genutzt werde und wichtige Erkenntnisse liefere, jedoch die für Islamisten bis heute vollkommen ungenutzt geblieben sei. Die Verfassungsschützer sehen die Ursache für die fehlenden Denunziationen von Islamisten darin, dass sich Muslime nicht mit der deutschen Gesellschaft identifizieren.

Denunziantentum als Kennzeichen gesellschaftlicher Identifikation und Integration. Auf solche Ideen kann man wahrscheinlich wirklich nur in Bayern kommen.

(Quelle: n-tv)

Überschrift des Tages (23)

Nein, nicht ganz. Noch können auch im Mittleren Osten Erze keine Zentrifugen in Betrieb nehmen. Was N24 vielmehr mitteilen wollte war, dass der Iran Zentrifugen für die Anreicherung von Uran in Betrieb genommen hat. Das ist nicht weniger beunruhigend, ergibt als Überschrift aber irgendwie mehr Sinn.

(Quelle: N24)

Mittwoch, 18. April 2007

Kirche und Wissenschaft

Papst Benedikt XVI.Der Papst macht zurzeit mal wieder von sich und seiner Sache reden. Nicht nur, dass der ältliche Herr jüngst seinen 80. Geburtstag feiern durfte, er verkündete auch das Erscheinen seines Buches, an dem er in seiner Freizeit gearbeitet habe. Dieses Buch ("Schöpfung und Evolution", Sankt Ulrich Verlag) sei nicht als Werk in seiner Funktion als Papst zu sehen, sondern als Beitrag des Religionswissenschaftlers, der er ja gleichzeitig auch sei und aus dieser Kombination ergibt sich eine eigentümliche Perspektive auf jene Versammlung, die aus dem Verkauf von Dogmen nicht unerhebliche Mengen Geld zu machen weiß.

Noch der Vorgänger hatte gezeigt, dass die Kirche sich nicht vor der Wissenschaft verschließen kann, ohne in profunde Schwierigkeiten zu geraten. Deshalb wurde Galileo Galilei rehabilitiert und seine Ideen als nicht im Widerspruch zum Weltbild der Kirche stehend. Trotzdem gibt es noch genügend offene Fragen, so zum Beispiel die Frage der intelligenten Schöpfung, die im Widerspruch zur Evolutionstheorie Darwins steht. Aus diesem Disput erwachsen profunde Probleme für die Kirche und ihre Anhänger.

Grund genug für den Papst sich des überspannenden Problems zu widmen und zu versuchen für Ruhe zu sorgen. Das tat er denn auch, wenn auch nicht unbedingt so, wie es nach den Ansätzen seines Vorgängers zu erwarten gewesen wäre. Der Papst erklärte kurzerhand, dass es der Wissenschaft nicht nur nicht alle Fragen beantworten könne, sondern es ihr obendrein verboten sei, alle sich stellenden Fragen zu beantworten. Die wissenschaftliche Erkenntnis hatte er ja bereits früher schon zu "einer Erkenntnisquelle unter vielen" herabgestuft, was alle Scharlatane und Wunderheiler, Seher und Orakel dieser Welt hellauf begeistern dürfte. Der Mensch müsse sich der "schöpferischen Vernunft" anvertrauen.

Schöpferische Vernunft war es übrigens, die Ablasszettel und die Spanische Inquisition hervorbrachten, Kreuzzüge initiierten und die Sonne als Zentrum des Sonnensystems verneinten. Auch stellt wohl kaum jemand die Geschichtsschreibung insgesamt in Frage, nur weil nicht minutiös jedes Ereignis rekonstruiert werden kann. Selbst die Kirche, die sich der Wissenschaft in diesem Punkt ausgiebig bedient, stimmt darin überein. Eine Transferleistung dieser Erkenntnis auf einen anderen, nicht unähnlichen Bereich, nämlich den der Evolutionstheorien, verneint sie jedoch vehement.

