Donnerstag, 27. Juli 2006

Gelbe Säcke

Die Bildzeitung vermeldete "neulich":
Bild Gelber Sack

Das Umweltbundesamt dementierte das ziemlich ausführlich. Tenor:
"Die Trennung von Abfällen aus den Haushalten steht nach Meinung des Umweltbundesamtes nicht in Frage."
Seit ungefähr einer Woche versuche ich nun schon bei verschiedensten Verteilstellen der "Gelben Säcke" eben diese zu ergattern - erfolglos. Mein in maßloser Selbstsucht angelegter Vorrat von sage und schreibe einer Rolle ist nämlich seit eben dieser Zeit restlos aufgebraucht.

Dachte ich zunächst an einen Lieferengpaß (kommt ja in den besten Familien mal vor), wurde ich inzwischen darüber in Kenntnis gesetzt, dass man (Zitat)
"Ohne Angabe von Gründen nicht mit Gelben Säcken beliefert wird, weil die Kunden gefälligst sparsam mit ihren gehorteten Vorräten umgehen sollen"
Sparsam... nun, ich komme mit einem solchen Beutel etwas länger als eine Woche aus. Dann ist der voll - und ich meine VOLL. Da hier der "Restmüll" in "Gemeinschaftstonnen" homöopathischer Größe gesammelt wird, sind diese auch nicht gerade als "Endlager" geeignet, zumal die Nachbarn zu gerne darauf hinweisen, dass man doch bitte an die Mülltrennung denken solle - vermutlich sind irgendwo Überwachungskameras angebracht und der lokale Gauleiter kommt sofort angehetzt, sobald ich in verwerflicher Absicht meinen Müll endlich mal loswerden will.

Die letzte Diskussion mit dem Gauleiter Herrn der Fliegen verlief unbefriedigend, denn er meinte allen ernstes, ich würde mir das ja nur ausdenken mit den Gelben Säcken. Also nahm ich ihn beim Wort und schleppte ihn mit auf die Beschaffungsodyssee.

Erster Laden:
"Nein, haben wir nicht. Keine Ahnung wann wir wieder welche bekommen."
Zweiter Laden:
"Tut mir leid, aber wir wissen nicht, OB wir ÜBERHAUPT nochmal welche bekommen."
Dritter Laden, ein Schild:
"Zur Zeit keine Gelben Säcke vorrätig"
Zum vierten Laden wollte der Blockwart dann nicht mehr mitkommen und faselte etwas von "dringende Termine" und "Eigenverantwortung" und "Vorratshaltung". So schlenderte ich gut gelaunt nach Hause, während der Wächter der Mülltonnen schnellen Schrittes davon eilte.

Zu Hause angekommen stopfte ich seelenruhig einen Großteil meines Recyclingmülls in die Abfalltonne. Ich hätte vorher Wetten abschließen sollen. Kaum wollte ich den Deckel schließen, erklang die liebreizende Stimme der stellvertretenden Bezirksoberaufseherin aus ihrem Fenster:
"Für sowas gibt es Gelbe Säcke! Das gehört nicht in den Restmüll! Ich werde sie beim Vermieter melden!"
Mein freundliches Angebot, doch eben mitzukommen und mir Gelbe Säcke zu besorgen, lehnte sie aus mir völlig unverständlichen Gründen ab und klappte stattdessen Mund und Fenster (und ich die Tonne) zu.

Vielleicht hat die Bildzeitung ja doch Recht und es hat sich bloß noch nicht überall herumgesprochen... Wer weiß das schon so genau? Jedenfalls bin ich gespannt, wie sich das UBA denn im Detail vorstellt, wie der Recyclingmüll ohne Gelbe Säcke entsorgt werden soll. Die Variante "einfach lose an den Straßenrand stellen" haben bereits ein paar Nachbarn erfolglos ausprobiert. Der Abfall, sorry, die Wertstoffe(!) blieben unbeachtet liegen und landeten schließlich ebenfalls im Restmüll.

Falls es demnächst wieder irgendwo in meiner Gegend Gelbe Säcke geben sollte und ich sogar welche bekommen sollte, werde ich genau das tun, was die Betreiber dieser Recycling-Gängelei verhindern wollten: Ich werde mir einige Rollen auf Halde legen. Für schlechte Zeiten.

Oder für den nächsten Umzug.

1 Kommentar:

  1. Ta-daaaa

    Du hast gerufen? Ich bringe Dir gleich 'ne Rolle Säcke (gelb, Einweg, nicht recyclebar) mit.

    :-)

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