Freitag, 28. April 2006

Geld machen (6) - Microsoft

TV im FensterTV und Chatten gleichzeitig ist eine Erfindung von Microsoft. Das jedenfalls ist der Inhalt eines kürzlich bestätigten Patents, das dem Konzern aus Redmond in den USA gewährt wurde. Im Patent wird ein sogenannter "multimode interactive television chat" beschrieben. Der Zuschauer kann Links, die vom Fernsehsender übertragen werden direkt anwählen und so die jeweiligen (produktbezogenen) Webseiten aufrufen, wozu auch "Chatrooms" gehören können.

Das wirklich "Neue" daran dürfte für die meisten wohl kaum die Tatsache sein, dass mit Hilfe von TV-Karten ein Fernsehbild auf einem Monitor dargestellt werden kann, dass dieses Fernsehbild auch in einem eigenen, nicht den ganzen Monitor ausfüllenden Fenster laufen kann, während der Anweder mit anderen Programmen andere Aufgaben erfüllt oder eben chattet, wie es im Patent formuliert wird:
"displaying the video signal and the one or more chat communications on the display in a first display mode, such that the video signal is displayed in a first frame that has a corresponding size and position on the display, and such that the one or more chat communications are displayed in a second frame that has a corresponding size and position on the display."
TV KarteEinigermaßen "neu" dürfte (wenn überhaupt) wohl eher sein, dass sich Microsoft auch das Patent für das Herausfiltern von Links aus dem Fernsehprogramm und dem Verfügbar machen für andere Anwendungen geangelt hat. Es stellt sich nahezu zwingend die Frage, ob von jetzt an die Hersteller von TV-Anwendungen für PC's und so weiter in Zukunft für das Darstellen des TV-Bildes in einem eigenen Fenster und nicht im Vollbildmodus Lizenzgebühren an Microsoft zahlen müssen. Oder vielleicht müssen solche Fernsehprogramme dann eine Art Sperre für andere Aplikationen auslösen, wer weiß?

Eine langfristige Folge wird aber auch sein, dass sich das Web weiter vom interaktiven Medium immer weiter hin zu einem durch wenige Firmen gestalteten reinen Einweg-Konsum-Medium entwickeln soll, weg vom für die Wirtschaft schwierigen - weil unkontrollierbaren - Medium der offenen Dialoge und Kommunikationswege in alle Richtungen. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis durch das heute schon übliche Productplacement in Filmen und Serien, die zunehmend weniger verheimlichen wenig mehr zu sein als Werbesendungen mit redaktionell gestaltetem Inhalt automatisch im Vernetzten Haushalt feststellen, dass das gerade beworbene Produkt in diesem Haushalt noch fehlt und der freundliche Verkäufer am Telefon ein Angebot macht, dem man einfach nicht widerstehen kann.

Das Fatale daran ist, dass das klappen wird, denn die große Mehrheit der Konsumenten da draußen ist sich der Gefahren und Probleme dieser Entwicklungen nicht nur nicht bewusst, sie haben auch kein Interesse daran, über diese Probleme nachzudenken.

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