Die Kirche wehrt sich gegen die Erkenntnis der undogmatischen Moderne, in der Plausibilität mehr zählt, als die Überzeugung, dass etwas "nun mal eben so sei". Wie schon bei vielen anderen Fällen hat sich gezeigt, dass die Kirche im Wettkampf mit der wissenschaftlichen Erkenntnis nicht gewinnen kann. Zu oft musste die Kirche zugeben, sich geirrt zu haben. Zu oft musste die Kirche eingestehen, Fehler gemacht zu haben, auch wenn in klassischer Wortspielerei vermieden wird zuzugeben, dass man tatsächlich Fehler gemacht habe.

Im Endeffekt zeigt sich bei all diesem Gehabe jedoch nur eins wirklich deutlich: Die Kirche hat Existenzangst. Zunehmend gerät ihr der Zweck, der Auftrag, der die Menschen vereinende Kern abhanden. Zunehmend fragen sich die Menschen, was sie mit einer dogmatischen Religion anfangen sollen, die im Alltag mehr Probleme bedeutet als Hilfe. Daraus erklärt sich auch, warum immer mehr Sekten und damit vergleichbare Organisationen so erfolgreich werden können: Viele Menschen sind auf der Suche nach einer "höheren Weisheit", nach einer Lebensweisheit jenseits des wissenschaftlichen Disputes. Genau das kann jedoch die Kirche in ihrer gegenwärtigen Haltung nicht leisten, denn zu sehr versteift sie sich mit ihren dogmatischen Setzungen auf genau jene Fragen, die die wissenschaftliche Erkenntnis mit Nachdruck zu beantworten sucht.

Vielleicht täte die Kirche besser daran sich aus der Wissenschaft zu verabschieden und sich stattdessen auf das Gebiet zu spezialisieren, in dem sie eine glaubwürdige Autorität darstellt, nämlich auf dem des Zusammenlebens der Menschen.

Sicherheit für alle

Der Staat will den gläsernen Bürger. Er will jederzeit alles über ihn wissen und er setzt alles daran, dieses Ziel zu erreichen. Im Zuge der Bekämpfung des internationalen Terrorismus wurden nahezu unreflektiert verschiedensten Eingriffen in die Grundrechte Tür und Tor geöffnet, deren Sinnlosigkeit sogar von denen eingestanden wird, die diese Maßnahmen gefordert haben.

Ganz weit vorne auf dieser Liste ist die Kameraüberwachung, die angeblich der Verhinderung von Straftaten dienen soll, was jedoch widerlegt ist. Aber wenigstens soll sie bei der nachträglichen Aufklärung der Straftaten helfen, allerdings stellt das jeden unter einen Generalverdacht, der so nicht zulässig ist. Also schlagen die paranoiden Kontrollfetischisten der Politik jetzt einen dritten Weg ein, die von ihnen so innig geliebte Kameraüberwachung flächendeckend umzusetzen. Sie behaupten, dass die Überwachung von den Bürgern gefordert wird!

Neulich titelte die lokale Zeitung hier:

Eine Befragung von 848 Oldenburgern habe ergeben, dass zwei Drittel der Bevölkerung eine Überwachung durch Kameras wolle. Eine interessante Schlussfolgerung, denn die Tapirherde war teil dieser Befragung und bei der ging es zwar um so wichtige Dinge wie "gefühlte Sicherheit" (ziemlich hoch) und ob man denn mehr Polizei auf der Straße sehen wolle (nein, sinnvoller wären da andere Maßnahmen, aber das ist ein anderes Thema) und wo subjektive Problemviertel gesehen werden (Gibt es so was hier überhaupt?), aber von Kameraüberwachung und ob ich diese will war bei dieser Befragung nicht die Rede.

Da stellt man sich dann doch die Frage, wie die Verantwortlichen zu diesem Schluss kommen, dass die Bevölkerung, von der ja immerhin 848 befragt wurden, also knapp ein halbes Prozent der Bevölkerung, zu zwei Dritteln für eine Überwachung öffentlicher Wege und Plätze wäre.

