Freitag, 12. Januar 2007

Öl und Strom und Geld

Raffinerie PipelineVor ein paar Tagen da gab es ziemliches Geschrei wegen "der bösen Russen". Die hatten nämlich "einfach so" eine Ölpipeline geschlossen. Warum und wieso ist eigentlich jedem so ziemlich egal, denn "die Russen sind schuld" - sagen jedenfalls die Spezialisten mit ihrem allumfassenden Thekenfachwissen und die müssen es ja wissen. Jedenfalls fiel einigen Leuten auf, dass wir irgendwie ziemlich abhängig von anderen Leuten sind, wenn es um Energie geht.

Erst neulich hatten wir ja die Debatte mit dem Erdgas, bei der dann doch ein paar Fragen offen blieben. Zum Beispiel: Warum muss man in manchen Bundesländern für dieselbe Menge Erdgas fast doppelt so viel bezahlen wie in anderen? Eine Frage, die die Energiekonzerne irgendwie nicht beantworten wollen, was jetzt die Politik auf den Plan gerufen hat. Eine andere Debatte dreht sich seit Jahrzehnten um den Benzinpreis und die überhaupt nicht auffällige Preisgestaltung. Um so erstaunlicher, dass das Schließen der Pipeline nicht zur Explosion des Benzinpreises geführt hat, während sonst ein Husten im Mittleren Osten dazu führt, dass hier der Benzinpreis steigt - das wir hier bloß knappe 23% unseres Öls aus der OPEC bekommen spielt dabei natürlich keine Rolle.

Jedenfalls nutzten manche Politiker die so entstehende Diskussion, um sich mit der Energielobby anzufreunden. Das Thema Atomstrom und der Ausstieg vom Ausstieg steht zur Debatte. Die Energeikonzerne wollen die Atomkraftwerke weiter betreiben, weil sie enorm profitabel sind, weil Atomstrom sicher ist und überhaupt geht es nicht ohne, wenn wir unser weltbestes Stromversorgungssystem aufrecht erhalten wollen. Der Rest ist dagegen, weil das Problem der radioaktiven Abfälle nicht gelöst ist.

Dem hält die Pro-Atomkraft-Fraktion entgegen, dass man ja sehr wohl sehr gute Endlagerungesstrategien habe, die "absolut sicher" sind. Das sieht man ja zum Beispiel in der Champagne. Ein besonderes Problem sind dabei die hochradioaktiven Abfälle, wie zum Beispiel Plutonium, das viele tausend Jahre radioaktiv ist (Halbwertszeit 24.110 Jahre). Bislang wurde Plutonium in speziellen Keramiken versintert und die "Atomlobby" sah das Problem als "gelöst" an. Wie gesagt: Bisher. Britische und amerikanische Forscher konnten jetzt nachweisen, dass diese Lösung zwar toll, aber untauglich ist. Das Plutonium "zerstrahlt" im Laufe der Zeit diese Keramik, die sich dadurch auflöst, aber das ist wahrscheinlich eine andere Geschichte.

Aber Warum hatte Russland jetzt eigentlich den Hahn zugedreht? Was haben die Deutschen eigentlich falsch gemacht? Die Antwort ist so einfach wie offensichtlich: Gar nichts. Es ging dabei nicht um uns. Es ging um jemand ganz anderen. Es ging um Weißrussland und deren Verhalten. Dort war (und ist) man der Meinung, dass man sich aus dem Öl, dass durch die Pipeline transportiert wird, bedienen dürfe. Man umschreibt das Ganze als "Durchleitungsgebühr". Diese "Gebühren" wurden so nie vertraglich vereinbart und Putin-Land hat über die Höhe der "Gebühren" eine völlig andere Ansicht hat als Lukaschenko-Land.

Vielleicht - ich bin da Optimist - verstehen jetzt ein paar Leute mehr, warum Putin-Land zu uns durch die Ostsee Pipelines zu uns bauen will und zwar mit voller Absicht an Lukaschenko-Land (und auch an Kaczynski-Land) vorbei und warum diese beiden Länder das überhaupt nicht lustig finden.

Ich bin gespannt, wie diese Debatte weitergeht.

(Quelle: n-tv, wissenschaft.de, FAZ, Spiegel)

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