Donnerstag, 29. März 2007

Handschuhe. Presse und Politik

Da posiert eine erwachsene Frau in durchaus ungewöhnlichem, ja sogar ausgefallenem Outfit für eine Zeitung. Die Zeitung veröffentlicht die technisch und fotografisch wirklich gut gemachten Bilder und setzt Text dazu. Und das Resultat ist ein politischer Skandal ersten Ranges.

Frau Pauli, die Landrätin aus dem Lederhosenländle, die nach gängiger Lesart als nicht völlig unbeteiligt an der Absetzung von König Eddie dem Ersten von Bayern gilt, war schon lange dafür bekannt, nicht unbedingt in jedes konservative Schema zu passen. Die Dame fährt immerhin eine Dukati und ist auch sonst nicht unbedingt dafür bekannt, der Publicity um die eigene Person abgeneigt zu sein. Wenn das eigene Aussehen dabei hilfreich ist, um so besser.

Frau Pauli hatte sich für die Zeitschrift "Park Avenue" ablichten lassen. Eine Bildfolge zeigt sie mit gemalten Augenmaske und schwarzen Latexhandschuhen, weißer Bluse und langem, dunklen Rock. Was bei Models oder Popstars und -Sternchen in der Boulevardpresse bestenfalls noch als "bieder" oder "schon tausendfach gesehen" kommentiert würde, sorgt in dieser Kombination für helle Aufregung. Latexhandschuhe! In schwarz! Wie kann sie nur!

Also bei allem Verständnis für Prüderie und Sensationslust: Die Dame hatte nur schwarze Gummihandschuhe (die einem in jedem billigeren Sexshop nachgeworfen werden) zusätzlich zum sonstigen Outfit an. Weder war sie nackt, noch hat sie auf den Bildern jemandem den Arsch versohlt. Sie hatte Mut, von sich ungewöhnliche und moderne Bilder machen lassen. Was genau ist also das Problem? Oder sind etwa alle neidisch darauf, dass Politiker nicht alle so aussehen wie Tante Angie oder Mutti von der Leyen? Angst davor, dass der Bürger den Politiker als Menschen erkennen könnte, der mehr als nur eine Fassette hat?

Ein typisches Beispiel für "ad homini Attacken": Wenn man sich in Sachfragen nicht mehr zu helfen weiß, dann greift man eben den Menschen an.

Das schafft wirklich Vertrauen in die deutsche Politik...

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