Diese Stadt liegt damit voll auf der Linie des Bundesinnenministers, der heute bekannt gab, dass er die Unschuldsvermutung nicht gelten lassen wolle:

"Die Unschuldsvermutung heißt im Kern, dass wir lieber zehn Schuldige nicht bestrafen, als einen Unschuldigen bestrafen. Der Grundsatz kann nicht für die Gefahrenabwehr gelten. Wäre es richtig zu sagen: Lieber lasse ich zehn Anschläge passieren, als dass ich jemanden, der vielleicht keinen Anschlag begehen will, daran zu hindern versuche. Nach meiner Auffassung wäre das falsch."

Wolfgang Schäuble, im Stern
"Gefahrenabwehr" meint in diesem Zusammenhang nicht etwa die Gefahr, dass ein Deich bricht oder etwa die Gefahr eines Verkehrsunfalls, sondern generell alles, was im Behördendeutsch als Gefahr eingestuft wird und das wiederum ist alles, was gegen irgendein Gesetz oder eine Verordnung verstößt. Herr Schäuble sagt nichts anderes, als dass der Grundsatz der Unschuldsvermutung zwar vielleicht für die Justiz gelten mag, die vielleicht im Nachhinein entscheidet, ob die von den Sicherheitsbehörden getroffenen Maßnahmen aufrechterhalten werden, aber für die Sicherheitsbehörden gilt dies nicht.

Mit anderen Worten: Gegenüber der Polizei muss der Bürger beweisen, dass er unschuldig ist und nicht etwa die Polizei muss nachweisen, dass derjenige schuldig ist. Das frappierende daran: Ein Kernprinzip der Rechtstaatlichkeit wird vor den Augen aller abgeschafft und scheinbar niemanden interessiert es.

"Alle Experten sagen, es sei nicht eine Frage des Ob, sondern nur noch eine Frage des Wann des nächsten Anschlags. In dieser Zeit leben wir"

Wolfgang Schäuble, im Stern
Wir leben auch in einer Zeit vor dem nächsten Meteoriteneinschlag, vor der nächsten Sturmflut und vor dem nächsten Reaktorunfall und vor dem nächsten Krieg. Entscheidend für eine Gefährdungsanalyse ist nicht, ob eine Gefahr grundsätzlich besteht, sondern wie konkret diese Gefahr ist. Herr Schäuble ist der Meinung, dass die Gewährleistung von Sicherheit für Leib und Leben seiner Einwohner ein wesentlicher Teil der Aufgabe des Staates ist. Dafür darf seiner Meinung nach jedes Grundrecht eingeschränkt oder aufgehoben werden. Nicht nur ein Fehler, der in der Geschichte schon häufiger begangen wurde, sondern auch erschreckend kurzsichtig, denn mit dieser Argumentation und der sich anschließenden Handlungseuphorie kann der Bürger vom Staat beliebige "Schutzmaßnahmen" erzwingen: Wo sind unsere Bunker? Wo die Meteoritenabwehranlagen? Wo sind unsere Atombombenabwehreinrichtungen? Wo ist unsere schlagkräftige Armee, die uns alleine vor jeder Gefahr beschützen kann? Oder weshalb gilt diese Forderung für diese Probleme nicht?

Mittwoch, 11. April 2007

Partyfotos (8)

Ein paar Bilder aus dem Urlaub von einer Party am Osterwochende:

Dienstag, 3. April 2007

Eine Frage des Geldes

Bundestag PlenumDas muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: In Niedersachsen wird es aller Wahrscheinlichkeit nach die mit Abstand laschesten Regelungen zum Schutze der Gesundheit in Sachen Rauchen geben, weil sich die Parteien von der Tabakindustrie ihre Fress- und Saufgelage bezahlen lassen. Nicht etwa, dass es zu verschämten Reaktionen käme, weil jemand das auf Heller und Pfennig vorrechnet, wer wann welche Party in welcher Höhe bezuschusst hat - in Fachkreisen spricht man von Sponsoring - nein, weit gefehlt. Die niedersächsische CDU besitzt auch noch die Dreistigkeit das eigene Vorgehen mit der Bemerkung zu rechtfertigen, dass man ja nur halb so viele Sponsorengelder kassiert habe, wie die SPD-Regierung vorher. Natürlich wird dabei nicht erwähnt, dass die CDU hier noch längst nicht so lange an der Regierungsmacht ist, wie die SPD vorher war. Lobbyismus in Reinform: Sie brauchen ein Gesetz? Alles eine Frage des Geldes.

Wie sehr politische Entscheidungen gerade bei den großen "Volksparteien" davon abhängen, wer wie viel für was bezahlt, sieht man auch ganz besonders schön bei dem Thema "Deutschland kümmert sich um seinen Nachwuchs". Unsere Familienministerin hat sich wohl gedacht "wenn man den Leuten eine schöne, knackige und handfeste Kinderbetreuung an die Hand gibt, dann haben die auch keinen Schiss mehr davor, durch ihren Nachwuchs den Job zu verlieren." Ist ja eigentlich nicht so weit weg von der Realität, wenn man sich so ansieht, wie die Leute ihre Kinderlosigkeit begründen.

Entsprechend groß war auch der Zuspruch aus allen Richtungen, aber der CDU war das wiederum nicht geheuer und so wurden der Ministerin mal eben die Flügel gestutzt. Der "Kompromiss", der zwar schon im Koalitionsvertrag Jahre vorher vereinbart wurde, wird als "tollste Errungenschaft" verkauft und man hofft auf das Schweigen des dummen Bürgers. Weit gefehlt. Also lässt man der Frau Familienministerin mal wieder etwas mehr Leine und die prescht auch sofort los. 750.000 Krippenplätze fordert sie und macht damit Werbung für eine nachwuchsfreundliche CDU.

Bis man das Kleingedruckte liest. Diese rund 500.000 Plätze mehr sollen nicht etwa "morgen" oder "in diesem Jahr" entstehen, sondern ungefähr bis 2013, also innerhalb der nächsten fünf Jahre. Und dann sollte man sich darüber im Klaren sein, dass das nur etwa ein Drittel des tatsächlichen Bedarfs abdecken können wird: Nur jedes dritte Kind wird dann überhaupt einen Krippenplatz in Anspruch nehmen können. Immerhin: Wir hätten dann - wenn es denn überhaupt soweit kommt - in "nur noch" fünf Jahren als eine der eigentlich führenden Nationen der EU wenigstens schon mal den Durchschnittswert aller anderen EU Länder erreicht.

Naja, und damit Bernd Bürger nicht auf dumme Gedanken kommt, einigt man sich nebenbei dann auch gleich noch darauf, dass es keinen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz geben werde. Weil das eine Prozesslawine in Gang setzen würde, weil sich Bund, Länder und Gemeinden einfach nicht dazu in der Lage sehen, den tatsächlichen Bedarf auch zu decken. Wegen des Geldes. Weil das ja schon so eine Milliarde Euro kostet. Daraus werden dann später auch mal drei Milliarden.

Im Klartext bedeutet das: Man lässt ein Vorhaben verkünden und nennt ach so tolle Zahlen, vermeidet aber gleichzeitig auch, dass diese Zahlen in irgendeinem naheliegendem Zeitraum auch nur annähernd relevant werden könnten. Und falls sich wider Erwarten doch irgendwann irgendjemand an so was erinnern sollte, dann verhindert man gleich noch mit, dass man irgendwem daraus einen Strick drehen könnte.

Das Allerschlimmste an der Sache ist aber, dass sich die Verantwortlichen absolut darüber im Klaren sind, dass sie so ganz bestimmt nichts gegen die immer weiter zurückgehenden Geburtenzahlen tun. Sie wissen, dass sie so nicht das Geringste dazu beitragen, dass die Bevölkerungszahlen sich stabilisieren. Und es ist ihnen absolut egal: Bis die jetzt entscheidenden Politiker in Pension gehen, wird ihre garantierte Altersversorgung bestimmt nicht angetastet und Deutschland bestimmt nicht entvölkert sein.

Schade eigentlich.